Montag, 18. Juli 2011

Für die neue Woche 111: Osvaldo Fresedo, Roberto Ray - No quiero verte llorar

Am Samstagabend habe ich einen sehr schönen Tango getanzt (Osvaldo Fresedo mit Roberto Ray). Gestern habe ich dann nachmittags beim Kochen (ich kann immer noch keine vernünftigen Bratkartoffeln von rohen Kartoffeln machen) noch einmal Fresedo mit dem iPod in der Küche gehört.

Osvaldo Fresedo ist für mich eine der tragenden Säulen einer Milonga. Handwerklich gute Tangomusik ohne die ganz großen spektakulären Momente. Gerade die vergleichsweise frühen Aufnahmen kommen sehr beschwingt, fast modern daher. Das charakteristische Vibraphon oder auch die Harfe klingen ungewohnt - aber sie erleichtern ein müheloses Identifizieren ungemein (ähnlich etwa wie die Klarinette bei Canaro oder Lomuto). Diese Wahl der eigenständigen Instrumentierung war für mein Empfinden jedoch kein Selbstzweck, keine Effekthascherei; sie diente vielmehr einem höheren Ziel. Fresedo war auf der Suche nach dem Klang oder auch Sound und so kam es auch manchmal vor, daß er (sparsam) perkussive Instrumente erklingen ließ. Nicht um einen markanten Rhythmus vorzugeben (wie z.B. bei Mariano Mores), nein, er wollte Akzente setzen. Alles diente dem Klang der Melodie.

Osvaldo Fresedo (Sänger: Roberto Ray) - Eine Aufnahme vom 12. Mai 1937

Direkter Link zum Titel bei goeear.com.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich einen guten Start in die neue Woche.

Nanu! Was hat denn Osvaldo Fresedo mit Bratkartoffeln zu tun? Gar nichts! Ich bin nur auf der Suche nach alternativen Erzählformen hier im Blog. Mich hat der Kommentar von Sweti neulich sehr nachdenklich gemacht; diese vermeintlich strikte Trennung zwischen einem Themenblog und einem persönlichen Blog sehe ich nicht. Für mich gehört die Tangomusik zum täglichen Leben dazu. Das versuche ich mit meiner Serie Für die neue Woche zu transportieren.

14 Anmerkung(en):

Unknown hat gesagt…

Damit die Bratkartoffel gelingen:
1. Mehlig kochende Kartoffel kurz vorkochen (etwa 1/3 der üblichen Zeit).
2. Fett mit einer hohen Siedetemperatur verwenden – früher verwendete man Schweineschmalz, heute würde ich Schmalzbutter verwenden, auf keinen Fall kaltgepresste Öle, wie Olivenöl, verwenden. Fett in eine dicke (gusseiserne oder Gußalu) Pfanne bis der Siedepunkt erhitzen, abgetropfte, vorgekochte Kartoffel rein geben, etwa 15 min braten.
3. Zwiebel und andere Zutaten (nach Belieben Speck, saure Gurke, Kümmel) dazugeben, fertig braten (etwa 15 min, Zwiebeln dürfen nicht schwarz werden)
Am Ende salzen und pfeffern, ich gebe pro ½ kg Kartoffel auch ein Ei dazu. Insgesamt benötigt man ca. 50 min., was für die moderne Küche eine relativ hohe Zeitaufwand bedeutet.

Ich weiß nicht warum Fresedo diese ungewöhnliche Instrumentierung wählte. Ob sie einen hohen Ziel diente mag ich bezweifel. Der Vibraphon wurde zu dieser Zeit gerade „neu erfunden“ und wurde mit Begeisterung in der Jazz-Szene aufgenommen (Amstrong/ Hampton und Norvo, Anfang, Mitte Dreißiger). Ich denke hier handelt es sich um einen Einfluss des Jazz in der Musik von Fresedo. Die Harfe ist ein Musikinstrument, der von früheren Zeiten den Tangomusiker bekannt war. Gerade Mitte Dreißiger, wo die Übergang zu EdO stattfindet, vermute ich die Verwendung der Harfe als eine Überbleibsel alte Zeiten. Tänzerisch spielen für mich die beiden Instrumente eine untergeordnete Rolle.
Was die Verwendung von Perkussions (außer dem Vibraphon) betrifft, stimme ich dir zu. Sie sind auch für die Tänzer wichtig, denke ich.

