Dienstag, 4. Juni 2013

Cassiels großer Tango-Knigge: 1. Über den Umgang mit der aktuellen Tanzpartnerin / dem aktuellen Tanzpartner

Leseempfehlung vorab - Die Einleitung zu diesem Tango-Knigge:
0. Einleitung - Abgrenzung zu Regeln, zur Etikette und zu den Códigos



Was du nicht willst, was man dir tut, das füg’ auch keinem anderen zu.

(Die Goldene Regel von Oma und Opa)

Die Milonga ist im Regelfall ein soziales Tanzereignis (oder sollte es zumindest sein :-) ). Es ist daher nicht weiter verwunderlich, daß alle Regeln dieser Zusammenkunft auf das soziologische Kernprinzip der Reziprozität des Handelns - oder einfacher ausgedrückt: Auf den oben zitierten Kernsatz, den wir vermutlich alle von Oma und Opa gehört haben, zururückgeführt werden können.

Man könnte Bücher schreiben und würde vermutlich nicht fertig. Die Regeln im direkten Umgang mit einer Tanzpartnerin, einem Tanzpartner sind vielfältig und doch sind es immer nur Spezialfälle vom generellen Umgang mit einem Mitmenschen. Betrachten wir also die typischen Ratschläge einer Tango-Etikette angefangen bei der persönlichen Hygiene bis hin zu den Spezialfällen (z. B. „Du sollst nicht Deinen Tanzpartner vor Publikum in der Milonga unterrichten.“) und wir werden immer wieder zum Kernprinzip der Reziprozität zurückkommen. Insofern ist es eigentlich sehr einfach, sich in der Milonga zu bewegen.


Wo liegen also die Schwierigkeiten, die man mit etwas Erfahrung bei beinahe jeder Milonga beobachten kann?

Ich denke, es liegt in einem tiefen Missverständnis bei der grundlegenden Motivation. Wenn man sich wirklich verbehaltlos auf eine Tanda mit einer Tanguera, einem Tanguero einlässt, dann sollte es keine Probleme geben. Tanzt man allerdings für sich selbst, für ein mögliches Publikum oder sind beide Beteiligten nicht ganz im Hier und Jetzt dann fangen die Schwierigkeiten an. Deswegen ist es m. E. eine notwendige Voaussetzung, daß beide Tanzenden diese Tanda mit diesem Partner, dieser Partnerin vorbehaltlos wollen. Damit das so ist, hat sich der cabeceo als übliche Form der Tanzverabredung durchgesetzt. Für mich ist der cabeceo eine notwendige Voraussetzung für einen komplizierten Interessensabgleich, der in der verbalen Aufforderungssituation nur schwer oder gar nicht möglich ist. Ich misstraue immer Menschen im Tango, die behaupten, es mache ihnen überhaupt nichts aus, wenn man ihre verbale Aufforderung ausschlägt. Das halte ich für extrem unwahrscheinlich. Um es zum wiederholten Male hier noch einmal zu formulieren: Ich halte die verbale Aufforderung für eine leichte Form der kalkulierten Nötigung. Der oder die Aufgeforderte muss aufgrund der Außenwirkung der Situation genau abwägen, ob er oder sie es sich leisten kann, die Aufforderung abzulehnen und ist damit nicht mehr frei in der eigenen Entscheidung. Ich gehe davon aus, daß hartnäckige Verbal-Auffordernde häufiger mit diesem Umstand kühl kalkulieren. Wie sich das mit der oben zitierten Goldenen Regel verträgt mag sich jede Leserin und jeder Leser bitte selbst überlegen.

Vielleicht sezieren wir an dieser Stelle noch einmal das Konzept von Führen und Folgen. Auch hier sind wir wieder in einer Situation, in der wir uns überlegen können, welche Grundeinstellung wir zum Tango haben. Ist der Tango ein Monolog des Führenden? Oder ist er ein Dialog zwischen dem Führenden und der Folgenden. Ich beobachte manchmal mit Erstaunen, wie Führende bei der ersten Tanda mit einer Folgenden ohne große Umschweife versuchen, ihr Repertoire an Figuren durchzuziehen. Folgende haben sich also im Laufe der Zeit selbst antrainiert, diesen Monolog so gut es eben geht zuzuhören und entsprechend zu reagieren. Das hat aber m. E. kaum etwas mit einem Dialog zu tun. Ich habe Tänze gesehen, in den der Führende sehr sensibel und bewusst zu Beginn versucht hat, die Folgende in diese Tanda zu holen. da entsteht für mich großartiger Tango.

Vielleicht klingt der letzte Absatz wie eine Binsenweisheit, aber die Grundeinstellung, mit der man sich dem Konzept vom Führen und Folgen nähert, ist in meinen Augen eine zentrale Frage. Ich habe Tangueros gesehen, die mit ihrem rechten Arm gleich am Anfang einer Tanda eine Tanguera in eine schraubstockartige Umarmung nehmen und es gibt Tangueros, die einladend einer Tanguera ihre linke Hand hinhalten und geduldig auf die Umarmung der Tanguera warten. Das ist ein fundamentaler Unterschied, der sich zunächst auf die Frage nach dem Konzept von Führen und Folgen reduzieren lässt und in einem weiteren allgemeineren Schritt zum allgemeingültigen Begriff der oben erwähnten Reziprozität führt. Weniger offensichtlich erscheint zunächst der Hinweis, daß der Auffordernde selbstverständlich die Aufgeforderte am Platz abholt und sie nach der Tanda dorthin auch wieder begleitet. Das Abholen ergibt sich aus eher unwahrscheinlichen aber dennoch möglichen Verwechselungsgefahr beim cabeceo. Eine Aufgeforderte ist sehr gut beraten, wenn sie zunächst sitzen bleibt bis der Auffordernde direkt vor ihr steht (allerdings sollte die Tanguera während der Zeit, die der Tanguero braucht, um zu ihr zu kommen, diesen nicht aus den Augen lassen). Die Tanguera am Ende der Tanda zum Platz zurückzubegleiten ist für mich ein Akt der Höflichkeit, der zusätzlich mit einer Außenwirkung aufgeladen ist. Unmittelbar am Ende der Tanda die Tanguera auf der Tanzfläche einfach stehen zu lassen ist nicht nur unhöflich sondern für meine Augen kommuniziert man mit einen solchen Verhalten etwas. Außenstehende könnten der Meinung sein, man habe die Tanda nicht genießen können.

Gesondert möchte ich noch auf ein paar konkrete Situationen eingehen. Mir passiert es häufig, daß eine mir bis dahin unbekannte Tanguera zu Beginn einer Tanda sagt: "Ich bin aber Anfängerin". So sehr ich es verstehen kann, daß weniger Erfahrene im Tango vielleicht verunsichert sind, wenn mit einer "Fremden" mit einem "Fremden" tanzen, solche Offenbarungen braucht es m.E. im Regelfall nicht. Ich dennke eine Milonga ist ein Soziotop, in dem alle Beteiligten sehr aufmerksam sind. Anfängerinnen und Anfänger dürfen also darauf vertrauen, daß der oder die zukünftige Tanzpartner/in weiß, worauf er/sie sich einlässt. Warum sollte man also durch einen solchen Satz den Zauber des Anfangs einer Tanda zerstören?

Und eine andere Situtation fällt mir gerade ein: Ab und zu kommt es zum Missverständnis in dem Dialog mit dem Namen "Tango". Das kann immer passieren und m.E. ist eine verbale Entschuldigung komplett überflüssig (auch wenn ich das früher selbst immer ausgesprochen habe). Wenn man z.B. in der Situation einfach lächelt (man muss es einfach einmal ausprobiert haben um zu wissen, daß dies die Partnerin bzw. der Partner - auch in geschlossener Umarmung- spüren kann) reicht es vollkommen.

Weiter oben war die Rede davon, daß sich beide Tanzpartner vorbehaltlos aufeinander einlassen sollten (für mich ist dies das oberste und wichtigste Gebot für den Umgang mit der aktuellen Tanzpartnerin, dem aktuellen Tanzpartner). Wie aber soll man sich verhalten, wenn die Tanda nicht den Erwartungen entspricht? Es gibt die Meinung, daß man dann eine gemeinsame Tanda einfach abbrechen sollte. Für mein Empfinden kann das allerdings immer nur der allerletzte Ausweg bleiben und man sollte sich sehr genau überlegen, ob man diesen Schritt geht. Es ist natürlich klar, daß bei offensichtlichen Regelverletzungen oder gar Unverschämtheiten jede und jeder das Recht hat, eine Tanda abzubrechen. Wenn es aber trotz Bemühen einfach nicht harmoniert, dann kann man auch versuchen, seine innere Einstellung zu ändern und der Partnerin, dem Partner neu und anders zu begegnen. So lässt sich manche Tanda, die mit Schwierigkeiten begonnen hat, schließlich doch noch retten (auch wenn es u.U. etwas Willenskraft erfordert).

Wenn man also im Rahmen eines Tango-Knigges über den Umgang mit der aktuellen Tanzpartnerin, dem aktuellen Tanzpartner schreibt, dann ist es m.E. vollkommen ausreichend, die zwischenmenschliche Interaktion als einen speziellen Fall der direkten "echten" Reziprozität darzustellen. Mehr braucht es eigentlich nicht. Jede sog. "Regel" lässt sich mit etwas Nachdenken auf das Geben und Nehmen im zwischenmenschlichen Umgang reduzieren.

Da diese Betrachtungen u.U. zu abstrakt sind, nenne ich jetzt einmal die wichtigsten Regeln (die übrigens so oder ähnlich auch in den anderen Artikeln zum Thema, die in der Einleitung verlinkt wurden, nachzulesen sind).

  • Beim Tango sollte man unbedingt auf körperliche Hygiene achten (schließlich will man ja selbst mit einer Partnerin, einem Partner tanzen, der frisch geduscht ist). Eine Dusche unmittelbar vor der Milonga und frische (wirklich frische!) Kleidung sollten selbstverständlich sein.
  • Die Aufforderung per cabeceo ist durchaus geeignet, sicher zu stellen, daß beide Tanzpartner auch wirklich vorbehaltlos miteinander tanzen wollen.
  • Es gibt keinen Rechtsanspruch auf eine bestimmte Tanzpartnerin, einen bestimmten Tanzpartner. Klappt es also nicht, den oder die Erwählte aufzufordern, dann sollte man sich nicht grämen. Andererseits hält eine Tanda mit einem Anfänger, einer Anfängerin manchmal auch positive Überraschungen bereit - also sollte man auch immer wieder offen für eine neue Tanzpartnerin, einen neuen Tanzpartner sein.
  • Hat man sich zu einer Tanda zusammengefunden, dann gehört die ganze Konzentration und Aufmerksamkeit der Musik und dem aktuellen Tanzpartner, der aktuellen Tanzpartnerin. (Es klingt banal, aber hier ist m.E. der Hauptgrund für Schwierigkeiten zu suchen: Tanzt eine Tanguera, ein Tanguero für sich selbst oder für das Publikum, dann beginnen massive Probleme).
  • In der Milonga wird nicht unterrichtet PUNKT (Mag sein, daß ein dezenter unauffälliger Hinweis manchmal angebracht ist, vor Publikum sollte man aber auf Unterweisungen des Tanzpartners, der Tanzpartnerin unbedingt verzichten.) Auch auf andere Formen der Nötigung sollte man in der Milonga unbedingt verzichten.
  • Selbst wenn einen u.U. die Unsicherheit beschleicht, üblicherweise sollte man daraf verzichten, beim Tanzen zu reden.
  • Eine Entschuldigung für Missverständnisse im Paar ist i.d.R. überflüssig (im Gegensatz zu einer Geste der Freundlichkeit, falls es mit einem anderen Paar zu einem Fremdkontakt gekommen sein sollte).
  • Geübte Tangueras und Tangueros stellen sich auf den jeweiligen Partner, die jeweilige Partnerin ein und versuchen gemeinsam eine schöne Tanda zu erleben (das "Abspielen" von möglicherweise frisch erlernten "Figuren", die die aktuelle Partnerin offensichtlich überfordern, sollte man sich sparen).
  • Ein "Danke" am Ende einer Tanda ist wirklich eine Höflichkeitsfloskel und setzt einen Schlusspunkt unter ein gemeinsames Tanzen. (Sich nach einem besonders gelungenen Tango innerhalb einer Tanda zu "bedanken" könnte missverständlich sein). 
  • Es mag Gründe geben, eine Tanda durch eine zweite unmittelbar anschließende Tanda zu krönen. Beide Partner sollten sich aber auch abwägend überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, ggf. später am Abend eine weitere gemeinsame Tanda zu tanzen. Manchmal kann bei direkt aufeinander folgenden Tandas mit demselben Partner schlichte Langeweile aufkommen.

Anmerkung: Ich habe versucht, diesen Artikel gender-neutral zu schreiben. Das ist mir nicht vollständig gelungen. An manchen Stellen habe ich vom Führenden und von der Folgenden geschrieben. Aus Gründen der Lesbarkeit habe ich da verkürzt. Selbstverständlich gibt es auch weibliche Führende und männliche Folgende.


