Montag, 14. November 2011

Für die neue Woche 127: Enrique Francini, Armando Pontier, Alberto Podestá - Sin palabras

Montagmorgen - und ich stelle wieder einen Tango vor. Momentan muss ich aus Zeitgründen meine Aktivitäten auf diesen kurzen Gruß für die neue Woche beschränken. In den letzten Tagen habe ich kreuz und quer Tangos gehört und schließlich Sin palabras, eine Komposition von Mariano Mores mit einem Text von Enrique Santos Discépolo, ausgewählt. Irgendwann muss ich einmal zu den Dichtern im Tango schreiben. Da fehlt mir momentan noch das Wissen. Als ersten Schritt verweise ich auf die Anekdote 136 von Rodrigo in tango-de zu Enrique Santos Discépolo, sehr lesenswert!

Die Dichter im Tango waren wohl damals wichtiger und ge- bzw. beachteter als heutige Texter. Discépolo (1901 - 1951) war (wie viele andere im Tango) ein Sohn italienischer Einwanderer (sein Vater war ursprünglich Musiker in Neapel) und wurde mit 5 Halbwaise und verlor dann seinen Vater als er 9 war. Er schreibt vom Schmerz und seine Texte zeugen von der düster, pessimistischen Grundeinstellung, die der elternlose Junge in den Barrios von Buenos Aires inhaliert hatte.

Dieser Tango (geschrieben 1946) wurde innerhalb kürzester Zeit von den verschiedensten Orchestern eingespielt.
  • von Francisco Canaro (mit dem Sänger Alberto Arenas) am 20. August 1946
  • von Aníbal Troilo (mit dem Sänger Alberto Marino) am 22. Oktober 1946
  • von Rodolfo Biagi (mit dem Sänger Carlos Saavedra) am 22. November 1946
  • von Osvaldo Fresedo (mit dem Sänger Oscar Serpa) am 26. November 1946
  • von Edgardo Donato (mit dem Sänger Osvaldo Morel) im Jahre 1946
  • von Osvaldo Pugliese (mit dem Sänger Alberto Móran) am 02. Januar 1947
  • von Francini und Pontier (mit dem Sänger Alberto Podestá) am 16. Januar 1947
und schließlich Jahre später von dem Komponisten Mariano Mores (mit Enrique Lucero - 25. Januar 1957). Diese Einspielung fällt in eine Zeit, in der der Tango nicht mehr so getanzt wurde, wie ein Jahrzehnt vorher. Insofern lasse ich diese Einspielung aus und beschränke mich auf o.g. Versionen dieses Tangos [Hört eigentlich irgendjemand noch all diese Musik hier? ;-) ]

Francisco Canaro mit Alberto Arenas

Direkter Link zum Titel bei goear.com.

Aníbal Troilo mit Alberto Marino

Direkter Link zum Titel bei goear.com.

Rodolfo Biagi mit Carlos Saavedra

Direkter Link zum Titel bei goear.com.

Osvaldo Fresedo mit Oscar Serpa

Direkter Link zum Titel bei goear.com.

Edgardo Donato mit Osvaldo Morel

Direkter Link zum Titel bei goear.com.

Osvaldo Pugliese mit Albero Móran

Direkter Link zum Titel bei goear.com.

Enrique Francini, Armando Pontier mit Alberto Podestá

Direkter Link zum Titel bei goear.com.

So. Jetzt hat jede, jeder die Möglichkeit ihre, seine Lieblingsversion herauszufinden. Ich muss mich jetzt einmal mit den Tangos von Francini und Pontier auseinandersetzen. Mir fehlt da noch der Zugang - allerdings haben mir Tanguer@s, die ich sehr schätze gesagt, ich solle mir die einmal intensiv anhören.

Wenn ich schon beim Tango Sin palabras (ohne Worte, wortlos, sprachlos) bin, dann möchte ich noch kurz dazu schreiben, daß Melina letzte Woche (vorerst) das Bloggen eingestellt hat. Das ist zu respektieren und gleichzeitig bedauere ich das sehr. Auch wenn der Zugang zum Tango nicht nur intellektuell erfolgen sollte (der Autor dieser Zeilen weiß, wovon er spricht), kann eine solche Auseinandersetzung mit dem Thema den Horizont erweitern und unglaublich bereichernd sein. Und weil auch ich nicht ewig bloggen mag, wiederhole ich an dieser Stelle meine Bitte, daß sich auch andere in dieser Tätigkeit versuchen sollten. Melina hat gewiss andere Umgebungen, in denen sie ihre Vorstellungen vom Tango verbreiten kann, für viele im Tango ist das (vorläufige) Ende ihres Blogs allerdings ein großer Verlust.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich einen guten Start in die neue Woche.

56 Anmerkung(en):

PacoDaCapo hat gesagt…

Danke, Cassiel, für "Sin palabras", und dazu noch in so vielen Interpretationen! Bei der Textdichtung der Tangos und den Textdichtern selbst hast Du vollkommen recht: Hier herrscht noch weitgehend ein "Bildungsstau", wenn nicht gar ein Notstand! Natürlich kann man Tangos tanzen, ohne eine Ahnung zu haben, von was da gelegentlich gesungen wird, aber erst richtig klar wird dem Hörer - und Tänzer - erst der Tango als Stadtkultur und Poesie aus Musik, [Melodie + Rhythmus] und Text, "Letra" oder "Poesía" bei der Beschäftigung mit dem textinhalt! Schon klar, es gibt Banales und Höheres, bis hin zu philosophischen oder "tranzendentalen" Themen zu entdecken. Von allem etwas und nach jedem Geschmack, bis hin zu solchen Texten, die man als Zeitgeist einer anderen Epoche nur verstehen kann und heute kopfschüttelnd abhakt. Dieses Thema hatten wir doch mal kurz bei dem Beispiel des Musikers Eduardo Bianco, den Mussolini- Verehrer, und seinem Tango mit dem "Klang der Glocken"! Oder völlig überzeichnete Bilder der "Compadrito" - Existenzen mit den Messerduellen, bei den - "Herr Richter, ich konnte bei meiner Ehre nicht anders..." - Eifersuchtsdramen um das ruchlose Weibsstück. Da wird es manchmal schon wieder zu viel, ein Grund, weshalb ein heutiger Sänger "Noche de reyes" nicht unbedingt singen möchte...

Interessanter Stoff jedenfalls, lohnend und so umfangreich, dass man nicht wüßte, wo und wie anfangen. Einige meiner persönlichen Lieblingstangos haben Texte von wirklich herausragenden Dichtern - und eine schöne Melodie dazu!

I. hat gesagt…

An dieser Stelle ein riesiges und dickes Lob für diesen Blog. Ich lese hier schon lange mit und am Wochenende habe ich endlich verstanden, worum es geht. Ich war auf meiner ersten rein klassischen Milonga und all das, was ich vorher hier nur vom Lesen kannte und manchmal etwas eigenartig fand, habe ich erlebt. Ich schwebe. Diese Feinheit und Sensibilität für die Bewegung, meine Partner haben auf mich acht gegeben. Es war ein Traum. Ich hätte es nie für möglich gehalten. Danke!

