Dienstag, 25. März 2014

Reden wir vielleicht einmal über das Hören...

Um es gleich vorweg zu schreiben: Die Lektüre dieses Artikels ist für viele im Tango eher uninteressant, gleichwohl betrifft das Thema Alle im Tango. Ich habe ihn in erster Linie für Veranstalter und DJs geschrieben weil mir im Lauf der Zeit immer häufiger auffällt, dass augenscheinlich Basiswissen rund um das Hören einfach fehlt bzw. nicht beachtet wird. Natürlich ist dies z.T. mit dem Geldmangel im Tango erklärbar. Gute Technik kostet nun einmal ordentliches Geld und wirklich geschulte Techniker für den Betrieb bzw. die Justierung einer Anlage sind i.d.R. nicht finanzierbar - allerdings kann man sehr häufig schon allein durch einen bewussten und sorgfältigen Umgang mit Geräten sehr viel bewirken.

Ich erinnere mich an eine mehrtägige Veranstaltung mit mehreren Milongas und ausnahmsweise einer sehr guten Anlage für die Wiedergabe der Musik (das ist im Tango leider immer noch eine Seltenheit)... kurzum ein gutes Umfeld für eine Reihe von Milongas... Was dann aber einzelne DJs (mit dem Anspruch international erfahrene DJs im Tango zu sein) mit dieser Anlage veranstaltet haben, war für mich nicht nachvollziehbar. Ein DJ hat es geschafft, die Höhen derartig nach oben zu drehen, dass es in den Ohren schmerzte, ein anderer DJ drehte die Bässe so auf, dass man nur froh sein konnte, dass die 18" Subwoofer für die Veranstaltung gar nicht aktiviert waren. Bei dieser mehrtägigen Veranstaltung war nach meiner Einschätzung an vielen Sitzplätzen die Musik häufig so laut, dass der arbeitsrechtliche Grenzwert von 87 dB(A) dauerhaft deutlich überschritten wurde. In solchen Situationen drängt sich mir die Frage auf, hören diese DJs nicht hin? Warum verlassen sie nicht ihren Arbeitsplatz und gehen einmal im Raum umher um Klang und Lautstärke zu kontrollieren? Vielleicht ist es auch der Stress, vielleicht ist es ihnen egal, oder sie sind so von sich überzeugt, dass es für sie außerhalb jeder Vorstellung liegt, sie könnten etwas falsch machen.
Bei einer guten Anlage wird nicht sofort eine Verzerrung zu hören sein, wenn sie zu laut betrieben wird, falls das Frequenzspektrum harmonisch ausgeglichen ist. Ich bin aber davon überzeugt, dass eine zu hohe Lautstärke gepaart mit einem verbogenen Frequenzgang (und in der Folge eine Übersteuerung einzelner Frequenzbereiche in der Wiedergabe) bei Tänzerinnen und Tänzern enormen Stress verursacht und damit einen unmittelbaren Einfluss auf die Milonga hat. In der Folge meine ich häufig beobachten zu können, dass Tänzerinnen und Tänzer nervöser werden, es kommt vermehrt zu Kollisionen oder aber die Ronda bricht komplett in sich zusammen und jedes Paar scheint wie am Platz festgenagelt, es geht nicht mehr vorwärts. In meinem Artikel greife ich zunächst einmal zwei wichtige technische Themen auf: Die generelle Lautstärke einer Milonga und das feine Gefüge des Freuenzspektrums der wiedergegebenen Audio-Daten.