Sonntag, 17. Dezember 2017

Resonanz und Stabilität – zwei Begriffe aus der Soziologie im Tango

Ja, ich habe eine lange Pause des Schreibens hinter mir. Ich habe mich in den letzten Monaten intensiv mit der Tangomusik, der Audio-Wiedergabe, dem Tango als Tanz usw. beschäftigt und jeder Versuch, meine Überlegungen in einen Text zu gießen, war in meiner Wahrnehmung unbefriedigend. Also habe ich nicht veröffentlicht. Erschwerend kommt hinzu, dass ich eine Veränderung in der Kommunikation im Internet feststelle. Alles wird gemäß meiner Wahrnehmung hektischer und pointierter. Das ist nun nicht unbedingt die Umgebung, in der ich besonders gut bin … Aber jetzt traue ich mich einmal wieder mit einem Text an die Öffentlichkeit der verbliebenen Restleserschar. Es gibt noch ein paar andere Ideen, die ich habe. So habe ich beispielsweise vor Monaten ein zweistündiges Gespräch mit Murat Erdemsel – unter anderem über Tango-DJs – geführt. Die Audio-Daten warten ebenfalls noch auf einen Übertragung in Schriftform … wer weiß, eventuell finde ich über die Weihnachtstage Zeit …

Vielleicht erzähle ich an dieser Stelle einmal eine Geschichte aus dem Alltag. Wenn ich beruflich mit dem Auto unterwegs bin, dann höre ich auf längeren Fahrten neben Tangomusik häufig gerne Podcasts. Der ganz überwiegende Teil der ausgestrahlten Radioprogramme nervt mich inzwischen höllisch und so bin ich dazu übergegangen, digital aufgezeichnete Sprachprogramme via Smartphone im Auto zu hören.

Ein Format, das ich sehr gerne höre, ist der Podcast Hörsaal des Deutschlandfunks. In diesem Podcast werden einstündige Vorträge von verschiedenen Wissenschaftlern zu den unterschiedlichsten Themen ausgestrahlt. Da geht es beispielsweise um Astrophysik, Genetik, Europapolitik oder Rundfunkstaatsverträge und die allermeisten Themen interessieren mich. Natürlich gibt es auch für mich weniger spannenende Episoden, so referierte neulich eine Kulturwirtin zur „schwarzen Lederjacke“. Auch den Vortrag habe ich mir schlussendlich komplett angehört. Der Hörsaal-Podcast ist nämlich ein Baustein meiner Strategie gegen die m.E. gefährliche persönliche Bubble (die Filterblase, in die man u.U. sehr leicht hineingeraten kann).

Vor zwei Wochen wurde mir im Rahmen der zufälligen Auswahl der Vorträge eine Folge aus dem Juli angeboten. In dem Vortrag „Eine Soziologie des guten Lebens“ führte der Referent, Hartmut Rosa, Professor am Institut für Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, den Begriff der Resonanz ein. Ich habe mir zunächst aufmerksam diesen Vortrag angehört und einige Tage später kam mir der Gedanke, dass diese Ideen sich hervorragend in das Soziotop Tango Argentino übertragen lassen. Für den äusserst hörenswerten Vortrag im Original verweise ich auf die Seiten des Deutschlandfunks. Hier werde ich meine Ideen zu den vorgestellten Thesen im Bezug auf den Tango entwickeln.

Dienstag, 24. Januar 2017

Die Aufnahmen von Rodolfo Biagi mit seinem Orchester 1938 – 1943 in der GoldenEar Edition bei TangoTunes.com

Eigentlich … Eigentlich wäre es ja mein Vorsatz gewesen, das Wort Eigentlich nicht mehr so häufig zu verwenden. Aber es ist nun doch anders gekommen. Eigentlich hätte dieser Artikel viel früher (vor Weihnachten) erscheinen sollen. Aber ich bin langsamer geworden (es ist letztlich egal, ob man langsamer nun durch ineffektiver oder zögerlicher ersetzen möchte). Es war einfach zu viel los. Viel Arbeit, viele private Termine, eine ernsthafte Erkrankung in der unmittelbaren Umgebung … so blieb dieser Artikel liegen und die Ideen tummelten sich weiter in meinem Kopf. Aber nun möchte ich doch einmal meine Eindrücke hier in dem vergleichsweise kleinen Kreis der Leserinnen und Leser dieses Blogs vorstellen und erläutern …

Es war irgendwann im Winter des Jahres 1938. Bei einem Live-Auftritt des Orchesters von Juan d'Arienzo passierte das, was Juan d'Arienzo wohl am meisten fürchtete, sein Pianist Rodolfo Biagi bekam derartig viel Applaus für sein brillantes Spiel des Valses Lágrimas y sonrisas, dass das Publikum anschließend beim Applaudieren erst Ruhe gab, als Biagi sich kurz erhob und verbeugte. Das war zu viel. Biagi wurde von d'Arienzo augenblicklich gefeuert. (Nachzulesen bei Michael Lavocah).

Wie prominent Rodolfo Biagi inzwischen war, lässt sich nur indirekt am Datum seiner ersten Aufnahme mit neuem Orchester ablesen. Keine zwei Monate nach seiner letzten Aufnahme mit dem Orchesta típica Juan d'Arienzo (Pensalo bien mit dem Sänger Alberto Echagüe; aufgenommen am 22. Juni 1938) stand Rodolfo Biagi am 15. August 1938 mit eigenen Orchester und dem damals berühmten Sänger Teófilo Ibáñez im Studio der Konkurrenz Odeón (d'Arienzo war bei RCA Victor unter Vertrag) und spielte seinen ersten Tango, Gólgota ein.