Links zu den weiteren Teilen diese Tango-Knigges:
2. Über den Umgang mit den Mitmenschen in einer Milonga
3. Über den Umgang mit der Musik, den Texten und der Kultur im Tango
4. Über den Umgang im Tango mit sich selbst

98 Anmerkung(en):

Joh Kuhn hat gesagt…

Hallo Cassiel,

eine sehr interessante Folge, die Du zu Regeln im Tango schreibst. Das Blöde ist, daß es wahrscheinlich mal wieder nur die lesen, die es eh schon so machen - nicht aber die, die es lesen sollten...

Es gibt so einige Verhaltensweisen, die mich immer wieder ärgern. Nur mal als Beispiel: Ich freue mich, eine Tanguera zu sehen, mit der ich schon Ewigkeiten nicht mehr getanzt habe. Sie wird von einem Herrn aufgefordert, der sie die nächsten 4-5 Tandas nicht mehr losläßt, bis beide völlig durchgeschwitzt sind und sie den Rest des Abends nach seinem Aftershave und Schweiß riecht. Wie geht man mit sowas um? Würdest Du nichts sagen? Der Dame - oder dem Herrn einen dezenten Hinweis geben? Was ist mit Hasenhakentänzern, die das machen, weil sie es für ihre Figuren einfach brauchen. Sagst Du was?

Beim Thema Entschuldigung habe ich eine andere Meinung: Für die Folgende gibt es niemals einen Grund sich zu entschuldigen. Für den Führenden fallen mir aber einige Gründe ein, sich zu entschuldigen oder zumindest zu erklären.

Gruß Joh

cassiel hat gesagt…

Hallo Johannes,

schön, daß Du schreibst. Ich bin mir dessen bewusst, daß wahrscheinlich nur diejenigen die Artikelserie lesen werden, die diese Serie eigentlich nicht brauchen. Das ist kaum zu ändern, aber vielleicht schaffe ich es, Argumente für Diskussionen zu liefern, die dann in den Milongas stattfinden (hoffentlich!).

Zu dem Thema Dauertänzer habe ich keine befriedigende Lösung. Das fällt mir auch immer wieder auf, aber ich habe beschlossen, mich nicht darüber zu ärgern. Dann eben halt beim nächsten Mal. Die fast buddhistische Zurücknahme des eigenen Egos ist keine sinnbefreite Tugend, sondern ein Schutzmechanismus für die Qualität des eigenen Tangos. Zumindest ich werde in meinen Tango-Künsten dramatisch schlechter, wenn ich mich ärgere. Also versuche ich Ärger zu vermeiden.

Das Thema Entschuldigungen der Führenden kann man so sehen wie Du. Ich halte Missverständnisse für normal und lächele einfach. Das nimmt die Brisanz aus der Situation und ich muss den Tanz nicht durch Reden stören.

chamuyo hat gesagt…

Zum Thema Dauertanzen:
Wenn zwei Menschen stundenlang miteinander tanzen, dann wollen sie es vermutlich auch so! Das muss man als Außenstehender akzeptieren.
Interessant wird es nur, wenn einer von beiden später klagt, "ach, du gehst schon, wir haben doch noch gar nicht getanzt". Dann kann ich nur lächeln und antworten: "du hast ja keine Zeit für mich gehabt, ich habe nach jeder Tanda auf dich gewartet.."
Wenn sie wirklich wollen, dann verstehen sie schon.

Anonym hat gesagt…

Uih, ich entschuldige mich ganz oft... Ich werde daran arbeiten müssen. :-) ich bin jemand, der diesen Tangoknigge braucht

Käthe hat gesagt…

Oh, wollte gar nicht anonym sein. Ich bin Käthe

Monika hat gesagt…

@Chamuyo Du hast natürlich vollkommen Recht und Deine Reaktion ist sehr fein (im doppelten Sinne) und fordert den/diejenige auf zu hintersinnen.

Andererseits sehe ich eine Milonga auch als soziales Event und wünsche mir sehr - habe gerade vorgestern mit einer sehr lieben Tanguera darüber diskutiert - dass Männer aufmerksamer sind und mehr wahrnehmen dass z.B. eine Dame schon länger sitzt. (Umgedreht exisitiert dies fast nicht stellten wir fest weil bei Männer-Überschuss sehr häufig ein guter Teil der "überschüssigen" Herren einfach die Schuhe einpackt und wieder geht - warum das so ist ist wohl ein anderes Thema). Ein Paar das mehrere Tandas miteinander hintereinander tanzt nimmt anderen potentiellen Partnern die Chance. Wäre es nicht fair sich nach einer Tanda zu trennen und später am Abend nochmals miteinander zu tanzen? - Allenfalls sogar sofort wieder, falls das Orchester eines von denen ist die man am liebsten mit ebendiesem Partner tanzt? (Was voraussetzen würde dass die Tänzer tatsächlich solche Präferenzen haben, also die Orchester kennen - ok, ich schweife ab...)

tob hat gesagt…

Hallo cassiel,

aus welchem Grund ist es prinzipiell nötig, dass der Mann (hier nicht gender-neutral gemeint;) die Frau abholt? Es passiert ja durchaus auch, dass offensichtlich die Tänzerin schon länger einen Blickkontakt aufzubauen versucht…

Von mir selbst kann ich nur sagen, dass ich in den ersten Jahren meiner Tango-Zeit deutlich Probleme hatte, mir fremde Tänzerinnen aufzufordern (auch nachdem ich wusste, was ein cabeceo ist). Und das geht mir teilweise auch jetzt noch so.

@chamuyo: genauso sehe ich das auch! Warum dieses "Dauertänzer-bashing" (nicht nur hier :) ?

peter fangmeier hat gesagt…

eifersucht hat im tango nichts zu suchen (punkt)
es ist immer die entscheidung des paares sich nach einer tanda zu trennen, oder auch nicht.... und niemand ist gezwungen mit einem partner zu tanzen der gerade durchgeschwitzt von der fläche kommt. ich persönlich habe keinen bedarf an tänzerinnen die sie anfühlen wie fische und warte lieber auf eine bessere gelegenheit und das kann schon mal ein paar milongas dauern.

noch ein weiterer wichtiger punkt ist zu beachten...
das jeder seine eigene in/out-liste im kopf hat und es viele gründe gibt einen cabeceo zu starten oder nicht.... auch ihn anzunehmen oder nichts sollte unsere freie enscheidung sein.
und eine tanzpause soltte auch akzeptiert werden, den keiner ist des anderen harlekin nur weil er auf zufällig auch in der milonga ist.

peter fangmeier

cassiel hat gesagt…

@tob

Zu Deiner Frage: Ich finde es sinnvoll, daß die Frau so lange sitzen bleibt, bis der Mann vor ihr steht. 1. werden damit Missverständnisse in der Aufforderungssituation kompensiert ("Der Mann hat tatsächlich eine andere Tanguera aufgefordert") und 2. gibt es die von mir sog. "Cabeceo-Diebinnen" (eigentlich wollte ich überhaupt nicht dazu schreiben, jetzt muss ich hier doch davon berichten). Ein Tanguero geht an einer solchen Dame vorbei - auf dem Weg zu "seiner" auserwählten Tanguera, die "Diebin" springt auf und baut sich vor ihm erwartungsvoll auf. Das kann aufgrund eines Missverständnisses passieren, es gibt aber auch Fälle, da würde ich ein ausgeklügeltes System vermuten. Es ist dann die Aufgabe des Mannes, diese Situation aufzulösen. Ich rede dann z.B. mit der "Cabeceo-Diebin" und erläutere, daß ich eine andere Tanguera aufgefordert habe und vertröste die entsprechende Dame auf später am Abend. Andere Tangueros verunsichert die Situation derart, daß sie ihren ursprünglichen Plan ändern und mit der "Diebin" tanzen. Aus diesem Grunde finde ich es durchaus sinnvoll, daß die Dame sitzen bleibt, bis der Herr vor ihr steht.

Und ja, ich finde Dauertanzen schwierig - u. U. sogar "asozial" (insbesondere dann, wenn ein Männer- oder Frauenüberschuss in der Milonga existiert). Aber die Menschen sind frei und insofern muss man es tolerieren, wenn es Paare in der Milonga gibt, die das eben genau so praktizieren.

Anonym hat gesagt…

Ich halte den Wechsel der Tänzer auch wichtig für die Entwicklung des eigenen Tanzniveaus. ist ist doch meist so, da die die viel zusammen tanzen bei Wechsel gar nicht mehr gut aussehen. Das vermeintliche Tanzniveau in sich zusammenfällt.

gruesse

Chris hat gesagt…

Peter wrote: "eifersucht hat im tango nichts zu suchen (punkt)"

Really?? Have you never listened to the lyrics? :)

KlausPP hat gesagt…

Nabend allerseits.
Also ich entschuldige mich durchaus mal.
Ich mache das, wenn mir in meiner Führung etwas völlig entglitten ist (meist arbeiten dann die rechte und die linke Gehirnhälfte gegen statt miteinander).
Ich mache das, um die Dame zu entlasten und zu entspannen, damit sie nicht anfängt den Fehler bei sich zu suchen und dadurch verunsichert wird.

Anonym hat gesagt…

nun ich versuche zu verstehen: wichtig am Tango sind Regeln je mehr desto besser.
Und S(tr)olche die sie nicht (alle) einhalten sind asozial aber man ist ja tolerant (wenn auch ungern).
Und Du siehst da sicher keinen Widerspruch zu Deiner "Goldenen Regel"?

Ab-und-zu Dauertaenzer hat gesagt…

Zu den Dauertänzern: Du selber, Cassiel (laut eigener Beschreibung und Berichte anderer) tanzt recht wenig und wann, dann fast ausschliesslich mit der eigenen Partnerin. Warum soll das gut sein, aber "Dauertanzen", d.h. mehr als eine Tanda hintereinander mit dem selben Partner tanzen, als asozial gelten? Fuer mich sind beide Verhaltsweise ganz legitim und eigentlich nicht so verschieden.

Persoenlich finde ich dass es bestimmte Situationen gibt, in denen ich "Dauertaenzer" bin. Fast immer passiert das in eins von zwei spezifischen Faellen:

1. ich bin auf einer Milonga auf der es wenige oder keine andere Taenzer gibt, mit denen ich tanzen will -- und das gleiche gilt fuer meine Partnerin. Die Alternative zum gemeinsamen tanzen waere also nicht mit anderen tanzen, sondern sitzen.

2. ich bin auf einem Marathon oder Festival und tanze gerade mit einer Lieblingspartnerin, von der ich weiss, ich werde nachher Monate oder vielleicht sogar jahrelang nicht mir ihr tanzen koennen. (Und das gleiche gilt natuerlich auch fuer sie).

Das erklaert vielleicht, warum die Leute in Buenos Aires sehr unhauefig mehr als eine Tanda hintereinander tanzen, waehrend dass auf Festivalen und Marathons gang und gaebe ist.

B. G. hat gesagt…

War ja eigentlich schon vorhersehbar, dass sich einige wieder aus ihren Löchern trauen. Schade! Lesen und Nachdenken wäre sicherlich hilfreich gewesen und der ursprüngliche Blogbeitrag war weiss Gott nachdenklich genug formuliert. Aber wir müssen damit leben, dass manche Menschen im Tango nur ja nichts ändern wollen, für sie läuft es gut, so wie es ist. Die Probleme anderer Tänzer fallen da wohl nicht so ins Gewicht. Und dann beschweren sich Leute, dass Encuentros bzw. Festivalitos entstehen, zu denen dann nur die sensibleren Tänzer, die ständig an ihrem Tango arbeiten, eingeladen werden.

Anonym hat gesagt…

@B.G.

nein ein paar wenige (und es immer nur ein paar wenige) "Dauertänzer" tangieren niemand und sie möchten daher auch nicht tangiert werden.
Das ist diese verfixte "Goldene Regel". Die hat es in sich, lochübergreifend.

Anonym hat gesagt…

@B.G. arbeiten muss ich auch - aber tango tanze ich ausschliesslich

Aurora hat gesagt…

Vielen Dank Cassiel für diese Serie!
Wahrscheinlich kann nicht oft genug über das Verhalten auf Milongas geschrieben werden. Dennoch werden sich stets Einzelne, gegen solche Regeln wehren und sie vehement von sich weisen.

Wie Cassiel zu Beginn schreibt, ist eine Milonga ein soziales Ereignis und keine mehr oder wenig zufällige Ansammlung von Individuen. Ein soziales Miteinander funktioniert nun einmal nur wenn sich alle Beteiligten an Regeln halten. Jeder Teilnehmer im Straßenverkehr hält sich an Regeln, jeder Bewohner eines Mehrparteienhauses , nur zwei banale Beispiele aus dem Alltag. Warum soll eine Milonga ein regelfreier Raum sein?

Sicher, ein Dauertänzerpaar stört nicht unbedingt die Ronda. Aber an sich ist eine Milonga doch dazu da, mit verschiedenen Menschen zu tanzen, neue Leute kennenzulernen. Störender als Dauertänzerpaare empfinde ich eher Cliquentänzer.

Bei einem Cabeceo bleibe ich bei einer engen Bestuhlung stets auf meinen Platz bis die Situation eindeutig geklärt ist. Ich kann einfach nicht wissen ob nicht die Frau 50cm schräg hinter mir gleichzeitig einen Cabeceo gemacht hat. Einer "Cabeceodiebin" bin ich noch nie - bewusst - zum Opfer gefallen, alle Tangueros haben die erwartungsvollen, teils auf sie zulaufenden Damen, vertröstet. Das Sitzenbleiben als Aufgeforderte.

