Montag, 30. November 2009

Für die neue Woche 39: Aníbal Troilo, Floreál Ruíz - Yuyo verde

Das vergangene Wochenende stand bei mir musikalisch unter dem Eindruck des Werkes von Aníbal Troilo - da hatte ich erheblichen Nachholbedarf. Natürlich habe ich ein paar CDs von ihm und ich spiele ihn auch regelmäßig beim Auflegen. Bislang war mein emotionaler Zugang zu seinen Interpretationen für mein Empfinden unzureichend. Ich habe ihn bislang nicht so geliebt, wie ich andere Interpreten liebe. Eine Spätfolge des Films Tango Lesson? Ich weiß es nicht. Ich habe beispielsweise zu Quejas de bandoneón nie einen besonderen Zugang gefunden. Also gut! Ich habe mir intensiv verschiedene Aufnahmen angehört und siehe da, mich packte es und ich habe endlich den emotionalen Zugang zu diesem Interpreten gefunden. Erleichterung macht sich breit (ich dachte schon, mit mir stimmt etwas nicht).
Ich habe die Sammlung der größten Instrumentalerfolge (aus der Serie: "Tango Argentino 20 Temas") mehrmals angehört und sein Werk an Vokaltangos (u.a. mit Fracisco Fiorentino, Alberto Marino, Jorge Casal, Raul Beron, Roberto Goyeneche) im Vergleich gehört. Jetzt fühle ich mich vertrauter. Das waren drei Abende mit jeweils mehreren Stunden spannender musikalischer Entdeckungen.

Ich möchte hier noch einmal nachdrücklich allen Leserinnen und Lesern empfehlen, sich intensiv mit der Musik vertraut zu machen. Ich weiß nicht wieviele Stunden ich inzwischen auf dem heimischen Sofa verbracht habe. Es ist immer wieder spannend. Natürlich hat es keine unmittelbare sofortige Auswirkung auf meinen Tango (der ist phasenweise immer noch so unbeholfen wie vor Jahren). Aber so langsam spüre ich, welche Schätze es (auch tänzerisch) da noch zu entdecken gilt.

Und was macht der Tango-Blogger sonst so an seinen langen Winterabenden? Nun, ich habe auch ein neues Tango-Theater aus Bs As auf DVD gesehen. Doch dazu werde ich ein anderes Mal schreiben.

Das Stück ist übrigens bei Goear.com falsch etikettiert. Es handelt sich tatsächlich um Yuyo verde.

Donnerstag, 26. November 2009

Think different!

In den letzten zwei oder drei Wochen kündigte sich ein neuer Themen-Cluster in einigen Leserbriefen an. Um es etwas konkreter zu schreiben: Ich habe fünf eMails erhalten, in denen über Streitereien und Konfliktsituationen in örtlichen Szenen berichtet wurde. Ich kann hier natürlich nie im Detail auf einen konkreten Fall eingehen; ein paar generelle Anmerkungen möchte ich aber trotzdem veröffentlichen.

Steitereien in örtlichen Tangoszenen sind wahrscheinlich ebenso üblich wie bei den Freunden des deutschen Schäferhundes, der Zweckgemeinschaft Schrebergartensiedlung 'Heimische Scholle' oder bei den örtlichen Karnickelzüchtern. Insofern ist es Alltag. Die Sehnsüchte und die Ansprüche mit denen Menschen (vielleicht sogar mehrmals wöchentlich) zum Tango gehen lassen allerdings tiefere Wunden aufgrund solcher Konflikte entstehen. Und die Heilung solcher Wunden dauert länger und es bleiben größere Narben zurück. Zusätzlich ist da ja auch noch diese verzwickte Tango-Höflichkeit. Manchmal wird dann der berühmte Teppich, unter den es gekehrt wird zu einem Deckmäntelchen des Schweigens. In extremen Fällen können aber Hügel unter jenem Teppich entstehen, über die dann früher oder später jemmand stolpert. Ich habe kein Patentrezept für die Lösung solcher Konflikte. Für mich persönlich als Beteiligter habe ich die Ski-Bindungs-Technik entwickelt. Stosse ich auf ein Hindernis, geht sofort die Sicherheitsbindung auf und ich lasse sofort los; ich ziehe mich zurück.

Bin ich (unbeteiligter) Dritter in einem Konflikt, dann wähle ich häufig den Weg, daß ich ein paar allgemeingültige Worte von mir gebe und versuche die Energie aus dem Konflikt zu ziehen (z.B. bemühe ich häufig die vier Spiegelgesetze).

Wir könnten nun einen imaginären Ausflug zu den drei Kant'schen Lastern machen... oder wir gehen ins Mittelalter und philosophieren über die sieben Wurzelsünden. Das ist mir aber zu allgemein. Ich behaupte einmal frech, daß 99% der Konflikte im Tangoumfeld ihre tiefere Ursache im Neid, in der Geldgier oder aber in der Eifersucht haben. Welche Strategien und welche Dynamik dann die Beteiligten im Verlauf des Konfliktes entwickeln lässt mich manchmal staunen. Sensiblere und zurückhaltendere Persönlichkeiten bleiben in vielen Fällen auf der Strecke und das finde ich äußerst bedenklich. Und so vergebe ich meine Empathie in Konfliktsituationen häufig an die Partei der Leiseren (die im Regelfall auch unterlegen sind). Und ich gebe es zu: Vielleicht schweige ich manchmal zu lang (hatten wir es nicht oben schon von der Tango-Höflichkeit?).

Diesen Leiseren widme ich die Zeilen aus einer legendären Werbung:
Here’s to the crazy ones.
The misfits.
The rebels.
The troublemakers.
The round pegs in the square holes.
The ones who see things differently.
They’re not fond of rules.
And they have no respect for the status quo.
You can quote them, disagree with them, glorify or vilify them.
About the only thing you can’t do is ignore them.
Because they change things.
They push the human race forward.
And while some may see them as the crazy ones,
We see genius.
Because the people who are crazy enough to think
they can change the world,
Are the ones who do.
[Apple-Computer 1997 - via: Spot bei YouTube]

Und so schreibe ich ganz abstrakt an die Platzhirschen im Tango: Habt ihr den Konflikt auch einmal unter diesem Aspekt betrachtet? Und vielleicht denkt auch einmal das schweigende Umfeld über diese Gedanken nach.

Bevor Mißverständnisse entstehen: Auch ich stehe häufig wie gelähmt neben solchen Konflikten. Es ist eine große Kunst, den richtigen Zeitpunkt für eine Intervention zu erwischen.

Gerne lese ich Kommentare, andere Ansichten und Anmerkungen. Ich bitte aber um abstrakte Äußerungen. Konkrete Angaben (mit Orts- oder Namensnennungen) muss ich leider zensieren.
Und schon ist die Mittagspause wieder vorbei...

Montag, 23. November 2009

Für die neue Woche 38: Alfredo Gobbi - Si sos brujo

Und heute früh bin ich etwas ratlos. Ich habe jetzt länger nach einem Vokaltango Alfredo De Angelis entweder mit Oscar Larroca oder mit dem Duo Julio Matel / Carlos Dante gesucht, Christian hatte sie im Interview erwähnt. Ich habe keinen befriedigenden Kandidaten gefunden.

Dann fiel mir  spontan der Film von Caroline Neal wieder ein, den Christian ebenfalls erwähnt hatte. Si sos brujo - eine wunderbare Dokumentation über Emilio Balcarce und Ignacio Varchausky. Ich hatte eine Erwähnung hier bereits einmal angekündigt; das muss ich in der nächsten Zeit unbedingt machen.

Also gibt es heute Si sos brujo in der Interpretation von Alfredo Gobbi - eine Aufnahme aus den 50er Jahren.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich einen guten Start in die neue Woche.

