An diesem Thema habe ich mich nun häufiger versucht. Es wollte nicht so einfach in die Tastatur fließen und auch nach mehreren Versuchen der schriftlichen Fixierung fühle ich mich immer noch nicht wohl. Ich schreibe einmal im Vertrauen darauf, daß der alte Satz von Heinrich von Kleist Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden zutrifft.
OK! Ich mache mich einmal unbeliebt! Wir reden heute über Geld. Wir reden nicht über das große Geld, die Wirtschaftskrise u.a. wir reden über Geld im Tango. So, so! Es soll doch bitte etwas genauer sein? Also gut: Ich beobachte manchmal in Tangokontexten ein sehr ambivalentes Verhältnis zum Geld. Auf der einen Seite findet sich ein Enthusiasmus und die Bereitschaft ohne Entlohnung zu Arbeiten und auf der anderen Seite sehe ich Profis oder Halbprofis, die vom Tango nicht leben können bzw. so gerade über die Runden kommen. Und eine dritte Gruppe mogelt sich so irgendwie durch. Sicherlich kann man nun einen wirtschaftsliberalen Standpunkt annehmen und behaupten, es ist die Privatsache der einzelnen Beteiligten und wenn eine Wenige den Dreh heraugefunden haben, wie man mit dem Tango Geld verdient, dann ist das in Ordnung. Wenn einige Veranstalter kommerziell nicht erfolgreich sind, dann ist es eben ihr Problem.
Cassiels vollkommen überflüssiges deutschsprachiges Tango-Blog
Samstag, 29. Mai 2010
Montag, 24. Mai 2010
Für die neue Woche 64: Aníbal Troilo, Alberto Marino - Milonga triste
Auch am Pfingstwochenende begleitete mich eine CD in besonderer Weise. Allerdings hat mich von dieser CD kein Stück derartig berührt, wie es in der letzten Woche der Fall war und so gibt es die Milonga triste von Aníbal Troilo mit Alberto Marino in einer Einspielung aus dem März 1946 als musikalischen Gruß für die neue Woche.
Montag, 17. Mai 2010
Für die neue Woche 63: Orquesta Típica Víctor - Tu vida es mi vida
Diese Woche ging es einfach nicht eher. Es war zu viel Tango in all seiner Bandbreite am verlängerten Wochenende. Auf einer Autobahnfahrt hatte ich eine CD vom Orquesta Típica Víctor im CD-Spieler und der Instrumentaltitel Tu vida es mi vida von 1937 blieb mir wegen der eigentümlichen Dynamik im Gedächtnis. Nennt man das off beat?
Donnerstag, 13. Mai 2010
Tangueros zum Abgewöhnen V: Kasimir, der Casanova
Neulich am Rande der Tanzfläche: Eine Tanguera (nennen wir sie einfach Eleonore) saß tapfer kerzengerade auf ihrem Stuhl und schaute einfach durch die tanzenden Paare durch. Es schien so, als wäre sie nicht wirklich anwesend. Ihr Gesicht verriet keinerlei emotionale Regung und der aufmerksame Beobachter konnte nur erahnen, was in ihr vorging... und dies auch nur, wenn er die Vorgeschichte mitbekommen hatte.
Ein paar Wochen zuvor war Eleonore noch die Favoritin von Kasimir und er tanzte fast ausschließlich mit ihr. Dann kam die nächste Tanguera und Eleonore musste zusehen, wie ihr die Gunst des Maestros kalt entzogen wurde. Aktuell steht... nennen wir sie... Kunigunde in der Gunst des Meisters.