Der Cabeceo an sich ist nun wirklich eine wunderbare Errungenschaft, wie man sich auf einer Milonga gleichberechtigt, beiderseitig gewollt, zu einer Tanda verabreden kann. Sicher die Motivation einen Cabeceo zu erwidern können durchaus vielfältig sein. Aber in dem Moment in dem ich den Cabeceo erwidere entscheide ich mich für den Tanguero.

Ein durchschwitzter Tanguero stört mich an sich nicht. Schweißgeruch ist etwas anderes. Aber zum Glück gibt es auf jeder Milonga Wasser und Seife.

Leider gibt es vereinzelt Damen und auch Herren, die, vermutlich aus panischer Angst vor Schweißgeruch, Unmengen an Parfüm oder Rasierwasser auftragen und an all ihren Tanzpartner ihren Duft hinterlassen. Rasierwasser geschwängerte Damen sind wohl ähnlich unattraktiv wie einparfümierte Damen.

Ich bin gespannt auf die weiteren Beiträge der Serie

Anonym hat gesagt…

Wir brauchen keine Regeln im Tango in Deutschland. Deine Schreibe ist überheblich und unerträglich. Wer gibt Dir eigentlich das Recht, über den Tango zu schreiben? So wie man es hier in Kommentaren liest, kannst Du gar nicht tanzen. Vielleicht schreibst Du doch lieber über Windeln und Babynahrung und lässt die richtigen Tango-Tänzer in Ruhe.

bird hat gesagt…

Hi anonym von 08.23h,

wieso liest du hier, wenn dieser Blog so wenig deiner Denke und deinen Interessen entspricht ?
Dein PC, Laptop, handy schaltet ja nicht wie von selber auf diesen Blog, oder ?
Und wenn du schon hier landest, selbstgewählt !!!, warum dann Pöbeln ?
Spannender wäre es, wenn du schreiben würdest, warum du der Meinung bist das es keiner Regeln auf der Milonga bedarf. Vielleicht hast du ja gute Gründe für deine Annahme.

Anonym hat gesagt…

bird, ich finde es unerträglich wenn Casiel hier seine Meinung äußert und das dann so in die Milongas getragen wird. Für mich läuft der Tango gut genau so wie er ist. Regeln sind für die Schwachen, die sich nicht durchsetzen können. Ich will mir jedenfalls nicht meinen Tango verderben lasen.

Paul hat gesagt…

@ alle die gerne lange und über mehrere Tandas mit dem gleichen Partner tanzen - Zitat Mark Word bekannt als Tango-Therapist:

"One Tanda at a time:
You just had a great tanda with this new guy or gal from out of town. Maybe you can get two in a row? There is a problem with this. First, he may be with someone else, and that creates suspicion because two-tandas-in-a-row is the beginning of true love. Repeated tandas are a sign of tango nirvana and true love. Is that what you want to say – “I am in love with the way you dance”? The other may like or even love the way you dance, but have other reasons not to reciprocate this feeling of tango adoration. It may be nice to be adored but I recommend a bit of caution here. You can unwittingly create a feeling of obligation to “make” his or her night. In traditional Buenos Aires multiple tandas have a special meaning--let's consummate this tango adoration. Some will not believe me (see Chapter VI)."

bird hat gesagt…

Hi anonym,

danke für deine Antwort.
Warum beschreibst du nicht etwas genauer, was für dich gut ist, läuft ohne Regeln ? Dem Argument, Regeln sind nur was für Schwächere, kann ich nicht folgen. Ich verstehe nicht auf was genau du dich da beziehst. Regeln gibt es ja auch in völlig anderen Zusammenhängen. Bist du der Meinung das ist überall nur was für Schwache ?
Für mich läuft der Tango nicht immer nur gut. Erst neulich sah ich wieder eine Tanguera nach etwa drei Stunden enttäuscht die Milonga verlassen, ohne ein einzigesmal getanzt zu haben und nein, sie war weder unattraktiv, miesepetrig aber unbekannt. Sie hat auch Kontakt per Mirada gesucht aber kein Tanguero ist auf sie zugegangen.
Und darf ich noch fragen, warum du soviel Sorge davor hast, dass sich Cassiels Gedanken und die von einigen anderen ähnlicher Art auf den Milongas verbreiten ? Hast du schlecht und wenn ja welche Erfahrungen damit gemacht ?

Tanguero porteño hat gesagt…

Mark Word "In traditional Buenos Aires multiple tandas have a special meaning--let's consummate this tango adoration. Some will not believe me." Ich mag Mark sehr, aber er war noch nie hier in Buenos Aires und kennt die Szene nur vom Hoerensagen, unter anderem von Blogs wie dieser, dessen Verfasser noch nie in Buenos Aires waren. Cassiel war noch nie hier in Buenos Aires. Ich gegenueber wohne seit etlichen Jahren hier und habe meinen ganzen Tango hier gelernt. Die Leute tanzen sehr wohl sehr als zwei Tandas mit der selben Person am Abend ohne zu glauben dass danach Sex erwartet wird. Sie tanzen zwar selten mehr als eine Tanda *nacheinander* mit der selben Person. Verboten ist das allerdings nicht und kommt ab und zu schon vor (und in einer Milonga -- "El Motivo" -- ist das ausnahmsweise eher die Regel). Auch kommen Missverstaendnisse beim Cabeceo oft vor. Geht zu Cachirulo oder El Domingo in der Hochsaeson und ihr werdet das erleben. Die, die da einen Fehler machen sind keine Cabeceodiebe oder -diebinnen. Das passiert fast allen, auch ganz erfahrenen Taenzer, ab und zu und bedeutet fuer die allermeisten ueberhaupt kein Drama.

PD Die anonymen Kommentare hier, liebe Leute, wurden von Cassiel selber verfasst.

Anonym hat gesagt…

Vermutlich setzte ich mich nun in einen Ameisenhaufen, aber ich finde in diese Diskussion gehört auch die Frage, wie es sich nun mit festen Partnern verhält, also wenn man mit seinem Lebenspartner an eine Milonga kommt. In Argentinien werden ja die Paare sehr respektiert, es würde einem Milonguero NIE einfallen, die Partnerin eines anderen aufzufordern, schon gar nicht wenn die Paare befreundet sind. Mir ist schon klar, dass es nun auch in Buenos Aires viele Milongas gibt, in welchen die Codes verschwinden, aber ich rede von den traditionellen Milongas und Codes. Ich tanze sehr viel in Buenos Aires und die Balance zwischen den beiden Welten ist nicht immer ganz einfach...
Hierzulande sieht dies ja anders aus, aber machmal wünschte ich mir von den Tänzern doch ein klein wenig Feinfühligkeit diesbezüglich, z.B. wenn das Paar gerade mit einem Glas Rotwein anstossen möchte und einer der Partner agressiv aufgefordert wird, das ist irgendwie schon anstrengend...

Anonym hat gesagt…

... wollte nciht Anonym sein, mein Name ist Lina

cassiel hat gesagt…

@Tanguero porteño

Klar! Ich habe nichts besseres im Leben zu tun, als noch zusätzlich zum Bloggen anonyme Kommentare zu verfassen. Wahrscheinlich bin ich auch noch Lina, Paul, bird, Aurora, B.G. ... und wie die Kommentatoren und Kommentatorinnen alle heißen.

Vermutlich bin ich auch noch Tanguero porteño...

Aber dürfen wir da sicher sein, daß in Deinem Kommentar alles stimmt? Vielleicht bist Du ja auch eine Tanguera porteña, es würde mich nicht wundern...

Es entspricht meinem Verständnis vom Bloggen, daß ich derartig absurde Beiträge einfach sehen lasse - sie sprechen eine ganz eigene Sprache.

und zu Anonym (weiter oben):
Genau! Ich kann überhaupt nicht tanzen, deswegen machen das meine Finger auf der Tastatur. :-)

Ganz generell: Ich habe lange gewartet bevor ich mit meinen Ideen an die Öffentlichkeit gegangen bin und ich habe auch ein paar Zweifel gehabt, ob es tatsächlich notwendig ist, darüber erneut zu schreiben.

Jetzt weiß ich, es war notwendig (das lange Warten und schließlich auch das Schreiben).

Tanguero porteño hat gesagt…

Lina: "In Argentinien werden ja die Paare sehr respektiert, es würde einem Milonguero NIE einfallen, die Partnerin eines anderen aufzufordern, schon gar nicht wenn die Paare befreundet sind. Mir ist schon klar, dass es nun auch in Buenos Aires viele Milongas gibt, in welchen die Codes verschwinden, aber ich rede von den traditionellen Milongas und Codes." Du hast recht, wenn das Paar bei einer sehr traditionellen Milonga zusammensitzt. Das ist ja das Signal, dass sie nur miteinander tanzen wollen. Sitzen sie aber getrennt, werden die meisten Tänzer im Alter von unter 70 den Partner/die Partnerin schon auffordern (per Mirada/Cabeceo). Ich bin porteño und sehe das die ganze Zeit. Und jetzt, in der Niedrigsäson, kennen wir uns ja fast alle. Wenn jemand mit meiner Freundin befreundet ist, ist es *wahrscheinlicher*, nicht unwahrscheinlicher, daß wir gerne miteinander tanzen und daß ich sie auffordere (und ihr Freund wird das keinesfalls übelnehmen -- im Gegenteil wird er meine Freundin auch auffordern). Wäre dies nicht der Fall, würde keine Person, die in einer Beziehung ist, zu einer sehr traditionellen Milonga gehen, ausser in Begleitung des Partners und mit der Absicht, ausschließlich mit dem eigenen Partner zu tanzen. Das ist ja nicht der Fall. Viele Paare gehen hin, sitzen getrennt, und tanzen mit vielen anderen. Und warum auch nicht?

Jemand/en aggresiv aufzufordern ist allerdings nicht sein fein, egal ob der/diejenige in einer Beziehung ist oder nicht.

Tanguero porteño hat gesagt…

Das Hauptthema fuer mich bei diesen ganzen Regeln, wie Cassiel sie formuliert, ist sein kompletter Mangel an Empathie. Da er noch nie selber auf einer sehr vollen Milonga in Buenos Aires war, kann er sich nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn man sich bei einem Cabeceo verwirrt. Du guckst da eine Lieblingspartnerin an. Sie ist von anderen Frauen umgeben: es gibt Frauen unmittelbar neben ihr, hinter ihr, vor ihr, usw. Aber sie scheint auf deinen Cabeceo zu reagieren, sie nickt dir lächelnd zu. Du stehst auf, überquerst den Raum aber -- nein! -- sie hat einen Mann direkt hinter dir in der zweiten Reihe gemeint. Das ist ja etwas peinlich. Aber was macht man da? Mann entschuldigt sich beim Wunschpartner und geht auf seinen Sitzplatz zurück. Das ist ja fast allen irgendwann passiert. Zu glauben, der Mann/die Frau wäre deswegen ein Cabeceodieb/in -- das zeigt nur ein grober Empathiemangel.

Zu den Dauertänzern. Als ich in Europa unterwegs war, habe ich auf einer kleinen Milonga eine Frau kennengelernt mit dem es einfach die allerbeste, schönste Tanzchemie gab, die ich jemals erlebt habe. Alle anderen auf dieser Milonga haben auf mehr oder weniger Nuevo-Art eher schlecht als recht ohne das geringste Gespür fuer die Musik getanzt. Sie war da die ganz große Ausnahme. Ich wußte, ich würde nur eine Nacht in dieser Stadt sein und die Frau unwahrscheinlich wieder irgendwo treffen würde. Und das war nicht Romantisches, nichts Sexueles. Wir haben einfach beide es sehr genossen, miteinander zu tanzen. Wer Tänzer ist, wird wissen wovon ich spreche. Mit einer wirklichen musikalischen Frau zu tanzen ist einfach ein Genuß. Habe ich mehr als zwei Tandas mit ihr getanzt? Jawohl. Hat sie das genossen? Sie lächelte, sie strahlte, sie lachte, sie sagte mir wie schön es war, sie umarmte mich ganz herzlich danach. Das war vor vier Jahren und wir haben uns nie wieder gesehen. War das selbstsüchtig? Ich finde nicht. Wir haben einander ja gegenseitig eine Freude bereitet, die niemanden anders verletzt hat. Hab ich mit ihr getanzt, weil ich dachte, nur mit ihr würde mein Tanz gut aussehen (wie einer hier vermutet)? Ich habe mich nie im Leben darum gekümmert, wie mein Tanz von außen aussieht, weil ich aus Erfahrung weiß, daß, das was im Tango sich wunderschön anfühlt, gar nicht hässlich aussehen kann. Wer noch nicht solche Sachen erlebt hat: benütze die Fantasie und die Empathie, um zu versuchen, die zu verstehen.