Samstag, 21. November 2009

Samstag, 12. Dezember 2009 - Global Milonga



Das habe ich gerade in meiner Blogroll gefunden und fast zeitgelich rumpelte ein News-Alert ein. Natürlich bin ich dabei und ich bewerbe die Idee nachdrücklich. Ich werde mich unverzüglich um einen Raum bemühen und ebenfalls eine Veranstaltung planen. Ich möchte alle Tango-Begeisterten im deutschsprachigen Raum ebenfalls zu einem verstärkten Engagement ermutigen. Es ist eine fantastische Idee!

So! Und jetzt an die Arbeit...

Donnerstag, 19. November 2009

Tacheles mit Tangueros 1: Christian Tobler, Tango DJ aus Zürich - Teil C


Hier steht der erste Teil des Interviews
Hier steht der zweite Teil des Interviews

Teil 3 von 3

Cassiel: Wenn es Euch recht ist, dann würde ich jetzt den nächsten Themenkomplex angehen. Er trägt die Überschrift: „Der Tango und das Geld“. Jetzt möchte ich eigentlich den Frage/Antwort-Stil aufgeben und mit Euch in ein Gespräch finden. Zur Eröffnung möchte ich drei Thesen formulieren und hoffe, uns gelingt der Einstieg in eine Diskussion.
  1. Was nichts kostet, ist nichts wert.
  2. Der Tango lebt als Subkultur vom Enthusiasmus – kommerzielle Interessen schaden ihm.
  3. Es wird immer (materielle) Gewinner und Verlierer in solchen Umgebungen geben. Das hat sehr wenig mit dem Können und viel mit „bauernschlauem“ Verhalten zu tun.
Wo steht Ihr zwischen diesen drei Thesen?

Christian: Ohne Freiwillige hätte es in Europa keinen TA-Revival gegeben. Aber vielleicht ist es nach 25 Jahren Zeit, auch andere Organisationsformen in Betracht zu ziehen.

Tacheles mit Tangueros 1: Christian Tobler, Tango DJ aus Zürich - Teil B

Hier steht der erste Teil des Interviews

Teil 2 von 3
Cassiel: So, wenn Du keine Einwände hast, dann würde ich Dich jetzt gerne zum Inhaltlichen der Tangomusik befragen. Du hast auf Deiner Internetseite ein Vortragsangebot vorgestellt. Wie entstanden die Ideen zu diesen Vorträgen? Wie ist die Resonanz bisher gewesen?

Christian: Als TJ habe ich bald einmal bemerkt, dass kaum ein Tänzer die wichtigen Orchester auch nur dem Namen nach kennt oder daheim mehr als einzwei CD-Sampler mit mediokren Einspielungen liegen hat. Also habe ich einen Vortrag für Tänzer entwickelt, in der Hoffung damit Tänzern einen Einstieg in die faszinierende Musik zu ermöglichen, zu der sie oft seit Jahren tanzen ohne was darüber zu wissen. Schön wäre es, wenn der Vortrag einen Prozess in Gang setzt, der es ihnen irgendwann ermöglich, nicht sämtliche Orchester wie einen Juan d'Arienzo zu tanzen.
Wer den Vortrag besuchte, hat sich fast immer erfreut bedankt und auch was mit nach Hause genommen. Im Moment fragt ab und an eine einzelne Person danach. Aber fünf oder zehn Köpfe sollten schon zusammen kommen, damit ich mir Zeit für den Vortrag nehme.

Tacheles mit Tangueros 1: Christian Tobler, Tango DJ aus Zürich - Teil A

Die Serie "Tacheles mit Tangueros" hatte ich schon vor einigen Tagen angekündigt. Heute gibt es also den ersten Beitrag.
In der letzten Woche kam über tango-de eine Nachricht, die auf einen Workshop für angehende Tango-DJs hinwies. Ich besuchte die Internetseite und fand dieses PDF. Dann wurde neugierig und schrieb eine eMail, weil ich Einzelheiten erfahren wollte. Aus dieser einen eMail wurde ein sehr freundlicher und ergiebiger Kontakt, so daß schließlich klar war, Christian ist das ideale "Versuchskaninchen" für meine neue Serie.
Christian lebt und arbeitet in Zürich. Weitere Informationen gibt es auf seiner Website.
Wir haben einige Themen vorab per eMail abgesteckt und den Rest offen gelassen. Wir kennen uns nicht persönlich und haben das Interview als "Klickerei" via Skype-TypoChat am Dienstagabend durchgeführt. Es ging um drei große Themenblöcke:

  1. technische Aspekte der Audio-Wiedergabe unter besondere Berücksichtigung des Tango Argentino
  2. inhaltliche Apekte des Tango DJ-ings
  3. Tango & Geld - Der Tango Argentino zwischen Enthusiasmus und notwendiger Refinanzierung (für diesen Teil wurde Christian von seiner Lebensgefährtin Monika, Tanguera aus Leidenschaft, unterstützt)
Christian hat den Beitrag in Schriftform zum Redigieren und Genehmigen vorgelegt bekommen.
Die Veröffentlichung erfolgt in drei Teilen (analog zu den o.g. Themenblöcken). Das erleichtert die Diskussion, die Christian in den nächsten Tagen freundlicherweise begleiten wird.


Teil 1 von 3

Cassiel: Hallo Christian! Einen wunderschönen „Guten Abend“ nach Zürich. Bist Du bereit?

Christian: Hallo Cassiel, ja wir können sofort loslegen.

Cassiel: OK! Dann fangen wir einmal ganz ruhig an. Hörst Du gerade Tango, wenn ja – welchen? Weiterhin möchte ich Dich fragen, wie Du zu Hause Tango überwiegend hörst (Laptop, CD-Spieler Sonstiges). Wie viel Equipment (Verstärker, Lautsprecher, Klangverbesserer usw.) steht herum und wie teuer ist das ungefähr? Ich frage das einmal ab, um Dich für die Leserinnen und Leser greifbarer zu machen.

Mittwoch, 18. November 2009

Vorankündigung: "Tacheles mit Tangueros" - eine neue Serie

Ich stehe noch unter dem Eindruck von gestern abend. Ich habe über vier Stunden mit einem begeisterten - mir bislang unbekannten - Tanguero geklickert (SkypeTypoChat). Das war sehr ergiebig und ich bedanke mich schon einmal herzlich an dieser Stelle für die Geduld meines Gesprächspartners. Seine Identität ist noch ein Geheimnis. In den nächsten Tagen werde ich ihn und seine faszinierenden Vorstellungen hier präsentieren. Ich muß das Skript der Session noch in eine Blogform übertragen und mein Gesprächspartner muß natürlich diese Version final genehmigen.

Zukünftig möchte ich in der Serie "Tacheles mit Tangueros" (sollte ich eine Gesprächspartnerin haben, lautet die Überschrift selbstverständlich: "Tacheles mit Tangueras") Persönlichkeiten des Tangos, die mich zu einem eingehenden Wortwechsel reizen, hier vorstellen.

In loser Folge werde ich dann alle sechs bis acht Wochen einen Beitrag bringen.

Natürlich habe ich schon eine Wunschliste mit möglichen Gesprächspartnern. Sollte mir jemand einen interessanten Kandidaten empfehlen wollen (Eigenbewerbungen sind leider nicht erlaubt), so genügt eine eMail mit einer kurzen Begründung, warum dieser Mensch vorgeschlagen wird und einigen Internetadressen (ich bereite mich gründlichst auf diese Interviews vor).

Dienstag, 17. November 2009

Gastbeitrag: Unsere Tanzfläche soll schöner werden!