Keine Frage, Kasimir ist ein guter Tangotänzer und das weiß er auch. Er hatte genügend Zeit und Gelegenheit seine Fertigkeiten zu perfektionieren. Kasimir ist offen, locker und meistens ein wenig zu laut. Er ist der Schwarm vieler Frauen. Wenn er in seinem sorgfältig komponierten Äußeren eine Milonga betritt, dann hat sein Erscheinen etwas Messianisches. Kasimir tritt in verschiedenen Outfits auf. Manchmal erscheint er im hellen Anzug, die Sonnenbrille im Haar; manchmal kommt er in extrem lässigen Sportklamotten und manchmal ist er fast unauffällig mit Jeans und T-Shirt. Viele Damen beobachten ihn mit sehnsuchtsvollen Blicken. Und Kasimir hat lange trainiert, das scheinbar gelassen zu ignorieren. Beobachtet man ihn allerdings länger, dann fällt diese Rastlosigkeit auf. Permanent scannt er seine Umgebung und kontrolliert die Wahrnehmung seiner Person; das muss anstrengend sein. Aber er ist sich seiner Wirkung durchaus bewußt. Dementsprechend bewegt er sich auf der Tanzfläche: Seine Führung ist raumgreifend, effektvoll und kontrolliert. Ob sie nun immer genau zur Musik passt? Das ist kaum auszumachen. In ganz wenigen Augenblicken sieht man Kasimir ratlos während eines Tanzes. Es sind die Momente, in denen die Musik ein bewegungsloses Warten anbietet. Die bereits erwähnte Rastlosikeit führt dazu, daß Kasimir diese Pausen nicht aushalten kann.
Aber kommen wir noch einmal zu Kunigunde zurück. Kunigunde sitzt und hofft, seit Kasimir erschienen ist. Nachdem er seine joviale, professionell freundliche Begrüßungsrunde absoviert hat geht schließlich er mit ausgestreckter Hand auf sie zu und bitte zum Tanz. Er tanzt lange mit ihr. Und sie versinkt im Glück des Augenblicks; nicht wissend, daß dieses Glück mit einiger Wahrscheinlichkeit bald ein jähes Ende finden wird.
Vielleicht fragt sich nun mancher Tanguero, wie Kasimir es schafft, scheinbar mühelos die Gunst der Damen zu erobern. Ist es verbal oder sogar physisch gekonnt übergriffig? Aber das bleibt Kasimirs Geheimnis.
Eine etwas unangenehme Eigenschaft ist erwähnenswert: "Das Revierpinkeln". Wie ein Leitwolf beansprucht er die Alpha-Position in einer Gruppe. Tanzt ein Tanguero zu lange und zu innig mit einer Tanguera, so muß er diese unmittelbar anschließend auffordern und seine Rolle als Leitwolf verteidigen. So gesehen ist eine Milonga eben auch nur ein Zoo. Sein Umgang mit anderen Tangueros ist eher schwierig. Irgendwie vermittelt er sehr häufig den Eindruck, daß es ihm um einen wie auch immer gearteten abstrusen "Längenvergleich" geht. Das ist etwas mühsam.
Vielleicht müssen wir auch ein paar Archetypen von hoffenden und schließlich enttäuschten Tangueras aus seiner Vergangenheit beschreiben damit das Phänomen Kasimir greifbarer wird. Da wäre zunächst Frida, die Frustrierte: Sie hat nach ihrer Enttäuschung mit Kasimir dem Tango komplett und endgültig abgeschworen. Dann gibt es noch Wilma, die Wütende: In ihrer Denkwelt gibt es nichts mehr, was positiv an Kasimir wäre. Ihr Tango ist phasenweise etwas ehrgeiziger und hektischer geworden. Und schließlich blieb einzig Ina, die Indolente; seit Ewigkeiten ist sie, scheinbar vollkommen schmerzfrei, solidarisch mit Kasimir und hält zu ihm - hoffend, daß er eines Tages erkennt, sie ist die einzig wahre Freundin.
Gibt es Hoffnung für Kasimir? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Sicherlich hinterlässt die Jagd nach einem immer neuen Kick auch Spuren in der Seele. Gerade aus diesem Grunde wird das Agieren auch immer hektischer. Aber nun ist ein Tango-Soziotop kein schier unendlicher Ozean und irgendwann gibt es eine natürliche Grenze. Dann wird Kasimir hoffentlich den anderen, den stillen Tango kennenlernen. Vielleicht kann er einen Zugang finden.
Ein paar Wochen zuvor war Eleonore noch die Favoritin von Kasimir und er tanzte fast ausschließlich mit ihr. Dann kam die nächste Tanguera und Eleonore musste zusehen, wie ihr die Gunst des Maestros kalt entzogen wurde. Aktuell steht... nennen wir sie... Kunigunde in der Gunst des Meisters.
