Montag, 30. Juli 2012

Für die neue Woche 138: Rodolfo Biagi, Andrés Falgás - Cielo!

Für heute habe ich einen etwas rhythmisch akzentuierteren Tango ausgesucht, Cielo! (eine Komposition von Andrés Falgás mit einem Text von Mario Landi) spielte Rodolfo Biagi relativ früh mit seinem Orchester und dem Sänger Andrés Falgás ein.


Rodolfo Biagi (Jahrgang 1906) spielte bereits mit 13 im Kino und begleitete Stummfilme (wie so viele andere große Tangomusiker). Im Jahr 1930 begleitete er Carlos Gardel und kam 1935 in das Orquesta von einem gewissen Juan d'Arienzo (als Nachfolger des chronisch unpünktlichen Lidio Fasoli). Es gibt Zeitgenossen, die nicht sicher sind, ob es tatsächlich Juan d'Arienzo war, der 1935 nach dem Tode Gardels, den Tango den Tänzerinnen und Tänzern zurückgab. Es wird manchmal vermutet, daß es der Pianist der Orchesters, Rodolfo Biagi war. Zweifelsfrei drückte Biagi durch sein Spiel dem gesamten Ensemble seinen Stempel auf und war maßgeblich am Erfolg d'Arienzos in der zweiten Hälfte der 30er Jahre beteiligt. Mitte 1938 verließ Rodolfo Biagi das Orquesta von Juan d'Arienzo und gründete sein eigenes Ensemble.

Rodolfo Biagi (mit Andrés Falgás) - Eine Aufnahme vom 18. September 1939

Direkter Link zum Titel bei goear.com.

 Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich einen guten Start in die neue Woche.

5 Anmerkung(en):

Anonym hat gesagt…

Es war Donato der vor D'Arienzo einer
Neuen Stil mit einem schnelleren Takt
angefangen hatte. Es ist so, dass
D'Arienzo in dem Luxus Kabarett
"Chantecler" spielte und deshalb mehr
Presse hatte als Donato. Diese eher
fröhlichen Tango ging gleich mit der
Verbesserung der Wirtschaftslage als
die Depression der Anfang der 30er
Jahre allmählich in Argentinien zur
Ende ging. Der Foxtrott verlor ihren
ersten Rang zu diesen schnellen Stil
der fast alle Orchester übernahmen bis
ung. 1942, als der Tango zu seinem
früheren Tempo zurückkehrte.


Saludos
Rodrigo

Theresa hat gesagt…

Und wieder lese ich den Spruch, dass d'Arienzo (oder meinetwegen Biagi) "nach dem Tode Gardels den Leuten den Tango zurückgab". Was hat eigentlich der Tod Gardels mit dem Aufkommen des Orchesters Juan d'Arienzo zu tun, außer dass das im gleichen Jahr war?

Seit 1917, als mit Gardels erster Platte der Tango Canción aufkam und populär wurde, waren Tango Canción und Tango zum Tanzen zwei getrennte Genres mit unterschiedlichem Publikum (und so ist es bis heute geblieben). Für den Tango Canción war Gardels Tod ein einschneidendes Ereignis. Für die Tänzer war etwas ganz anderes einschneidend: Mit der Wirtschaftskrise um 1930 konnten viele sich das Tanzen gehen nicht mehr leisten, und die Orchester verloren eine wichtige Einnahmequelle wegen des Verschwundens des Stummfilms; manche Orchester mussten sich auflösen. Deshalb gab es zwischen 1930 und 1935 weniger Tango live in Lokalen und weniger Plattenaufnahmen. Aber die Qualität und Tanzbarkeit des Tangos hatte keineswegs einen Niedergang. Aus der ersten Hälfte der 30er Jahre gibt es wunderbare Aufnahmen von Canaro, Lomuto, Donato, Firpo u.a. Dass d'Arienzo wie eine Bombe einschlug, war Resultat des historischen Glücks, dass es wirtschaftlich wieder bergauf ging, und eines guten Geschäftskonzepts, das mit einem neuen Sound den Geschmack des Publikums traf.

Unknown hat gesagt…

Ich bin der Meinung, dass der neue Sound (durch Biagi maßgebend geprägt), dann das Geschäftskonzept und dann das Glück für den Aufstieg der Orchester von d’Arinzo verantwortlich sind. Ich bin auch deine Meinung @Theresa, dass Tango Cancion und Tango als Tanzmusik nichts miteinander zu tun haben. Oder vielleicht doch... Beide Musikrichtungen sind gestorben: Tango Cancion 1935 und der Tango als Tanzmusik so gegen 1960 :)

Theresa hat gesagt…

Also Sweti, "gestorben" würde ich nicht sagen. Der Tango Canción sowieso nicht, da gibt es nach wie vor in Buenos Aires eine rege Szene. Und beim Tango als Tanzmusik sind zwar die Schöpfer des Besten gestorben, aber sie leben weiter auf den Tanzböden und in den Computern der DJs. Und es gibt ja heute auch einige wenige gute Musiker für Tango als Tanzmusik.

Ich persönlich finde übrigens den Stil der früheren Stücke des Biagi-Orchesters zwar fetzig, aber eigentlich nicht schön. Das Stakkato ist so extrem, dass man schon fast von einem Schluckauf sprechen kann. Ziemlich ausgeprägt im besprochenen "Cielo" und noch schlimmer in "Bélgica". Als Pianist bei d'Arienzo gefällt mir Biagi viel besser.

Theresa

Anonym hat gesagt…

Anibal Troilo über Juan d'Arienzo:

"Laugh if you will... but without him, we’d all be out of work."

Das sollte die Bedeutung von d'Arienzo für das goldene Zeitalter erklären.