Heute präsentiere ich eine weitere Sternstunde in diesem Blog und es ist wieder ein Artikel eines Lesers. Freundlicherweise hat Kommentator Austin einen Gastbeitrag verfasst, nachdem ich ihn dazu ermuntert habe. Dieser Gastbeitrag deckt zu meiner großen Freude auch einen Bereich ab, zu dem ich nicht viel beisteuern kann (im Februar hatte ich mich einmal an dem Thema versucht). Insofern gibt es nun endlich das Gegenstück zur Serie bei Elbnymphe über die Garderobe der Tanguera. Ich gebe es offen zu: Mein Kleidungsfundus für die Milonga umfasst zu einem ganz überwiegenden Teil Textilien in einem fröhlichen Schwarz, nur ganz selten traue ich mich auch in einem äußerst gewagten antrazit-farbenen Farbton zum Tango. Ich habe wiederum nur Links zum leichteren Auffinden von Bezügen ergänzt. In einem gesonderten Beitrag werde ich demnächst auf das Schuhwerk des ambitionierten Tangueros eingehen. Und so bedanke ich mich ganz herzlich bei meinem Leser Austin für diesen wunderbaren Gastbeitrag.

Ich gebe es gleich zu: ich diskutiere gerne über Geschmacksfragen. Natürlich weiß ich, dass wir alle tolerant sind und dass es oberflächlich ist, auf Kleidung zu schauen, und dass nur die inneren Werte zählen und so weiter. Aber über diese kultivierten Haltungen muss man sich manchmal hinwegsetzen, sonst wird’s langweilig.

Deshalb beschreibe ich hier mal, wie man(n) meiner Meinung nach beim Tango gekleidet sein sollte und wie nicht. Verglichen mit den Brettern, die auf Cassiels Blog sonst gebohrt werden, ist das zwar ein vergleichsweise dünnes, aber trotzdem wollen die männlichen Dos and Don’ts in Sachen Tangokleidung mal thematisiert werden. In erster Linie ist das als Spaß gedacht, mit Augenzwinkern und cum grano salis, aber es gibt auch ein Anliegen dahinter: meiner Ansicht nach tragen zu einem gelungenen (Tango-) Abend verschiedene Dinge bei, und die Garderobe der Anwesenden ist ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor für die Atmosphäre. Durch sorgsam ausgewählte (oder zumindest nicht völlig beliebige) Kleidung zeigt man Wertschätzung für den Anlass, die anderen Gäste und das gemeinsame Anliegen. Das ist für die Stimmung gut. Umgekehrt kann man auch schönen Anlässen durch eine Überdosis Jeans und T-Shirt alles Besondere nehmen.

Es ist eigentlich recht einfach, sich für eine Milonga zweckmäßig und gut zu kleiden. Umso unverständlicher ist es daher, dass das so oft misslingt:

Vorsicht bei T-Shirts
Ein großes Rätsel ist mir beispielsweise die große Beliebtheit des viel zu weiten, ehemals (=vor Jahren) schwarzen T-Shirts (XXL) mit der Schulternaht auf halber Oberarmhöhe. Ich schätze die Verbreitung solcher Ungetüme auf mindestens 5% pro Milonga, im Sommer eher mehr. Meine Herren, wenn schon T-Shirt, dann bitte in Eurer Größe!

Generell rate ich bei der Kombination von Tango und T-Shirt zur Vorsicht. Es kann zwar Understatement in höchster Vollendung sein, wenn der 30-jährige argentinische Tango-Gott, der tagsüber den Workshop gehalten hat, abends noch mal im T-Shirt auf der Milonga vorbeischaut. Der gemeine Tanguero aber präsentiert sich im T-Shirt nicht von seiner besten Seite, auch wenn dieses die Aufschrift „Barcelona Tango Festival 2002“ trägt.

Welches Hemd? Rein oder raus?
Die meisten Tangueros tragen Hemden und das ist auch gut so. Viele lassen das Hemd aus der Hose hängen. Das halte ich für ein akzeptables Zugeständnis an die Zweckmäßigkeit: es ist etwas luftiger, das Hemd wirft am Bund keine ungewollten Falten und man muss nicht ständig kontrollieren, ob es hinten herausgerutscht ist. Aber nicht jedes Hemd ist für das Draußen-Tragen gemacht. Businesshemden sind es auf jeden Fall nicht. Ich bin sowieso dagegen, Businesshemden in der Freizeit zu tragen (besonders keine hellblauen). Die meisten der heute gängigen, etwas engeren Freizeit-Hemden hingegen kann man gut raushängend tragen (keine sichtbaren Ersatzknöpfe, unterer Rand einigermaßen gerade etc.).

Streng verboten: Sportkleidung
Ich dachte immer, das sei Konsens: Elbnymphe hat bereits die Trainingshose mit seitlicher Knopfleiste kritisiert (die dem Fußballer gestattet, die Hose auszuziehen und dabei die Schuhe anzulassen), und Cassiel hat ein ähnliches Modell bei Timo, dem Thai-Chi-Tänzer ausgemacht. Noch schlimmer als solche Sport-Hosen finde ich aber jegliche Art von Sport-Oberteilen (besonders hart treffen mich solche ohne Ärmel, aber auch Feinripp-Unterhemden und sogar Fahrradtrikots habe ich schon gesehen. Kein Witz! Mit Rückentasche für den Ersatzschlauch!). Sicher, es gibt Funktionsshirts, die ganz gut aussehen. Beim Sport. Aber nicht beim Tanzen. Fällt den Trikot-Trägern denn nicht das Ungleichgewicht im Vergleich zu ihren Tanzpartnerinnen auf? Die Dame erscheint im Kleid, Ohrringe und Schuhe (140 €) darauf abgestimmt, die Beine mit einer gemusterten Wolford-Strumpfhose liebevoll inszeniert, aber der Herr trägt dazu ein Stück aus der Ergonomic Performance-Serie von Odlo oder Nike, weil „weißte, mir ist beim Tanzen immer so heiß“. Manche Dinge werde ich wohl nie begreifen.

Die Regel „Keine Sportklamotten beim Tango“ gilt übrigens nicht für Frauen: manche Frauen sehen beim Tanzen in Trainingshosen wunderbar aus. Frauen in Sport-Oberteilen hingegen habe ich noch nicht gesehen. Ich glaube, Frauen machen so etwas nicht.

Eigentlich einfach: die Hose
Die Hosenwahl ist für den Tanguero eigentlich nicht schwer. Ich persönlich bevorzuge dunkle Stoffhosen, aber es gibt auch Männer, die in Jeans beim Tango eine gute Figur machen. Das ist aber nur dann so, wenn die Jeans sich noch einen Rest ihrer ursprünglichen Form und Farbe bewahrt hat. In jedem Fall aber sollten die Hosentaschen, egal welcher Hose, fast leer sein. Das Portemonnaie in der Gesäßtasche hat sonst einen ganz großen Auftritt, ebenso wie das in der vorderen Hosentasche munter vor sich hin blinkende Handy. Dass am Gürtel kein Telefon, kein Blackberry und kein Leatherman-Tool hängt, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Sollte, sollte.

Beliebt ist auch die Cargo-Hose, mit Taschen an der Seite. Da verhält es sich ähnlich wie mit T-Shirts: an ein paar wenigen Tangueros sieht das sehr gut aus. Die meisten Herren indessen sollten davon die Finger lassen. Faustregel: alle über 35 Jahre sollten vor dem Erwerb einer solchen Hose eine zweite Meinung einholen. Die Gefahr des „under-age-dressings“ (=Dieter-Bohlen-Syndrom) ist bei Cargo-Hosen ziemlich hoch.

Und schließlich mein Liebling: die Marlene-Dietrich-Hose für den Mann. Meist ist sie aus fließendem Stoff und sieht ganz stark nach Kunstfaser aus. Diese Art von Hosen erinnert mich immer an Zirkus oder an den Pierrot aus „Die Kinder des Olymp“. Üblicherweise wird sie mit Tanzschuhen im Turnschuh-Design kombiniert und tritt, so ehrlich muss man sein, tendenziell bei besseren Tänzern auf. Handelt es sich um eine In-Tracht der Tango-Nuevo-Szene oder so was? Bitte klärt mich auf. Aber auch wenn’s so ist: ohne diese Hosen wäre die Welt kein schlechterer Ort.

