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Montag, 29. August 2011

Für die neue Woche 116: Orquesta Típica Víctor, Mariano Balcarce - Milonga de los fortines

In der letzten Woche musste ich einfach einmal eine Pause in meiner liebgewonnenen Serie machen. Diese Woche möchte ich eine Milonga von 1937 präsentieren, die ich auf der Suche nach anderen Milongas zum Auflegen gefunden habe. Milonga de los fortines vom Orquesta Típica Víctor mit dem Sänger Mariano Balcarce.

Manchmal fehlt mir einfach die Inspiration und vielleicht auch die Motivation hier jede Woche ein anderes Musikstück zu präsentieren. Diese Woche hat mich wieder die Leidenschaft gepackt. Am letzten Samstag war ich abends zum Abendessen bei einem befreundeten Tangopaar eingeladen und wir haben den ganzen Abend über... na was wohl? ... den Tango geredet. Dabei ist mir aufgefallen, wie wenig das Wissen um die alten Aufnahmen verbreitet ist. Das soll jetzt keinesfalls herablassend klingen, aber ich bin immer wieder bestürzt, wenn ich merke, daß Menschen, die schon 10 Jahre oder länger Tango tanzen, einfach überhaupt keinen strukturierten Zugang zur Musik haben. Klar kennen die Di Sarli und einen Pugliese erkennen die auch sofort, bei D'Arienzo wird es dann schon schwieriger (was auch an seiner sehr langen aktiven Zeit liegen mag) und bei Troilo setzt es dann schon aus.

Um mich nicht mißverständlich auszudrücken: Ich bin nicht der Auffassung, daß jede(r) Tanguer@ musikalisch zum Experten mutieren muss. Ich würde mir aber wünschen, daß das Wissen um die Musik etwas größeren Stellenwert im Tangounterricht bekäme. Es wäre ein Gewinn für die Tanzenden.
Insofern möchte ich auch an dieser Stelle etwas Werbung für eine interessante Veranstaltung von Theresa Faus aus München machen, die hier häufiger mal kommentiert. Am kommenden Sonntag, den 04. September wird sie in Dresden einen Vortrag vor der Milonga über die Musik der 30er Jahre halten. Weitere Informationen gibt es hier.


Orquesta Típica Víctor (Bildquelle: last.fm)
Das Orquesta Típica Víctor wurde von dem Plattenlabel RCA-Víctor gegründet und unterhalten und das zu einer Zeit, als die späteren großen Interpreten der goldenen Ära ganz überwiegend noch Stummfilme im Kino musikalisch begleiteten. Das Orchester bestand aus sehr guten Instrumentalisten - vielleicht waren diese Künstler die Prototypen der heutigen Studiomusiker. Zunächst spielte das OTV unter der Leitung von Adolfo Carabelli, der eine klassische breit angelegte musikalische Ausbildung besaß. So spielte er nicht nur Tango. Diese Gratwanderung zwischen Kunst und Kommerz fand ihr Ende 1944 - also in der Hochphase der goldenen Ära - vielleicht kein Zufall.

Orquesta Típica Víctor (Sänger: Mariano Balcarce) Eine Aufnahme vom 28. September 1937

Direkter Link zum Titel bei goear.com.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich einen guten Start in die neue Woche!

In diesen Beitrag habe ich einmal versuchsweise ein paar andere Themen "im Paket" mitverarbeitet - ein Experiment.

4 Kommentare:

  1. Wunderbare Musik, Cassiel! Und danke dass du unser Wissen um die Musik um so Vieles bereicherst. Ich teile deine Ansicht: TänzerInnen, die die Musik kennen, können sie ganz anders interpretieren und so viel mehr Spaß haben - und bereiten. Es lohnt sich also wirklich, sich mal ein wenig Know How zu verschaffen.

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  2. Warum sollte man zb Troilo kennen? Ich verstehe dein Anliegen nicht.

    Trotzdem schöne Musik!

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  3. hallo anonym von 15.09 uhr,
    du musst natürlich troilo nicht kennen, aber ich denke es lohnt sich für tangotänzer und tänzerinnen sehr, einige der tollsten musiker und orchester der epoca de oro zu kennen und sich allgemein mit der tangomusik ein bisschen auseinanderzusetzen. es macht ja auch mehr spass beim essen, wenn man weiss was auf dem teller liegt.
    hedi

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  4. Eine nach meinem Empfinden sehr musikalisch getanzter Auftritt von Diego Riemer mit seiner seinerzeitigen Tanzpartnerin Mercedes Espinel findet sich hier.
    Viel Spaß
    Rory

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