Wenn ich Cassiels Blogeinträge und einige der Kommentare hier lesen, hab ich das Gefühl, ihr haßt den Tango und eure Mittänzer und sucht eifrig nach Gelegenheiten, sie zu kritisieren und über sie zu lästern. Wenn das der Fall ist, kann ich nur sagen: kommt uns in Buenos Aires besuchen. Vielleicht dadurch werden ihr euch in den Tango verlieben und sehen, daß Haß, Wut und Eifersucht nur den eigenen Tanzgenuß stören. Ihr seid herzlich wilkommen. Schöne Tänze wünsche ich euch allen. Und ein bißchen weniger Engstirnigkeit.

PD wenn ich eine tanguerA wäre, würde das meinen Argumenten nicht die geringste Gültigkeit nehmen.

Tanguero porteño hat gesagt…

Warum ich nicht schweige? Weil daß Gift ist, was Cassiel hier verbreitet. Und ich bin jemand, der sehr auf die Códigos und die Tangoregel steht. Aber wichtiger als die Menschlichkeit und die Empathie sind sie nicht.

cassiel hat gesagt…

@tanguero porteño

Ich habe den begründeten Verdacht, daß Du eine Person bist, die ich gebeten habe, hier nicht zu kommentieren (damit hast Du eine exklusive Sonderstellung, es gibt genau eine Person, bei der ich zu dieser extrtemen Maßnahme greifen musste). Würdest Du bitte meinen Wunsch respektieren? Du hast ein eigenes Blog, dort darfst Du gerne Deine Sicht der Dinge verbreiten.

Vielen Dank!

Tanguero porteño hat gesagt…

Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst. Aber ich vermute, du schreibst das, weil du mit mir einverstanden bist, das nur nicht zugeben willst.

KlausPP hat gesagt…

@Cassiel.Grundsätzlich finde ich deine Idee eines Tango Knigge ganz hervorragend, denn ich habe einige der Regeln tatsächlich erst so nach fünf Jahren Tango entdeckt.
Im einzelnen bin ich vielleicht mal anderer Meinung oder handele anders, aber grundsätzlich halte ich die Regeln für richtig. So ähnlich handhaben wir das alle doch auch im Straßenverkehr.

cassiel hat gesagt…

TT, muss ich wirklich deutlicher werden?

Lass es einfach. Deine obsessive Art, Deine Rechtschreibung, Dein Stil (und einiges mehr) verraten Dich.

Nach der letzten Schimpf-Tirade von Dir per eMail habe ich Dich gebeten, einfach nicht mehr bei mir zu kommentieren. Belassen wir es dabei. OK?

KlausPP hat gesagt…

@diverseAnonyme und sonstige:
Ich habe was anderes gehört.
Das er wenig tanzt sagt er ja selbst.
Das er angeblich nur mit seiner Partnerin tanzt ist kompletter Nonsens.

Anonym hat gesagt…

Oh fein! Applaus! Unsere geltungssüchtige Möchtegern-Portena ist wieder da. Ich hol schonmal Chips und Bier...

cassiel hat gesagt…

@letzter Anonym

Wir sind hier aber nicht in der Arena. Lassen wir es einfach so stehen.

Paul hat gesagt…

Codigos für Paare!
Hier ein Beispiel aufgeschrieben von Rick McCarry. Er ist mit seiner Freundin im Porteno y Bailarin, sie sitzen als Paar an einem Tisch. Einer der Milongueros vom Prominententisch versucht seine Freundin per Cabeceo aufzufordern. Sie reagiert total wütend, blickt zurück und dann demonstrativ weg. Der Milongero ist so beleidigt dass er aufsteht und das Lokal verlässt. Der Grund ist folgender: Entsprechend der Codigas gilt ein Paar als sakrosankt. Kein Mann hat das Recht sie aufzufordern. Tut er es doch heißt dass ihr "Freund" gar nicht existiert. Eine unglaubliche Missachtung der beiden und ihrer Beziehung.

Kommt man als Paar denn gar nicht mit anderen zum Tanzen wenn man möchte?
Doch, man muss nur ein paar Dinge beachten. Mindestens die erste Tanda gehört dem Paar.
Sie sollte zu Beginn keinesfalls demonstrativ nach möglichen Partnern herumschauen. Sobald er eine andere Tanguera aufgefordert hat, ist sie frei für andere Tänzer! Danach kann sie diskret nach potentiellen Tanzpartnern Ausschau halten. Sucht sie von Beginn weg nach Tänzern obwohl sie in Begleitung ist, gilt sie für die Milongueros als "Schlampe" beziehungsweise outet sie sich als nicht wissende Touristin. Als Mann also keinesfalls nach einer Dame im Paarsektor eine Mirada senden wenn man sich nicht ganz sicher ist dass sie schon "frei" für die anderen Tänzer ist!

Hier der Link, im letzten Absatz wird dieses Erlebnis beschrieben
http://www.tangoandchaos.org/chapt_1tangochaos/11soul.htm

Anonym hat gesagt…

I'll write this in English, as my German isn't perfect. If you don't want Terpsichoral to comment, then switch on comment moderation or delete her comments. Since you always respond to her comments almost instantly, you are clearly not too busy to do so. If you leave them up there, people (including Terpsi) will believe you welcome them.

cassiel hat gesagt…

Hi, usually it is no problem to discuss - even in a controversary manner. I kindly asked a person - in one special case - not to comment any longer in my blog. Every time this person appeared in the past, it was a very destructive discussion. I am no friend of a rigid comment-policy and I expect grown-up people to behave like grown-up people.

Anonym hat gesagt…

@Paul, die Beachtung der Paare habe ich auch drüben erlebt, aber so, das Paare an der Stirnseite saßen, die Anderen an den Seiten der Milonga. Ein bekanntes TP war auch da, in dem Fall Oscar Casas mit Frau. Solange beide zusammentanzen wollten, saßen Sie an der Stirnseite an einem Tisch. Er hat sich dann an die Seite gesetzt und dann erst andere Damen aufgefordert. Alte Milongueros sehen das aber bei Touristen eventuell lockerer

Unknown hat gesagt…

Ich stimme den Regeln aus dem Text von Cassiel zu, sie sind allgemeingültig und damit für mich selbstverständlich. Ich möchte diese mit meine Códigos für einen erwachsenen Mann, der öfter in Begleitung seine Lebensgefährtin tanzt, erweitern. Mir ist bewusst, dass diese, im Gegensatz zu Cassiels Regel, nicht allgemeingültig sind. Ich hoffe, dass einige Tangueros, die in ähnliche Situation wie ich sind, eventuell darin eine Hilfe finden werden.

- Das erste Tanda gehört meine Partnerin. Die Gründe hat @Paul wunderbar erklärt. Ich gebe mir bei diesen Tanda besonders viel Mühe, um zu zeigen, wie gut meine Partnerin tanzen kann. Ich gebe auch zu, das ist die einzige Tanda, bei dem ich auf eine Milonga ein wenig extrovertiert tanze.

- Ich forder nie Frauen in Begleitung auf (Danke @Paul). Ausnahme - die Begleitung Tanzt gerade oder hat bereits jemand aufgefordert.

- Nur eine Tanda. I.d.R. weiß ich nicht, was für eine Art Musik mir der DJ bei der nächsten Tanda präsentiert. Ich kann nicht (und ich möchte auch nicht) mit eine Tänzerin, mit der ich gerade di Sarli genossen habe, eine flotte Canaro-Milonga tanzen (ja, die DJs sind manchmal unberechenbar). Diese Regel gilt für meine Lebensgefährtin nicht - ich kann mit ihr jede Musikrichtung genießen.

- Ich fordere bei der erste Stück der Tanda. Diese Regel klingt merkwürdig, hat für mich ein einfacher Grund. In der Cortina weiß ich nicht, was der DJ bei der nächsten Tanda auflegt. Da ich die Frauen beim Tanzen beobachte, habe ich (meistens) eine Vorstellung welche Tänzerin für bestimmte Musikrichtungen für mich geeignet wären. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich eine Milonguera, die gerade eine dynamische Biagi sehr genossen hat, für eine lyrische Calo auffordere, ist relativ klein. Deswegen fordere ich während der Cortina nicht auf, sondern erst wenn ich weiß, was für eine Musikrichtung der DJ für die nächste Tanda gewählt hat. Ich fordere nicht mitten in der Tanda (2, 3 oder sogar 4te Stück) auf. Manche Frauen empfinden zu Recht solche Aufforderungen als Beleidigung.

- Selbstverständlich, gehört die letzte Tanda und das abschließende La Comparsita meine Partnerin.

Und für die anonyme Leser, die mich nicht kennen, möchte ich erwähnen, dass ich, trotz (oder gerade wegen) diese 5 Zusatzregel sehr viel Tanze.

Anonym hat gesagt…

...natürlich ist her eine Arena, es geht darum welcher Gockel über die Hennen herrschen darf, welcher Pfau das schönste Rad schlägt. Wer dem widerspricht, der/dem wird halt privat und jetzt öffentlich der Einlass verweigert.
Ansonsten: ein zwar "vollkommen überflüssiges Tangoblog", wie er sich selbst beschreibt, aber der e in oder andere Gedanke hat schon was. Macht aber nur Sinn mit Erfahrung.

Sarah hat gesagt…

Ich finde die Bemühungen sehr beeindruckend dieses Blog nachhaltig zu beschädigen. Bravo! Soche Tangueras und Tangueros brauchen wir. Hut ab!

KlausPP hat gesagt…

Den Beitrag von Swetoslaw möchte ich hiermit ausdrücklich LIKEN ;-)

Es geht mir sehr ähnlich mit leichten Variationen, denn die ersten BEIDEN Tandas gehören meiner Frau.

Manchmal lassen wir wg. Erschöpfung die letzte Tanda weg, tanzen aber auf jeden Fall noch einzelne Tandas zwischendurch.

Und auch ich tanze auf Milongas i.d.R. sehr viel.

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
cassiel hat gesagt…

Ich habe einen Kommentar entfernt, der offensichtlich nichts mit dem ursprünglichen Thema nichts zu tun hatte und dazu geeignet war, nur weitere Argumentationen und verbale Vendettas auszulösen.

Es ist mir wirklich rätselhaft, welche Motivation bestehen könnte, die laufende Diskussion zu torpedieren.

Sachlich vorgetragene und halbwegs begründete Meinungen sind sehr willkommen und dürfen selbstverständlich nach Herzenslust debattiert werden.

Ich bitte um Verständnis.

haribold hat gesagt…

Szene aus tausend und einer Tanznacht: Eine Frau geht zu einer Tanzveranstaltung, weil sie dort gern tanzen möchte. Ein Mann kommt an ihren Tisch und fragt sie, ob sie mit ihm tanzen möchte...

Cassiel: "Ich halte die verbale Aufforderung für eine leichte Form der kalkulierten Nötigung."

haribold: Ich halte Talibanismus inzwischen für eine weniger leichte Form der Verklemmtkeit.

Paul hat gesagt…

@ haribold: Wie degoutant dein Kommentar ist. "Haltet den Dieb" schreit am lautesten der Dieb. Schäm dich haribold!

Christian Tobler hat gesagt…

@  alle,

Teil 1: Hier führte eine andere Bloggerin seit längerer Zeit auf Kosten dieses Blogs einen äusserst primitiven Zickenkrieg. Ich finde das widerlich und dazu stehe ich mit meinem Namen ein. Das Ärgerliche an den periodischen Anfällen von Terpsi und ihren Helfern ist die Tatsache, dass die eigentliche Diskussion hier nach solchen Störaktionen jedes mal zusammenbricht.

Jedes Blog ist nur so gut, wie seine Kommentartoren. Daher möchte ich die Leser dieses Blogs bitten, auf die Spiele von Terpsi nicht länger herein zu fallen. Helft hier und jetzt mit zahreichen und vielfältigen Kommentaren ZUM THEMA, diese Egomanin kaltzustellen –  im Interesse des Tango Argentino, im Interesse der hohen Diskussionskultur dieses Blogs.

Christian Tobler hat gesagt…

Teil 2: Denn mit Swetis Kommentar war die Diskussion zum äusserst spannenden Thema bereits zurück gekehrt. Darüber hier eine rege Diskussion zu führen und sich vielleicht einem Konsens dazu anzunähern, was für Regeln –  funktional aber nicht unzeitgemäss einschränkend – heute an einer traditionellen Milonga Sinn machen ist eine Diskussion wert. Denn bei aller Liebe zur Tradition ist es an der Zeit einzwei der alte Zöpfe abzuschneiden, die heutzutags dem Tanzspass an traditionellen Milongas abträglich sind.

Konkret: Wenn ich mit meiner Partnerin eine Milonga besuche, dann möchten wir natürlich am selben Tisch sitzen und nicht getrennt an verschiedenen Seiten der Tanzfläche Platz nehmen und den ganzen Abend so tun, als ob wir einander nicht kennen würden. Und am liebsten sitzen wir mit ein paar lieben Freunden am selben Tisch. Das heisst aber nicht, dass meine Partnerin und ich nur miteinander tanzen wollen oder nur innerhalb unserer Gruppe.

Ich habe mir allerdings kürzlich sagen lassen, dass in Italien diese strikte Trennung manchenorts neu aufleben soll. Wer so was tut, muss ein eigenartiges Frauenbild haben. Hochkultur hatte diese Regel in Zeiten, als zB Buben und Mädchen grundsätzlich in örtlich getrennten Gymnasien unterrichtet wurde. Vielleicht macht das deutlich, wie absurd so ein Setup heute ist.