Also das ist mein Vorschlag, gewissermaßen ein Katalog der Mindestforderungen, mit genügend Raum für die individuelle Note. Nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt!

Montag, 16. November 2009

Für die neue Woche 37: Osvaldo Pugliese - Emancipación

In dieser Woche kommt mein musikalischer Gruß erst am Montagmittag. Ich stehe noch unter dem Eindruck der Diskussion vom Wochenende und versuche mich immer noch in die Gedanken einzelner Kommentatoren einzufinden.

Also gut! Probieren wir es heute einmal mit Kopfkino...

Ich lade alle Leserinnen und Leser ein, die Augen einmal zu schließen und dem Film zu folgen, den ich jetzt als Rolle auf den Projektor für das Kopfkino spanne...

Wir sind zu vorgerückter Stunde auf einer Milonga. Wir sitzen am Rand der Tanzfläche. In der Ecke ein Sessel, da hat es sich eine junge Tanguera bequem gemacht. Sie hat ihre Comme Il Fauts ausgezogen und schaut gedankenverloren in die Runde. Direkt nebenan sitzen auf einem Sofa eine Frau und ein Mann und reden mit gedämpfter Stimme. Die Kerze auf der Fensterbank ist ausgelaufen und das Wachs hat mehrere leere Gläser "festgeklebt". Halblinks sitzt eine nicht mehr ganz junge Tanguera, eine Erscheinung! Perfekt in Kleidung und Haltung lächelt sie warm und milde in den Raum. Plötzlich erhebt sie sich scheinbar unwillkürlich. Ein großer Tanguero kommt von fern und geht auf sie zu. Beide begrüßen sich knapp und zurückhaltend. Er stellt sich in Tanzrichtung und hält ihr die linke Hand hin. Sie willigt ein und geht federleicht in die geschlossene Umarmung. Er legt ganz ruhig und vorsichtig seine rechte Hand auf ihren Rücken und dann geht es los.



Nach der fanfarenartigen Eröffnung beginnt er leise und vorsichtig mit dem gemeinsamen Ausflug. Sie wird noch sensibler und achtet auf seine Signale. Er ist fordernd: er mutet ihr auch die bewußte Pause zu. Sie hebt dann leicht die Fußspitze und ihr Absatz beschreibt einen unsichtbaren Kreis wenige Millimeter über dem Parkett. Beide sind hinausgeschwommen in ihre eigene Welt. Die Umgebung ist für sie nicht mehr wahrnehmbar...

Da irgendwo passiert der Tango.

Und nun die kalte Dusche:

Der letzte Ton verklingt und der DJ legt - aus welchem Grunde auch immer - Robbie Williams auf...



Wird jetzt vielleicht deutlich, warum ich bei Non-Tangos äußerst zurückhaltend bin? Es ist eine andere Welt! Ganz große Könner ihres Fachs unter den DJs schaffen es, einen Non-Tango organisch einzuflechten. Das ist jedesmal ein Genuß. Aber es erfordert viel Fingerspitzengefühl.

So! Diesen Beitrag habe ich heute einmal so formuliert um deutlich zu machen, was ich meinte.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich eine gute Woche.

Samstag, 14. November 2009

Und das nächste Mal...

... wenn ein DJ auf einer Milonga Somewhere Beyond the Sea in der Interpretation von Robbie Williams direkt nach einem (einzelnen) Pugliese auflegt, werde ich auffällig oder vielleicht sogar grob.

Gleiches gilt für den Abend an dem wieder einmal vollkommen schmerz- und merkbefreit sechs Non-Milongas in Folge aufgelegt werden.

Also noch einmal zum Mitschreiben: Das Auflegen in Tandas ist keine Macke von Traditionalisten oder irgendwelchen Tango-Spießern! Es ist viel mehr ein Akt der Höflichkeit gegenüber den Gästen einer Milonga. Und wenn ich bei bestimmten DJs schon beim Betreten der Milonga weiß, welche Einzeltitel an dem Abend mit Sicherheit gespielt werden (Annett Louisan, Kevin Johanson, Patricia Kaas usw.), dann sollte man vielleicht ein Wettbüro einrichten. Werde ich schon um den Tangogenuss gebracht, würde ich wenigstens reich. ;-)

Natürlich wird nichts davon passieren, aber so ab und zu darf ich ja zumindest in der anonymen Umgebung dieses Blogs meinem Ärger Luft machen.

Freitag, 13. November 2009

Tangueros zum Abgewöhnen IV: Timo, der Tai-Chi Tänzer

Er gehört zweifelsohne einer sehr kleinen Spezies an und die Eingruppierung dieser Gattung gestaltet sich äußerst schwierig. Manchmal tarnt sich Timo auch als Zacharias, der Zen Tänzer oder er tritt als Charlie, der Qi-Gong Tänzer auf. Letztlich erkennt man ihn aber immer.

Timo hat etwas mönchisch Strenges. Seine Bewegungen sind äußerst akkurat; es wirkt oft so, als würde er tagelang vor dem Spiegel nur den perfekten Bewegungsablauf einstudieren. Dieser asketisch durchtrainierte Bewegungsablauf wird vollkommen unaffällig durch die Wahl der adäquaten Bekleidung wirksam in Szene gesetzt. Timo kommt zur Milonga wie zum Kung-Fu Training. Eine fast gerade geschnittene Hose (vorzugsweise aus einer leicht glänzenden Kunstfaser... ähem... Entschuldigung: Eine Funktionstextilie natürlich), die unten dann doch etwas weiter wird - gerne geschmückt von martialisch wirkenden asiatischen Stickereien (hoch im Kurs sind Drachen in allen Variationen).

Der gestählte Oberkörper wird von einem maßgeschneiderten T-Shirt umhüllt. Hmmm... das Wort "umhüllt" ist irreführend, das T-Shirt zeigt mehr, als daß es etwas verhüllen würde. Die muskuläre Brust ist deutlich wahrnehmbar - kein Gramm Fett. Praktischerweise wird auch seine wichtigste erogene Zone, die männliche Brustwarze perfekt inszeniert.

Timo hat immer einen super-korrekten Haarschnitt (wahrscheinlich geht er jeden zweiten Tag beim Friseur vorbei) und er ist äußerst diszipliniert.

Das alles würde sich ja noch innerhalb der breit gesteckten Toleranzen einer Milonga bewegen, wenn er nicht jede Tanguera auf artistische Distanz halten würde. Als Beobachter fragt man sich, welche Frau müsste vorbeikommen, damit er seine strenge äußere Haltung einmal vergisst und einfach nur den Augenblick genießt. Gelegentlich schaut Timo auch seine aktuelle Tanguera einfach nur mißbilligend an; sie bewegt sich nicht exakt genug. Da wird es dann für mich als Außenstehenden sehr eng.

Aber bei Timo ist Heilung möglich. Er kann ohne größeren Aufwand das Etikett "Tanguero zum Abgewöhnen" ablegen. Er muß sich nur etwas entspannen und auf die liebevolle Toleranz großartiger Tangueras vertrauen. Sie nehmen ihn, wie alle übrigen Tangueros mit all ihren Macken an. Die Großmutter einer Bekannten sagte immer: "Der Herrgott hat einen großen Zoo". Und im Sinne dieses gelassen weisen Spruchs wird auch Timo eines Tages angenommen und befreit werden.

