... vielleicht doch schnell einen Beitrag für die neue Woche?
Wie wäre es denn heute mit Alfredo Gobbi? Ein Interpret, der sich streng der decareanischen Tradition verpflichtet sieht und gleichzeitig den Ehrentitel El violín romántico del tango trug. A Orlando Goñi ist eine Komposition von Gobbi zu Ehren seines zu früh verstorbenen Freundes, des Pianisten Orlando Goñi. Den Mythos only the good die young schien es auch im klassischen Tango gegeben zu haben. Bei todotango heißt es grenzwertig pathetisch: His life of bohemia drove him to "burn" his life prematurely. Nun sind die wenigsten Tango-Musiker der Epocha de Oro wirklich alt geworden (mir fallen da jetzt spontan nur Osvaldo Fresedo und Osvaldo Pugliese ein, vielleicht noch Alberto Podestá, der immer noch ab und zu auftritt), aber Gobbi und Goñi sind sehr jung gestorben. Haben sie das Ideal des Bohemian zu kräftig gepflegt?
Ich stelle hier die Versionen von Alfredo Gobbi, Aníbal Troilo (in dessen Orquesta Goñi bis 43 Pianist war) und Osvaldo Pugliese ein.
Alfredo Gobbi (instrumental) Eine Aufnahme vom 24. März 1949
Direkter Link zum Titel bei goear.com.
Aníbal Troilo (instrumental) Eine Aufnahme vom 19. Januar 1965
Direkter Link zum Titel bei goear.com.
Osvaldo Pugliese (instrumental) Eine Aufnahme aus dem Jahr 1965
Direkter Link zum Titel bei goear.com.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich eine gute Woche.
19 Anmerkung(en):
Als DJ hat mich Gobbi nie richtig überzeugen können, nach jedem Versuch beschlich mich der Gedanke,
dass ich doch besser eine andere Tanda hätte auflegen sollen. Ganz im Gegensatz zu Joaquín Amenábar -
ein glühender Fan von Gobbi. Doch selbst der war mit mir einer Meinung, dass die gruseligen Gesangstitel
nun mal gar nicht gehen.
Umso mehr bewundere ich Cassiels Gespür für die seltenen Rosinen in so manchem links liegengelassenen
Œuvre, A Orlando Goñi von Gobbi gehört sicher dazu, ein wirklich fesselndes, komplexes Stück - Kompliment!
Das hat mich dazu angeregt, mal wieder ein wenig abseits des oft Gehörten zu stöbern, und siehe da -
sogar die zeitgenössischen Bearbeitungen von Sexteto Mayor und dem Orquesta típica Fernández Fierro
(Destrucción Masiva) finde ich sehr hörens- und vielleicht auch tanzenswert - Danke Cassiel!
Hi cassiel,
habe mich sehr gefreut, dass du mal einen Alfredo Gobbi genommen hast. Kenne mich bei weitem nicht so gut in der Musik hier aus,, wie viele von euch aber Gobbi ist mir ein Begriff und ich mag ihn sehr, auch diesen speziell von dir ausgewählten Tango.
Neulich wurde mir gesagt, dass Gobbi schwer zu tanzen sei, weil rhytmisch zu schwierig, vielfälltig. Ist das so ?
Mir gefällt besonders gut von ihm "El Engobiao" und es würde mich sehr interessieren, ob ihr hier, die ihr davon mehr versteht, diesen Tango auch als schwer tanzbar einstuft.
@Tangopeter,
darf ich fragen, warum Gobbi dich für eine Tanda nicht überzeugt ?
Ich würde gerne öfter nach ihm tanzen.
Danke für die Anmerkungen!
Und noch bird:
Mich überzeugt El engobbiao nicht unbedingt, aber ich bin da kein Experte. Für meine Ohren hört man der Aufnahme an, daß sie 57 eingespielt wurde - also zu einer Zeit, zu der nicht mehr unbedingt zum Tanzen komponiert wurde...
Aber das ist meine höchst-subjektive Ansicht...
Beide Stücke, "A Orlando Goñi" und "El Engobbiao", habe ich auf der CD "Bien Porteño" (Archivo RCA, 1998) gefunden. Es sind wunderbare Kompositionen. Und ja, "El Engobbiao" klingt nicht nur nach 1957, das Stück ist am 18 Juni 1957 eingespielt worden. Und ja, es sind tanzbare Stücke, zwar für mich extrem schwer, aber je nach Stimmung und Tanguera habe ich schon wunderbare Minute erlebt :)
Es gibt eine Reihe "einfache" Stücke von Orquesta Alfredo Gobbi, die von ende 40er anfang 50er stammen, z.B. Stücke mit Jorge Maciel ("Remembranza" 48, "La Intriga" 50) und Pedro Lozano. Damit kann ich mir eher eine Tanda vorstellen - es sind aber keine Riesenrosinen :)
@sweti,
dann hoffe ich das ich dir mal unbekannterweise auf einer Milonga, exakt zu Gobbi, sozusagen in die Arme laufe, lach.
Ich hatte leider erst einmal das Vergnügen nach Gobbi tanzen zu können und mir hat es sehr viel Freude gemacht. Der Tanguero mochte Gobbi scheins, vielleicht lag`s zu einem Gutteil auch daran ?
