Montag, 26. April 2010

Für die neue Woche 60: Juan D'Arienzo, Jorge Valdez - El reloj

Juan D'Arienzo ist für mich noch immer eine Herausforderung und nur langsam arbeite ich mich da vor. Wie das aussieht? Ich versuche mich in die einzelnen Epochen seines Schaffens einzuarbeiten. Da sind einige hundert Titel - teilweise instrumental und dann gibt es noch das fast undurchdringbare Repertoire mit den verschiedenen Vokalisten. Bustos, Echagüe, Laborde, Maure, Valdez u.v.a.

Diese Woche habe ich einen Tango aus den 60ern ausgewählt: El reloj (Gesang: Jorge Valdez), der kam von einem Sampler und setzte sich dann einfach in meinem Hirn fest.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich einen guten Start in die neue Woche.

4 Anmerkung(en):

Theresa hat gesagt…

Mit Verlaub, lieber Cassiel, ich finde diese Musik schrecklich! Spätestens, wenn der Sänger beginnt, setzt bei mir akuter Widerwille ein. Die schlimmsten Exemplare dieser Art sind "Un vals para mamá" und "Vals de los quince años".

Dieser Kontrast von d'Arienzos Musik der 60 Jahre zu den spritzigen, fetzigen Stücken der 30er Jahre ist eines von mehreren Beispielen, wie gewisse Orchester im Lauf der Jahre immer schlechter wurden.

Dies ist natürlich meine höchstpersönliche Meinung, nicht dass wieder Leute auf die Idee kommen zu fragen, ob ich denn auch eine Professur in Musikwissenschaft habe ....

Theresa

cassiel hat gesagt…

Liebe Theresa,

schön, daß Du schreibst. Es muss ja nicht immer Einigkeit im Geschmack herschen.

Meinen Zugang zu D'Arienzo habe ich noch nicht wirklich gefunden und die Kombination D'Arienzo/Echagüe hatte ich hier schon einmal präsentiert.

Meine Musikgeschmack im Tango hat sch in den Jahren so verändert und ich bin gespannt, wie es weitergeht.

In der Mailingliste tango-de habe ich von Deinem Vortrag und Auflegen in Heidelberg gelesen. Ich wünsche Dir dort schöne Tage.

lg

C.

Theresa hat gesagt…

Lieber Cassiel,

vielleicht hilft dir bei deinen Orientierungsproblemen mit d'Arienzo/Echagüe der Hinweis, dass es zwei Phasen bei deren Zusammenarbeit gab: 1938/1939 und 1944 bis ca. 1952. In der Zwischenzeit hat das Orchester ziemlich seinen Stil geändert, und der Sänger klingt auch ganz anders. In der frühen Phase wirkt der Gesang - auf mich - kraftvoll, spritzig und treibt zum Tanzen (Beispiele: La bruja, Trago amargo), in der späten Phase aufdringlich, metallisch, mit zuviel Vibrato. Das liegt natürlich auch an der Stiländerung des Orchesters und vielleicht auch an der Aufnahmetechnik, die späten Aufnahmen klingen scharf und haben viel Hall. Die besten Stücke sind für mich noch Bien pulenta und Corrientes y Esmeralda (beide ca. 1945).

Noch viel schlimmer sind allerdings die Aufnahmen mit Armando Laborde und Jorge Valdez.

Danke auch für die guten Wünsche!

Theresa

Austin hat gesagt…

Mir gefällt's, aber ich glaube, ich verstehe ein wenig, was Theresa meint. In diesen Tango ist ein dicker Schuss europäische Tanzmusik hineingeraten; es erinnert mich an große deutsche Film- oder Revue-Schlager wie "Roter Mohn" oder so was. Weniger intim, dafür mehr Hochglanz. Aber warum nicht.