Ich möchte diesen Beitrag mit einem Augenzwinkern verstanden wissen. Ja, es ist eine Glosse. Sie soll aber keinesfalls verachtend oder vernichtend gemeint sein. So, diesen Beitrag habe ich auf Anregung von dem treuen Kommentator Austin verfasst; schließlich ist man ja sein Lesern etwas schuldig. ;-)
Nun aber ab nach Hause, Raubtier füttern, kochen, essen, duschen und dann zur Milonga. Schönes Wochenende!

Mittwoch, 11. November 2009

Leser(innen)brief: Fallstudie - cabeceo-förderliches Verhalten von Tangueras

Manchmal ist das Leben dem Blogger wohlgesonnen und es erreichen ihn einfach wunderschöne Zuschriften, die er sofort veröffentlichen kann. Dieses Glück war mir heute hold und es lässt mich vergessen, daß so ab und zu die Beantwortung von Leserpost anstrengend ist. Ich finde diese Schilderung hinreißend und veröffentliche sie selbstverständlich unverändert (einen Link habe ich eingefügt um das schnellere Auffinden des erwähnten Kommentars zu ermöglichen).

Ich bedanke mich an dieser Stelle herzlichst für den wunderschönen Beitrag bei Anonyma. Ich darf dann jetzt schon heimgehen... später werde ich noch kurz beim Tango vorbeischauen. ;-)


Ein Kommentar auf der Tangoplauderei hat mich an ein Erlebnis vor nicht allzu langer Zeit erinnert: Es ging um die Frage, wie frau es anstellen soll, aufgefordert zu werden. Daniel gab den guten Tipp: „Was auch immer hilfreich ist, ganz abgesehen vom positiven, ehrlichen ‚sit and smile’, ist: Kontakt aufbauen mit den Tänzern, gerne auch beim Zuschauen mal Blickkontakt, Interesse zeigen, nicht nur beim ‚Cortinashuffle“. Mal Hallo sagen :) sei es mit Worten oder einem Lächeln.“

Ich habe kürzlich eine Erfahrung gemacht, der dieser Ratschlag zugrunde liegt, die in meinem Fall aber noch viel tiefer gehender war als nur bis zur nächsten Tanda.

Jenen Tänzer kannte ich schon fast ein Jahrzehnt lang, obwohl ich selbst noch gar nicht so lange tanze. Meine ehemalige Nachbarin war Tanguera und hatte mich seinerzeit einmal auf eine Schnuppermilonga mitgeschleppt, wo ich ihn vom Rand aus beobachten konnte. Er ist einer der Lokalmatadoren, tanzt seinen eigenen, ganz unverwechselbaren Stil und sticht allein schon von seinem Aussehen aus der Menge hervor. Da wir ab und zu die gleichen Milongas besuchen, war ich ihm inzwischen öfter begegnet, ohne dass wir jemals miteinander getanzt hätten – denn zwischen seinen und meinen Kreisen verläuft diese unsichtbare Grenze, die die Könner von den Anfängern trennt.

Nun, der Abend, von dem ich erzählen möchte, begann mit einem fürchterlich dramatischen Sturz, der die Tanzfläche erstarren ließ. Es war undenkbar, dass einer wie er straucheln, geschweige denn sich längelangs auf den Boden legen würde. Wirklich waren alle sehr erschrocken, es war auch keine Häme spürbar. Ich eilte an die Bar, um ihm mit einem Glas Wasser wieder auf die Beine zu helfen – eine dieser hilflosen Übersprungshandlungen, die vielleicht nicht wirklich helfen, aber Empathie ausdrücken sollen.

Nach ein paar Minuten brach er auf, nicht aber, ohne auf mich zuzukommen und sich bei mir zu bedanken. Ich war schon überrascht, dass er sich in dem Tumult überhaupt mein Gesicht gemerkt hatte. Wenig später brach auch ich auf. Wie es der Zufall so wollte, trafen wir uns am Fahrradständer wieder. In der beginnenden Herbstkälte brauchte es seine Zeit, die Fahrräder aufzuschließen. Aus der aufgeladenen wurde langsam eine peinliche Stille, und ich meinte zu spüren, dass jeder von uns nach einer lockeren Bemerkung suchte (die einem ja meist dann nicht einfallen will, wenn man nach ihr sucht). Schließlich fragte ich betont nonchalant, wo er lang müsse (ja, ich weiß, brillant!).

So gingen wir einträchtig ein Viertelstündchen die Altstadtgassen entlang. Ich erzählte von meinem Tango und er von seinem – beide Welten voneinander entfernt. Schließlich kamen wir an eine Kreuzung: er werde hier abbiegen. Ich sagte, ich müsse eigentlich geradeaus, hätte aber noch keine rechte Lust, nach Hause zu gehen, und spiele mit dem Gedanken, noch ins B. zu gehen. Er lachte – er habe sich gerade überlegt, ins T. zu gehen (die beiden Kneipen liegen direkt nebeneinander). Wir bogen also beide erst einmal ab. Als wir zwischen B. und T. standen und noch immer kein Wort gefallen war, sagte ich: „Sehe ich das richtig, Du gehst jetzt ins T. und ich ins B.?“ Er: „Ja.“

War er nur männertypisch schwer von Kapee oder hatte er noch ein Date? Natürlich landeten wir letzten Endes doch noch im selben Etablissement. Und wo auf der Milonga der Tango ein trennender Faktor war, verband er uns hier auf neutralem Boden und bot exzellenten Gesprächsstoff. Irgendwann nach dem ersten Martini wurde ich keck und fragte ihn, woher er eigentlich seinen idiosynkratischen Tanzstil herhabe – und ob es sich dabei um eine bewusste Stilisierung oder eine natürliche Entwicklung handle. Seine verlegene, stockende Antwort verriet, dass ihn das allem Anschein nach nie jemand gefragt hatte. Er schien ehrlich erstaunt, dass er für diese Eigenart bekannt ist. Als ich ihn dann noch auf die Photos ansprach, die von ihm im Internet kursieren, und er von deren Existenz völlig überrascht war, hatte ich mir wohl zielsicher den Ruf einer Stalkerin erworben. Doch er schien über diese Neuigkeiten außerhalb seines Hofstaates, seines Gesichtskreises amüsiert.

Wer weiß, vor ein paar Jahren, ehe der Tango Teil meines Lebens wurde, hätte die Nacht vielleicht ein anderes Ende genommen – keines, über das ich am nächsten Morgen sonderlich glücklich gewesen wäre. Doch nach zwei Drinks trennten sich unsere Wege, wo wir uns getroffen hatten: an unseren Fahrrädern. Unser Abschied ließ mich wieder einmal darüber sinnieren, ob der Tango nicht doch weniger ein Hobby als ein way-of-life ist: kein unverbindliches „Tschüss!“, schon gar kein künstlicher Luftkuss, sondern ein angenehm fester Handschlag und ein beiderseitiges, aufrichtiges „Danke für den schönen Abend, bis zur nächsten Milonga!“.

Zurück zu Davids [Hieß er nicht Daniel? C.] Ratschlag: Ich sage nicht, dass man immer gleich so weit gehen muß wie ich, um auch an die erfahrenen Tänzer zu kommen, aber letzten Endes kann es nie schaden, auch als relativer Neuling in einer Szene den ersten Schritt zu wagen.

Und noch einmal zur Umarmung im Tango

Mein Rechner lädt gerade noch ein online-update eines Software-Paketes. Trotz Monster-DSL soll es noch 23 Minuten dauern (das behauptet zumindest mein Rechner)... Hmmm... dann schreibe ich halt noch schnell einen Artikel im Blog...

Eigentlich (so dachte ich bis jetzt jedenfalls) ist zur Umarmung [oder für die Experten: Abrazo ;-) ] im Tango bereits alles gesagt bzw. geschrieben worden. Ein Gespräch in der letzten Woche belehrte mich eines Besseren. Eine Tanguera erzählte von einer Tanda mit einem sehr eigenwilligen und expressiven Tanguero. Aus dem Augenwinkel hatte ich die beiden verfolgt, weil ich zufällig auf der gleichen Milonga war. Für mich war da nichts Ungewöhnliches zumal dieser Tanguero für seinen sehr dichten und expressiven Stil hinlänglich bekannt sein sollte.