An lokalen Milongas in Europa mag dieses Thema kein grosses Problem sein, weil die meisten Tänzer einander kennen. Als Teil einer solchen Szene weiss man vermutlich, wer was sucht. Aber an vielen Encuetros in Europa wäre es schön, wenn darüber Konsens herrschen würde. Und in lokalen Szenen würde so ein Konsens auswärtigen Besuchern helfen, die zu oft zu Aussenseitern werden. In Buenos Aires wird es vermutlich noch eine Weile dauern, bevor dieses kleine Bischen Flexibilität an einigen der guten traditonellen Milongas akzeptiert wird, leider.

Sweti hat bereits erklärt wie so was funktionieren kann, ohne dass das Kind mit dem Bad ausgeschüttet wird. Ich halte das für eine pragmatische Lösung, die allen Seiten gerecht wird. Ich würde mir wünschen, dass möglichst viele traditionelle Milongas diese zeitgemässe Anpassung an heutige Bedüfnisse aktiv unterstützen. Was halten andere Leser von Swetis Lösung?

Christian Tobler hat gesagt…

Teil 3: Nicht eigentlich Thema, aber auch das wurde angesprochen: Natürlich stellt sich in diesem Zusammenhang irgendwann auch die Frage, was ein traditionell auflegender DJ eigentlich ist. Dass ein DJ Tandas zusammenstellt und diese mit Cortinas voneinander trennt ist nur eine von vielen Voraussetzungen dafür. Bei weitem nicht jeder DJ der so vorgeht, legt deswegen bereits traditionell auf. Diese Definition lässt sich nur schwer in zweidrei Regeln fassen. Trotzdem erkennen die Kenner unter den Tänzern einen traditionell fokusierten DJ sehr schnell an seiner Musik-Programmation. Darüber gibt es einen Konsens der Ohren.

herzlich - Christian

Paul hat gesagt…

@ Christian Tobler und Swetislaw!

Nun, ich halte es genauso wie Swetoslaw. Die Ladies, die über mehrere Tandas mit einem ausgesuchten Parter ausschließlich tanzen, werden von mir keinesfalls per Cabezeo aufgefordert. Es ist sozusagen Ehrensache sichtbare und unsichtbare Beziehungen zu respektieren. Es ist nun einmal so, dass es für die Männer vor allem in den ersten 2 Jahren nicht einfach ist. Die "eine Tanda in Folge" Regel bringt eigentlich nur Vorteile für alle. Natürlich gibt es auch Ausnahmen - selten aber doch. Wenn Freunde da sind die ich dann ein halbes Jahr nicht mehr sehe......oder......
Zum TJing, das ich bisher aus egoistischen Motiven verweigert habe, kann ich nur sagen, dass ich gekonntes TJing sehr bewundere. Und wenn es mal nicht so geglückt ist, es steckt eine Menge Arbeit dahinter!
Es wird noch ein Weile dauern bis der Cabezeo Allgemeingut ist, er wird sich aber im Tango ohne Zweifel etablieren. Und die Leute die beim Tango "regelfreie Zonen" suchen, werden über kurz oder lang beim Salsa oder beim Schuplatteln landen. Bei den guten Encuentros werden sie ohne Tänzerinnen dastehen und aufgeben. Einen schönen Samstag aus Österreich wünscht euch Paul!

Anonym hat gesagt…

Lieber Christian,

Terpsi hat hier keinen Kommentar hinterlassen. Der einzige, der sie erwähnt hat und von ihr gesprochen hat war Cassiel selber. Also solche Bemerkungen sollst du gefälligst an Cassiel selber richten. Und wenn du wirklich möchtest, daß die Kommentare beim Thema bleiben, solltest du selbst beim Thema bleiben und nicht beliebige frauenfeindliche Kommentare von dir geben. Zickenkrieg? Die einzige Zicke hier bist du.

cassiel hat gesagt…

Ich habe gestern Workshops besucht und abends war eine Milonga. Gerade habe ich hier die Kommentare gelesen.

Darf ich vorschlagen: Wir kehren zum Thema zurück?

Ich finde das Thema ist zu wichtig, als daß es ständig durch Diskussionen über Schein-Inhalte oder die Frage, wer wann was gesagt hat, überlagert werden sollte.

Vielen Dank und einen schönen Sonntag allerseits... :-)

bird hat gesagt…

Hi @,

mir sagen die Códigos in der Regel zu und aufgesetzt empfinde ich sie nicht, sondern sehe das wie sweti, viele davon gehören zu meinem ganz normalen Alltag dazu.
Und so abstrackt muss man die Regeln gar nicht sehen oder deuten. Es reicht meist emphatisch sein Gegenüber oder auch die Gruppe wahrnehmen zu wollen, wie im Einganszitat von Cassiel geschrieben. Und ein Mensch der mir wohlwollend, freundlich entgegen kommt wird z.B. die Bitte, um eine kleine Pause, verstehen und nicht als Ablehnung deuten. Aber ich sehe ein, aus Erfahrung auf den diversen Milongas, dass das nicht jedem in die Wiege gelegt ist. Ein Grund mehr eine Handvoll sinnvolle und den Abend dadurch bereichernde Códigos, als zum guten Ton dazugehörend, einzuführen.

Tangueras und Tangueros Seitenweise voneinander zu trennen halte auch ich, zumindest hier in Europa für nicht wirklich passend. Mir geht es da wie Christian. Und wenn man aufmerksam ist bekommt man mit, wer mit anderen Tanzen möchte und wer lieber nicht.

Ein anderes Thema, in diesem Zusammenhang, fände ich spannend zu diskutieren. Wie ist das bei doch häufigem Tangueraüberschuß zu handhaben, dass Tangueras nicht völlig ohne getanzt zu haben nach Hause gehen. Den umgekehrten Fall habe ich persönlich noch nie erlebt. Sehe aber immer mal wieder 1-2 Tangueras eine Milonga ohne jeglichen Tanz verlassen und habe nicht den Eindruck, dass das für die Tangoszene besonders schön ist. Klar kann man jetzt sagen das ist natürliche Auslese, es hat ja eh meist zuviele Tangueras. Meinem Empfinden einer gelungenen Milonga entspricht diese Denke nicht !
Wie erlebt Ihr das, was für Gedanken macht Ihr euch dazu ?

cassiel hat gesagt…

@bird

Mit dem Stichwort Tanguera-Überschuss sprichst Du ein m.E. gewichtiges Problem im Tango an. Kleine Milongas sind da anfälliger, größere Milongas sind nicht sofort und unmittelbar bedroht. Ich denke, es gibt die Tendenz, daß Frauen (vielleicht aufgrund eines natürlicheren Umgangs mit ihrem Körper und der Bewegung) leichter zum Tango finden und Männer sich gerade am Anfang ihrer Tango-Karriere deutlich schwerer tun.

Ein weiterer Aspekt kommt in meinem Augen teilweise zum Tragen. Es geht um die Frage, wie Männer (und hier im Besonderen die Anfänger) in einer Community geschätzt und unterstützt werden. Ich habe nicht nur einmal erleben können, wie Männer (als mögliche Konkurrenten des Alpha-Männchens) regelrecht weggebissen wurden. Verschärfend kam in solchen Fällen regelmäßig hinzu, daß eine regelrechte Rangfolge unter den Führenden in der lokalen Szene etabliert wurde und es nicht vorgelebt wurde, daß die Milonga als gemeinsames Erleben praktiziert wurde. Wenn Schülern nicht gezeigt wird, daß man auch ein wenig auf die Gemeinschaft achtet, dann wird das längerfristig gravierende Auswirkungen haben.

Ein Patentrezept habe ich auch nicht. Aber ab und zu auf die Umgebung zu achten kann hilfreich sein. Dazu werde ich im nächsten Artikel dieser Serie noch ausführlicher schreiben.

Joachim hat gesagt…

Hinsichtlich der Regeln kenne ich nur eine einzige, die gültig ist. Das ist die, dass jede Regel nach allen Regeln der Kunst hintergangen und missachtet wird. – Ist nicht von mir, aber klug beobachtet. Das aber wiederum heißt nicht, dass ich Regeln nicht brauche und auch nicht, dass ich sie schätze. Für mich ist der Satz der geschriebene Gedanke, gelassen zu bleiben UND selbst auf die geschätzten und schützenden Regeln der Milonga, wie Cassiel sie beschreibt und stützt, zu achten.
Diese Formen des sozialen Miteinanders erschließen sich der Tänzerin/dem Tänzer nicht von alleine. Sie bedürfen der Vermittlung durch Vorbild, Erklärung, Diskurs und Erleben ihres Nutzens. Mein tragendstes Beispiel des eigenen Lernens ist wohl das Tanzen in der Ronda. Nun sage ich von mir, dass Rücksicht mir eigen ist. Gleichwohl habe ich oft die Wege genommen, die sich im Raum frei boten. Erst mein erstes Milonguero-Festival verschafften ein riesiges Aha: Im Fluss des gesamten Raumes zu gleiten, an der Position zu bleiben und gewiss zu sein, dass niemand die Spur wechselt, keiner überholt oder drängelt- es ist bis heute ein tief beeindruckendes Erlebnis, das meinen Tanzstil nachhaltig beeinflusst hat. Es haben sich neue Türen geöffnet, der Musik und der Partnerin und dem Tanzerleben mit größerer Intensität zu folgen. (Hoffentlich sehen das meine Tanzfreunde auch so, wegen eventuell gestörter Selbstwahrnehmung etc.... ;-) )
Das Thema des Tanzens mit der eigenen Partnerin ist auch für meine Liebe und mich eines. Wir halten es ähnlich, wie Sweti und KPP es beschrieben haben. Eine Ergänzung erfährt diese Absprache bei uns: Meine Partnerin agiert selbstredend ebenfalls aktiv mit Mirada und Cabezeo. Wenn sie allerdings trotzdem sitzen bleibt, dann werde ich sie auffordern, Meistens übrigens auch per Cabezeo.(Denn ich liebe es, mit ihr zu tanzen.) Das ist ein von uns gewähltes Mittel, die Milonga zu genießen, jeder für sich und als Paar!
Joachim

Chris hat gesagt…

mir fehlen Gedanken zu zwei grundsätzlichen Fragen:

1. Kranken Cassiels Ausführungen zu klassischen Milongas und klassischen Codicos nicht am völligen Mangel an Tanzerfahrung in Bs.As.? Man muß diese Frage nicht mit Ja beantworten, eine Erörterung halte ich aber für erforderlich. Ich selbst halte diesen Umstand insofern für problematisch, als die Ausführungen damit begründet werden, es handele sich um "Althergebrachtes", übliches. Was seinerzeit üblich war, weiß keiner hier aus eigener Erfahrung, was heute üblich ist, weiß keiner der dort nicht einmal war. Nebenbei: ich glaube nicht, daß es sich bei 'Tanguero porteno' um TT handelt. Die sachlichen Ausführungen in dessen Beiträgen decken sich mit eigenen Erfahrungen dort.

2. Können wir voraussetzen, daß eine Milonga eine soziale Veranstaltung ist? Und wenn ja, welche Verpflichtungen ergeben sich tatsächlich daraus? Ist es nicht etwas verwegen festzulegen, mit dem Kauf einer Eintrittskarte zu einer Tanzveranstaltung ergäben sich vielfältige soziale Pflichten? Erfordert dies nicht entweder ein inhaltlich vollumfängliches Einverständnis aller Beteiligten oder eine vorherige Inpflichtnahme in der Art von Allgemeinen Geschäftsbedingungen?

Chris hat gesagt…

Ich möchte doch feststellen, daß eine Milonga keine geschlossene Veranstaltung eines Vereines oder eines anderen Zusammenschlusses ist, die sich vorab ein Regelwerk gegeben haben. Es ist eine öffentliche Veranstaltung, die von Menschen mit ganz unterschiedlichen Zielen und Vorstellungen besucht werden, die es in den üblichen Rahmen zu respektieren gilt. Um hier mal ein anderes Zitat einzustellen: "Freiheit ist zuerst die Freiheit des anderen".
Die Verletzung einer Regel kann erst dann zu einer Missachtung einer Person werden, wenn diese Regel allgemein bekannt und anerkannt ist. Wer schon einmal ausgiebig in Bs.As. getanzt hat, wird verwundert feststellen, daß in unterschiedlichen Milongas sehr unterschiedliche Regeln gelten. Was in der einen Milonga zum sofortigen Lokalverweis führt, ist in einer anderen durchaus üblich, und in der nächsten kann daraus eine handfeste Prügelei entstehen.

Cassiels Regeln halte ich für eine nützliche Orientierungshilfe für Anfänger, insbesondere solche, die von ihren Erstlehrern unzureichend in dieser Hinsicht aufgeklärt werden. Für mich haben sie aber auch die Anmutung eines Tangoevangeliums, was zurecht Widerspruch auslöst.

B. G. hat gesagt…

@Chris - Ich denke nicht, dass Cassiel in Buenos Aires gewesen sein muss um einen Tango-Knigge schreiben zu dürfen. Es geht ihm ja wohl auch nicht in seinem Text um neue Regeln, sondern um eine andere Herleitung oder Begründung der bekannten Regeln. Die Erregung, die hier durch den Amoklauf einer anderen Bloggerin entstanden ist - wer sollte es sonst sein - es war die Dame mit den ungeheuren Bedürfnissen nach Geltung und Anerkennung - wird von Interessierten genutzt um die Regeln zu diskriminieren.