Schade ist eigentlich nur, dass ich etwa eine Stunde fahren muss, um das zu erleben. Hier gibt es nur Milongas mit einem wechselnden Anteil an klassischer Musik ansonsten NeoTango und NonTango. Das kann ich ab sofort nur noch bedingt ertragen. Relativiert sich das wieder?

I.

Monika hat gesagt…

@I: nein, das relativiert sich nicht. Wird im Gegenteil immer schlimmer. Einmal angefixt vom EdO-Virus gibt es keine Heilung... :-)

Unknown hat gesagt…

@I.

Ich muss @Monika leider Recht geben.
Mich stören schon extrem sogar sog. "todos los ritmos" (Foxtrotts, Coridos, Polkas, Masurkas u.s.w.) – Tänze die damals in den 40 und 50 modern waren, haben aber mit der Tango wenig zu tun. Auch die späte 50er und 60er stellen für mich eine unüberwindbare Barriere dar – ich kann sie einfach nicht tanzen. Ja, diese Empfindungen sind extrem subjektiv und ich bin mir sicher, dass auch andere Meinungen dazu gibt.

chamuyo hat gesagt…

Diese Lied gehört zu den Stücken, bei denen eine wunderschöne Melodie einen Text transportiert, mit dem man sich bei aller Liebe zum Genre, auf keinen Fall identifizieren möchte. Es muss ja nicht gleich so schlimm sein wie bei dem von Paco da Capo erwähnten "Noche de Reyes" sein, oder wie bei "A la luz del candil". Es reicht schon dass immer der sensible Autor von einem undankbaren "ruchlosen Weibstück" (Danke PdC!) hintergangen, verraten, ja geradezu vernichtet wird. Wir erfahren selten, worin das Vergehen bestand, außer dass sie ihn verlässt. Warum sie das tut, kann man manchmal z.B. in "Confesion" hören, er hatte sie einfach verprügelt, nur aus Liebe natürlich. Und unserem Helden fällt nichts weiter ein, als sich erst sinnlos zu besaufen (El Encopao, La copa del Olvido, La ultima curda, etc.) und dann seine ach so große Liebe zu beschimpfen, weil sie seine edlen Gefühle nicht verstanden hat und überhaupt ein ganz kalter, mieser Charakter ist (Sinsabor, Humillacion, La bruja,..) Man fragt sich bloß, warum er das nicht früher gemerkt hat. Wir erfahren in den Texten auch nicht, was der Held selber so treibt, was seine eigene Frau denkt, wenn er den anderen hinterher läuft, oder was die Geliebte fühlt, wenn der Held doch zu Heim und Kindern zurückgeht. Eine hätte es schreiben können, sie hat aber vorgezogen, ins Kloster zu gehen (Ada Falcon, die von Canaro nach Jahren verlassen wurde, weil ihm die Scheidung zu teuer gekommen wäre).
Es sind nicht alle Frauen schlimm, es gibt auch wenige Ausnahmen, und das ist, wen wundert es, die Mama (Gracias, A mi madre, Corazon de Oro, ...)
Wirklich große Helden... Manchmal ist es auch schön, wenn man gar nichts, oder nur die Hälfte versteht.

Peter Fangmeier hat gesagt…

@l
eine stunde fahrt im tango ist schon fast nahverkehr .... und wenn das ziel bekannt ist vergeht sie schnell....
auf folgender liste "tango-tradicional.de" findest du garantiert auch eine milonga in deiner region. da viele der angegebenen dj sehr mobil sind ist eine suche auch über ihre gastauftritte möglich.

Peter Fangmeier

Uralt hat gesagt…

@ I. je länger ich mich mit dem Tango im allgemeinen und der Interpretation der Musik beim Tanzen beschäftige, desto weniger kann ich mit Nontango, Electrotango usw. anfangen. Somit kann ich Monika und Sweti nur zustimmen. Glücklicherweise wohne ich in einer Gegend wo ich in einem Umkreis von 30km mindestens eine aber meistens zwei Milongas besuchen kann mit 100% traditioneller Musik.

@ alle
Zu dem Tango "Sin Palabras" noch ein paar Gedanken.
Aus heutiger Sicht ist es mir unverständlich, dass sich damals die Orchester förmlich auf dieses Stück gestürzt haben. Aber das muss man, wie das schon PacoDaCapo geschrieben hat, mit dem damaligen Zeitgeist erklären. Für mich, aber das ist wie immer Geschmacksache, ist Sin Palabras kein A-klass Tango. Auch weil ich nicht wüsste wie dieses Stück in eine Tanda einzubauen wäre. Vielleicht bekomme ich dazu Tipps.

Das Orchester Francini-Pontier, mit diesen zwei absolut virtuosen Musikern, wirkt auf mich immer etwas angestrengt. Ohne das fachlich begründen zu können, habe ich das Gefühl von übertriebener Selbstdarstellung ihrer Virtuosität.

Tanguero hat gesagt…

@Uralt: M.E. lässt sich am besten noch die Version von Biagi tanzen, weil am wenigsten pathetisch. Mit Carlos Saavedra als Sänger lässt sich auch eine Tanda bauen, z.B.:
1. Sin Palabras
2. Esta Noche Me Emborracha
3. Margot
4. Gracias

@chamuyo: Vom weinerlichen, vor Selbstmitleid triefenden Duktus vieler Tangos ist "A La Luz Del Candil" weit entfernt, es klingt vielmehr erschreckend authentisch.
Und fairerweise sollte man vielleicht auch einige Tangos der Selbstanklage erwähnen (z. B. "En Esta Tarde Gris") oder solche, die einfach in diesem Punkt neutral Sehnsucht und Verlust besingen ("Nada").

bird hat gesagt…

@ chamuyo
danke für den netten Komentar zu div. Tangotexten.
Man bin ich froh, dass ich kein Spanisch verstehen, da würde mir das ein oder andere Mal die Lust zum Tanzen abhanden kommen, außerdem gehöre ich sowieso zu den Wortmenschen und lasse mich durch Text, den ich verstehe, ablenken.
Überlege immer mal wieder, wie es den Argentiniern dabei geht, die ja alles verstehen.

TangoAddicted hat gesagt…

@cassiel: Jetzt hast du es geschafft. Ich werde mich als Tangoblogger versuchen. Zu finden unter http://tangoaddicted.blogspot.com. Willkommensgrüße erwünscht :)

cassiel hat gesagt…

@TangoAddicted

Sehr schön! Damit es leichter wird, zu Deinem Blog zu kommen, setze ich hier mal einen klickbaren Link:

tangoaddicted.blogspot.com

Viel Erfolg!

