Freitag, 1. Oktober 2010

Tacheles mit Tangueras 5: Melina Sedó zur Didaktik im Tango - Teil C


In case you prefer to read in English, please visit Tango commuter's blog for a translated version of this third part.

Im Vorspann zum letzten Teil des Interviews möchte ich ein paar Links angeben, mit denen Leserinnen und Leser mehr von und über Melina Sedó erfahren können:

  • tangodesalon.de - Die Website von Melina Sedó und Detlef Engel (hier habe ich die deutsche Version verlinkt - eine englische und französische Version gibt es auch)
  • tangokombinat.de - Die Website der Initiative in Saarbrücken (und anderswo)
  • YouTube.com/tangodesalon - Der YouTube-Kanal von Melina Sedó und Detlef Engel



Hier steht der erste Teil des Interviews
Hier steht der zweite Teil des Interviews

Teil 3 von 3

Cassiel: Kommen wir vielleicht noch zu einem Punkt, der mir immer wieder auffällt (auch bei mir selbst): Wie kann Unterricht auf Schwächen im Selbstvertrauen eingehen? Ich halte die Frage für ziemlich zentral.

Melina Sedó: Wieder ein sehr schwieriges Thema. Viele Menschen - insbesondere in den nördlicheren Ländern - sind einfach zu wenig selbstbewusst im Umgang mit Anderen. Im Tango schlägt sich das sofort in der Haltung und zögerlichen Bewegungen nieder.
Auf den ersten Blick mag das wie ein typisches Männer/Führungspersonen-Problem klingen, aber auch Frauen/Folgepersonen sind oft viel zu submissiv oder passiv.
Die Möglichkeiten eines Lehrers, dies im Gruppenunterricht zu bearbeiten sind natürlich begrenzt, aber es ist uns schon gelungen, aus dem schüchternen Mäuschen oder dem brummigen Einzelgänger den stolzen und kommunikativen Tanguero herauszulocken. Manchmal braucht dies viel Zeit, die nur in Privatstunden gegeben ist. Es gibt Privatstunden, die wir ausschließlich im Gespräch verbringen, gar nicht tanzen.
Im normalen Gruppenunterricht versuchen wir, unsere Philosophie durch Bilder und Erfahrungen weiterzugeben: die Tänzer und Tänzerinnen sollen sich z.B: vorstellen, ein König, Hollywoodstar oder Opernsänger zu sein, der /die auf einem roten Teppich voranschreitet. Wir regen sie zur Übertreibung an, damit ein wenig davon im Tanz erhalten bleibt und die innere Haltung die äußere formen kann.
Wir versuchen den Schüler/innen außerdem ständig zu vermitteln, dass der Tango ein Partnertanz ist und auf der Gleichwertigkeit der Partner aufbaut, dass beide Partner Verantwortung für das den Kommunikationsprozess tragen und aktiv am Tanz mitwirken.
Alte Konzepte haben in der Vergangenheit den Mann zu stark in eine dominante „Führerrolle“ gezwängt; er sollte die Frau herumschieben und war IMMER schuld, wenn etwas schief ging. Die Frauen sollten passive Dingelchen sein, die allerdings alleinig dafür zuständig waren, vor dem Mann zu bleiben, die Beziehung zu erhalten. Das klappt so nicht, erzeugt ruppiges Tanzen, Hinterherrennen und drängt einfach auch viele mitteleuropäische, gebildete Menschen in Rollen, die gar nichts mit ihrer normalen Erfahrungswelt zu tun haben. Das setzt sie unter Stress und schüchtert sie ein.
Meine Diplomarbeit zum Thema „Geschlechterrollen im argentinischen Tango“ hat gezeigt, dass der ideale männliche Partner nicht der dominante Macho, sondern der androgyne Tänzer ist, der zwar zeigen kann, was er will, aber auch genug Einfühlungsvermögen hat, um die Wünsche der Partnerin zu erkennen und ihr Freiräume zu geben. Und jene Frauen, die erfolgreich in der Tangowelt „überleben“ sind eher selbstbewusst, können auf ihren Partner zugehen und ausdrücken, was sie im Tanz erwarten. Bestimmt keine unterwürfigen Rehlein!
In unserem Unterricht tragen wir diesem modernen Rollenverständnis Rechnung und haben ein geschlossenes Kommunikationssystem erarbeitet: Die Führungsperson macht einen Bewegungsvorschlag, wartet, ob die Folgeperson diesen annimmt oder nicht und folgt dann der Folgeperson.
Das mag sich esoterisch anhören, basiert aber auf einfachen technischen, biomechanischen Regeln - genauer zirkulären Bewegungen - auf die wir unseren gesamten Tanz aufbauen. Details würden jetzt hier den Rahmen sprengen aber nur viel: die richtige Technik räumt mit vielen Selbstbewusstseins-Problemen auf. ;-)

Cassiel: Eine persönliche Frage: Ich bin immer sehr zurückhaltend (vielleicht ist gehemmt das bessere Wort) bei Schrittverdopplungen. Unterbewußt ist es vielleicht eine Angst, die Partnerin zu überrennen. Deswegen tanze ich es sehr selten. Kannst Du mir einen Rat geben?

Melina Sedó: HA!!! Das ist ein ideales Beispiel für meine Behauptung, das Technik Selbstbewusstsein erschafft - ich hoffe, das klingt für den Leser/die Leserin jetzt nicht abgesprochen. ;-))

Cassiel: Hmmm... auch wenn ich kein Macho bin, meine Standard-Deeskalationsstrategie bei Problemen ist der Satz "Frauen können keine Fehler beim Tango machen..." ;-)

Melina Sedó: Das ist Quatsch: Frauen können ganz viele Fehler machen! Wenn es nicht so wäre, dann bräuchten sie ja auch keinen Unterricht, oder?
Was Deine Frage angeht: Setze als Bewegungsvorschlag für jeden Vorwärts- oder Rückwärtsschritt im Parallelen System die natürliche Gegenbewegung des Oberkörpers ein und du gewinnst einen zusätzlichen Informationskanal, der es Dir gestattet, einen Bewegungsvorschlag machen, den die Partnerin frühzeitig annehmen kann. Einfache schnelleres "Schieben" resultiert nur in riesigen Schritten und gehetzten Blicken der Folgeperson. Schau mal hier:



Das ist ein Ausschnitt aus einer Unterrichtzusammenfassung nach einem 5-Wöchigen Workshop in Tarbes, die einige unserer Konzepte zeigt. Das Thema Gegenbewegung kommt gegen Ende des Clips. Aber mehr Details gibt es dann im Unterricht.

Cassiel
: Wie stehst Du zu „didaktischen Kurzvideos“ (YouTube & Co)?

Melina Sedó: Also... ein begabter, intelligenter Mensch wird durch Videos (auch kurzen Clips auf Youtube) einiges erlernen können. Vorausgesetzt, sie sind gut gemacht und man/frau ist in der Lage, visuelle Information gut umzusetzen. Aber es fehlt natürlich immer die individuelle Rückmeldung und Korrektur, die bei vielen Menschen sehr wichtig ist. Insbesondere dann, wenn man/frau keine so gut entwickelte körperliche Eigenwahrnehmung hat oder Anfänger/in ist. Ein gutes Video, kann also guten Unterricht nicht ersetzen. Ein gutes Video könnte aber durchaus schlechten Unterricht ersetzen... ;-)
Wir haben mit Schülern in New York eine Zeitlang über Video und schriftlichen Anleitungen eine "Übungsgruppe" betreut, da sie nach unserem Weggang an den Konzepten weiter arbeiten wollen und in NYC niemand ansässig war, der dies hätte abdecken können. Es geht also auch mit Videos... Zur Not.

Cassiel: Also gibt es nun meine obligatorische (und mittlerweile nicht mehr besonders originelle) Frage nach Deiner Punktzahl beim Anamnesebogen zur Tangosucht... Wie viele Punkte hast Du erreicht?