Anonym hat gesagt…

B.G. Diskriminieren oder diskreditieren? 8-) Du hast ws. in der Eile das falsche Fremdwort verwendet. :-) Aber das macht nix, es wurde auch so klar, was du meinst.

Joh Kuhn hat gesagt…

Hallo Chris,

genau das, was Du Cassiel unterstellst, macht er doch gerade nicht: Er begründet seinen "Knigge" eben *nicht* mit "Althergebrachtem", sondern mit ganz praktischen Überlegungen. Und dazu muß man nun wirklich keine BsAs-Erfahrungen haben.

Aber bei der Gelegenheit mal eine Frage: Was sollte uns veranlassen, auf Teufel komm raus, gesellschaftliche Gepflogenheiten zu kopieren aus einer durch und durch römisch-katholisch geprägten Gesellschaft? In den goldenen Zeiten des Tangos, war der Katholizismus in A. ja sogar noch Staatsreligion.

Ich kann den Verweis auf Buenos Aires schon nicht mehr hören, wenn irgendjemand irgendwas beim Tango begründen will.

Es gibt gute Gründe für die von Cassiel festgehaltenen Regeln. Aber wenn ich mich vor der Milonga dusche, um mal mit Regel Nr. 1 anzufangen, mache ich das gewiss nicht, weil es in BsAs so Brauch ist.

Gruß Joh

bird hat gesagt…

Hi Chris und @,

eine Milonga bzw. jede Art von Veranstaltung an der mehrere Menschen teilnehmen, ob öffentlich oder privat, hat immer einen sozialen Charakter. Wie sollte das auch anders sein ? Sonst könnte man sich ja mit einem Tanzpartner privat im Wohnzimmer verabreden. Und schon in kleineren menschlichen Zusammenhängen, wie z.B. Familien gibt es Regeln, welcher Art auch immer die sind. Selbst als Paar bedarf man dieser.
Das "wie" ist sicherlich individuell gesehen unterschiedlich. Eine Gruppe, in diesem Fall eine Milonga, bedarf aber mehr, als den minimalen Einsatzt eines jeden Individuums. Sonst wird nix draus. Dann verträgt sie auch ein paar Menschen die gerade nicht mehr, als das Minimum, geben können oder wollen. Meine Meinung.

TwoToTango hat gesagt…

Hygiene - das ist doch elementarste Höflichkeit. Auch mich stört Schweiss nicht zwangsläufig, aber ein Tänzer, der drei mal am Abend das Hemd wechselt, erntet von mir einfach Respekt.

Parfüm - da scheiden sich die Geister schon. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es nicht einfach ist, einem Taguero zu sagen, dass ich eigentlich gern mit ihm tanzen würde, ihn aber schlichtweg "nicht riechen mag", weil sein Parfüm/Deo/Aftershave meiner Nase einfach unangenehm ist. Andererseits habe ich auch ein Parfüm, das für mich mit Tango verbunden ist. Ich versuche einfach, sehr wenig aufzutragen und das auch schon so lange vorher, dass der Duft (hoffentlich) dezent ist. Ich würde aber verstehen, wenn mir jemand sagen würde, dass er mich "nicht riechen mag". Schön wäre einfach, dass man es mir sagen würde, falls es denn so wäre, sonst hab ich ja keine Chance was zu ändern.

Ich finde es prima, dass Cassiel hier seine Meinung anbietet - keiner ist gezwungen, es genau so zu machen, aber drüber nachdenken hat noch nie geschadet. Er schreibt eben genau kein Evangelium (wobei es auch von denen vier gibt, mit Unterschieden - soviel zum Thema "Absolutheitsanspruch")!

Und dann auch noch dieser Kommentar: "Don't feed the trolls" ist aus meiner Sicht immer noch eine gute Idee. Ignorieren hilft meiner Meinung nach am besten.

Aurora hat gesagt…

Ich persönlich bin nicht grundsätzlich gegen Prafüm/Deo/Aftershave. Für mich ist es nur eine Frage der Dosis. Wenn der Tanzpartner anschließend danach riecht ist eindeutig zuviel. Ob jemand ein Parfüm/Aftershave aufträgt ist Geschmacksfrage.

Muss leider zur Milonga...

Anonym hat gesagt…

Chris: "Cassiels Regeln halte ich für eine nützliche Orientierungshilfe für Anfänger, insbesondere solche, die von ihren Erstlehrern unzureichend in dieser Hinsicht aufgeklärt werden. Für mich haben sie aber auch die Anmutung eines Tangoevangeliums, was zurecht Widerspruch auslöst." Genau.

Anonym hat gesagt…

"Was du nicht willst, was man dir tut, das füg’ auch keinem anderen zu.
(Die Goldene Regel von Oma und Opa)"

In English we call this the golden rule, "do as you would be done by". I find it ironic that Cassiel has taken this as the epigraph to these rules, when he himself doesn't follow this rule in his own behaviour here, but encourages and stimulates verbal vendettas, witch hunts, nastiness, trolling, rudeness and abuse of others.

Sarah hat gesagt…

Ich kann zwar nicht verstehen warum derartige Beiträge nicht einfach gelöscht werden, aber ich akzeptiere Cassiels Vorgehen, schliesslich ist es sein Blog.

Den Autoren (der Autorin) der beiden letzten Kommentare sage ich aber: eure Missgunst und euer Neid kann hier vielleicht kurz den Betrieb stören. Langfristig wird sich eine vernünftige Diskussion durchsetzen. Ich möchte euch aber mit auf den Weg geben, dass eure negative Energie, die ihr hier verbreitet, auf euren eigenen Tango zurückfallen wird. Da bin ich ganz sicher. Das ist mein letzter Kommentar zu eurem Benehmen.

Tangotierchen hat gesagt…

Das ist ja alles sehr höflich formuliert, da bleibt für Widerspruch kaum eine Berechtigung (zu Punkt 1 sowieso nicht). Daher hier nur ein paar Ergänzungen von meiner Seite:
Zu Punkt 4: Ein Gutteil meiner Aufmerksamkeit in der führenden Rolle gehört auch den andern Tanzpaaren - die größte Quelle von Problemen auf der Pista ist m.E. die, dass viele sich ausschließlich auf sich selbst (das Paar) konzentrieren. Ich weiß, das Kapitel legt den Fokus auf den Umgang mit dem Partner (f/m)...
Zu Punkt 5: Unbedingt. Einzige Ausnahme: Es tut weh (Stichwort "Hammmerarm"). Dann sag ich was, nicht als "Lehrer", sondern als Betroffener.
Zu Punkt 9: Das "Danke" ist zwar eine Floskel, sollte aber nicht wie eine solche rüberkommen, sondern ehrlich klingen und aussehen (bitte lächeln, auch wenn es nicht so gemeint ist). Sonst klingt auch ein Danke wie eine Beleidigung.
Zu Punkt 10: Die Gründe für eine weitere Tanda können durchaus stark sein, nämlich dann, wenn der lokale Kodex "Zwei Tandas" lautet; den zu brechen ebensoviel Kraft erfordert wie den eines Ein-Tanda-Rgimes, und die Kraft möchte ich nicht immer aufwenden.

Schöne Tänze wünscht
Tangotierchen

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
bird hat gesagt…

Hi Cassiel,
Hi @,

eine Frage zu diesem Thema hätte ich noch.
Wie geht Ihr mit dem um, was innerlich passiert beim Miteinander tanzen, wenn es nicht so ganz im Gleichgewicht geschieht ? Oder passiert euch das nicht, wenn ihr die genannten Regeln und einiges andere beachtet ?

KlausPP hat gesagt…

Hallo Bird,
ich wäre ja willens zu antworten, aber ich bin mir noch so ganz sicher, ob ich schon verstanden habe worauf du hinaus willst.
Meinst du das, was ein Tanz an Gefühlen auslöst oder geht es dir um Tanzniveau. Oder irgend was anderes?

bird hat gesagt…

Hi Klaus PP,

es geht mir um das was innerlich geschieht, geschehen kann, nicht um tänzerisches Können. Also, um das was ausgelöst werden kann ... wie du es genannt hast.

KlausPP hat gesagt…

"Wie geht ihr damit um, was innerlich passiert …"

Mit dem "was innerlich passiert" ist wirklich schwierig umzugehen und es ist noch schwieriger zu beantworten.
Mir kann es passieren, dass ich nach einer fantastischen Tanda die Dame eigentlich noch gar nicht wieder loslassen möchte, dass ich mich ihr sehr nah fühle.
Wir (Tangotänzer) sind in der Lage mit Hilfe einer geglückten Tanda oder einer Reihe von Tänzen so eine unglaubliche innige Nähe herzustellen, dass es wirklich gut ist, dass es einen geregelten Rahmen dafür gibt.
Denn unsere ausgeschütteten Hormone (sind wohl die Endorphine) und Gefühle gaukeln uns eine Nähe zu dieser anderen Person vor, die es tatsächlich außerhalb des Tanzes gar nicht gibt. Diese Nähe wird rituell durch das Ende einer Tanda dann einfach wieder beendet. Und das ist gut so.

"Wenn es nicht so ganz im Gleichgewicht geschieht."
Wenn es nicht im Gleichgewicht ist, dann gibt es da jemanden der sehr begeistert ist und noch jemanden, der froh ist, dass es Regeln gibt, die diese Tanda automatisch beenden.

Anonym hat gesagt…

Lieber Cassiel,

vielen Dank für Deine inspirierenden Seiten und Deinen Blog!

Mein Kommentar ist etwas länger, und folgt daher in mehreren Teilen.

Ich tanze noch nicht lange Tango - aber schon jetzt weiß ich: dies ist die Liebe meines Lebens.

Anfangs bedurfte es großer Überwindung, allein auf Milongas zu gehen - ich traue mich das erst seit einigen Wochen - und es ist noch immer sehr aufregend, und mitunter recht verstörend für mich.

Ich hatte bereits einige zauberhafte Tandas, und auch einige recht gruselige, sowie viele im unerheblichen, verschwommenen Graubereich dazwischen, die nicht wirklich in Erinnerung bleiben.

Zauberhaft waren die, in denen der Führende mich dort abgeholt hat, wo ich gerade stehe: mit all meinem Unvermögen, mit all meiner Aufregung, Verwirrung, und Angst, - wenn er mir Sicherheit, Anlehnung, Halt, und das Gefühl gibt, schön zu sein und schön zu tanzen, selbst wenn eigentlich noch nicht viel mehr als “schön gehen“ möglich ist; wenn er mir mit seinem Körper Geschichten erzählt, und ich beim Zuhören darüber mich selbst und meine Unsicherheit vergesse, und auf meine ganz eigene Weise antworten darf; wenn ich Vertrauen in ihn habe und ohne zu wissen warum, und einfach die Augen schließen und nur fühlen kann; wenn eine unerklärliche Magie zwischen uns entsteht, die noch Tage und Nächte später in mir nachschwingt; wenn er den Denk-Aus-Schalter in meinem Knopf findet, und ihn mit jedem Schritt ein wenig mehr drückt, bis ich nur noch spüre, lausch, tanze, schwebe, und mich hingebe...

Gruselig waren die, in denen mir verbal oder physisch grob unhöflich begegnet wurde, und ich mich nicht traute, mich dem zu erwehren; wo Figuren auf Biegen und Brechen getanzt werden sollten, von denen ich noch nicht einmal wußte, dass es sie gibt; wo sämtliche Étiquetten des Salons und/oder meine Intimsphäre missachtet wurden; wenn meine Stilettos im besten Fall in den am Rande stehenden Stühlen-, und schlimmstenfalls teils schmerzhaft in arglosen, nahe tanzenden Beinen oder Füßen landeten, und ich mich noch dafür noch entschuldigen musste; wo es so so peinlich wurde, dass ich mich am liebsten mit einer Tarnkappe von der Milonga geschlichen hätte...

Anonym hat gesagt…

Als Anfängerin hilft mir der Cabeceo sehr - ich liebe ihn - bringe es aber noch nicht fertig “nein“ zu sagen, wenn ich direkt aufgefordert werde.
Und ich empfinde die verbale Aufforderung tatsächlich genau so, wie Du es beschreibst: als “eine leichte Form der kalkulierten Nötigung“.
Ebenso fehlt mir noch der Mut zum „Nein“ wenn es darum geht, mehr als eine Tanda zu tanzen, wenn ich gefragt werde. Beides vor allem bei den Herren, die sich meiner auch schon als blutige Anfängerin “erbarmten“ (und ja, natürlich habe ich anfangs auch darauf hingewiesen - aus Unsicherheit, und quasi als Entschuldigung vorab), denen ich mich nun zu Dank verpflichtet fühle...

Aber schon nach wenigen Wochen ändert sich nun meine Wahrnehmung, und es entwickelt sich ein Gefühl dafür, wie ich wirklich tanzen will, wie ich geführt werden möchte, und der Wunsch nach einer wahrhaftigen Umarmung, nach einer innigen Verbindung, nach einem aufrichtigen Dialog auf Augenhöhe, unabhängig vom tänzerischen Können wächst.
Einige Tangueros, die ich vor Kurzem noch bewunderte, und für gute Tänzer hielt, kommen mir mittlerweile exzentrisch und gönnerhaft vor, und ich reagiere zunehmend empfindlich auf das doch erschreckend häufige Dozieren während der Tanda.