ONT hat gesagt…

Dieser 1946 komponierte Tango muss ein richtiger Hit gewesen sein, sonst hätten ihn in kurzer Zeit nicht alle möglichen Orchester verwendet! Ich habe nicht alle von Cassiel vorgschlagenen Versionen auf meinem Rechner gefunden, aber es ist immer gut, so eine willkommene Steilvorlage dazu zu nutzen, sich in dem eigene Bestand etwas umzusehen. Kurios, dass Canaro auch eine Version mit Tino Rossi (dem Korsen) eingespielt hat. Superschnulzig, wie auch die Bolero-Stimme von Lucho Gatica (Chile), mit dem Miguel Caló eine Version von Sin palabras aufgenommen hat. Bis heute ist der Song noch populär, den auch etliche Frauen aufgenommen haben: Libertad Lamarque, Susana Rinaldi, Maria Graña, bis in die heutige Zeit mit Anna Saeki oder Laura Canoura... [Liste bei weitem nicht vollständig].

Ein relativ "später" Text von Discepolín, dazu könnte man auch noch anmerken...

Martin
--

PacoDaCapo hat gesagt…

Dazu noch einen Zweizeiler von Alfred Kerr:

Der Dichter

Das Ziel, wonach der Dichter kieke
sei Weltempfindung (mit Musike).

KlausPP hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
KlausPP hat gesagt…

Wenn ich dann hier eure Klagen über NeoMilongas lese, dann fällt mir ein Beitrag in einem Tango Forum ein.

Ein Tango DJ hat da einen Blick in sein Inneres zugelassen.
Er hat ein wenig über einen Abend reflektiert, an dem er aufgelegt hatte.

Er schreibt über sein (klassisch orientiertes) Publikum (dessen Wünsche er nicht versteht) in arroganter und auch ein ignoranter Weise.

Aber ich finde die Gedanken doch so interessant, dass ich hier mal darauf hinweisen möchte.
Vermutlich ist das direkte Zitieren des Beitrages ein Problem, aber um Erlaubnis Fragen möchte ich auch nicht.
Daher erstmal nur der Link:

klickmich

Klaus

PS
Wer den Text nicht lesen kann (XING Mitgliedschaft notwendig), der kann ihn bei mir anfordern:
kpp_online@email.de

cassiel hat gesagt…

Hallo KlausPP,

vielen Dank für den Hinweis. Ich hab den Eintrag des Tango-DJs gelesen. Was soll ich sagen? So denken wahrscheinlich 90 - 95% der DJs landauf, landab. :-(

Das Zitieren nehme ich einmal auf meine Kappe und zitiere zwei zentrale Sätze:

Di Sarli, Pugliese usw. brachten eine volle Tanzfläche und je mehr knacksen aus dem Lautsprecher kam, umso mehr wurde getanzt. [...] Mal sehen, vielleicht läßt sich vorher auch ein Workshop einbauen, damit sich die Anreise noch mehr lohnt. Außerdem muss ich mir ja mein Publikum noch ein bisschen erziehen.

Autsch! (Anders kann ich leider nicht reagieren)

KlausPP hat gesagt…

cassiel hat gesagt:
Was soll ich sagen? So denken wahrscheinlich 90 - 95% der DJs landauf, landab. :-(


Schärfsten Widerspruch für die 90-95%.
Ich lese ja immer eure Klagen über DJs und über NeoMilongas.

Kann ich für die Meisten, der mir bekannten Milongas und DJs nicht bestätigen
(Achtung, die Liste ist Nord/Nordwest/West-lastig):

- Tango Fuego, OS, Di: div. DJs, bis auf wenige Ausnahmen klassisch
- Cafe Ada, WU, Di: klassisch
- La Yumba, HH, Fr: wechselnde DJs, klassisch, (Ivano ist chaotisch)
- San Michele, HH, gelegentlich Sa: klassisch
- El Abrazo, HH, 2. und 3. Sa: klassisch
- Universo, HH, Di/1. und 4. Sa: klassisch
- Chocolate, HH, So: so was von klassisch
- La Boca, BO, Do: war (glaub ich) auch okay
- Tango Matrix, HH, Do: jahrelang unsere Neomilonga, man beobachtet aber eine Veränderung hin zu klassischen Tangos

Nicht alle DJs sind immer "the yellow from the egg", nicht alle sind immer 100% bei der Sache und die Tagesform ist auch unterschiedlich.
Aber das finde ich okay.

Nicht in die obige Liste gehören:
- Al Puerto, HH
- Cafe Tango, WU
- El Bajo, HH
- Tanzhaus NRW, DÜ, Di

Klaus

cassiel hat gesagt…

@KlausPP

Ich denke, ich möchte hier nicht über konkrete Milongas sprechen. Ich kenne auch nur einen Teil der von Dir genannten Milongas. Aber vielleicht darf ich noch einen anderen Gedanken ergänzen: Man kann auch mit klassischer Tangomusik schlimm auflegen und das passiert gar nicht so selten...

Aber Du hast Recht, insgesamt ist da mittlerweile schon eine erfreuliche Entwicklung zu beobachten.

Ich wünsche allen ein schönes Wochenende!

Unknown hat gesagt…

Mit diesem bemerkenswerten Video wünsche ich alle Tangur@s ein schönes Wochenende und viele einmalige Tandas

bird hat gesagt…

Hi an @ll,

wo das hier gerade Zwischenthema ist, gibt es das bei euch auch hin und wieder, dass ein DJ, mit rein klassischer Musik, gut gemeint, trotz klassisch angehauchtem Publikum, es schafft die Tanzfläche musikalisch leer zu fegen, weil er müde machende, hochstimmig-männergesangslastige, keine Ahnung wie ich das besser formulieren kann( bin noch nicht sooo lange dabei) und wenig freudig anregende Tangomusik zusammen gestellt hat und nicht merkt, dass sein Publikum da irgendwie gerade nicht den Draht zu findet oder aber stur einfach sein Ding durchmacht ?
Oder gehören solche Fragen in andere Themenbereiche ?

Tangosohle hat gesagt…

Hallo bird,
da gibt's zwei Seiten.
Zum einen sehe ich das auch so, es ist ein leichtes mit der schönsten Musik die schlechtesten Milongas zu gestalten. In meinem Wahrnehmungsraum von einem guten Dutzend Milongas, die ich mehr oder wenig oft besuche ist das die Regel. Von daher halte ich die Auseinandersetzung um das Thema "klassische Milonga" oder "Neolonga" bzw. neo-lastige Milonga für falsch. "Klassisch" ist ja kein Qualitätsmerkmal, sondern eine historische Eingrenzung. Erst die gute Musik, stimmig zusammengestellt und aufgebaut, in Bezug zu den Tänzern ergibt, ja was, ich sag mal die Grundlage für eine gelungene Milonga.