Lieber Cassiel, liebe Tanzenden, liebe Kollegen,
vielen Dank für diesen inspirierenden Austausch! Mir ging es all die Jahre lang auch so, dass eine Gobbi-Tanda eine ganz hohe Kunst darstellt ... vor der ich bislang gekniffen habe.
Aber Euer Austausch hat mich spontan auf eine Idee gebracht und da werde ich jetzt mal rangehen.
Danke und allen eine gute Zeit!
Hans Peter
Hans-Peter,
wenn Du die Tanzfläche leerfegen willst, ist eine Gobbi-Tanda eine sehr gute Idee ;-)
@ chamuyo: Ich glaube, es gibt auch noch ein klein wenig dazwischen ... ;-)
Dann mal Butter bei die Fische:
La Viruta
Chuzas
Jueves
Racing Club (alle auf Violin Romantico)
Finde ich weder schwer zu tanzen noch die Piste leerfegend.
Solide Tanzmusik - m.E. keine hohe Kunst, eine Gobbi-Tanda zu basteln.
Warum es mich nicht überzeugt?
Weil ich finde, dass ich mit anderer Musik den meisten Tänzern mehr Freude machen kann.
Hm, ich könnte mir (ganz leihenhaft !!!), eine Tanda wie folgt vorstellen:
Racing Club
Puro Apronto
El Engobiao
und
Orlando Goni.
Ist natürlich nur aus dem Bauch heraus, vom Hören der Tangos (oft),dem Versuch sich in´s Tanzen einzufühlen zu diesen Tangos, nicht aus dem Tango-Tanda-Wissen oder der Tango-Tanda-Erfahrung heraus. Die habe ich schlicht und ergreifend nicht.
@ chamuyo und alle anderen unwissenden ...
die piste zu verlassen ist eher reaktion auf eine schlechte dj-leistung oder audiotechnik und nicht wegen wegen einer gobbi-tanda. da viele dj keinerlei hintergrundinformation zur aktuellen tanda liefern dürfte vielen tänzern das wissen fehlen das überhaupt eine "gobbi"-tanda gespielt wird.
"gobbi" kann natürlich gegen jeden der top 25 der edo getauscht werden). das ergebnis bleibt immer gleich... die wiedergabe ist schlecht und nicht die aufnahme... ich empfenhle allen den musikvortrag von c.tobler zu besuchen um das eingene wissen um die edo zu erweitern und um vorurteile top-orchestern gegen über abzubauen PUNKT
Ja mei, Peter, der wohnt halt in der Schweiz, und soweit ich weiß, geht er mit dem Vortrag nicht auf Deutschland-Tour.
@Austin
Das stimmt so nicht. Christian hat m.W. letztes Wochenende den Vortrag in Regensburg gehalten (ich warte auf einen Gastbeitrag, der mir versprochen wurde) und Ende Februar hält er seinen Vortrag über die Musik der EdO in Augsburg.
Na sieh an. Gibt es eine Internetseite, auf der man die Details erfährt?
Nein, soweit ich weiß, gibt es noch keinen Hinweis im Internet (es ist ja noch ein paar Wochen Zeit). Das wird aber sicher in Kürze bei Monika und Christian auf der Website stehen und sicherlich auch in tango-de beworben.
Sobald ich die Details kenne, werde ich auch hier einen Hinweis veröffentlichen.
Hier der link zu Christians Vortrag am 25./26.2. in der Nähe von Augsburg.
http://knoll-augsburg.de/ mit allen nötigen Infos.
Viele Grüße
Thomas
@ Peter Fangmeier:
Naja, ich seh das etwas differenzierter ... die Aufnahmen waren damals technisch auf Topniveau, die heute verfügbaren Träger der Aufnahmen sind, wie sie sind: zerstörte Mastermedien, viel gespielte Schellacks und Schallplatten, ... dazu gute, aber auch verschlimmbesserte Restaurationen ... das Feld ist sehr weit, wie man von Christian erfahren kann.
Durchaus kann eine gute Restauration dennoch schlecht abgespielt werden. Da bin ich mit Euch beiden einig.
Wo bleibt denn der Bericht zum Workshop. Dauert das immer so lange?
@Peter Fangmeier:
mich der Unwissenheit zu bezichtigen ist schon interessant.. ich habe nicht verstanden, welchen Zusammenhang Du herstellen wolltest. Vielleicht hattest du indirekt die Abneigung gegen Gobbi mit der schlechten Qualität der verfügbaren Aufnahmen begründet unterstellt. Das ist zwar nicht ganz falsch, aber was hat es zur Sache zu tun? Auch unter den besten technischen Umständen kommt eine Gobbi Tanda schlecht. Und es ist völlig unerheblich, ob das Etikett "Gobbi" dran hängt oder nicht. Es ist einfach anstrengende Hörmusik, oder wie die Argentinier sagen. "Sofatango". Man sitzt und lauscht. Und es gibt Tanzstücke, die selbst dann zum tanzen animieren, wenn sie aus dem ipod oder anderen Apfelprodukten über den Ghetto-Blaster kommen.
Auch wenn ich selbst ein Verfechter guter Technik in der Milonga bin, rettet die Technik keine schlechte oder ungeeignete Musikauswahl.
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