Melina Sedó: 248
31 Milongas
8 Ja-Antworten (von 19 möglichen)
Meine hohe vermeintliche Tangosucht kommt also hauptsächlich durch die hohe Anzahl von Milongabesuchen zustande, die jedoch fast alle durch meine Arbeit zustande kommen. Milongas, die ich unabhängig von Unterrichtsengagements „zum Spaß“ besucht habe, sind dabei nur 4 Stück in den letzten 12 Wochen. Und: auf den meisten Milongas tanze ich (außer der Vorführung) sehr wenig, da ich nur selten aufgefordert werde, bzw. nach dem Unterricht einfach zu müde bin. Leider hat so die Tatsache, dass ich mein Hobby zum Berufe gemacht habe, dazu geführt, dass ich nur noch an seltenen Gelegenheiten im Jahr auch „richtig“ tanze. Das ist sehr schade, aber es kommt sicher eine Zeit, in der das wieder anders sein wird. :-)

Cassiel: Liebe Melina, herzlichen Dank für Deine Zeit. Das Schlusswort gehört natürlich Dir: Was wünscht Du Dir / dem Tango?

Melina Sedó: Ich wünsche MIR, dass mir der Tango bis ins hohe Alter erhalten bleibt und ich nicht den Spass daran verliere. Und dem Tango wünsche ich, dass er weiter wächst und gedeiht und nicht stehen bleibt und noch viele Menschen beglückt. In unserem Interview haben wir ja nun hauptsächlich die Schwierigkeiten in der Entwicklung und in der Didaktik besprochen. Aber wir sollten nicht vergessen, wie viele Menschen im Unterricht oder auf der Milonga einfach auch ganz viel Positives für sich entdecken. Tango kann also auch glücklich und zufrieden machen!

Melina kommt am Wochenende von einer (Tango-)Reise zurück und wird eine evtl. hier entstehende Diskussion freundlicherweise begleiten.

41 Anmerkung(en):

peter hat gesagt…

Hallo Melina,

wann kann ich dein Buch / Diplomarbeit zum Thema „Geschlechterrollen im argentinischen Tango“ kaufen oder lesen. Ist wahrscheinlich besser als das vor kurzem hier rezensierte.

@ cassiel

komm einfach am 9.10.2010 ab 21:00 uhr in die saaarbrücker johanniskirche und du kannst meline+detlef, ihre lehrerfreunde und schüler aus ganz europa bei einer wirklich tollen veranstaltung erleben. kann auch sein gut das tänzer extra aus usa oder australien anreisen, und alle in ruhe und gelassenheit zusammen deisen wunderbaren tangoball gestalten.

peter fangmeier

cassiel hat gesagt…

Hallo Peter,

die Diplomarbeit von Melina findest Du auf ihrer Website (etwas versteckt, unter dem Punkt Tango-DJ - etwas nach unten sceollen) als PDF-Version zum Download. Ich kann das inline-frame hier nicht verlinken.

Saarbrücken? Mal sehen, ob ich die Virtualität verlasse... ;-)

Anonym hat gesagt…

es gibt wohl meilensteine in der persönlichen tangovita und dieses interview ist für mich ein solcher. natürlich habe ich das interview heute mittag entdeckt, so neugierig war ich - wie wohl viele andere auch. zufällig habe ich vor ein paar wochen nach dem stichwort didaktik im tango bei google gesucht und nichts brauchbares gefunden. zunächst war ich dann beim lesen sprachlos aufgrund der fülle der informationen.

es war wohl längst überfällig, dass dieses thema einmal angeschnitten wird. für mich persönlich ist es ein großes glück, dass es melina und cassiel getan haben. aber ich bin noch ganz erschlagen von der informationsflut.

euch beiden vielen dank. ich muss jetzt erst noch einmal den text verdauen. vielleicht schreibe ich noch einmal wenn ich noch fragen habe.

Anonym hat gesagt…

Bravo. 100% Zustimmung von mir.

Dieser Artikel verlangt eine Fortsetzung und sollte in sämtlichen "Tango-Schulen" als Pflichtlektüre ausgehändigt werden.

Mat

B. G. hat gesagt…

Und auch ich finde erst ganz allmählich meine Sprache wieder. Ich habe den ganzen Text zum zweiten Mal intensiv gelesen. Es ist keinesfalls abwertend gemeint, aber so richtig neu sind die Details ja nun nicht. Was den Text wertvoll macht ist die schlüssige Darstellung. Melina ist da in ihrer Argumentation so klar und jedesmal möchte man "Genau!" oder "Jawoll" sagen. Und dann liest man wieder eine Frage und denkt sich: Ja, das würde ich jetzt auch gerne erfahren.

Für mich ist es nun irgendwie klar: Die Leichtmatrosen und Lokalmatadore im Tango haben es etwas schwerer. Es gibt eine klare Zielvorgabe und in diesem Zusammenhang kann man den Wert des Interviews nicht hoch genug ansetzen.

Tausend Dank an euch!!!

Melina Sedo hat gesagt…

Danke für die Rückmeldungen bisher. Fragen beantworte ich natürlich gerne.
Mir ist auch klar, dass vieles von dem, was wir hier diskutiert haben, nicht neu ist. Ich beantworte eben Cassiels Fragen und versuche meine Meinung und meine Erfahrungen darzustellen. Diese sind natürlich auch individuell. ;-)
Was meine Diplomarbeit angeht: Ja, die findet sich auf unserer Site, aber: Ich habe das Ding vor über 7 Jahren geschrieben. Vieles würde ich heute anders aufbauen, fragen, untersuchen. Bitte nagelt mich also nicht auf einzelne Details fest. ;-)
Viele Grüße an alle aus Barcelona!
Melina

peter hat gesagt…

das er unter anderem auch schüler von melina und detlef ist, und das seit jahren. ich kann leider nicht mehr sagen wie oft ich diese basisarbeit schon hinter mir habe ... aber melina entdeckt immer wieder fehler die sich im lauf des jahres einschleichen und die es zu beseitigen gilt. was die beiden unterrichten ist wirklich kein hexenwerk. die methode ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig aber wenn mann das ganze system kennt erleichtert es den umgang mit den tänzerinnen ungemein. mann kann führungsimpulse/oder vorschläge so präzise setzen das frau eigentlich keine andere wahl hat als dem zu folgen. das ganze nun verbunden mit der entdeckung der langsamkeit im tango ermöglicht der partnerin in aller ruhe ihre schritte zu setzen und nach eigenem gedanken sie zu verzieren. das ergibt von außen gesehene und im aktuellem innenverhältnis des paares gefühlte harmonie. ich bekenne aber auch das ich in der vergangenheit bis zur entdeckung der langsamkeit meinen tanzpartnerinnen keine zeit ließ ihre schritte elegant zu setzen. sie konnten aus zeitmangel auch keine verzierungen setzen, mit der langsamkeit ist eine neue qualität in meinen eigenen stil eingeflossen.

däfür möchte ich den beiden danken.

eine bitte noch an alle:
"respekt the ronda"
eure partnerin und die anderen paare ....

peter fangmeier
facebook

Raxie hat gesagt…

Melina und Cassiel: DANKE!!! Toll!!!

Melina an Dich würde ich gerne die Frage richten, ob Du auch als Führende tanzt. Und ob Du es als genauso erfüllend und beglückend einstufen würdest, selbst zu führen und entsprechend (vermutlich) mit einer Frau zu tanzen, als wenn Du geführt wirst (vermutlich von einem Mann)?

Hintergrund meiner Frage: Ich tanze seit 2 Jahren, habe keinen festen Tanzpartner u habe vor Ort bei uns eigentlich nicht mehr die Möglichkeit, dem Tango intensiv auf die Spur zu kommen. Daher fahre ich sehr viel, um anderweitig zu tanzen und zu lernen. Meine Beobachtung: Je länger viele Herren (bei Damen weiß ich es nicht) tanzen, desto weniger aufgeschlossen sind sie der Basisarbeit gegenüber. Bei vielen der Herren, mit den ich oft tanze, hat sich einfach ein ganz fester eigener Stil eingeschliffen. Festgetanzt könnte man auch sagen.

Ich selbst nehme ganz regelmäßig Privatstunden (bei unterschiedlichen Lehrern) und bin - glaub ich - nach wie vor sehr offen für grundsätzliche Verbesserungen an eigentlich allem, was ich tue. Sei es die Haltung der Arme/Hände, das Gewicht/die Anspannung die darin liegt, die Körperhaltung, das Auftreten, das Abstoßen, der Gewichtswechsel, die Dissoziation, .... endlos... weiß hier jeder.

So. Nun habe ich also sehr viel gelernt u tue das auch weiterhin und weiß somit auch rudimentär, was Mann eigentlich unbedingt beachten sollte, damit Frau überhaupt eine Chance hat, ihre Achse zu halten, Impulse zu erkennen, etc. Und je mehr ich lerne und zu erkennen lerne, desto mehr sehe ich, was viele der mich umgebenden Männer eigentlich alles nicht machen, oder nur halb machen oder unsauber. Wo sich einfach andere Dinge eingeschliffen haben.