Das andere, was bedeutet klassisch angehauchtes Publikum und was "hochstimmig-männergesangslastig"?
Als DJ erlebe ich, dass es klassische Musik gibt, bei der gute Salontänzer dahinschweben, während gleichzeitig klassisch-angehauchte Tänzer über die depressiven Klänge schimpfen. Die hohe Stimme von Ricardo Ruiz z.B., einer der Sänger mit dem Orchester Osvaldo Fresedo, ist für den einen Gejaule, der andere schmilzt dahin. Es ist sicher vieles persönliche Ansichtssache, welchen Bezug man selbst zur Musik hat, der DJ aber sollte auch einen Bezug zur Tanzfläche, also zu den Tänzern haben.

Cinderella hat gesagt…

@bird
Im Gegenteil, das ist ein interessantes Thema.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die bekannstesten Stücke aus der EdO immer gut ankommen. Versuche des DJs weniger bekannte Versionen von bekannten Stücken bzw. unbekanntere Stücke zu spielen werden unter Umständen - von erfahrenen Tänzern - nicht gut angenommen.
Natürlich gibt es immer Leute, die zu jedem Tango tanzen. Das sind, so möchte ich mal provokant interpretieren, aber auch oftmals die, die gar nicht so genau auf die Musik hören bzw. für die die Musik und ihre Feinheiten gar nicht so wichtig ist. Erfahrenere Tänzer, so empfinde ich es, tanzen nur bestimmte Tandas, andere belauschen sie lieber oder sitzen sie aus, weil gerade nicht die richtige Tänzerin für diese Musik verfügbar ist oder aus anderen Gründen.
Ein guter DJ ist, so finde ich, immer präsent und geht unmittelbar auf sein Publikum ein. Eine zu Hause vollständig vorbereitete Playlist, von der nicht abgewichen wird, geht gar nicht. Natürlich kann es trotzdem passieren, dass man mal daneben greift und die Tanzfläche plötzlich leer gefegt ist. Das kann man ja bei der nächsten Tanda aber gleich wieder korrigieren.

Chris hat gesagt…

@sweti Gott sei Dank habe ich das erst nach dem WE gesehen

bird hat gesagt…

Hallo Tangosohle,

mit hochstimmig-männergesangslastig meinte ich, dass wesentlich zuviele Tanden mit Gesang von hohen Männerstimmen zusammengestellt waren.
Das war, auch für mich, extrem ermüdend, weil irgendwann nur noch nervig-schrill und kein bischen mehr zum "Schweben" anmutend. Und da waren sich die mehr dem klassischen zugewandten sowie die gerne auch mal was anderes hörenden Tanguer@s, nonverbal, einig.
Klassisch-angehauchtes Publikum deßhalb, weil es ein Gemisch war. Jeder wußte das es eine klassische Milonga werden würde und somit auch diejenigen nicht grundsätzlich etwas gegen die klassische Musikauswahl hatten, die gerne auch 2-3 oder mehr Tanden Non-Elektro-oder Nuevotango mögen.

Hallo Cinderella,

wie gesagt, so lange bin ich noch nicht dabei, kann weder besonders gut Komponisten, Orchester oder deren Dirigenten unterscheiden.
Mir kam es damals jedoch so vor, als hätte der DJ viele eher unbekannte Stücke gewählt, denn die sehr gängigen bekomme auch ich mit, wenn auch nicht alle, schmunzel. Insofern hatte er vielleicht ein spezielles Anliegen, uns anderes näher zu bringen ? Es ist auf jedenfall nicht besonders gut gelungen, denn die Tanguer@s gingen vorzeitig.
Ganz zum Schluß ist er von seiner, sicher wirklich mit Liebe, gut vorbereiteten Liste abgewichen, als wir ihn drauf ansprachen und vielleicht hätten wir, die wir das merkten, eher reagieren sollen.

Unknown hat gesagt…

@Chris, gerne komme ich für sämtlichen geistige und körperliche Schäden auf :)

Anonym hat gesagt…

@sweti, meine Neugier hat mich den ganzen Film anschauen lassen. Juror Nr.2 sagte etwas von "klinischem Tango", das hat mir gefallen.

@Klaus, danke für die Zusendung des Artikels, ich denke die Sache ist klar: Der besagte DJ bezeichnet sich als Unterhaltungs-DJ, der jetzt auch mal Tango auflegt und er hat sich vor der Milonga so richtig ganz viel Gedanken um seine playlist gemacht. Naja, grundsätzlich nicht schlecht. Anders ausgedrückt: Ein Anfänger (was nicht schlimm ist, willkommen sag ich nur), der seine Kopfgedanken über die tänzerischen Voraussetzungen des Publikums stellt. Da fehlt die Demut vor der Kunst und ich möchte offen lassen, ob und was sich aus so einer Haltung noch entwickeln soll.
Also ich als tanguero kann daher diese Zitate einfach nicht ernst nehmen und würde diesen DJ-Namen einfach zwei Jahre meiden.

Hedi hat gesagt…

Hallo Sweti, nach dem ich das von dir verlinkte Video angeschaut habe, hatte ich Albträume und farbige Pickel. Das kannst du nur gut machen, indem du bald einmal mit mir tanzt ;-))

KlausPP hat gesagt…

@Cinderella: "Natürlich gibt es immer Leute, die zu jedem Tango tanzen. Das sind, so möchte ich mal provokant interpretieren, aber auch oftmals die, die gar nicht so genau auf die Musik hören bzw. für die die Musik und ihre Feinheiten gar nicht so wichtig ist. Erfahrenere Tänzer, so empfinde ich es, tanzen nur bestimmte Tandas, andere belauschen sie lieber oder sitzen sie aus, weil gerade nicht die richtige Tänzerin für diese Musik verfügbar ist oder aus anderen Gründen."

Wenn ich also viel tanze, dann bin ich unmusikalisch, die Musik ist mir unwichtig und die Feinheiten bekomme ich sowieso nicht mit?
Danke.

Umgekehrt wird ein Schuh draus:
Ich bilde mir ein musikalisch zu sein und die Feinheiten (Rhythmik, Melodik, Struktur) in der Musik zu hören.
Diese Feinheiten kann ich dann (durch viel üben) in Bewegungsabläufe umsetzen und so zu ganz unterschiedlicher Musik gerne, (eines Tages vielleicht) variationsreich und VIEL tanzen.

Nur so kann ich übrigens ein erfahrener Tänzer werden und viel Spass haben.
Und nicht durch lauschen und rumsitzen :-(

[Zugegeben, es gibt Tänzer, die tanzen viel, begreifen nichts und werden auch nicht besser.
Aber die sind möglicherweise auf Partnersuche oder haben andere Schwerpunkte ;-)]

@Cinderella: "Ein guter DJ ist, so finde ich, immer präsent und geht unmittelbar auf sein Publikum ein. Eine zu Hause vollständig vorbereitete Playlist, von der nicht abgewichen wird, geht gar nicht. Natürlich kann es trotzdem passieren, dass man mal daneben greift und die Tanzfläche plötzlich leer gefegt ist. Das kann man ja bei der nächsten Tanda aber gleich wieder korrigieren."