Die arme Tanguera fühlte sich genötigt, so berichtete sie jedenfalls einige Tage später. Ich habe sie dann nur gefragt, ob ihr bewußt ist, daß sie als Frau maßgeblich die Umarmung mitbestimmen darf und sich sogar ggf. gegen eine zu übergriffige Umarmung zur Wehr setzen kann? Rutscht die linke Hand der Frau Richtung rechte männliche Schulter, so ist dies für den ganz überwiegenden Teil der Tangueros ein Zeichen, die Umarmung zu öffnen. Sollte es der Tanguero nicht verstehen, so kann die linke Hand auch auf den Oberarm hinuntergleiten und dort mit einem leichten Druck die notwendige Distanz, die die Tanguera zum Wohlfühlen benötigt, sicherstellen. Kein Bodybuilder der Welt kann diese Sperre überwinden; also ist keine Tanguera der dichten Umarmung willenlos ausgesetzt. Ich habe es dann während einer Tanda mit der Tanguera geübt. Ich habe ihr in einer Pause gesagt, sie möge es doch ruhig einmal probieren. Und das hat ihr (so denke ich jedenfalls) ein wenig Sicherheit für zukünftige Tänze gegeben.

Da aber dieses Thema immer wieder auftaucht, möchte ich noch einige ergänzende Anmerkungen machen. Meine Herren, ist es denn nicht ein verlockend klingender Plan, sich auf den Wunsch der aktuellen Tanguera nach Mitbestimmung in der Frage von Distanz und Nähe einzulassen? Ich gebe zu, ich bevorzuge ebenfalls die geschlossene Umarmung. Aber ich handele es non-verbal während des Tanzens aus. Fast jede Tanguera lässt sich dann (auch wenn es unsere erste gemeinsame Tanda ist) auf diese Nähe ein. Will eine Tanguera das partout nicht, so denke ich mir überhaupt nichts und tanze eben offen mit ihr... solange es mir Freude bereitet (hmmm... es sind aber immer mindestens die berühmten drei Tangos - ich muß ja nicht unhöflich werden, nur weil eine Tanguera mit mir nicht in die Nähe gehen will). Ein beispielsweise guter Punkt im Tanzfluss, die Frage nach Nähe und Distanz neu auszuhandeln, ist ein offen geführter Vorwärts-Ocho. Bei der Rückkehr in die "normale" Tanzhaltung biete ich der Tanguera erneut an, die Nähe der Umarmung zu justieren. Sie entscheidet, wie dicht es weitergeht.

Etwas anstrengend wird es für mich, wenn eine Tanguera unentschlossen ist. Es gibt eine Tanguera, die wechselt ständig ihre Umarmung. Mal geht sie in die geschlossene Umarmung, mal wechselt sie unterm Tanz aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen plötzlich in die offene Umarmung. Sie begründet das auch nicht verbal. Ich frage dann so ab und zu zwischen den Tänzen, ob meine Umarmung angenehm ist, oder ob sie etwas anders haben will. Sie versichert stets, daß es für sie angenehm ist. Ich gebe zu, ein solches Wechselbad verunsichert mich manchmal. Das macht aber nichts.

Und dann schreibe ich vielleicht noch zum letzten Samstag. Eine für mich perfekte Umarmung mit einer großartigen Tanguera (sie tanzt deutlich über meinem Niveau und lässt sich dankenswerterweise auf meinen vergleichsweise simplen Tango ein). Die Tanguera ging ganz entspannt und federleicht in die geschlossene Umarmung. Keine Unruhe, keine Hektik; ein herausragendes Beispiel für die Präsenz in der Umarmung. Und dann entwickelte sich ein Dialog in der Umarmung mit dieser hinreißenden Tanguera. Ich justierte während eines Stückes meine rechte Hand, sie antwortete und legte vorsichtig wieder ihren linken Arm wie eine Vogelfeder erneut auf meine Schulter. Ich fasste mit meiner linken Hand vorsichtig nach, weil ihre Hand verloren zu gehen drohte und es kam dann ein leises Echo von ihren Fingern. Das ging ohne Hektik und ganz behutsam - das Spiel unserer Umarmung war Teil der durch die Musik inspirierten Kommunikation. Und da war die Idee vom Führen und Folgen plötzlich weg. Es war ein Dialog ohne Worte zur Musik. Wunderbar! Und ein knappes Dankeschön! setzt den Endpunkt in dieser wortlosen Unterhaltung. Da wird nicht nachverhandelt, da bin ich dann auch nicht traurig. Es ist so wie es ist und es ist gut so.

An dieser Stelle wird jetzt die absolute Grenze sichtbar. Eine andere Tanguera erzählte mir von einer Tanda mit einem begnadeten Tanguero. Er führte sensibel und fein, mit großer Leichtigkeit. Sie konnte es richtig genießen. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem er mit seiner Hand ihren Nacken kraulte... das geht ja mal gar nicht...

Und jetzt wird es wahrscheinlich Proteste hageln... Für meine Begriffe ergibt sich aus dieser Schilderung, daß man als Tanguero auch unter keinen Umständen offensiv auf die Tanguera zugeht und sie etwa nach ihrer eMail-Adresse oder gar Telefonnummer fragt. Das wäre ein Bruch der ungeschriebenen Regel: Die Frau bestimmt in der Frage von Nähe und Distanz. Da bin ich äußerst zurückhaltend. Ergibt sich aus anderen Gründen ein weitergehender Kontakt, so versuche ich, jede eMail gewissenhaft zu beantworten (manchmal tappe auch ich in die Falle, daß ich mir eine Antwort für einen weniger stressigen Moment aufhebe und dann bleibt es ggf. dabei - ab und zu ist auch mein Tag hektisch). Ich halte aber eher größeren Abstand und versuche die Bedürfnisse nach Distanz bzw. Nähe wahrzunehmen und darauf einzugehen. Und so ergeben sich wunderbare Freundschaften innerhalb und außerhalb der organisierten Unverbindlichkeit einer Milonga.

Dieser Artikel lag jetzt ein paar Tage. Es gab verschiedene Gründe, warum ich ihn zurückgehalten habe. Einer der Gründe war mögliche Redundanz zu bereits geschriebenen Artikeln. Patrick griff das Thema am Sonntag auf und schrieb über eine Tanda in offener Umarmung... da sind sie wieder... die morphischen Felder, die elbnymphe in einem Kommentar erwähnte.

Und was macht der Blogger, der sich unsicher ist, ob er einen Beitrag veröffentlichen soll... oder ob er es lässt? Richtig! Er mailt den Entwurf einer Vertrauten und lässt ihn einmal lesen und wirken. Die hinreißende Tanguera (Danke! Liebe K.!) hat dann gesagt, ich möge den Beitrag doch bitte veröffentlichen. Er hätte ihr einige neue Denkanstösse geliefert.

Ich habe wieder einmal sehr deutlich geschrieben, wie ich denke; das ist natürlich höchst subjektiv und ich ahne, es gibt durchaus andere Vorstellungen zum Thema. Ich freue mich auf andere Ansichten und ergänzende Anmerkungen in Kommentaren.