Was macht Frau da? Das sind meist langjährige Tänzer. Und ich mag sie ausgesprochen gerne. Einige dieser Herren haben sich auch über Monate hin viel Zeit mit mir/für mmich genommen, um mit mir "Anfängerin" zu tanzen. Ich habe unendlich viel gelernt. Und es wäre sicher vermessen zu sagen, ich habe sie nun "eingeholt" oder gar "überholt". Das habe ich nicht.

Aber scheinbar habe ich ein anderes Verständnis vom Tango, bzw einen anderen Zugang. Ich gehe es eher strukturell an, ohne Figurenfolgen einzustudieren. Wer mich gut führt, kann wirklich viel mit mir machen, ohne dass ich das vorher jemals getanzt hätte. Das heißt, mir kommt es auf die Basis an. Und ich erwarte das eigentlich auch von den Herrn, mit denen ich tanze. Aber die Figurentänzer überwiegen in meinem Umfeld. Und diese Figuren sind nicht unbedingt sauber geführt, sondern "feste Schrittfolgen werden ablaufen". Die kenne ich natürlich mittlerweile alle und kann die locker "mitlaufen". Aber Tango ist das für mich nicht mehr unbedingt. Ich wünsche mir mehr.

WAs macht Frau da? Wäre es eine Lösung sich selbst der schweren Aufgabe des Führens zu widmen/zu stellen? Ich habe davor aller größten Respekt! Ob ich es jemals könnte, weiß ich nicht. Und ich bin mir eben nicht sicher, ob es mir dieselbe Erfüllung geben könnte, die es das Tanzen als Folgende mit Tangueros bedeutet, mit denen ich in meinem persönlichen Tangohimmel bin.

Kannst Du mir etwas raten Melina? Oder die anderen Mitlesenden?

Melina Sedo hat gesagt…

Liebe Raxie,

danke auch Dir für Deinen Kommentar.

Ja, ich führe auch. natürlich vor allem in Unterricht, aber auch auf Milongas zum Vergnügen. Da ich allerdings auf Milongas mehr in der "Folgerolle" tanze, wende ich dort - wenn ich führe - nur die einfachsen Bewegungen an. Gehen, Gewichtswechsel, mal ein Pivot... Aber ich habe die persönliche Erfahrung gemacht, dass dies gerade fortgeschrittenen Tänzerinnen sehr gefällt. Und dies bestätigt mir auch Detlef: Je länger Frauen tanzen und je länger sie eigene (musikalische) Vorlieben entwickeln, umso wichtiger ist es ihnen, dass die Führungsperson auf sie eingeht, ihnen Zeit lässt, sie auch mal überrascht... Nicht mit besonders tollen Figuren, sondern damit, ganz kleine Dinge einmal zu ändern oder musikalisch zu variieren. Eben subtil zu kommunizieren.
Das bedeutet für mich: wenn man die richtigen Prinzipen einsetzt, ist das "Führen" keine Zauberei und man kann mit "einfachen" Sachen eine Menge Spass haben. Und das macht sehr viel Spass! :-)

Viele Männer denken noch, sie müssten die Frauen mit ausgefallenen Schritten "unterhalten", aber das ist Quatsch.

Wenn ich in der "Folgerolle" tanze, bevorzuge ich den Anfänger, der gefühlvoll mit mir geht, vor dem Profi, der mich in Figuren hetzt.

Und was ich selbst dazu beitragen kann, dass ich beim Tanzen Vergnügen habe? Ganz viel!!!!

1. Meine Partner auswählen. Ich tanze nur mit Personen, die musikalisch und kommunikativ so tanzen, wie ich es mir wünsche und gebe auch Körbe. Lieber EINE schöne Tanda pro Abend, als 10 schlimme!
2. Ich kommuniziere meine Wünsche mit Hilfe von Körpersprache: Umarme besonders intensiv, um den Figurentänzer von einem innigen Kontakt zu überzeugen. Mache mich schwer, wenn ich zu sehr gehetzt werde. Dissoziieren, wenn ich mit einem sehr steifen Partner tanze.
3. Mithilfe subtiler Bewegungen (z.B. natürliche Gegenbewegung) kann auch ich (sehr zurückhaltend) meine Musikalische Interpretation dem Partner vorschlagen. Natürlich werde ich nie versuchen, die Führung zu übernehmen, aber ein empfindsamer Partner wird spüren, wie ich tanzen möchte.
4. Ich suche mir die Events gezielt aus, bei denen eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass so getanzt wird, wie ich es möchte. Lieber investiere ich in EINE Reise pro Halbjahr nach Italien auf ein Milonguero-Festival, anstelle JEDEN Abend auf Milongas zu fahren, um den Tänzen nachzurennen.
5. Ich REDE mit Menschen darüber, was mit gefällt.

Mein Motto ist daher: Qualität, nicht Quantität zählt.

Man/frau muss nicht jede Tanda tanzen und es jedem Partner recht machen, nur weil Frauenmangel herrscht! Viele Männer denken, dass sie perfekte Tänzer sind, nur weil keine Frau sich traut, Kritik zu üben, oder sie zurück zu weisen. Und das ist dann auch die Schuld der Frauen, weil sie aus Angst, nicht mehr zu tanzen, den Mund halten.
Wenn Frauen "schöner" tanzen wollen, müssen sie dies den Männern auch zeigen/sagen!

Bevor ich schlecht tanze und mich herumzerren lasse, bleibe ich lieber zuhause und lese ein gutes Buch. Ist auch schön! ;-)

Lebe Grüße,

Melina

Melina Sedo hat gesagt…

Korrektur zu meinem Kommentar:

...nur die einfachsten Bewegungen...
... liebe Grüße ...

wieder mal zu schnell getippt.

Gruss,

M.

Raxie hat gesagt…

Liebe Melina,

erstmal vielen Dank für die lange u spannende Antwort! Gestern wäre ich fast daheim geblieben u hätten Deinen Rat gleich in die Tat umgesetzt... :-)

Aber dann hat doch der Wunsch nach erfüllten Tandas überwogen.

Tja. Zu Deinen Ratschlägen. "Wähle die Tänzer aus. Gib auch Körbe." Hmmm. Möglicherweise lässt sich das von Melina Sedo leichter und mit weniger Kollateralschäden für die kommenden Milongas umsetzen, als von Lüdde-Raxie? Soooo endlos viele Tänzer gibt es denn auch wieder nicht in den Szenen, in denen ich unterwegs bin. Und so umwerfend "gut" bzw als Tänzerin begehrt bin ich nun auch wieder nicht, als dass ich Körbe verteilen wollte. Doch, das hat auch was damit zu tun, dass natürlich überall Frauenüberschuss ist u ich nicht den Ruf haben möchte, Körbe zu verteilen.

Hier gilt auch eigentlich - zumindest wird das von allen so kommuniziert und auch gehandhabt -, dass man einfach keinen Korb verteilt. Das gilt hier als absolutes NoNo. Und ist daher für mich ausgeschlossen. Allerdings nehme ich schon etwas Einfluss darauf, wenn ich mit jmd so gar nicht tanzen möchte. Man kann sich ja auch ausgesprochen neutral bis fast desinteressiert Tänzern gegenüber verhalten (beim Schuhe anziehen, an der Bar, beim aneinander vorbei laufen...), so dass sie natürlich spüren, dass eine Aufforderung nicht unbedingt erwünscht ist.

Und nein, ich fahre nicht 130 km für eine einzige erfüllte Tanda. Das find ich einfach zu wenig. Ich tanze gerne den Abend durch.

Was gar nicht klappt, ist, dass ich in fremde Szenen fahre, wo mich keiner kennt. In München z.Bsp. sitze ich fast nur. Die Herren fordern Fremde einfach nicht auf. Berlin war z.T. ähnlich. Da hatte ich erst nach 5 Tagen raus, wo ich hingehen muss, um wirklich für mich gut tanzen zu können. Daher würde ich jetzt auch nicht große Wege auf mich nehmen, irgendwohin, wo ich nicht weiß, was mich erwartet.

London ja. Dort habe ich so phantastische Erfahrungen gemacht, dass ich dort jederzeit wieder hinfahren würde. Aber das geht halt nicht für das wöchentliche Tanzvergnügen, oder auch die wöchentliche Tango-Sucht, die es zu befriedigen gilt.

