Donnerstag, 13. August 2009

Tango im Film 14: Schindlers Liste

Wieder einmal finde ich kaum Zeit, längere Beiträge zu verfassen. Gut! Dann gibt es eben ein kurzes Video. Es sind Szenen aus Schindlers Liste von Steven Spielberg (1993) unterlegt mit Por una cabeca gesungen von Carlos Gardel. Ich finde diese (Video-)Bearbeitung wirklich gelungen und die Blicke, die Kommunikation ohne Worte, die vermittelt wird, hat doch sehr viel mit dem Tango zu tun.

Und es ist schon ein wenig eigenartig. Por una cabeza begegnet mir innerhalb weniger Tage zum zweiten Mal (dieser Tango kam auch in dem Film Der letzte Applaus vor). Ich verlinke hier auch noch den Text (im spanischen Original und in der englischen Übersetzung).



So. Und dann war ich noch neugierig, ob es irgendwelche Informationen zum Thema: "Tango im 3. Reich" im Internet gibt. Beim Googlen fand ich auf Anhieb diese Seite. Tango-Bubis bzw. Tango-Jünglinge waren Schimpfworte in der NS-Zeit (wenn man die ganze Seite liest, dann weiß man, dieser Sprachgebrauch hat sich auch noch in der ehemaligen DDR fortgesetzt).

"Der HJ Streifendienst nahm seine Aufgabe der Überwachung von 'Verwahrlosungs- und Zersetzungserscheinungen' in Eimsbüttel mit Härte wahr. "Tango-Jünglinge" oder "Swing-Heinis" wurden von den Streifendienstlern oft brutal verprügelt. Der Eimsbüttler Swing-Heini Gunter Lust erinnert sich:
'Immer wieder wurde man aus den Lokalen und Kinos herausgeholt, verprügelt und zu Wochenendarbeit verurteilt. Dies schmeckte uns gar nicht. Mich hatte die Streifen HJ eines abends, als man mich nach 22 Uhr noch auf der Straße antraf, in ein Treppenhaus gezerrt und gottjämmerlich verprügelt. Meine Freundin, die ich bei mir hatte, ließ man wieder laufen.'..(...)
Solche Schlägereien hatten nichts mehr mit den harmlosen Kämpfen "Straße gegen Straße" zu tun, die die Kinder und Jugendlichen in Eimsbüttel immer einmal wieder gegeneinander austrugen und von denen viele Zeitzeugen noch heute mit Begeisterung berichten. Das war bitterer Ernst. Einige Jugendliche, die sich zur Wehr setzten, gerieten sogar in die Fänge der Gestapo."(HBS)

3 Anmerkung(en):

Unknown hat gesagt…

Nazis und Argentinien ist ja auch so ein Thema:
Ein Kollege, hauptsächlich auf Tango-Reise, schaute sich das ländliche Argentinien an. Wobei er auf ein Dorf stiess, in dem fast ausschliesslich Deutsch gesprochen wurde, und der Ort von Hakenkreuzen, nur so übersäht war (in den Häusern zumindest ...).
Da war er doch ein bisschen geschockt.
Was Argentinien wohl so attraktiv gemacht hat?

Murka hat gesagt…

Ich frage mich überhaupt, wie ist eigentlich die erhältnis zwischen Tango und eine Diktatur. Ich komme aus der ehemaligen Sowjetunion, da war Tango in den kommunistischen Zeiten nicht erwünscht oder halb verboten. Ich vermute, dass kommt daher, dass Tango viel mit der Freiheit zu tun hat, dass da keine vorgegebene Schrittfolge gibt, dass die Tangueros anders aussehen als die breite Masse, dass sie sich ein Stück entziehen...Tango hilft vielen von uns dabei keine feste Bindungen einzugehen, weil wir so wunderschön die Nähe in Tango empfinden können.

cassiel hat gesagt…

@krzive
Was Argentinien wohl so attraktiv gemacht hat? 
Es war wohl nicht der Tango. Viele NS-Verbrecher wähnten sich augenscheinlich in Argentinien sehr sicher und es gab vermutlich einige Drahtzieher, die diese Massenflucht regelrecht organisierten. Die politische Führung des Landes nach Kriegsende hatte wohl auch nichts dagegen.

@Murka
Tango und Diktatur? Deine These: Der Tango [habe] viel mit der Freiheit zu tun ist vielleicht ein Teil der Wahrheit. Ich denke aber auch, jede Diktatur sucht äußere (gemeinsame) Symbole der Macht (Jugendorganisationen, Massenaufmärsche usw.). Fremdartiges wird als Bedrohung des Machtanspruchs betrachtet und deshalb abgelehnt.

Danke für Eure Kommentare.