Montag, 9. November 2009

Für die neue Woche 36: Astor Piazzolla - Oblivion

Vermutlich denken viele Lesenden, mein Musikgeschmack im Tango ist unglaublich konservativ und wahrscheinlich haben sie Recht. An diesem Montagmorgen war ich wild entschlossen einen Non-Tango zu präsentieren. Passacalli Della Vita, ein italinisches Barockstück von einem unbekannten Schöpfer aus dem Jahre 1650. Wie ich darauf komme? Nun, ich hatte am Freitag während eines gesungenen Tangos die ungewöhnliche Frage der mit mir tanzenden Tanguera zu beantworten, ob ich lieber Männer- oder Frauenstimmen mag. Ich war von der Frage überrascht. Sie blieb in meinem Hinterkopf... über das gesamte Wochenende. Gestern ging ich meine gewohnte Runde mit meinem vierbeinigen WG-Mitbewohner und dachte bei grauem, wolkenverhangenen Himmel noch einmal nach. Mir fiel noch einmal das Passacalli Della Vita ein und ich dachte unvermittelt an barocke Kirchen, mit all ihrer barocken lebensbejahenden Pracht, aber eben auch mit den drastischen Darstellungen vom Sensenmann und irgendwelchen Skeletten an barock geschmückten Gräbern. Der Gassenhauer über die Vergänglichkeit des Lebens hat dieser Lebenseinstellung eine auditiv wahrnehmbare Form gegeben (nebenbei bemerkt: Es ist ein tiptop Non-Tango, der vor Jahren in entsprechenden Umgebungen einmal ziemlich en vogue war). Für mein Empfinden tickt der Tango ein ähnliches Paradoxon. Und weil Passacalli Della Vita nicht in einer embedded Version zu finden war, verlinke ich hier Oblivion von Astor Piazzolla, ein Stück für einen wolkenverhangenen Novembertag. Google-Translation übersetzt Oblivion mit "Vergessenheit" vielleicht ist "Vergänglichkeit" der semantisch passendere Begriff...

Und ich denke trotzdem: Der Tango hilft, diese Widersprüchlichkeit im Denken und Fühlen aufzulösen.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich einen guten Start in die neue Woche!

Samstag, 7. November 2009

Die Tangofahrgemeinschaft

Heute gibt es ein paar Gedanken zu einem vergleichsweise unspektakulären Thema: Die Tango-Fahrgemeischaft bzw. die Tango-MFG. Eine wunderbare Einrichtung! Lebt man in einer Region mit einer sehr überschaubaren Tangoszene, so findet man sich entweder damit ab, oder man schließt sich zu Fahrgemeinschaften zusammen und fährt mal eben eine Stunde oder länger zur nächsten größeren Milonga.

Ich finde solche Ausflüge immer sehr angenehm und bereichernd. Fährt man in einer Gruppe zu einer anderen (fremden) Milonga, so ist es für mich selbstverständlich, daß man ein wenig darauf achtet, daß sich alle wohl und sicher fühlen. Dazu gehört eben ein passendes Musikprogramm für das Autoradio. Ein paar Decken sind sicherlich auch nicht verkehrt, wenn in der kühleren Jahreszeit jemand während der Rückfahrt schlafen möchte. Und im Tangokontext gehen die Gesprächsthemen während der Fahrt sicherlich nicht zur Neige.

Angekommen bei der Milonga gibt es zumindest für mich dier Regel der ersten Tänze mit den Tangueras der Fahrgemeinschaft. Das nimmt die Scheu und ein gutes Ankommen in der fremden Szene ist sichergestellt (die letzten Tangos gehören für mein Empfinden ebenso dazu - da bin ich aber tiefen-entspannt; tanzt eine Tanguera aus der Gruppe versunken mit einem ortsansässigen Tanguero, dann freue ich mich für sie). Für die Tangueros der Gruppe gilt, das sie in regelmäßigen Abständen einmal nach den Tangueras sehen sollten. Es ist wie beim Autofahren, mein Fahrlehrer hatte mir damals beigebracht, daß ich zu jedem Zeitpunkt die Farbe des Fahrzeugs hinter mir im Gedächtnis haben sollte. Ähnliches gilt für Milongas in anderen Städten. Die Tangueros der Gruppe sollten immer wissen, mit wem die Tangueras gerade tanzen (ohne hinzuschauen) - das ist für mich kein Behüten sondern eher ein Akt der Aufmerksamkeit den Damen gegenüber. Hat eine Tanguera der Gruppe einen etwas hartnäckigen Verehrer, so gibt es die Möglichkeit zur Intervention. Ich sage während der Hinfahrt zu Tangueras, die erstmalig auf eine fremde Milonga fahren, daß sie nur die rechte Augenbraue hochziehen müssen und ich fordere sie auf - eine kleine Versicherung. Das gehört für mich zu einer solchen Fahrgemeinschaft dazu.

Ein kritischer Punkt ist die Frage nach dem Zeitpunkt der Heimreise. Da gilt es, vorher klar zu vereinbaren, wann man die Milonga verlässt. Wenn es einem Mitglied der Tango-Fahrgemeinschaft nicht gut geht, dann kann man ja auch flexibel und spontan die ursprünglichen Absprachen ändern. Die Fahrtkosten kann man sich einvernehmlich teilen, oder das nächste Mal fährt ein anderes Mitglied der Gruppe.

Es fehlt eigentlich nur noch der Hinweis auf die Kekse und das Wasser für die Heimreise. Tanzen macht hungrig und so sollten einige Kekse (ich hatte schon eine wilde Prinzenrolle-Phase) als Bordverpflegung vorrätig sein. Wasser oder Limo hat auch noch nie geschadet.

Die Mühe der An- und Abreise wird aufgewogen durch lustige, ernste und nachdenkliche Gespräche während der Fahrt. Wer es noch nie probiert hat, dem empfehle ich ausdrücklich einen Versuch.

Freitag, 6. November 2009

Süßes oder Saures - Das jüngste Google-PageRank-Update zu Halloween

So ab und zu fällt mir zum Tango überhaupt nichts ein. Dann schweige ich entweder oder ich schreibe einen Artikel off-topic, der dann häufig nie den Weg in den Blog findet. Vielleicht ergeht es diesem Artikel ähnlich und er darf nie die Weite des Internets erleben.

Bloggen besteht ja nicht nur daraus, mehr oder wenige sinnbefreite Beiträge zu verfassen und sie nach der Veröffentlichung zu begleiten, damit die Kommentierungen nicht aus dem Ruder laufen. Als Blogger (bzw. Bloggerin) liest man ja automatisch sehr viel und so ab und zu macht man sich auch Gedanken um seine Leserschaft. Schließlich ist eine rege Anteilnahme an den Themen und den damit verbunden Diskussionen der einzige Lohn, den man erhält.

Ich gebe es zu, ich habe auch schon einige Male darüber nachgedacht, in meinem Blog die Google-Werbung zu aktivieren. Es würden aber wahrscheinlich immer die gleichen Textanzeigen erscheinen. Tangoschuhe von Werner Kern, eine Milonga oder Tanzunterricht irgendwo oder aber ein Hinweis auf ein tourendes Tangostück. Das muss ja nun auch nicht sein.

Und dann ist da noch der ganze technische Firlefanz in den man sich einarbeiten sollte. Man sollte die Grundzüge der Suchmaschinen-Optimierung begriffen haben (obwohl diese out-of-the-box Blogs z.B. von Blogger.com oder Wordpress.com schon ziemlich optimiert sind). Und man sollte vielleicht auch schon einmal vom PageRank gehört haben.
Am 31. Oktober hat Google nachts sein lang erwartetes PageRank Update gefahren. Der PageRank einer Website ist eine Zahl zwischen 0 und 10, die die Wichtigkeit der Seite für die Suchmaschine repräsentiert. Die Tangoplauderei hat den PageRank 3 erhalten. Vielleicht muß ich einmal etwas zur Verteilung dieses PageRanks schreiben. Über 60% der deutschen Internetseiten haben den PageRank 0 und die Werte 9 (das weiße Haus) und 10 (Google und der liebe Gott) werden von deutschen Seiten überhaupt nicht erreicht. Der Spiegel hat z.B. PR 8. Die TangoDanza hat den PageRank 4.
Thematisch betreibe ich ein C-Blog, d.h. ich blogge zu einem Sparten-Thema. Das ist so ähnlich wie ein Schreiben über Katzen, Windeln oder die Orchideenzucht. Insofern darf ich mit meiner Einstufung ganz zufrieden sein. Für die Berechnung des PRs werden viele Faktoren berücksichtigt: Eingehende Links und der PR der verlinkenden Seite, ausgehende Links, Alter der Seite, Aktualität und... und... und...