Aber womit Du sicher uneingeschränkt recht hast, ist der Hinweis darauf, mit den Tanzpartnern zu reden. Wobei das verdammt schwierig ist. Mit einigen Herrn tanze ich seit meinen ersten Versuchen u ich habe sie ganz regelmäßig wirklich angehimmelt u war einfach nur begeistert von ihrem Tanzen. Mittlerweile relativiert sich das mitunter etwas. Aber wie soll ich da plötzlich sagen "übrigens ist Deine Haltung schwierig für mich..." Öhm... ?

Siehst Du mein Problem? Wer sich dem Tanz öffnet, der ist auch emotional sehr offen. Da sollte man/Frau wirklich Rücksicht drauf nehmen, wie ich finde. Und ob ich wirklich alles nur positiv vermitteln kann, da bin ich mir nicht so sicher. Das ist ein sensibler Bereich - bei mir umgekehrt ja auch...

Ich muss noch etwas über Deine Worte nachdenken. Sie enthalten so viel, dass ich das für mich erstmal experimentieren muss. Sehr spannend. Vielen Dank dafür!

lg
R.

Melina Sedo hat gesagt…

Liebe Raxie,

ich weiss, dass es nicht einfach ist, Körbe zu vergeben. Auch ich habe dafür jahrelange "Übung" gebraucht und ich tue es immer noch nicht gerne.

Aber: ich bin der festen Meinung, dass ich nicht mit jedem Tanzen MUSS. Für mich muss diese intime Begegnung im Tanz auf einer FREIEN Entscheidung beider Partner beruhen. Wenn ich nur aus Konvention (schlechtem Gewissen, Mitleid, Angst, Scheu...) zusage, werde ich nicht dasselbe im Tanz geben können, als wenn ich mit Freude zustimme.

Ich sitze auf Milongas sehr viel herum, und unterhalte mich mit Frauen, da ich nur sehr selten tanze. Und viele schildern ganz ähnliche Probleme wie Du: sie fänden keine Partner, mit denen sie wirklich gerne tanzen, trauen sich nicht NEIN zu sagen, sind frustriert...
Ich gehörte auch dazu: Jahrelang ärgerte ich mich darüber, dass ich nicht aufgefordert wurde. Und sagte immer JA, wenn mal jemand kam, auch wenn ich es sofort wieder bereute.
Seitdem ich unterrichte, "trauen" sich einfach nur noch wenige Männer, mich aufzufordern. Und gerade jene, mit denen ich gerne tanzen würde - die ruhigen, behutsamen Tänzer - meinen, sie würden mich langweilen. Wer kommt, sind ganz oft jene, deren Selbstbewusstsein ganz zu Unrecht sehr hoch ist und die mir zeigen wollen, was sie alles können. Und diese schicke ich dann auch weg - inzwischen!

Natürlich kann es auch andere Gründe haben, dass ich nicht tanzen will: ich bin vom Unterrichten zu müde, oder nach/vor einer Demo zu nervös, unterhalte mich gerade mit einer anderen Person, oder ... ich kann einfach nicht in jedem Moment mit jedem Menschen tanzen. Dafür ist mir der Tango zu wichtig.

Und deswegen suche ich heute die wenigen, schönen Tanzerlebnisse anstelle des Tangomarathons. Auch bei unserem Festivalito nächste Woche (bei dem viele Freunde und sehr gute Tänzer anwesend sein werden), muss ich nicht viel tanzen. Die meiste Zeit werde ich damit verbringen, mit Menschen zu reden.
Tango ist - insbesondere auch in Argentinien - ein soziales Phänomen. Der Tanz ist nur ein Teil davon.

Ich komme gerade aus Barcelona, wo ich 6 Tage zum Unterrichten war. Wir waren auf 4 Milongas und ich habe insgesamt 9 Tandas getanzt, 4 davon mit Detlef. Das macht 2,25 Tandas pro Milonga - für mich schon ein guter Schnitt. ;-)

Detlef bat mich übrigens, Dir zu schreiben, dass es die FRAUEN ganz maßgeblich in der Hand haben, wie sich der Tanzstil und die Skills der Männer in einer Szene entwickeln. Sie sind es, die ehrliche Rückmeldungen geben können und einen Mann dazu bringen können, an seiner Technik oder Musikalität zu arbeiten. Wenn die Frauen den Männern nicht Rückmelden, woran es fehlt - woher sollen diese es denn wissen?

So, jetzt habe ich (schon wieder) viel geschrieben und wir schweifen auch sehr weit vom Thema des Interviews ab.

Vielleicht sollten wir persönlich mailen?

Liebe Grüße an alle da draussen,

Melina

Christian Tobler hat gesagt…

@ Melina und Raxie,

ich fände es schade, wenn sich Euer Dialog auf eine andere, nichtöffentliche Ebene verlagert, weil ich sich bin, dass dieses Thema ganz viele Tänzer betrifft und beschäftigt, die bisher geschwiegen haben. Aber entscheiden könnt das natürlich nur Ihr.

@ Raxie,

ich gebe Melina und Detlef betreffend Körbe verteilen in jeder Hinsicht recht. Endlich thematisiert jemand diese Mechanismen. Lokale Szenen, in denen es unüblich ist, sich ehrlich zu äussern, in denen einem obskuren Gruppendruck nachgebend ständig falsche Eindrücke vermittelt werden, können sich deshalb tänzerisch nicht weiter entwickeln.

Warum sollten saumässige und mässige Tänzer sich darum bemühen, ordentliche und erfreuliche Tänzer zu werden, wenn jede Frau in ihrer lokalen Szene ihnen vermittelt, sie hätten es drauf. Sie können gar nicht erkennen wo sie stehen, weil sie Signale erhalten, die sich nicht mit der Wirklichkeit decken. Solche Schmeicheleien sind verlockend. Es ist schwer, sich ihrem Zauber zu entziehen und wahrzunehmen wo man in seiner tänzerischen Entwicklung tatsächlich steht. Wir Menschen sind alle eitle Wesen. Dasselbe gilt natürlich genauso für Tänzerinnen.

Auch ich habe jahrelang den Fehler gemacht, aus Höflichkeit mit Frauen zu tanzen, mit denen es mir keinen Spass gemacht hat. Seit bald zwei Jahren tue ich das nicht mehr. Klar wird man dadurch ein klein wenig einsamer an Milongas. Aber dafür kommt eine Komponente der Qualität ins Spiel, welche diese Einsamkeit locker aufwiegt.

Eine nicht gewollte und aus falscher Rücksichtnahme dann doch gewährte Tanda kann durchaus die Dimension einer tänzerischen Nötigung haben. Es ist eigenartig, dass ausgerechnet die sonst so emanzipierten Mitteleuropäer und -innen sich so schwer damit zu, nein zu sagen wenn sie nein empfinden. Porteños, Porteñas sind kaum von Wunsch nach so viel vermeintlicher Rücksichtnahme geleitet, und sie haben recht damit.

Was das auffordern mittels Cabeceo betrifft bin ich nach wie vor eine ziemliche Flasche. Trotzdem ziehe ich diese Form des Aufforderns jeder anderen vor, weil man so nein sagen kann ohne dass das Gegenüber das Gesicht verliert. Und wenn eine Frau von hinten an mich herantritt, mir einen Finger ins Schulterblatt bohrt und dann erwartet, dass ich sie betanze, weil sie davon ausgeht, dass ich aus Höflichkeit nicht nein sagen werde, dann sage ich nein, weil sie ein Minimum an Respekt vermissen lässt.

Natürlich ist mir klar, dass es auf Deine Fragen keine simple Antwort gibt, die sich morgen umsetzen lässt. Du bist Teil einer lokalen Szene. In einer solchen braucht jede Veränderung reichlich Zeit. Für mich und meine Partnerin war die Lösung dieses Problems eine allmähliche Ausweitung des geografischen Radius um unseren Wohnort. Inzwischen kommt es schon mal vor, dass wir 400km fahren um eine Milonga zu besuchen.

herzlich - Christian

cassiel hat gesagt…

Eine kurze technische Amerkung: Unter bestimmten Browser-Betriebssystem Konstellationen gibt es wohl momentan Probleme beim Kommentieren (Dank an Christian aus Zürich, der mich darauf aufmerksam gemacht hat).

Wenn es also hartnäckige Probleme gibt, dann kann man mir den Text der Anmerkung auch mailen. Ich stelle ihn dann ein (wie die vorhergehenden Anmerkungen von Christian).