Genau. So soll es sein.

Klaus

Aurora hat gesagt…

Meine Lieblingsversion ist Rudolf Biagi mit Carlos Saavedra.

Und ja, man kann auch klassische Tango´s schlecht auflegen. Dennoch ziehe ich jede klassische Milonga einer Neo/Non- Milonga vor.

Nach meiner Erfahrung sollte der DJ nicht zu sehr auf sein Publikum eingehen: Wenn das Publikum besser auf Disco-Musik tanzt, dann soll es bitte in eine Disco bzw. Ü30, Ü 40, Ü50...-Party gehen und nicht eine Milonga bzw. den Tango Argentino als Selbstfindungstrip missbrauchen. In dieser Hinsicht bin ich mit den Jahren rigoros geworden und verlasse eine Milonga auch vorzeitig, unabhängig davon wie viele hundert Kilometer ich gefahren bin.
In kleinen Massen kann ich Non-Tangos auch genießen. Dazu brauche jedoch eine verlässliche Tanda-Struktur und davon zahlreiche schöne klassische Tandas um in Stimmung zu kommen.

Austin hat gesagt…

Hallo bird,

meinst Du mit hochstimmig -männergesangslastig die normalen gesungenen Tangos, wie Cassiel sie hier regelmäßig vorstellt? Also, mal ganz plakativ gesagt, Männer, die in Tenorlage singen? Wenn das so ist, und wenn die Dich stören, dann wird es wahrscheinlich hart für Dich, Dich durchs Repertoire zu arbeiten, denn ich habe den Eindruck, dass die Tenöre die große Mehrheit unter den Sängern der klassischen Tangos stellen (Theresa und Sweti und Chamuyo wären Kandidaten, die das mal fundiert kommentieren könten). Das liegt wahrscheinlich (neben einem möglicherweise damals existenten Klangideal) daran, dass man sie über dem Orchester schlicht besser gehört hat als Sänger in tieferen Lagen.

Ich glaube, dass man in aktuellen Aufnahmen klassischer Tangos öfter auch mal tiefe Stimmen hört (z.B. bei Carel Kraayenhof). Von den "großen Meistern" fällt mir nur Roberto Goyeneche ein, von dem es auf diesem Blog das unglaublich gute "Garua" gibt, aber meine Repertoirekenntnis ist vergleichsweise dünn.

P.S.: Nur aus Neugier: bist Du Charlie-Parker-Fan?

Anonym hat gesagt…

Ich bin sicher, dass so mancher DJ so denkt:

http://logic.tangopaparazzo.com/post/12972704028

Hier in Buenos Aires bekomme ich Neo-Non-Electrotango selten zu hoeren. Worueber ich persoenlich heilfroh bin. Nicht nur, weil ich das selber ungerne tanze, sondern weil fast alle gute Taenzer, die ich persoenlich kenne, das auch nicht tanzen. Also, auch wenn ich das tanzen wollte, wuerde ich dafuer keinen Partner finde. Als ich zu Besuch in Europa war, habe ich mehrmals gemerkt, wie die DJs mit Neotango bisher rappelvolle Tanzflaechen sehr effizient fast komplett geleert haben. War das gegen Ende des Abends, haben sie Leute sogar dazu gebracht, nach Hause zu gehen (und konnten vielleicht damit frueher Feierabend machen?).

Es gibt aber auch durchaus ein paar moderne Tango-Orchester und sogar neue Tangos, zu denen ich gerne tanzen wuerde. Ein Beispiel: Alex Krebs.

http://www.reverbnation.com/thealexkrebstangoquartet

Anonym hat gesagt…

PD Sin Palabras ist einer der wenigen klassischen Tangos, die mir NICHT gefallen. Nicht einmal in der Canaro-Version!

Aber es ist nicht der Text, der mich stoert. Ich persoenlich kann es mir ganz und gar nicht vorstellen, zu einem Tango zu tanzen, dessen Text ich nicht verstehen wuerde. Ich weiss nicht so recht, wie das geht. Aber ich bin mir bewusst, dass ich darin eigenartig bin. Und habe schon mit einigen fantastischen Taenzern getanzt, die die Texte ueberhaupt nicht verstanden haben.

Patrick hat gesagt…

Möglicherweise ist nicht jeder ein Sprachgenie? Textinterpretation ohne gute historische Kenntnisse ist eh schon schwierig, dazu noch in einer fremden Sprache, verpuzzelt in Wortspielen mit mehr oder minder versteckter Ironie? Hey, mein Lese- und Hörverständnis in englisch ist wirklich nicht schlecht, aber beim Friday Night Comedy Podcast der BBC krieg ich längst noch nicht jeden Witz mit.

Indes kriege ich das schon mit, wenn der Held am Ende des Liedes einen unendlich langen Tod von gefühlten fünf Minuten stirbt. Aber da ist man als Führender eher am aufpassen, weil da bestimmt noch irgendwoher ein passender, schmachtender Voleo kommt.

Manchmal sind auch Instrumentaltangos einfach perfekt :)

Chris hat gesagt…

@ sweti und hedi: mir ist einfach nur übel geworden, mir schlägt sowas auf den Magen. Wird das besser, wenn Du mit mir tanzt sweti? Nicht das D i r übel davon wird. Da fällt mir ein, vielleicht könnte ich abnehmen, wenn ich mir das jeden Morgen anschaue?

@ Patrick: Theresa übersetzt mir manchmal Texte ihrer geliebten EdO-Stücke, sehr dramatisch und plakativ sind die. Ein ganzer Abend lang nur Mord, Totschlag, Selbstmord, Liebeskummer und Liebesklage. Ich bin froh, daß ich selbst fast nichts davon verstehe und so eine Chance habe, mir meine gute Laune zu erhalte.

P.S. Fahre jetzt gleich beruflich nach Frankfurt und gehe heute Abend dort privat auf Tour, bin sehr gespannt und hoffnungsvoll.