Cinderella hat gesagt…

Lieber Cassiel, das ist einer meiner liebsten Tangos. Danke! Wie schön, so in die Woche zu starten, ob mit oder ohne Bratkartoffeln... Ich für meinen Teil höre so etwas nie als Hintergrundmusik. :) Schöne Woche!

Uralt hat gesagt…

Hallo Sweti,
im Gegensatz zu Fresedo sind deine Bratkartoffeln schwere Kost. Du hast vergessen die gebrannten Wasser zu erwähnen die es sicher danach braucht.

Hallo Cassiel,
das Einfache ist oft schwieriger als das Schwierige, beim Kochen wie beim Tanzen.
Eine Tanda Fresedo passt immer und kann zu schönen Tänzen animieren. Allerdings geht es mir mit Fresedos ähnlich wie mit den di Sarlis der 50er Jahre. Ich habe ziemlich schnell genug davon.

Anonym hat gesagt…

Was gab es denn zu den Bratkartoffeln?
Hat es trotzdem geschmeckt?
Warum hat die liebste Tanguera von Allen nicht gekocht?
Gab es zum Essen auch Tangomusik?

Fragen über Fragen :-)

Filmfan hat gesagt…

Schöne Verbindung von Alltag und Tango; ob allerdings bei Fresedo die Bratkartoffeln schön kross werden, wage ich zu bezweifeln. Fresedo passt für mich eher zu einem sehr entspannten Sonntagmorgen.

Im Übrigen klingt Fresedo für mich wie Filmmusik par excelence. Ich sehe immer die großen Hollywood-Melodramen der 40er vor mir.

cassiel hat gesagt…

Ich bedanke mich für die Anmerkungen und Rezeptvorschläge.

@Anonym
Zu den Bratkartoffeln gab es Rindersteaks und knackigen Salat, ob es geschmeckt hat? Da darfst Du mich nicht fragen... Warum ich gekocht habe? Immer schön die Aufgaben teilen... :-))) Der Esstisch ist im Wohnzimmer weswegen es keine Tangomusik zum Essen gab.

Alles klar? ;-)

PacoDaCapo hat gesagt…

Also Du nimmst kleine feste Kartoffeln, die Du klein würfelst, nicht in Form von Chips- Plättchen, sondern gewürfelt. Du nimmst ferner genau Olivenöl und evtl. einen Schuß "scharfgemachtes" Olivenoel dazu. Das Ganze bei wenig Temperatur goldbraun anbrutzeln. Dann suchst Du Dir aus dem Garten (hoffe, Du findest so etwas bei Dir draußen) Rosmarin und schnibbelst davon hinein! Das scheckt wunderbar und ist eine mediterrane Variante der Bratkartoffeln! Natürlich Salz und Pfeffer, ist klar.

Dazu hörst Du die neue Scheibe von Cuarteto SolTango, die mir heute von Martin Klett aus Lübeck in den Briefksaten serviert wurde. Rate mal, woher: Aus dem "Fegefeuer", komische Adresse, die der Mann hat, aber die Musik ist so - höllisch heiss!!

Das Ganze mit der liebsten Tanguera in einer Tänzchenpause und vor allem, so lange es noch heiss ist, geniessen!