Meine eMail-Adresse findet sich übrigens unten auf der Website unter "Das Kleingedruckte"

Raxie hat gesagt…

@Melina

Erstmal vielen Dank für die erneute detaillierte Antwort. Find ich grandios, dass Du Dir dafür so viel Zeit nimmst!

Ich schick Dir nachher noch meine echte Mail (und Name), damit Du es Dir aussuchen kannst, ob Du öffentlich schreibst oder doch lieber privat. Ich persönlich würde gerne hier auf dieser Plattform bleiben, weil ich Deine Anmerkungen für extrem wichtig halte.

Und vielleicht sind wir mit diesen Themen gar nicht so weit weg von Eurem Interview. Denn die Voraussetzung, dass Ihr Paare in Euren Kursen habt, ist ja eine gewisse Offenheit für Basisarbeit und der Wunsch/das Bedürfnis, sich technisch zu verbessern und beständig an sich selbst zu arbeiten - weit weg von Figuren und Akrobatik im Tango. Und um diese Bereitschaft zu haben oder zu entwickeln, muss man (aus meiner Sicht insbesondere Mann) ja überhaupt mal erkennen, dass diese Basisarbeit lohnend und vielleicht sogar notwenig ist/sein könnte. Dazu muss man aber erstmal realisieren, dass der eigene Tanzstil möglicherweise nicht für alle Tanzpartner das Optimum bedeutet...

@Christian
Und da spielt natürlich auch Dein Kommentar eine wichtige Rolle, wie ich finde. Ihr habt vermutlich Recht, die Rückmeldung an den Tanzpartner ist wohl wirklich wichtiger, als ich das bisher für möglich gehalten habe. Bei uns gilt eigentlich, dass in/während Milongas nicht korrigiert wird. Da wird entspannt und genossen. Sofern das möglich ist. Nur bei Praktikas wird geübt und vielleicht mal das eine oder andere angemerkt.

Dieses Prinzip durchbreche ich ausschließlich mit mir sehr gut bekannten Herren, die mich ausdrücklich dazu ermuntert haben, ihnen eine Rückmeldung zu geben. Und diese Herren sind mir auch menschlich so wichtig, dass ich auf sie als Tanzpartner nicht verzichten möchte. Bei diesen ganz wenigen Herrn habe ich mich überwunden, das Thema ganz vorsichtig anzusprechen. Übrigens sehr erfolgreich! Aber da war/ist eben auch eine gemeinsame soziale Grundkomponente vorhanden, die Kritik und Wünsche viel viel leichter ertäglich macht.

Ansonsten ist für mich der Tango nämlich keineswegs ein soziales Phänomen. Ich mag mich nicht so viel unterhalten, ich tanze lieber. Und mein Privatleben gehört auch nicht in Milongas, wie ich finde. In meiner Wahltangoheimat wissen die wenigsten, dass ich 130 km Anfahrt habe, geschweige denn meinen Nachnamen oder sonstige Infos über mein Leben. Selbst mit der Nennung meines Vornamens bin ich mittlerweile zurückhaltend, weil es wiederholt vorgekommen ist, dass mich fremde Tanzpartner nach einer Milonga gegoogled und gefunden haben (mein Vorname ist extrem selten) und gerne über das Tanzen hinaus Kontakt gehabt hätten. Das ist eine Komponente, die ich im Tango einfach nicht mag. Und wie gesagt, ich fahre auch nicht weite Wege, um mich zu unterhalten. Das könnte ich daheim einfacher haben... :-)

(siehe Fortsetzung)

Raxie hat gesagt…

(Fortsetzung)

Das bitte ich jetzt richtig zu verstehen. Ich möchte einfach tanzen. Erfüllend tanzen. Dafür tue ich durchaus meinen Teil und setze mich viel mit Musik und Bewegungsabläufen auseinander, nehme viele Einzelstunden, um tatsächlich ehrliche und professionelle Rückmeldungen von sehr guten Tänzern zu haben, die vor allem genau benennen können, woran es bei mir fehlt. Das hilft mir immens, zumal entsprechende Hinweise von Tangolehrern natürlich auch viel leichter anzunehmen sind, als von Tangueros, die meinen, alles besser zu können und zu wissen... Und ich bin auch der Meinung, dass diese individuelle und professionelle Rückmeldung praktisch jedem gut täte. Aber das ist in meinem Tangoumfeld fast niemandem als Möglichkeit bewußt und Einzelstunden sind hier auch nicht üblich. So grundsätzliche Dinge, wie Haltung etc werden von vielen langjährigen Tänzern gar nicht mehr in Frage gestellt. Wenn Mann doch eh schon seit mehr als 10 Jahren tanzt, kann es ja so verkehrt nicht mehr sein.

Und gerade deshalb finde ich Eure Anmerkungen so interessant. Und wichtig. Denn das betrifft uns alle. Mich ganz genauso. Eine ehrliche Resonanz beim Tanzen zu erhalten, wird für viele Tänzer sicher eine neue Erfahrung sein. Für mich außerhalb der Einzelstunden auch! Da hilft es sicher, die Möglichkeit der ehrlichen Resonanz vorab zumindest rein theoretisch schon mal als positives Phänomen wahrgenommen zu haben. Und als tendentiell hilfreich zu bewerten. Zumindest rein theoretisch - weil es einen selbst ja vermutlich eh nicht betreffen wird (wie sich hier vermutlich der eine oder andere denken und hoffen wird... ich auch... :) Und wenn man dann doch damit konfrontiert wird - vielleicht kann das der Beginn für ein allgemeines Umdenken sein.

Ein spannendes Feld. Und ich werde in Zukunft ganz sachte versuchen, das umzusetzen, gehe aber davon aus, dass es mich viel Überwindung und Nerven kosten wird. Aber Eure Argumente überzeugen mich nachhaltig und daher werden mich diese Gedanken ab jetzt auf Milongas begleiten.

Melina Sedo hat gesagt…

Hallo Raxie, Christian und alle anderen, die mitlesen.

Da ich unser Festivalito vorbereite, habe ich nicht ganz so viel Zeit zum Antworten, wie ich es mir wünschen würde.

Tango al soziales Phänomen:
Das sieht natürlich jeder anders, aber gerade viele langjährige Tangueros klagen darüber, Kontakte zu Nicht-Tangueros zu verlieren.
Das ist natürlich, wenn man sich in EINEM Umfeld viel aufhält. Wenn dies allerdings der Fall ist - wie z.B. bei mir - ist es umso wichtiger, dass dieses Tango-Umfeld auch "normal genutzt" wird, um soziale Kontakte zu pflegen. Ich habe im Tango schon viele interessante Menschen kennengelernt und sogar echte Freunde gewonnen. Wenn ich nur tanzen würde und sonst nichts, dann wäre das nicht der Fall. Wenn Du in einem Verein Tennis spielst, dann wirst Du mit diesen Menschen auch mal reden, Parties feiern und... ;-)

Korrekturen & Kritik während der Milonga:
Sind natürlich völlig tabu, ausser jemand fragt explizit danach, warum ich nicht mit ihm tanze. Körbe an vergebe ich freundlich blickend, aber ohne Angabe von vorgeschobenen Gründen.

Offenheit für Basisarbeit:
Entsteht dann, wenn man/frau überhaupt erst mal Defizite an sich erkennt. Und dies wird nicht geschehen, wenn man nur (falsche) Nettigkeiten hört und nie auch mal Kritik oder Zurückweisung erfahren muss.
Auch ich erhalte Körbe. Ständig. Wenn ich auf einer Milonga (durch Cabeceo und Mirada) versuche, die Aufmerksamkeit eines Partners zu erhaschen und dieser mich ignoriert, ist dies ein Zeichen, dass er nicht mit mir tanzen will. Und das kommt oft genug vor.
Weshalb auch ich an mir arbeiten muss. Jünger, schöner und schlanker kann ich nur begrenzt werden (oft genug ein Auswahlkriterium), aber meinen Tanz kann ich schon verbessern.

Und dies ist ein lebenslanger Prozess. Wer das vergisst, wird auf der Stelle treten.

Schönen Abend noch,

Melina

cassiel hat gesagt…

Noch einmal zu dem technischen Problem:

Des Rätsels Lösung ist, daß Blogger.com Christian Toblers Kommentar als Spam gewertet und gefiltert hat (das habe ich nur zufällig entdeckt). Ich habe dann die Beiträge als "Kein Spam" gekennzeichnet und anschließend die Duplikate von Hand gelöscht.