bird hat gesagt…

Hallo Austin,

auf cassiels-Seite bin ich noch nicht so lang und das Reinhören in die Musik klappt nicht, da ich einen sehr schlechten i-net Zugang habe, mir alles mühsam runterladen muss und mir dazu die Zeit und Muße fehlt, was schade aber gerade nicht zu ändern ist.
Ich glaube an diesem besagten Abend war es die Menge an Tanden mit Gesang, vielleicht die Auswahl, eher Unbekanntes und dadurch vielleicht auch nicht so viel Gutes, ist ja nicht alles toll was in den 20-40Jahren entstanden ist ? Leider kenne ich mich da zu wenig aus, um das stichhaltig wiederzugeben.
Carel Kraayenhof gefällt auch mir sehr gut, aber der ist doch eher weniger tanzbar, oder ? Lustig das du den erwähnst, habe eine cd von ihm aber die ist concertant, würde ich jedenfalls sagen.
Roberto Goyeneche gefällt mir auch sehr gut und dann verlassen sie mich schon, weil die Männer, aus der mehr oder weniger Goldenen Zeit, mir bis jetzt zu wenig aufgefallen sind, mich persönlich scheins nicht wirklich so vom Hocker reißen, sonst frage ich in der Regel nach wer das gerade war.
Und du hast Recht, dass Klangideal aus der klassischen Tangozeit liegt mir nicht ganz so, weder bei Frauen noch bei Männern.
Mir gefallen meist, ich will nicht sagen immer, siehe R.G., eher die Stimmen ab den 60zigern und da eher Frauenstimmen wie z.B. Amelita Baltar. Tangosingende Männer gibt es auch nicht so viele im Moment, oder liege ich da ganz falsch ? Mir fallen da nur die diversen Männerstimmen z.B. von Quinteto Negro La Boca ein.
Und Garua ist grundsätzlich ein ganz besonders schöner Tango, oder ? Die Version von Liliana Barrios ist auch umwerfend, finde ich jedenfalls.
Und doch mag ich den klassischen Tango auch aus der Goldenen Zeit mehr und mehr.
Meine schönste, völlig klassisch aufgelegte Milonga durfte ich dieses Jahr in HH erleben. Da kam mir aber auch gar nix hochstimmig-männerlastig vor, das scheint möglich zu sein, schmunzel.
Charlie-Parker, wer ist das ? Sagt mir gar nichts.

Theresa hat gesagt…

@Chris:
Erstens musst du nicht abnehmen.
Zweitens bin ich doch meistens gut gelaunt, wenn ich dir die Texte übersetze. Also kannst du ruhig Spanisch lernen.
Drittens: viel Spaß in Frankfurt!
Theresa

Cinderella hat gesagt…

@KlausPP
"Wenn ich also viel tanze, dann bin ich unmusikalisch, die Musik ist mir unwichtig und die Feinheiten bekomme ich sowieso nicht mit?"

Nein, das hast du falsch verstanden. Viel Tanzen und beliebig tanzen (was ich meinte) ist nicht dasselbe.

"Nur so kann ich übrigens ein erfahrener Tänzer werden und viel Spass haben.
Und nicht durch lauschen und rumsitzen :-("

Ich meinte nicht "lauschen und rumsitzen", sondern zuhören und zuschauen. Dabei kann man viel lernen, finde ich. Und es ist manchmal die bessere Entscheidung als Tanzen.

Unknown hat gesagt…

@Chris,
deine Magenbeschwerden bedauere ich außerordentlich. Obwohl mir diese Nebenwirkung durchaus bewusst war, habe ich in meinen Text zu dem Video nicht davon ausdrücklich gewarnt. Hiermit übernehme ich die Verantwortung, bitte teile mir mit wie meine Straffe ausfällt – tanzen reicht wohl nicht aus :)

p.s. durch tanzen mit dir wird mir garantiert nicht übel :)
p.p.s. Frankfurt bietet gute Möglichkeiten traditionell zu tanzen, auch heute und morgen Abend.

bird hat gesagt…

Hallo sweti,

"todos los ritmos"
las ich in einem Beitrag von dir und frage mich:
was sind das ?
Es wird öfter erwähnt und ich habe keine Ahnung was damit gemeint ist.

anonymos hat gesagt…

hallo, bird

ich glaube : kraut und rüben

Unknown hat gesagt…

@bird,

wie ich schon sagte: Foxtrotts, Coridos, Polkas, Masurkas u.s.w. - Tänze die damals in den 40 und 50 modern waren, haben aber mit der Tango wenig zu tun. Siehe z.B. diese Diskussion

bird hat gesagt…

@sweti,

also, ich habe verstanden, dass hat mit Tango nix zu tun. So klar war mir das voher nicht, herzlichen Dank.
Und der ein oder andere sog. Non-Tango hat scheins mehr mit Tango zu tun als:
"todos los ritmos".

KlausPP hat gesagt…

Klar sind das keine Tangos.

"La Colegiale" z.B. ist ein Fox-Trot (Spassvögel nennen das Pferdchentango) von Rodriguez.

Klickt ihr hier zum Schauen und Hören:
Naveira/Sanchez tanzen La Colegiale

Nicht nur den beiden, sondern auch mir macht es höllischen Spass, wenn die Rodriguez
Fox-Trot(s) als Milongaersatz gespielt werden.

bird hat gesagt…

Hi KlausPP,

"La Colegiale" mit Naveira/Sachez ist wirklich sehr nett. Es macht den Beiden Freude, den Zuschauern und auch mir beim Ansehen.
Das ist also Milonga auf Foxtrottbasis. Na, mal wieder was dazu gelernt.
Ein waschechter "todos los ritmos" der schönen Art.

poni hat gesagt…

@bird

>Charlie-Parker, wer ist das ? Sagt mir gar nichts

:) ich nehms jetzt mal als ernst gemeint...

ein virtuoser (jazz)saxophonist! sein spiel wurde mit dem gesang eines vogels verglichen... ergo: bird

grüsse, poni

Unknown hat gesagt…

Die Frage, die ich mir jetzt stelle ist: warum soll man auf Foxtrott (aber auch auf Filmmusik, Schlager u.s.w) Milonga oder Tango tanzen? Es gibt drei Argumente die dagegen sprechen:

- In der 30er und 40er haben die Tänzer auf diese "todos los ritmos" auch keine Tango/Milonga getanzt sonder der entsprechenden (Mode-)Tänze. Warum sollen wir heute auf diese Musik Tango und nicht z.B. Foxtrott tanzen?

- Die Tangomusik hat sich parallel mit dem Tanz entwickelt. Beide Kunstrichtungen haben sich gegenseitig beeinflusst. Die Bewegungsmuster bei dem Tango sind an den Musikstrukturen angepasst. Ich finde solche Musikstrukturen weder beim Foxtrott noch bei der Corridos und noch weniger bei der sog. Non-Tangos (Filmmusik, Schlager u.s.w). Warum soll man Bewegungsabläufe zu Musik tanzen, die dazu nicht passt?

- Die Komponisten der 20er, 30er und 4er habe die Tangos zum tanzen komponiert. Die Arrangeure der Stücke haben versucht das breite tanzende Publikum anzusprechen. Das ist bei den heute sog. Non-Tangos nicht der Fall. Piazzolla sagte auch ausdrücklich, dass er keine Tanzmusik komponiert. Warum sollen uns solche Stücke zu Tango tanzen animieren?

bird hat gesagt…

@sweti,

zu drittens:
Vielleicht sollen sie es nicht, wer weiß das schon, tun es aber.
Ich finde es gibt auch klassische Tango´s die keinen Spaß machen.
Und wie ist das eigentlich zu sehen.
In den 20er, 30er, und 40er Jahren tanzten alle doch sicher sehr gerne zu den dann jeweils "neuen" Tangos. Will sagen, auch damals war man gerne "up so date".
Was spricht dagegen Tango´s für die heutige Zeit zu entwickeln ?
Und wer legt fest, ob das rein klassisch zu sein hat oder aber durchaus auch der heutigen Musik, den heutigen Menschen entsprechend ?
Auch die Klassik hat schon vom Gregorianischen-Stil bis heute einige Veränderungen durch gemacht. Nicht jeder mag das aber das ist wohl meistens im Leben so.