Ich bedanke mich immer nach dem Tanz beim jeweiligen Herrn wenn ich ihn genossen habe, selbstverständlich erst nach der kompletten Tanda. Du beschreibst dies als Höflichkeitsfloskel - aber wenn ich mich aufrichtig freue, und gerne mit ihm getanzt habe, möchte ich das auch zum Ausdruck bringen... ist das nun verwerflich?
Meist wird der Dank erwidert.
Verstörend finde ich die wenigen Herren, die dann “Bitteschön“ sagen.
Doch, wirklich, das kommt tatsächlich vor!

Anonym hat gesagt…

Mir sind höfliche Umgangsformen, die auch außerhalb der Tanzfläche gelten, übrigens insgesamt wichtiger, als ob jemand schon einmal in Buenos Aires war, und wie all die Regeln dort gehalten werden.
Wir sind Deutsche, Europäer, Weltenbürger, oder in einem anderen Land auch Ausländer, aber egal wer oder wo wir sind, bleiben wir doch immer Mann oder Frau - und um die Interaktion zwischen diesen beiden Geschlechtern geht es doch letztendlich beim Tanz im Allgemeinen und beim Tango im Besonderen.

Was mich am meisten schockiert an all den oft gepredigten do‘s and don‘ts ist, dass ich bisher nur eine Hand voll Herren kennenlernen durfte, die mich nach der Tanda auch wieder zu meinem Platz zurückbegleiten!
Ich hielt das eigentlich für selbstverständlich, stehe jedoch nach dem Tanz meist ziemlich verdattert allein auf der Tanzfläche und trolle mich mehr oder weniger verlegen wieder zu meinem Platz zurück... Sehr, sehr schade, dass sich das anscheinend noch nicht herumgesprochen hat, wie sehr wir Damen dies Zurückbegleiten zum Platz schätzen. Und ich glaube wirklich, dass ich dabei nicht nur für mich selber sprechen kann.

Nicht nur deshalb noch einmal vielen Dank für Deinen Tango-Knigge!

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung(en).

Liebe Grüße,

Fiona

cassiel hat gesagt…

@Fiona

Vielen lieben Dank für Deinen sehr ausführlichen und einfühlsamen Kommentar. Ich habe mich aufrichtig beim Lesen gefreut - so stelle ich mir das ungefähr vor und Deine Worte haben es sehr schön - fast lyrisch - umschrieben.

Du schreibst: "Ich tanze noch nicht lange Tango - aber schon jetzt weiß ich: dies ist die Liebe meines Lebens." Das merkt man. Ich wage es, Dir eine lange und erfüllte Karriere als Tanguera vorherzusagen - auch wenn meine Kristallkugel gerade unauffindbar ist. :-)

Wer weiß? Vielleicht irgendwann irgendw eine Tanda? ...

Bis dahin viele liebe Grüße

c.

Unknown hat gesagt…

@Fiona

"um die Interaktion zwischen diesen beiden Geschlechtern geht es doch letztendlich beim Tanz im Allgemeinen und beim Tango im Besonderen" - Ja, darum geht es tatsächlich bei dem (Paar)Tanzen. Es gibt für mich noch einen Element, der "beim Tanzen im Allgemeinen und beim Tango im Besonderen" sehr wichtig ist und das ist die Musik. Nur in Verbindung mit der Musik entsteht diese Magie, die du so schön poetisch beschrieben hast. Nur mit der Musik kann einen erfahren Tänzer mit eine Tänzerin die eigentlich nur "schön gehen kann" (und das ist sehr viel, glaube mir) wunderschön Tanzen und der Gefühle "Sicherheit, Anlehnung, Halt" vermitteln kann. Und nur in Verbindung mit der Musik kann "der Körper Geschichten" erzählen. Ohne die Musik artet das Tanzen in eine sinnlose „Choreographie“ die nur eine Reihung von Figuren zeigt. Formal gesehen, machen einige Codigos nur in Verbind mit der Musik einen Sinn – z.b. die Regel "eine Tanda"

Mit mir und Cassiel hast du schon zwei Partner mit den du die Verbindung zur Musik bei eine Tanda ausprobieren kannst :)

Anonym hat gesagt…

Ich bin sicher den Kommentar hat Cassiel doch wieder selber geschrieben. Liebe Leute wacht endlich auf. Der Tango-Evangelist hat lange ausgedient. Er kann nur noch pubertäre Gedanken schreiben.

Paul hat gesagt…

@Cassiel - ich hab eine Bitte: Erspare uns die Kommentare der Trolle und lösch sie einfach, so wie der letzte anonym.
Danke!

peter fangmeier hat gesagt…

gut beobachtet und beschrieben fiona, aber in den hälften eines tangopaares gibt es gute tänzer/innen aber auch viele schauspieler/innen.

und das hat nichts damit zu tun wie lange schon getanzt wird.

peter fangmeierfe

Chris hat gesagt…

@anonym vom 17. - 11.00 Uhr

Ich beanspruche einen Alleinnutzungsanspruch auf meine Gedanken. Wenn Du originell sein, denke dir 1. selbst etwas aus, und nutze 2. wenigstens Wikipedia, bevor Du auf "senden" drückst.

@paul: warum so etwas löschen? Was machst mit diesem Menschen im richtigen Leben? Auch löschen? Cassiel vertritt hier einen sehr exklusiven, in jeder Hinsicht elitären Anspruch: den auf Meinungsfreiheit. Ist selten geworden. Hierfür tief empfundenen Respekt an Cassiel!

Anonym hat gesagt…

> Als Anfängerin hilft mir der Cabeceo sehr - ich liebe ihn - bringe es aber
> noch nicht fertig “nein“ zu sagen, wenn ich direkt aufgefordert werde.

Hast Du vor dem Tango andere Paartanzerfahrungen gesammelt (z. B. Tanzschule,
Diskofox-Bunker)?

> Und ich empfinde die verbale Aufforderung tatsächlich genau so, wie Du es
> beschreibst: als “eine leichte Form der kalkulierten Nötigung“.

Um den Cabeceo wird mir zuviel Gewese gemacht. Bevor ich den Tango entdeckte,
habe ich einige Zeit Standard getanzt. Zeitweise ambitioniert - leider ist das
Startbuch jungfräulich geblieben. Wenn ich mal allein zum Tanztee losgezogen
bin und tanzen wollte, musste ich halt eine Frau fragen, ob sie mit mir tanzt.
Und diese Frage kann ich nicht als Nötigung (1) sehen, sondern verstehe sie
als Bitte.

Da wir hier ja nun mal nicht im gelobten Land sind: Siehst Du die verbale
Aufforderung in Europa generell als Nötigung? Oder nur im Tango-Kontext? Und
wenn ja, warum?

Es gibt Städte/Tangogemeinden, in denen der Cabeceo einfach nicht verbreitet
ist. Oder einfach nur in manchen Milongas in einer Stadt, weil die Bestuhlung
nicht passt. Beispiel: drei Reihen runde Tische mit je vier Stühlen auf einer
Seite des Tanzsaals (aus persönlichen Gründen meine Lieblingsmilonga im
Umkreis von 45 km). Wenn nun jemand mit Front zur Tanzfläche sitzt und mit
jemandem tanzen möchte, der nicht am Tisch sitzt - und dann auch noch den
Cabeceo praktizieren … Ich finde es recht auffällig, wenn jemand seinen Blick
um mehr als plus/minus 45° Grad schweifen lässt. Bei 90° schaut er über die
Schulter, bei mehr als 90° nach hinten. Sitzt da nun jemand mit schwachem Ego
am Tisch … In meinen jungen Jahren kam mal eine aus meiner Sicht erfahrene
Tänzerin in die Milonga, schaute sich kurz um und ging - auch ich fühlte mich
verschmäht. Daher finde ich es immer noch *sehr* sozialverträglich, wenn das
Tanz-Schleckermäulchen von *meinem* Tisch aufbricht und sich den Korb anderswo
abholt.

Martin E.


1: Ich habe mal bei Duden nachgeschaut:
(besonders Rechtssprache) das Nötigen;
(strafbare) Handlung, Tat, die darin besteht, dass jemand einen anderen
mit rechtswidrigen Mitteln zu einem bestimmten Verhalten zwingt

Anonym hat gesagt…


> Ebenso fehlt mir noch der Mut zum „Nein“ wenn es darum geht, mehr als eine
> Tanda zu tanzen, wenn ich gefragt werde. Beides vor allem bei den Herren,
> dies ich meiner auch schon als blutige Anfängerin “erbarmten“ (und ja,
> natürlich habe ich anfangs auch darauf hingewiesen - aus Unsicherheit,
> und quasi als Entschuldigung vorab), denen ich mich nun zu Dank
> verpflichtet fühle …

Betrachte es mal materialistischer. Ihr wollt doch beide eigentlich das
Gleiche: Spaß haben. Entweder der Führende "besorgt es Dir so, dass Du selber
auch Deinen Spaß hast" - oder nicht. Wenn es für Dich über einen gewissen
Zeitraum ein (emotionales) Zuschussgeschäft ist, schick den Führenden in die
Wüste. Wie soll er sonst lernen, dass auch er *etwas bieten/einbringen muss*,
um sich durch die tollen Tänzerinnen zu knuspern? Oder (fast) keine außer Dir
braucht.

Betrachte das "Erbarmen" mal als Kopfkino. Wörtlich/bildlich erklärst *Du*
Dich als erbarmenswert. (Darum möchte ich jetzt mal einen Zyniker zitieren
(2), insbesondere (0:55-1:02).) Leider gibt es auch in meiner Szene einen
Therapiebedürftigen. Taucht ein neues weibliches Gesicht auf, wird es sehr
bald aufgefordert. Mit seinem kräftigen rechten Tennisarm wird sie auf seine
Plauze gedrückt. Ist schon klar, dass sie mit dieser großflächigen Verbindung
seiner Führung astrein folgen kann. Ach ja: Die Frauen sind allgemein scharf
darauf, eng mit ihm zu tanzen. Findet er.

> Aber schon nach wenigen Wochen ändert sich nun meine Wahrnehmung, und es
> entwickelt sich ein Gefühl dafür, wie ich wirklich tanzen will, wie ich
> geführt werden möchte, und der Wunsch nach einer wahrhaftigen Umarmung,
> nach einer innigen Verbindung, nach einem aufrichtigen Dialog auf Augenhöhe,
> unabhängig vom tänzerischen Können wächst.

Greif nicht gleich nach den Sternen? Schon die elementare "technische
Kommunikation" (auf welchem Fuß steht er/sie) erfordert Konzentration/Präsenz
auf beiden Seiten. Und das ist nicht jedermann möglich. Zumindest am Anfang
seines Tango-Weges.

Und der Dialog auf Augenhöhe unabhängig vom tänzerischen Können ist für
mich leider nicht hinreißend poetisch, sondern in den meisten Fällen ein
Widerspruch. Wie man eine Tanda empfindet, hängt von der eigenen
Erwartungshaltung und von der Mischung von Zwischenmenschlichem und
Tanzniveau im Paar ab.

Mit steigender Erfahrung/steigendem Niveau *werden* die technisch ebenbürtigen
Partner weniger. Punkt.

> Einige Tangueros, die ich vor Kurzem noch bewunderte, und für gute Tänzer
> hielt, kommen mir mittlerweile exzentrisch und gönnerhaft vor, und ich
> reagiere zunehmend empfindlich auf das doch erschreckend häufige Dozieren
> während der Tanda.

Du bist auf dem richtigen Weg. Ich finde die "jungen Wilden" mittlerweile eher
asozial - wenn zwei Meter Sicherheitsabstand zum Paar vor uns nicht reichen,
krieg ich die Krätze. Auch das "Wenn ich hier zerre, musst Du dahin laufen"
hat für mich ein hohes Allergiepotential. Wenn er es führen *könnte", müsste
er es nicht "erklären". Diese Führenden kümmern sich auch gern um den
Nachwuchs …

Martin E.


2: http://www.youtube.com/watch?v=JQ2u-xLu-QI

Anonym hat gesagt…

@Cassiel: Dankeschön!
Wenn Du Deine Kristallkugel wiedergefunden hast, sag mir, wann Du unsere erste Tanda in ihr siehst.

@ Swetoslaw: Wie wahr!
Dies durfte ich erst ein einziges Mal erleben... zu einer unfassbar sexy langsamen Version der Cumparsita mit einem begnadeten Tänzer. Ging mir total unter die Haut.
By the way: Deine Zeilen über das Tanzen mit Deiner Partnerin sind wunderschön!
Ich kann nicht umhin, sie zu beneiden.

@ Anonym (00:22 - 00:25):
Ja, ich tanze auch andere Gesellschaftstänze, und die verbale Aufforderung ist mir tatsächlich nur beim Tango unangenehm.
Warum?
Weil beim Tango alles anders ist.
Weil ich genau das so genieße.
Weil ich ein konservatives, romantisches, archetypisch weibliches Wesen bin, was eben dieses “Anders“ schätzt, sich darin geborgen, respektiert, und wohl fühlt. Es ist wie nach Hause kommen... etwas, wonach ich mich tief drinnen sehr lange schon gesehnt habe.