Wie nun diese Einschätzung entstanden ist, ist mir ein Rätsel.

Ich muss mir angewöhnen, da ab und zu nachzuschauen. Falls ein Kommentar nicht veröffentlicht wird (hier gehen die Kommentare üblicherweise sofort online), genügt eine kurze eMail an mich. Ich sehe mir das dann an.

Austin hat gesagt…

Liebe Raxie,

ich finde, Du gehst das ein bisschen sehr sportlich an. Oder ich werde aus Deinem Ansatz nicht schlau. Einerseits willst Du erfüllt tanzen und offenbar ist für Dich ein Schlüssel hierzu, dass Du viel übst und Einzelunterricht nimmst, also technisch richtig gut bist. Soweit verstanden. Dann aber hättest Du gerne auch noch Feedback von anderen Tänzern, stellst aber zugleich fest, dass die wenigsten dafür qualifiziert sind und Du Feedback zu Deinem Tanzen am ehesten vom Lehrer annimmst. Also was denn nun?

Ich fände es logischer, im Unterricht an Dir zu arbeiten, und auf der Milonga einfach zu tanzen und da mal nicht an die Verbesserung der Technik zu denken. Klar macht es mit steigendem technischen Niveau auch mehr Spaß oder ist erfüllender, aber ich stelle es mir schwer vor, zu trainieren und zugleich erfüllt zu tanzen. Für letzteres ist es nämlich nötig, dass man auf die Technik mal einfach vertraut und dafür der Musik zuhört und schaut, was passiert etc. Milonga ist sozusagen Erntezeit. Gearbeitet wird davor.

Anonym hat gesagt…

Liebe Raxie,

ich sehe es ein wenig so wie Austin und ich hoffe, meine Zeilen nimmst Du nicht als Kritik an Deiner Person auf. Es ist lediglich das Artikulieren von Fragen.

Kann es sein, dass Du den Tango auf der Überholspur lernen willst? Wenn ich lese, Du bist seit zwei Jahren dabei und nimmst Einzelstunden bei verschiedenen Lehrern, dann kommt in mir diese Frage hoch.

Und bei dem Stichwort "soziales Phänomen" regt sich in mir auch leiser Widerspruch. Ich formuliere es einmal sehr krass und hoffe, Du nimmst es mir nicht übel. Kommt da nicht eine Konsum-Haltung im Tango durch? Suchst Du Dir vielleicht nur gezielt das im Tango heraus, was Dir gefällt und eine echte Begegnung findet nicht statt?

Natürlich suche ich auch für mich nach technischen Verbesserung im Tango. Zu mir darf aber jeder Tanguero kommen - so unperfekt er auch ist - wenn er nach einer inneren Verbindung für 10 Minuten oder eine Viertelstunde mit mir sucht.

Das war jetzt sehr offen von mir. Ich hoffe, Du kannst es nehmen.

Ganz liebe Grüße an Dich und den Rest der Runde!

Tolles Forum hier.

cassiel hat gesagt…

Oh je...

Ich hoffe, daß es hier um die Sache geht und deshalb schreibe ich vorsorlich einmal...

Ich wünsche mit einen sorgsamen Umgang. Und bitte um Verständnis für meine Intervention.

Allen lieben Dank für die Anmerkungen.

Austin hat gesagt…

@ Cassiel

Keine Angst, mir geht's um die Sache! Aber du hast natürlich Recht. Das Thema ist die Tango-Didaktik, und darum sollte es gehen. Ich klopfe mir vorsorglich mal selbst auf die voreiligen Finger.

Melina Sedo hat gesagt…

Lieber Cassiel,

ich glaube, Du musst Dir keine Sorgen machen. Alle sind sehr sachlich und behutsam. Es sind einfach sehr kritische und heikle Themen, die hier angesprochen werden.

Danke nochmal an alle, dass Ihr mein Interview zum Anlass genommen habt, solche Fragen (mit mir) zu diskutieren.

Da wir uns ja alle einig sind, dass der Tango ein wichtiger Teil unseres Lebens ist, streben wir alle danach, diesen auch mit Freude und Erfolg zu erfüllen. Und das ist leider nicht immer einfach.

Die offene Diskussion und Infragestellung unseres Umgangs mit dem Phänomen Tango und seinem sozialen Umfeld hilft sicher dabei. :-)

Es wundert mich allerdings, dass so gar keine Fragen zum eigentlichen Interviewthema aufgekommen sind...

(Und jetzt ab ins Bett, denn morgen muss ich den ganzen Tag schwer schuften, um unser Festival vorzubereiten.)

Gruss,

Melina

Austin hat gesagt…

Eine Frage zum Thema Tango-Lernen, die sich mir in der Tat stellt, ist die folgende: wenn es so ist, dass es im Tango mehr um Dinge wie Musikalität, Verbindung, Dialog etc. geht, warum gibt es dann so viele Figurentänzer und Sport-Turner unter den Tangueros? Wieso lehren dann offenbar so wenige Lehrer den "richtigen" Tango?

Da fallen mir zwei Antworten ein. Die erste: weil man viel schneller ein Figurentänzer und Schrittebolzer wird, der alles mit den Armen führt, als ein Tanguereo, der mit dem Oberkörper führt, eine gute Verbindung hält und die richtige Haltung, und der vielleicht auch mal langsamer tanzt, wenn die Musik langsamer wird. Das Erfolgserlebnis stellt sich einfach schneller ein. Und mit Erfolgserlebnis meine ich zum Beispiel, dass ein durchschnittlich begabter Mensch auf eine Milonga geht, und sich dort gegenüber anderen (erfahreneren) Tänzern nicht unterlegen fühlt (so könnte man eine Erfolgsstufe definieren). Dann wäre es mit dem Tango genauso wie mit anderen Sportarten, wo es derzeit auch darum geht, die Einstiegsschwelle niedrig zu machen, damit möglichst viele Menschen schnell einsteigen können. Es ist heute total unzeitgeistig, etwas zu lernen, wofür man fünf Jahre braucht. Und deshalb gibt es Lehrer, die einen Tango unterrichten, den man schnell lernt. Das ist die eine Möglichkeit.

Die andere Antwort wäre, dass es so ein Ideal nicht gibt, dass jeder Lehrer selber definiert, was er für guten Tango hält und das gibt er dann eben weiter. Und wenn das eben Tango mit raumgreifenden Seitschritten ist, mit rundernden Armen und so weiter, dann werden die Schüler dieses Lehrers vielleicht nach 18 Monaten sagen, dass Tango gar nicht so schwer ist und dass sie das Gefühl haben, es schon einingermaßen zu können; anders die Schüler von Old-School-Milonguero-Stil-Lehrern, die im Unterricht erheblich härter rangenommen werden und die nach drei Jahren sagen, Mensch, auf was für eine lange Reise habe ich mich hier begeben.

Ich weiß nicht, was richtig ist. Ich weiß nur, was mir besser gefällt.

Aurora hat gesagt…

Liebe Melina, lieber cassiel,

herzlichen Dank für diese Zeilen!
Melina, du sprichst mir mit sovielen aus meiner tiefsten Tangoseele!

Fragen habe ich zum Interview selbst keine. Dazu ist alles zu fundiert dargestellt und bestimmte Thematiken wurden bewusst ausgeklammert.

In Hinblick - und Vorfreude - auf Saarbrücken kommt doch eine Frage in mir auf:
Wie wählt ihr Tangolehrer für euer Tangofestival aus?
An dieser Stelle vielen Dank für die schnellen und lieben Rückmeldungen im Rahmen des Festivals, Melina.

Ja, Rückmeldung vom Tanzpartner trägt wesentlich zur Entwicklung des Tangos bei. Neben den Ablehnen von Tänzen, was ich aus sozialen Aspekten auch sehr selten mache und lieber nach zwei (in Argentinien sinds auch nur zwei, also warum sollten es in Deutschland drei sein?) Tangos mich bedanke, gibt es für die Folgende im Tanz viele subtile Möglichkeiten der Rückmeldung.

So weigere ich mich einen Schritt zu tanzen, der nicht klar geführt wird. Im Gegenzug tanze ich auch alles was geführt wird. Dies hat mir schon etwas weniger Tangopartner eingebracht, was ich allerdings nicht bedauere.
Ich bin mit der Zeit auch genügsamer geworden. Mit drei schönen Tandas kann ich einen Abend genießen bei einer durschnittlichen min. Anreise von 120km.