@poni,

Danke, werde den mal googlen, klingt interessant.

KlausPP hat gesagt…

Irgendwie habe ich heute Kommentardiarrhoe.
Da antworte ich doch gleich noch mal.
Denn gleich geht's zur Milonga nach OS.

@sweti:
zu 1.
Die haben das damals "Fox Trot" genannt, aber es ist kein Foxtrott wie wir ihn hier in Europa kennen.
Die Rodriguez Fox Trots -die ich kenne- haben eine starke Betonung auf 2 und 4 und laden einfach zum Tanzen und Improvisieren ein und machen Spass.

zu 2.
"Warum soll man Bewegungsabläufe zu Musik tanzen, die dazu nicht passt?"
Du willst doch jetzt nicht behaupten, dass die Bewegungsmuster, die Sanchez/Naveira da tanzen, nicht zu der Musik passen, oder?

zu3.
Piazzolla ist was anderes als Non-Tango.
Piazzollas Kompositionen sind Tangos, die nicht zum Tanzen gedacht sind. Finde ich auch.

Non-Tango (wie der Name schon sagt) ist meiner Meinung nach eigentlich alles, was nicht Tango ist.
Und sehr vieles davon ist sehr wohl zum Tanzen gedacht.
Und auf einiges lässt sich das Anwenden, was wir so in unserem Bewegungsrepertoire vorfinden (Jedenfalls in meinem).

Und da gibt es Sachen, die man u.U. in einer Milonga anstelle einer Milongatanda spielen kann.
So wie die Rodriguez "Fox Trots" oder wie "Sur o no Sur" von Keven Johansen oder auch ein "Pa Bailar" von Bajofondo (das ist aber wirklich grenzwertig), wenn man es gut einbettet und es bei einer Tanda belässt.

Das sind jetzt natürlich eher Stücke, die nicht für die beschauliche Feinmotorik, sondern für Tempo und Spass gedacht sind.
Aber für eine Tanda am Abend finde ich das in Ordnung.

Klaus

Austin hat gesagt…

@ bird

Wenn jemand heute Tangos komponieren würde, fände ich das großartig. Sie sollten halt nach Tango klingen.

@ Klaus

Das mit den Non-Tangos finde ich immer ganz arg schwierig. Denn der Umstand, dass ein paar Profis auf diese Musik einen super Tango hinbekommen, sagt gar nichts aus. Solche Cracks können auch auf Britney Spears oder auf das Rumpeln der Eisenbahn tanzen und es wäre atemberaubend. Aber was sagt das darüber aus, ob das für den Hobbytänzer die richtige Musik ist? Gar nichts.

Rafael Nadal könnte wahrscheinlich auch mit einem Squash-Schläger ansehnlich Tennis spielen. Aber deshalb ist das immer noch nicht die richtige Ausrüstung. Und auch wenn man ihn mal dabei erwischen würde, so würde es trotzdem nicht jedem Hobbyspieler gut stehen, mit einem Squash-Schläger anzutreten und zu sagen "Ich spiele halt Non-Tennis. Noch nie was davon gehört, ihr Landeier?"

Cinderella hat gesagt…

@KlausPP und Austin
Ich habe gehört und geschaut, Klaus, ;) und es hat mir Spaß gemacht. Vielleicht hab ich mir sogar was abgeschaut bei Naveira/Sanchez. Rodriguez gehört zum klassischen Tango, seine Ausflüge in den FoxTrot finde ich auf einer Milonga gerade noch vertretbar.
Non-Tango ist dagegen 'ganz arg
schwierig', wie Austin sagt. Es wurde ja hier schon öfter angemerkt, dass früher oder später jeder auf den richtigen, echten Tango kommt - oft nach einer Non-Tango Phase, die man dann hinter sich lässt.
Ich kenne das auch: eine einzige Non-Tanda pro Abend für die, die das brauchen. Okay, aber da kann man es doch auch ganz lassen und die Milongas, die nicht ohne können, auch als solche ankündigen. Jede(r) kann dann selbst entscheiden, ob er/sie hingeht. Aber für Spaß und Tempo - dafür haben wir doch schon Vals und Milonga. Reicht das nicht?

Unknown hat gesagt…

@bird,

wenn du jetzt so einem mächtigen Beispiel wie die klassische Musik in Spiel bringst bedarf es einige Erklärungen. Ich denke, du verstehst unter „klassische Musik“ die europäische Musiktradition als Ganzes. Es ist auch richtig, dass diese Musiktradition eine Entwicklung unterliegt, das sind die verschiedenen historischen Stilrichtungen: Musik der Mittelalter (etwa bis 15 Jh), Renaissancemusik (bis 16 Jh), Barock (etwa bis Mitte 18 Jh), Frühklassik (bis Ende 18 Jh, Anfang 19 Jh), Romanik (bis Anfang 20 Jh) und schließlich neue Musik. Kein Komponist komponiert Heute mittelalterliche Musik oder Barockmusik. Diese Stilrichtungen üben einen mehr oder weniger starken Einfluss auf die zeitgenössische Musik aus, mehr auch nicht. Genau so ist auch mit dem Tango - nach der Höhepunkt der Epoca del Oro Ende 40er und Anfang 50er war es Mitte, Ende 60er Schluss mit den Entwicklung. Selbstverständlich werden heute Musikstücke komponiert, die durch den traditionellen Tango der 30er, 40er und 50er stark geprägt sind – sie haben aber mit traditionellem Tango rioplatense so viel zu tun wie die Werke von Gustav Mahler mit den bachsche Kantatenwerk.

KlausPP hat gesagt…

Liebe @Cinderella.

"Es wurde ja hier schon öfter angemerkt, dass früher oder später jeder auf den richtigen, echten Tango kommt - oft nach einer Non-Tango Phase."
Ich bin jemand, der komischerweise über den Neo/E-Tango angefixt worden ist, aber inzwischen -also seit vielen Jahren- im richtigen Tango angekommen und längst entspannten Salon-Tango (oder wie immer wir es nennen wollen) tanzt.
Aber es gibt immer noch diese dunkle Seite des Mondes in mir (mein niederes Selbst), die gelegentlich nach einer Portion Rock'n Roll lechzt.
Aber ich zelebriere den Tango genauso gerne -wie ihr- als ernstes Hochamt in sehr enger Umarmung.