Übrigens den Link zu dem Cello Kommentar könntest Du noch einmal aus den Jahr 2009 nach vorn holen, wenn dies nicht zu vie verlangt ist. Diese Musiker verdienen eine Empfehlung!

cassiel hat gesagt…

@PacoDaCapo

Auch Dir lieben Dank für Deinen Rezeptvorschlag. Ich denke, es lag daran, daß ich die geschnittenen Kartoffeln nicht mehr gründlich mit Wasser abgespült habe (überflüssige Stärke entfernen). Weswegen die Kartoffeln wie mit Meisterkleister in der Antihaft-Pfanne klebten. :-( Aber ich konnte es noch einigermaßen retten. Die mir liebste Tanguera von allen hat darum gebeten, hier nicht mehr thematisiert zu werden (aus anderen Gründen). Das respektiere ich natürlich und ich werde fortan nicht mehr von ihr berichten.

Mit der nachträglichen (Datums-)Änderung alter Beiträge habe ich ein Glaubwürdigkeitsproblem. Deswegen kann ich Dir leider Deinen Wunsch nicht erfüllen. Sorry.

Cinderella hat gesagt…

Der Tango geht mir gar nicht aus dem Kopf, die Musik begleitet mich - im Kopf - jetzt doch durch alle möglichen Alltagsbeschäftigungen. Was heißt es denn eigentlich genau auf Deutsch - No quiero verte llorar?

Anonym hat gesagt…

"No quiero verte llorar"
Ich will dich nicht weinen sehen

Anonym hat gesagt…

Was für ein zauberhafter Tango in einem zauberhaften Blog. Ich schmelze dahin. Herzlichen Dank!

PacoDaCapo hat gesagt…

Einen Kommentar zur Orchestrierung von Osvaldo Fresedo möchte ich noch hinzufügen: Die Aufnahmen der 30er Jahre sind atmoshärisch zauberhaft und werden mir zu selten gespielt zum Tanzen. Es gibt aber in unserer norddeutschen regionalen Tangoszene einige DJs oder Djanes, die immer mal wieder eine Fresedo tanda einschieben. Darüber freue ich mich jedes Mal. Die Post-40er Aufnahmen, 60er Jahre auf Vinyl höre ich trotz der Fresedo Verehrung nicht so gern. da übertreibt er es "im Zeitgeist der Epoche" ein wenig, finde ich. Aber in Aufnahmen von Francini- Pontier etwa mit Julio Sosa oder auch instrumental, bei Federico- Aufnahmen der 50er hört man eine ähnliche Opulenz des Arreglos, die mir noch nie gefallen hat und an die ich mich auch nicht "gewöhnen" werde. Jetzt soll ich, um diesen Kommentar abzusenden "fresse" eintragen" - Fresedo wäre doch viel viel sympathischer gewesen [Was mir wieder zeigt, Compus sind doch doof]. Na gut, "fresse" halöt - für die Presse...

PacoDaCapo hat gesagt…

... und am Ende immer der schöne Fresedo- Akkord, wirklich ganz zauberhaft! Mehr Fresedo... por favor!

Monika hat gesagt…

Fresedo - das Orchester mit dem ich so gar nichts anfangen konnte, viel zu süss, zu viel Schmus, kein Pepp. Bis ich vor anderthalb Jahren auf einem Festival von einem mir bis dato unbekannten Tänzer aufgefordert wurde, der mir als sehr guter und musikalischer Tänzer aufgefallen war. Also akzeptierte ich diese Einladung, trotz Fresedo, dem Langweiligen, Zuckersüssen. Dieser Tänzer tanzte den Fresedo so ganz anders, üerhaupt nicht süss, sehr verspielt, musikalisch, rhytmisch (ohne stampfstampfstampf zu tapsen) - eine Offenbarung. Nach dieser Tanda habe ich mich mit viel Spass in Fresedo eingehört und liebe dieses Orchester inzwischen sehr, kaum ein anderes bietet so viele Möglichkeiten zu "spielen" :-)

Inzwischen weiss ich dass Fresedo ein grosser Jazz-Liebhaber war, und ein sehr "modern" denkender Mensch, der immer wieder Neuerungen aufgriff (vgl. Swetis Kommentar - Jazz...).

Just my two cents :-)