Soziale Kontakte haben sich für mich mit der Zeit trotz einer weiteren Anreise in allen Orten ergeben. Kontaktaufnahme die einem zu weit geht, kann man ja stets ablehnen.
Auch das Beobachten und Sich-Mitfreuen über Harmonie für andere Paare ist für mich Teil des sozialen Aspekts im Tango. Genauso wie die Achtsamkeit der Tanzpaare gegenseitig auf der Pista zum sozialen Aspekt gehört.

Zum Tango gehört soviel mehr als nur Figuren. Ich denke hier in Europa fehlt Vielen lange ein grundlegender Zugang zum Tango. Hier müssen meiner Ansicht nach die Tangolehrer ansetzen. Sicher kann man Anfänger durch interessante Showtänze gewinnen, dauerhaft fesseln im Tango kann jedoch nur die Musik. Tritt die Musik in den Vordergrund, so treten doch automatisch die Figuren im Hinergrund. Interessiert mich die Musik nicht, warum tanze ich dann Tango?
Kommt dann noch der Aspekt hinzu, dass ich mit vielen verschiedenen Tanzpartner harmonisch tanzen will, wird die eigene Basistechnik wichtig. Ohne Automatismen kommt m. M. nach jeder zur Basistechnick über kurz oder lang, der mal seine Heimat Szene verlässt.

Nach dieser Lektüre, werde ich in Zukunft bewusst Ausschau nach Workshops von Melina und Detlef halten!

B. G. hat gesagt…

Ich will es zumindest versuchen. Liebe Melina, Du hast Dir die Mühe mit dem Interview gemacht und in Deinem letzten Kommentar fragst Du nach weiteren Fragen zum Thema und ich habe keine. Oder vielleicht präziser: ich kann keine formulieren.

Ich hatte Deine Gedanken am Wochenende mit im Kurs und in der Milonga. Es war sehr zentral und mir ist viel an mir aufgefallen (vielleicht auch an falschen Zielen und zu revidierenden Vorstellungen). Aber ich kann immer noch keine Frage formulieren.

Ich sehe das Interview mit Dir und das Interview mit Christian als zentrale Beiträge in diesem Blog. Wenn es nur aus diesen beiden Artikeln bestünde, dann wäre es damit immer noch im oberen Drittel der deutschen Webseiten zum Tango. Aber in dem Interview damals gab es mehrere Ansatzpunke zum Nachfragen, also etwa: Anteil von Vokal- bzw. Instrumentalmusik auf Milongas, Unterschiede beim Auflegen für kleine bzw. größere Milongas usw. Bei Dir will mir keine Frage irgendwie schlüssig erscheinen und über das Knie brechen mag ich nun auch nichts.

Vielleicht erklärt das die Stille hier, zumindest meine.

Nach der Anmerkung von Peter Fangmeier habe ich dann ein wenig im Internet gesucht. Ich überlege ernsthaft am Samstag nach Saarbrücken zu fahren (es sind 300 km). Gibt es noch Karten? Wenn nicht, dann ist es auch nicht schlimm. Vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit bei einem Workshop.

Melina Sedo hat gesagt…

Guten Morgen, Ihr Lieben,

bevor ich mich an die dröge Arbeit des Studioputzens und Einkaufens mache, hier noch ein paar Zeilen:

@ Austin: Ja, viele Lehrer sagen sogar, dass sie Figuren unterrichten, weil die Kursteilnehmer schnelle Erfolge brauchen. Aber das ist Fuppes! Figuren sind doch nicht erfolgreich, wenn sie sich blöd anfühlen, oder?
Es kommt immer darauf an, was man den Schülern als erstrebenswert darstellt. Wenn ich sage, dass es auf die Verbindung zur Musik und zum Partner ankommt, kann ein blutiger Anfänger nach unserer Methode nach 1,5 Stunden völlig frei in der Milonga tanzen und dies im Einklang mit der Musik und der Partnerin. Nagut, es werden nur Seitschritte, Gewichtswechsel am Platz und Vor/Rückschritte sein, aber das reicht doch. Ich habe schon ganz viele glückliche Anfänger erlebt! :-)

@Aurora:
Wie wir unsere Lehrer für unsere Festivals aussuchen? Also in erster Line sind es FREUNDE, denn unser Festivalito con Amigos steht genau unter diesem Motto. Es sind Freunde, die wir gerne der Öffentlichkeit vorstellen wollen, weil sie auf der Milonga schön und sozial tanzen und gut unterrichten und einfach auch nette Leute sind. :-)
Die Workshops spielen allerdings auf unseren Festivals keine große Rolle, da die meisten Menschen nur zum Tanzen kommen. Sie finden in unserem Studio statt (bis auf einen) und sind auf 6 Paare limitiert.
Bei unseren Festivals geht es um den sozialen Tanz und das drückt sich auch in dem geringen Anteil der Workshops und Vorführungen aus.

Was Deine Strategie zur Rückmeldung auf Milongas angeht, so ist das natürlich auch sinnvoll: eine Tanda früher abzubrechen ist eine deutliche Aussage. Und auch ich tanze nur das, was geführt wird. Das hat schon längere Bewegungslosigkeit als Folge gehabt, die ich damit anfülle, besonders viel Gefühl in die Umarmung zu stecken. Selbst die wildesten Figurentänzer können dadurch ganz ruhig werden. Welcher Mann will nicht die Umarmung einer Frau genießen? ;-)

@ B.G.:
Der Freitag und Samstag Nachmittag des Festivalitos sind DEFINITV voll. Aber Du kannst gerne auf den Ball am Samstag in der Johanniskirche kommen. Wir würden uns freuen, Dich dort zu treffen.

Einen schönen Tag wünsche ich noch,

Melina

Melina Sedo hat gesagt…

PS:
Ich habe gerade nochmal meinen letzten Post durchgelesen und da fiel mir etwas auf: Wir redeten im Interview viel von technischer Basisarbeit und wie wichtig sie ist, sind aber nicht zur Genüge darauf eingegangen, dass diese technische Arbeit nur EINEN Sinn hat: dass sich der Tanz besser anfühlt. Erst wenn wir die richtige Technik haben, die Arme z.B. nicht zum Führen einsetzen müssen, können wir unseren Partner gefühlvoll umarmen und haben die Mittel, die Musik zu interpretieren.
Die Technik ist nur Mittel und niemals Zweck.

Genau.

M.

peter hat gesagt…

das es wichtig ist den blog in der regionalen szene anzusprechen und die themen als diskusionsgrundlage zu benutzen. ich jedenfalls habe festgestellt das er im rhein-main gebiet von sehr vielen mitgelesen wird.

peter fangmeier
facebook, und am wochenende in saarbrücken

cassiel hat gesagt…

... und nur ganz kurz aus meiner Mittagspause ...

@all
Vielen Dank für die Anmerkungen! (@Aurora Ich wollte Dir eigentlich schon am Freitag kurz zu Deiner Anmerkung schreiben - hab es leider verdödelt; es war etwas stressig)

@Peter
Danke für die Werbung. Es ist vielleicht ungewöhnlich und auch ich habe lange gebraucht um zu lernen, daß die Reaktionen hier nur einen Promill-Bereich (!) der Leserschaft repräsentieren. Aber das ist nun nicht zu ändern...

Ich bin mit den Zugriffen und Reaktionen sehr zufrieden.

@B. G.
Ich finde, Du hast einen wichtigen Punkt angesprochen. Es ist schwierig, zu Melinas Gedanken Fragen zu formulieren. Es ist eben bestechend zwingend in der Darstellung.

Ich lauf' mal jetzt zum Bio-Laden und hole mir eine Ecke Pizza!

leo hat gesagt…

@ Cassiel
ich glaube, deine Sorge um respektvollen Umgang miteinander ist unbegründet. So eine Diskussion kann nur fruchtbar sein, wenn's ein wenig zur Sache und in die Tiefe geht.

@ an alle
mir sind viele Gedanken zu allem gekommen, was hier besprochen wurde, und dann waren einige einfach schneller und haben das gesagt, wozu ich nichts mehr hinzufügen muss.
Nur ein Vorschlag: ich denke, daß man genau in diesem Zusammenhang hier Begriffe wie "Anfänger" oder "Fortgeschrittene" oder "3 Jahre Tanzerfahrung" oder so einfach streichen sollte, weil sie vollkommen nichtssagend sind.