Liebe(r)(?) @Austin:
"Solche Cracks können auch auf Britney Spears oder auf das Rumpeln der Eisenbahn tanzen und es wäre atemberaubend."
Britney Spears wäre wirklich eine Strafe.
Aber es ist mir nicht ferne und ich glaube, ich könnte das auch ein wenig. Leider wird es nur nicht atemberaubend sein ;-)

Wenn schon, denn schon, dann wäre mir dann so ein 3-3-2 wie "Time after Time" von Miles Davis viel lieber oder sowas:

Meditarranean Summer Tango Festival - Show all teachers - A.K.A. Cumbia Freak Out
(Für Interessierte: "I'm yours" von Jason Mraz)

bird hat gesagt…

@sweti,

ich kann deinen Ausführungen nur bedingt folgen, denn die 20er, 30er, 40er, und 50er Jahre liegen nun ja keineswegs so weit weg, wie die ein oder andere klassischen Epoche.
Und es gibt doch Musiker die auch heute Tangostücke, siehe u.a. Carel Kraayenhof, Raul Jaurena komponieren.
Und nochmal, damals wurde mit der Musik mitgegangen. Ich stimme mit dir und auch Austin überein, dass es Tango sein sollte aber wer oder was entscheidet denn nun, ob es Tango, wenn vielleicht auch moderner, ist oder nicht ? Und warum, jetzt mal nur als These/Frage, sollte Nuevo-Tango oder Elektrotango oder eben nicht ganz so klassischer Tango, wie aus dem Zeitalter kein guter, tanzbarer und den ein oder anderen ansprechender Tango sein ?


"...sie haben aber mit traditionellem Tango rioplatense so viel zu tun wie die Werke von Gustav Mahler mit den bachsche Kantatenwerk."

Reicht es nicht, wenn es musikalisch Tango ist und man dazu Tango tanzen kann ? Und ich meine jetzt kein Gehopse oder Nuevo etc. ?
Das das passen sollte leuchtet mir ein. Die fast "harte" Trennlinie, eben nur 20er-40er max. 50er Jahre, die du ziehst, hm mutet mich trotz all deiner guten, verständlichen Argumente irgendwie beengend an.
Ich bin bei weitem nicht so fitt im Tango, wie du, deshalb argumentiere ich mehr aus dem Gefühl heraus, dem was ich bis jetzt im Tango kennengelernt habe und was mir ganz persönlich begegnet ist oder sich mir, wie auch immer, erschließt.
Vielleicht bin ich mit der Materie zu wenig vertraut, um überhaupt was sagen zu können, mag sein.
Aber es geht mir wie KlausPP, ich mag und schätze den klassischen Tango sehr, freue mich extrem, wenn ich das Glück habe mit einem Tanguero tanzen zu können der klassichen Tango/SalonTango tanzt, doch hin und wieder nach was völlig Verrücktem oder Modernerem Tango zu tanzen liebe ich auch und gehört für mich zum Tango dazu. Es entstehen keine anderen Gefühle oder Empfindungen, selbst wenn es ein Non-Tango ist.

Anonym hat gesagt…

Wenn man das Alfabet der Körpersprache des Tangos verinnerlicht hat, und damit einen Dialog mit einem Partner ermöglichen kann.... kann man nach vielerlei Musik tanzen, und so auch die Freude des TANZENS erleben. Das ist, jenseits aller Voruteile, was Schönes.

Wenn man, zb. in einer vollen Milonga in Buenos Aires mit einem "alten" Milonguero tanzt, der jedes Sechzehntel der Musik mit Kleinstbewegungen UND Pausen führt, und man dann das Gefühl bekommen kann, mit ihm und allen Anderen auf der Tanzfläche zu tanzen ... ist das was anderes... ich möchte es die freude am TANGO nennen. MEINE freude, denn werten möchte ich nicht.
Kerstin

Chris hat gesagt…

@Theresa
Erstens: Ach ja, lieb von Dir!
Zweitens: Stimmt und vielleicht.
Drittens: Danke. Der Vergleich zwischen München und Frankfurt ist insofern interessant, als Frankfurt zwar nur halb so groß wie München, die Szene aber sehr lebendig ist. Das mag seinen Grund auch darin haben, daß es die Veranstalter dort schaffen sich abzusprechen, statt sich wie in München auf Deubel komm raus an die Gurgel zu gehen und sich gegenseitig das Wasser abzugraben. In F habe ich bei Fabiana auch erlebt, wie unterschiedliche Niveaus und Stile (einschließlich Figurendrechsler)friedlich nebeneinander tanzten. Davon würde ich mir etwas für M wünschen (und für dieses Blog).

@ sweti: Zu Nebenwirkungen und Risiken:...;-)"
Zu Frankfurt: Scheint so.

@ KlausPP: Pferdchentango kannte ich noch nicht, finde ich aber sehr passend. Adriana Naveira ist genial.

@ sweti: Austin hat zum einen recht, die richtig guten Tänzer können aus allem etwas machen. Allerdings halte ich den Schluß für falsch, es käme auf das tänzerische Können an.
Ich betrachte die Sache eher von der Tänzerseite. Grundsätzlich entwickelt sich ein Tanz zur Musik, Ausnahmen sind mir nicht bekannt. Auch wenn man Ballet zu Schlager, HipHop zu Volksmusik und Tango zu Klassik tanzen kann, ich fremdel da immer ein wenig, selbst wenn es gut gemacht ist. Die speziellen Moves passen halt immer am besten zu der Musik, für die sie erfunden wurden. Ein berühmter Bildhauer hat mal gesagt, er schaffe die Skulptur nicht, er befreie sie nur aus dem Material (so in etwa). Ähnlich sehe ich das mit der Musik und den Moves. Sie sind schon irgendwie in der Musik, die Tänzer machen sie sichtbar, das ist ihr Teil. Die unterschiedlichen Persönlichkeiten und Temperamente der Tänzer fördern aus der Musik unterschiedliche vierdimensionale Bilder. Der Versuch aber, etwas zu tanzen, was nicht "drin" ist in der Musik, hat für mich immer etwas künstliches, befremdliches, bemühtes.

Austin hat gesagt…

@ Chris

Da hast du mich falsch verstanden. Ich wollte nicht sagen, dass es für gute Tänzer egal ist, auf welche Musik sie Tango tanzen. Sondern ich wollte sagen: wenn die Musik ungeeignet ist, dann schaffen es allenfalls noch gute Tänzer, darauf Tango zu tanzen. Aber die Musik bleibt trotzdem ungeeignet. Unterm Strich sind wir uns also einig!

@ Klaus PP

Bei diesem Video kann man erkennen, dass meine Theorie Grenzen hat, denn sogar diese Ober-Checker bekommen auf den Song nichts gescheites mehr hin, weil die Musik einfach zu weit vom Tango entfernt ist. Trotz eines tollen Songs und super Tänzern sehen wir hier ein ziemliches Chaos (war sicherlich vom DJ witzig gemeint und gezielt so gemacht).