Aufgrund meiner Erfahrungen und Eindrücke hatte ich allerdings mit einem PageRank 4 gerechnet. Einige wertvolle Blogs haben mich verlinkt (einen Dank und einen lieben Gruß an Joli in Bs As). Insgesamt fehlen diesem Blog aber die Verlinkungen aus der deutschen Tangoszene (stellvertretend für diejenigen, die mich trotzdem verlinkt haben, greife ich tango-regensburg.de heraus und bedanke mich herzlich für die Erwähnung). Zusätzlich wurden bei diesem PR-Update viele Seiten um einen Punkt zurückgestuft. Das macht Google von Zeit zu Zeit.

Warum mich deutsche Tangoseiten nicht verlinken? Ich habe keine Ahnung. Ich habe mich bei vielen Seitenbetreuern per eMail vorgestellt und um eine Verlinkung gebeten. Nur ganz wenige Webdesigner haben dies dann auch getan. Meine Arbeitshypothese lautet, daß Internetseiten (auch im Tango) hauptsächlich von Männern betreut werden. Aufgrund der Kommentare und der Leserbriefe gehe ich davon aus, daß 70 - 80% meiner Leserschaft weiblich sind. Männer mögen im Allgemeinen meinen Stil nicht. OK! Damit kann ich leben. Hab ich eigentlich von dem aufgebrachten Leserbrief eines Tangueros berichtet, dessen Frau ihm regelmäßig liebevoll alle Artikel ausgedruckt und auf den Spülkasten der Toilette gelegt hat? Immer wenn er die Zeitung vergessen hatte, hat er dann offline in der Tangoplauderei gelesen. Er konnte mit meinen Gedanken überhaupt nichts anfangen. Die Idee der liebenden Ehefrau fand ich aber grandios und bedanke mich unbekannterweise für die Unterstützung bei der Verbreitung.

Dieser neue PageRank 3 hat mir so ungefähr 10 - 15% neue Leserinnen und Leser gebracht - genauer kann ich es nach ein paar Tagen noch nicht sagen. Jetzt muss ich mich bemühen, diese Gäste auch zum Wiederkommen zu überreden. ;-) Das werde ich mit diesem Artikel nicht schaffen, aber in den nächsten Tagen gibt es wieder einen Beitrag zum Tango. Versprochen!

Dienstag, 3. November 2009

Ein guter Brauch auf Milongas

Ich wollte schon häufiger dazu schreiben, es ist nur immer beim guten Vorsatz geblieben. Ich finde es ist eine schöne alte Sitte auf Milongas, Besuchern, die eine Anreise von beispielsweise über 100 km haben, den Eintritt zu erlassen (oder aber einen Rabatt zu geben). Ich habe das schon einige Male erlebt und war immer ganz gerührt. Es geht dabei nicht um die paar Euro, es geht um die Gastfreundschaft einer Szene bzw. eines Milonga-Veranstalters.

Wenn es sich also wirtschaftlich darstellen lässt, warum eigentlich nicht?

Montag, 2. November 2009

Für die neue Woche 35: Pedro Laurenz, Alberto Podestá - Alma de bohemio

Diese Woche habe ich Pedro Laurenz mit der "Seele des Künstlers" ausgesucht. Es singt Alberto Podestá.

Allen wünsche ich einen guten Start in die neue Woche!




[Ich habe heute früh versehentlich den Button "Als Entwurf speichern" erwischt , daher kommt mein Beitrag später...]

Sonntag, 1. November 2009

Und schon wieder ein Leser(innen)brief...

Leserin S. hat geschrieben. Und sie hat ausdrücklich darum gebeten hat, ihre Zuschrift nicht (auch nicht in Teilen) zu veröffentlichen, jetzt wird es ein wenig schwierig, etwas dazu zu schreiben. Ich probiere es trotzdem.

Es ging um die Schwächen, um die Sehnsucht, um eigene Begrenztheit und um die Verletzlichkeit. Ganz am Rande ging es ja schon im letzten Beitrag um dieses Thema.

Ich habe in meinem Archiv einen wunderschönen Text der die unerfüllte Sehnsucht bzw. die Suche nach Geborgenheit sehr gut beschreibt. Für mich ist der Tango manchmal die Sehnsucht nach diesem uneingeschränkten Annehmen eines Menschen bzw. die Sehnsucht nach dem Gefühl des Angenommenseins und weil das wohl so radikal nicht geht, bleibt es eben eine Sehnsucht. Beim Tango kann man versuchen - zumindest für eine kurze Zeit - mit einem anderen Menschen dieses Gefühl der emotionalen Heimat zu teilen.
In die Lichtblicke deiner Hoffnung
und in die Schatten deiner Angst,
in die Enttäuschungen deines Lebens
und in das Geschenk deines Zutrauens
lege ich meine Zusage: Ich bin da.


In das Dunkel deiner Vergangenheit
und in das Ungewisse deiner Zukunft,
in den Segen deines Wohlwollens
und in das Elend deiner Ohnmacht
lege ich meine Zusage: Ich bin da.


In das Spiel deiner Gefühle
und in den Ernst deiner Gedanken,
in den Reichtum deines Schweigens
und in die Armut deiner Sprache
lege ich meine Zusage: Ich bin da.


In die Fülle deiner Aufgaben
und in deine leere Geschäftigkeit,
in die Vielzahl deiner Fähigkeiten
und in die Grenzen deiner Begabungen
lege ich meine Zusage: Ich bin da.


In das Gelingen deiner Gespräche
und in die Langeweile deines Betens,
in die Freude deines Erfolges
und in den Schmerz deines Versagens
lege ich meine Zusage: Ich bin da.


In das Glück deiner Begegnungen
und in die Wunden deiner Sehnsucht,
in das Wunder deiner Zuneigung
und in das Leid deiner Ablehnung
lege ich meine Zusage: Ich bin da.


In die Enge deines Alltags
und in die Weite deiner Träume,
in die Schwachstellen deiner Treue
und in die Kraft deines Herzens
lege ich meine Zusage: Ich bin da.
Ja, der Text ist religiös motivert (es ist eine Variation über die Selbstbeschreibung des alttestamentarischen Gottes - wer es genau wissen will: Exodus 3, 4-14 - eine Quelle kann ich für dieses Zitat leider nicht liefern). Und das führt dann zu der Frage, ob Tango eine Religion ist. Irgendwo habe ich dazu auch schon einmal etwas in einem Blog gelesen. Nach meiner Überzeugung ist Tango keine Religion. Aber Religion und Tango berühren ähnliche Grundbedürfnisse des Menschen. Vielleicht lässt es sich als Suche nach Liebe beschreiben. Ich kann sehr gut damit leben, daß manche Menschen in Tangokontexten auf diese emotionale Tiefe nicht einlassen können oder wollen. Das bleibt jedem selbst überlassen. Manchmal kann es einen allerdings weiterbringen, wenn man auch solche, möglicherweise angstbesetzten emotionalen Gefilde besucht. ;-)

Und weil es hier um einen emotional ganz sensiblen Bereich einer Leserin geht, aktiviere ich vorübergehend die Kommentarmoderation. Ich bitte um Verständnis. Bevor es hier dann doch irgendwann zu meditativ und spirituell wird, werde ich demnächst mal wieder eine zünftige polemische Glosse verfassen - versprochen.