Ansonsten guten Appetit mit der Pizza - Cassiel

Raxie hat gesagt…

@Austin (und Anonym)

"Milonga ist Erntezeit" ist wunderschön! Das sehe ich zum Teil auch so. Aber nur, wenn ich mich gerade in einer richtig wunderschönen Tanda befinde. Da schalte ich komplett ab u genieße mit dem Herrn zusammen den gemeinsamen Tangohimmel.

Aber wenn ich an einen Herrn gerate mit dem es eben nicht wirklich erfüllend ist (kann deshalb aber immer noch sehr schön sein!), dann habe ich noch ausreichend Geist und Empfinden "frei", um auch gleichzeitig darauf zu achten, wie ich meine Füße setze, wo mein Gewicht ist, meine Oberschenkel beisammen zu lassen... bewußtes Tanzen würde ich das nennen, keinesfalls Trainieren. Trainiert habe ich den Tango noch nie. Werde ich auch nicht. Den Anspruch habe ich einfach nicht. Ich möchte einfach nur gerne und gut tanzen.

Ein sportlicher Ehrgeiz ist da durchaus auch vorhanden. Finde ich auch nicht schlimm. Das eine schließt das andere ja überhaupt nicht aus. Es gibt so unglaublich viele unterschiedliche Tänzer, dass Frau da ohnehin flexibel sein muss. Ich tanze auch gerne Figuren mit, wenn sie gut und klar geführt sind. Und dann stell ich an mich einfach den Anspruch, dass ich halt nicht rumwackel und mich am Partner festkralle, um nicht umzukippen bzw ihn nicht aus der Achse zu werfen. Und das erfordert in der Tat Übung. Von alleine hat Frau das nicht, schon gar nicht in Highheels, wo Frau sonst ausschließlich in Turnschuhen unterwegs ist... :-)

Nein, ich denke, diese vielen unterschiedlichen Ansätze/Wünsche lassen sich leicht in einer Person vereinen. Auch die Tatsache, dass ich eigentlich gerne Resonanzen meiner Tanzpartner haben möchte, aber nicht alle Äußerungen für qualifiziert halte, find ich recht normal. Dafür gehe ich ja zu Tangolehrern, damit ich das für mich objektiviere. Und das mache ich auch deshalb, weil mir daran gelegen ist, dass es den Herrn beim Tanzen mit mir gut geht. Es ist ein Geben und Nehmen. Und da gebe ich sehr sehr gerne.

Aber ich stelle auch fest, dass ich mit zunehmender Tanzerfahrung nicht mehr unbedingt gewillt bin, an mir rumzerren zu lassen (überspitzt ausgedrückt - ist aber tatsächlich überraschend oft der Fall).

Und zu den Einzelstunden kann ich nur sagen - ein Segen, dass ich sie für mich entdeckt habe. Da ich keinen festen Tanzpartner habe, war ich bei Workshops oder Kursen immer mit unterschiedlichen Partner unterwegs. Und letztlich hatte ich zunehmend das Gefühl, dass ich für mich dabei einfach zu wenig lerne, weil der Part der Herren meist viel schwieriger ist und der Part der Damen dann oftmals darauf beschränkt blieb, als "Übungsobjekt" für die Herren zur Verfügung zu stehen. Das ist jetzt auch wieder total überspitzt, aber eben diesen Eindruck haben mir schon mehrere Damen genau so berichtet, fast im Wortlaut. Und ganz ehrlich, da gebe ich lieber 30 Euro für eine Privatstunde aus (also nur 5 Euro mehr, als für einen Workshop), tanze 60 min mit einem ausgezeichneten Tänzer und erhalte darüber hinaus ganz ganz viele individuell auf mich abgestimmte Informationen, was ich besser machen könnte und vor allem wie ich es besser machen könnte. Klasse!

Richtig klasse!

milonguero del sur hat gesagt…

@Melina

nach allem, was ich hier gelesen habe, würde ich ausgesprochen gern mal mit dir tanzen, wenn nur das Saarland nicht so weit weg wäre.

Aurora hat gesagt…

Liebe Melina, ja einer wunderbaren Umarmung kann kaum einer wiederstehen! Die Meisten lassen sich auf die Umarmung ein. Das habe ich auch schon erlebt.
Eine schöne Umarmung ist auch ein Aspekt den man außerhalb der Tangoszene seinen Mitmenschen zu Teil lassen werden kann.
An dieser Stelle fällt mir ein, dass ja gerade die herzliche Umarmung in Buenos Aires zu den alltäglichen Umgang gehört. Während in Deutschland erstmal Distanziertheit vorherrscht.

Die Frage zur Auswahl eurer Lehrer war von mir nur beiläufig gemeint, da es wirklich das Einzige war, was noch offen war.
Bei Euren Workshops finde ich einfach die Themen unwahrscheinlich spannend! Und wenn ihr die Gelegenheit nutzt unbekanntere Lehrer ihr Können anzubieten zu lassen, umso besser! Und nur sechs Paare ist einfach traumhaft!
Ich freue mich seit dem Interview umso mehr auf Saarbrücken!

@cassiel: hm, ich wollte gleich am Freitag deine Veröffentlichung lesen, hab mich gefreut wie ein Honigkuchenpferd, dass ich es unmittelbar nach dem Einstellen ins Netz entdeckt habe. Und: Überfolgen habe ich es schon weitestgehend am Freitag! Intensiv gelesen habe ich es am Montagabend....im Gespräch war es in Tangokreisen allerdings bereits am Wochenende!

Melina Sedo hat gesagt…

Huhu alle!

@Milonguerodelsur:
Ich weiss ja nicht, wo Du wohnst, aber das Saarland ist für Menschen aus Deutschland nicht nahe. Schade nur, dass wir nie hier sind, da wir immer unterwegs sind. Außer an diesem WE, wo alle zu UNS kommen! ;-)

@Aurora:
Wird sicher ein schönes Wochenende für uns alle!

Und jetzt geh' ich schlafen.
Noch 3 mal und dann....

:-))

M.

Melina Sedo hat gesagt…

@Milonguerodelsur:
Zu schnell geschrieben und schon zu müde. Ich wollte schreiben, dass das Saarland nicht WEIT ist! ARGH!!!

gute Nacht jetzt,

M.

milonguero del sur hat gesagt…

@Melina
na ja, von mir aus ist das Saarland schon weit weg, aber da ich gern reise, wird sich das an irgendeinem Ort schon mal ergeben.
Die Tatsache, daß du eher selten aufgefordert wirst, finde ich sehr schade. Ich kann mir zwar Gründe dafür vorstellen (Ängste, falsch verstandener Respekt etc.), aber gerade das wären Punkte, an denen es sich lohnen würde zu arbeiten.
Ich wünsche euch ein wunderbares Wochenende.

Melina Sedo hat gesagt…

@ Milonguerodelsur:

DANKE! :-)

Und jetzt muss ich unseren französischen Koch in Empfang nehmen!

Liebe grüße,

M.

Raxie hat gesagt…

@Melina u Detlef

Ich wünsch Euch auch ein super schönes Wochenende mit vielen glücklichen Tänzern! Französischer Koch hört sich ja schon mal total lecker an - aber zumindest diesen Teil werde ich am Wochenende in Paris auch genießen können :-)

lg
R.

Tricia hat gesagt…

Hi Cassiel, Hi I loved your interview with Melina Sedo, and tranlated it into English so that my husband could read it too. Melina suggested that I get in touch with you, as you may also be producing an English version.

I'm that unusual creature, a native English speaker who can speak & read German ( just don't quite trust my ability to write in it, in a public forum) I'd be happy to send you my English version of your interview, and, if you have any questions about my translation I'd be happy to discuss them with you so we get a definitve english version.

Melina & Detlef were in Eton this weekend (aren't they fabulous) , anyone I've mentioned the interview to is very keen to read it, sadly my friends don't seem to be able to speak German ( I really don't know why not ... ) I would love you to publish a version in English on your site, so I can point them there.

A credit as translator would be nice, but is not absolutely necessary for me. Please get in touch, Ive also posted thsi on you rwall in facebook, my profile includes an email address. Tricia

cassiel hat gesagt…

Hi Tricia!

Thank you for all your work. I've just forwarded the text to another blogger who will publish the interview in his (english language) blog. I think it's better to choose an english blog for publishing the english version of this interview.

Kind regards from Germany

cassiel