Auch ich tue mich mit dem Cabeceo mitunter recht schwer.
Kürzlich versuchte ich gegen Ende eines Tanzabends mehrfach, den Tanguero meines Herzens aufzufordern, aber er erwiderte meine Mirada nicht. Entweder tanzt er nicht so gern mit mir, wie ich mit ihm, mochte das jeweilige Orchester nicht, wollte gerade überhaupt nicht tanzen, war nicht in Stimmung, oder...
Wie auch immer muss ich das akzeptieren.
Da ich anderen Herren nicht gerne das Gefühl gebe, zweite Wahl zu sein, verließ ich die Milonga daraufhin.
Es kann also zuweilen schon recht frustrierend sein, aber gerade dewegen bleibt es so reiz- und geheimnisvoll.

Zum Thema “Nötigen“: die Definition ist mir herzlich egal.
Die Poeten unter uns wissen, was mit Cassiel‘s Metapher gemeint ist.

Und: ein Widerspruch ist immer poetisch.

Tango ist für mich Poesie.

Genau deshalb werde ich auch weitherhin unermüdlich nach den Sternen greifen.

Fiona

cassiel hat gesagt…

Guten Morgen allerseits :-)

Da sind ja schöne Kommentare eingetrudelt für die ich mich herzlich bedanke.

Ganz kurz mag ich auf zwei Gedanken eingehen: Zum einen muss ich manchmal sprachlich deutlich werden (die Nötigung ist so ein Beispiel). Daß ich natürlich mit dem Wort nicht den strafrechtlichen Terminus verwenden will, sollte sich aus dem Kontext ergeben.
Ich muss aber manchmal für mein Empfinden sprachlich ein wenig deutlicher werden, sonst dringe ich nicht durch. Gleichzeitig greife ich selbstverständlich niemanden persönlich an. Wenn man sich an einzelnen Begriffen hier aufarbeiten möchte, dann wird man nicht mehr fertig. So habe ich z.B. weiter unten (in einem Kommentar) geschrieben, daß ich ein bestimmtes Verhalten u.U. als asozial empfinde. Nun können sich Kommentatoren wunderbar mit den einzelnen Begriffen beschäftigen und den Inhalt meiner Beiträge fast komplett ignorieren. Das finde ich schade. Noch einmal Klartext: Ich will mit knackiger Wortwahl niemanden persönlich angreifen - ich will wachrütteln in der Sache.

Und eine zweite Anmerkung: Natürlich versuche ich die Meinungsfreiheit zu achten, aber ganz so altruistisch, wie Chris das sieht, bin ich nicht. Ich bin einfach zu faul, permanent mein BLog auf destruktive Kommentare zu überprüfen. Das kann ich zeitlich überhaupt nicht leisten. Bei einer unmoderierten Kommentarfunktion kann dann natürlich auch eine schräge Wortmeldung im Kommentarteil eines Artikels erscheinen. Wenn ich jetzt selektiv anfangen würde zu löschen, dann würde damit meine Glaubwürdigkeit und in der Folge auch die Bereitschaft Dritter, zu kommentieren, sinken. Das möchte ich natürlich nicht. Deswegen ignoriere ich solche Kommentare, schlucke jede Eskalation herunter und versuche, es gelassen zu nehmen.

Ich denke, dieses: don't feed the trolls ist die beste Reaktion. Aber ich bin mir gleichzeitig auch des Umstands bewusst, daß das Glasscherben-Phänomen ebenfalls für Blogs gilt. Ist erst einmal in einem Stadtviertel eine Fensterscheibe eingeworfen worden, werden mehrere in unmittelbarer Nachbarschaft ebenfalls zerstört werden. Übertragen heisst das, kommt erst einmal in einem Diskussionsstrang ein sachfremder Kommentar, werden weitere folgen. Das ist leider so, aber ich habe sehr wohl registrieren können, daß einige Kommentatorinnen und Kommentatoren tapfer dagegen angeschrieben haben. Dafür herzlichen Dank!

peter fangmeier hat gesagt…

hat noch eine kleine randbemerkung zu cabeceo etc.

wenn eine tänzerin sich NUR mit cabeceo zu einer tanda auffordern lässt ist das von den männern zu akzeptieren (punkt)

wenn die dafür nötigen räumlichen vorrausetzungen (licht, bestuhlung, verhalten der lokalen tänzer etc.) fehlen, oder die lebende mauer am rande der piste einen blickkontakt verhindert dann müssen diese tänerinnen damit rechnen nicht aufgefordert zu werden.

wer ständig einen cabeceo ablehnt wird, weil auf den örtlichen prinzen gewartet wird oder auf sehhilfen in einer milonga verzichtet, sollte sich ebenfalls auf eine längere pause einstellen.

das problem wird verstärkt weil männer und frauen generell in verschiedenen ebenen handeln und denken...

es gibt viele gründe tanzpartner/innen abzulehnen... aber wir sollten nicht mit dem tango-gesetzbuch auf eine milonga gehen.

wenn ich !!! z.b. 250km fahre um eine für mich interessante milonga zu besuchen werde ich mich natürlich ganz anders verhalten als die regionale gruppe.

tango ist doch NUR der uns verbindende tanz, mehr nicht.

peter fangmeier

Anonym hat gesagt…

Leute, alles hier sehr sophisticated und ausser dem nervigen Gewese um den Dauerbrenner Cabeceo auch sehr bedenkenswert - Respekt für das Engagement in diesem Blog - aber:

hat sich schon mal jemand über die Altersstruktur der TA-Praktizierenden Gedanken gemacht - und glaubt Ihr mit Knigge-Diskursen allen Ernstes, die Demoskopie - Kurve im TA so zu beeinflussen, dass unser Weltkulturerbe noch in 20 Jahren weiterlebt ?

Anonym hat gesagt…

...oops, ich meine natürlich die Demographie-kurve..:-)

chamuyo hat gesagt…

kurz gesagt, Totgeglaubte leben länger..
Seit seinen Anfängen von mehr als 100 Jahren wird dem Tango das baldige Ableben prophezeit. Und er kam immer wieder hoch und entwickelte sich prächtiger.
Wir bemerken alle, dass Tänzer aufgeben. Wir haben den Eindruck, wir kennen schon Alle und es kommt nichts nach. Aus dieser persönlichen Beobachtung kann man leicht schliessen, dass es bald vorbei sein muss.
Die Tatsachen sprechen dagegen. Vor 15 Jahren hatte der Tango in Europa schon ca. 10 Jahre hinter sich. Subjektiv gab es in jeder Stadt mind. eine Milonga, noch mehr konnte der Markt gar nicht hergeben. Aus heutiger Sicht muss man sagen, es gibt fast in jedem Dorf eine und es gibt heute bestimmt 10 mal mehr aktive Tänzer als damals. Und es gibt immer auch neue junge, teilweise sehr junge Tänzer, die in den traditionellen Milongas tanzen. Deswegen bin ich halbwegs optimistich.
Nichtdestotrotz sind erprobte Vorschläge, wie man junge Leute zum Tango bringt, jederzeit willkommen.

Anonym hat gesagt…

Auch wenn es einem wie harter Entzug vorkommt auf Tango zu verzichten, weil das innere, oder das äußere Bild nicht zum Tango passt, so ist das besser, als den Tanzpartner in Mitleidenschaft zu ziehen. Darüber sollte mit einem vertrauten Tanzpartner kurz erklärend gesprochen und anderen eine einfache neutrale Absage erteilt werden. Aber dann nicht gleich mit einem bekannten Tänzer tanzen...

@bird, 6. Juni:

Eine Dame, welche nach etwa 2 Stunden auf einer Milonga nicht zum Tanzen kommt, sollte ein Gespür für die Besonderheit der Milonga entwickeln. Ist Blickkontakt kaum bekannt, könnte mit etwas Plauderei mit einem Nachbartisch etwas Kontakt geknüpft werden. Besonders in der Fremde ist das hilfreich. Vielleicht gibt es einen anderen einsamen Tänzer, der viel sitzt und den man unüblich, direkt auffordern könnte. Ich kenne eine Person, die auf ihrer Milonga versucht die Leute miteinander bekannt zu machen und auf nette Art und Weise die Leute zum Tanzen verkuppelt. Als Veranstalter, oder Mitgestalter hört der Abend nicht mit der Einnahme des Eintritts, oder mit dem Klick auf die Playlist auf.

Mirella hat gesagt…

Hallo Cassiel

Ich bin vor kurzem auf deinen Blog gestossen lustigerweise über deine Buchrezension von Gerhard Riedls neuem Milonga Führer (habe ihn mir nun doch nicht gekauft, danke dir! ;-) )

Ich tanze Tango seit einem halben Jahr, wir haben im Studium Gratiskurse die wir belegen können.
Leider muss ich sagen, dass in der Schweiz bzw in Zürich wir Frauen kaum auf so nette Art und Weise aufgefordert werden. Entweder man hat seinen festen Tanzpartner dabei oder man wird einfach direkt angesprochen, was auch okay ist, aber ich fände es ganz wunderbar, diese Blickkontaktaufforderung einmal zu erleben :-)
Wer weiss, vielleicht passiert es ja noch irgendwann.. :)
Ich finde deine Texte zum Tango sehr inspirierend, ich habe sehr lange Ballett gemacht und sehe zwischen diesen zwei Tänzen sehr viele Gemeinsamkeiten.
Ich freue mich auf deine weiteren Einträge im Tango-Knigge
Herzlich
Mirella

Manuela Bößel hat gesagt…

Hallo Mirella,

hat Cassiel den "Noch größeren Milonga-Führer" (die Neufassung) von
Gerhard Riedl nun auch besprochen? Ich dachte, nur den "alten" Milonga-Führer,
zu dem inzwischen sämtliche Kommentarmöglichkeiten gesperrt wurden...

Natürlich steht es Dir frei, welches Buch Du Dir kaufst und welches nicht ;)
es wäre vielleicht doch interessant gewesen, da es ein ganz dickes Kapitel zum Thema
"Auffordern und Aufgefordert werden" enthält.

Grade "blinzeleingeladen" zu werden, setzt ein gewisses Maß an Offenheit in Herz und Hirn voraus.

Viele Grüße
Manuela

B. G. hat gesagt…

Hallo Manuela, vielleicht hat Cassiel genau aus diesem Grund die Kommentarmöglichkeit zu der Besprechung gesperrt: Um Werbung für das Buch durch den Autor (oder "seine" Grafikerin) zu unterbinden. Ich könnte das durchaus verstehen, in meinen Augen verhält sich der Autor des noch größeren Milongaführers nicht gerade sehr kollegial gegenüber Andersdenkenden. Muss ich jetzt wirklich anfangen aufzuzählen, welche Entgleisungen sich G.R. geleistet hat?

Anonym hat gesagt…

Guten Tag allen Streiter/innen, mit besonderem Gruß an Cassiel, Mirella und B.G.!

"Gern hören wir allerlei gute Lehr,
Doch Schmähen und Schimpfen noch viel mehr."

Dumm bloß, wenn man die Inhalte zum Beschimpfen kaum oder gar nicht kennt. Eiwei! Aber glücklicherweise gibt's ja Rezensionen - zum ersten Buch oder zur Neufassung - egal, das kann man schon mal verwechseln!

Kleine Warnung vor der ungeprüften Übernahme einer Zweitmeinung:
"Sehet, wie artig der Frosch nicht hüpft! Doch find' ich die hinteren Füße um vieles zu lang, so wie die vordern zu kurz."
Oder:
"Nicht viel fehlt dir, ein Meister nach meinen Begriffen zu heißen,
Nehm' ich das Einzige aus, dass du verrückt phantasierst."
Merke: Brille aufsetzen und selber lesen. Dann darf man auch meckern!

Ich höre den Autor seufzen, dessen Leser sich endlich durch die "Entgleisungen" gekämpft und nun seiner schrecklichen Empörung Luft gemacht hat:
"Freunde, bedenket euch wohl, die tiefere kühnere Wahrheit
Laut zu sagen, sogleich stellt man sie euch auf den Kopf."
Weiter entgegnet er seinem Kritiker:
"Lieblich und zart sind deine Gefühle, gebildet dein Ausdruck,
Eins nur tadl' ich, du bist frostig von Herzen und matt."
Und logischerweise folgert der Autor:
"Nicht doch! Aber es schwächten die vielen wäss'richten Speisen
So den Magen, dass jetzt Pfeffer und Wermut nur hilft."

Wer "braucht" wen - der Autor den Rezensenten - oder umgekehrt? Schwer zu sagen, aber eines ist sicher:
"Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich,
Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab!"

Merke: "Quamquam sunt sub aqua, sub aqua maledicere temptant."...

Die Quellen der klassischen Zitate dürft ihr selber suchen. Viel Spaß beim literarischen Quiz - und ihr wisst ja, jeder Leser hat das Recht auf seine eigene, subjektiv-authentische Interpretation!

Karin (Lektorin von "Papierstapeln")

cassiel hat gesagt…

Und an dieser Stelle beenden wir wieder den Werbeblock. Ich mag mich inhaltlich im Moment weder zum Autor G. R. noch zu seinem Buch (egal ob 1. oder 2. Auflage) äußern.