Keine Frage, Kasimir ist ein guter Tangotänzer und das weiß er auch. Er hatte genügend Zeit und Gelegenheit seine Fertigkeiten zu perfektionieren. Kasimir ist offen, locker und meistens ein wenig zu laut. Er ist der Schwarm vieler Frauen. Wenn er in seinem sorgfältig komponierten Äußeren eine Milonga betritt, dann hat sein Erscheinen etwas Messianisches. Kasimir tritt in verschiedenen Outfits auf. Manchmal erscheint er im hellen Anzug, die Sonnenbrille im Haar; manchmal kommt er in extrem lässigen Sportklamotten und manchmal ist er fast unauffällig mit Jeans und T-Shirt. Viele Damen beobachten ihn mit sehnsuchtsvollen Blicken. Und Kasimir hat lange trainiert, das scheinbar gelassen zu ignorieren. Beobachtet man ihn allerdings länger, dann fällt diese Rastlosigkeit auf. Permanent scannt er seine Umgebung und kontrolliert die Wahrnehmung seiner Person; das muss anstrengend sein. Aber er ist sich seiner Wirkung durchaus bewußt. Dementsprechend bewegt er sich auf der Tanzfläche: Seine Führung ist raumgreifend, effektvoll und kontrolliert. Ob sie nun immer genau zur Musik passt? Das ist kaum auszumachen. In ganz wenigen Augenblicken sieht man Kasimir ratlos während eines Tanzes. Es sind die Momente, in denen die Musik ein bewegungsloses Warten anbietet. Die bereits erwähnte Rastlosikeit führt dazu, daß Kasimir diese Pausen nicht aushalten kann.
Aber kommen wir noch einmal zu Kunigunde zurück. Kunigunde sitzt und hofft, seit Kasimir erschienen ist. Nachdem er seine joviale, professionell freundliche Begrüßungsrunde absoviert hat geht schließlich er mit ausgestreckter Hand auf sie zu und bitte zum Tanz. Er tanzt lange mit ihr. Und sie versinkt im Glück des Augenblicks; nicht wissend, daß dieses Glück mit einiger Wahrscheinlichkeit bald ein jähes Ende finden wird.
Vielleicht fragt sich nun mancher Tanguero, wie Kasimir es schafft, scheinbar mühelos die Gunst der Damen zu erobern. Ist es verbal oder sogar physisch gekonnt übergriffig? Aber das bleibt Kasimirs Geheimnis.
Eine etwas unangenehme Eigenschaft ist erwähnenswert: "Das Revierpinkeln". Wie ein Leitwolf beansprucht er die Alpha-Position in einer Gruppe. Tanzt ein Tanguero zu lange und zu innig mit einer Tanguera, so muß er diese unmittelbar anschließend auffordern und seine Rolle als Leitwolf verteidigen. So gesehen ist eine Milonga eben auch nur ein Zoo. Sein Umgang mit anderen Tangueros ist eher schwierig. Irgendwie vermittelt er sehr häufig den Eindruck, daß es ihm um einen wie auch immer gearteten abstrusen "Längenvergleich" geht. Das ist etwas mühsam.
Vielleicht müssen wir auch ein paar Archetypen von hoffenden und schließlich enttäuschten Tangueras aus seiner Vergangenheit beschreiben damit das Phänomen Kasimir greifbarer wird. Da wäre zunächst Frida, die Frustrierte: Sie hat nach ihrer Enttäuschung mit Kasimir dem Tango komplett und endgültig abgeschworen. Dann gibt es noch Wilma, die Wütende: In ihrer Denkwelt gibt es nichts mehr, was positiv an Kasimir wäre. Ihr Tango ist phasenweise etwas ehrgeiziger und hektischer geworden. Und schließlich blieb einzig Ina, die Indolente; seit Ewigkeiten ist sie, scheinbar vollkommen schmerzfrei, solidarisch mit Kasimir und hält zu ihm - hoffend, daß er eines Tages erkennt, sie ist die einzig wahre Freundin.
Gibt es Hoffnung für Kasimir? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Sicherlich hinterlässt die Jagd nach einem immer neuen Kick auch Spuren in der Seele. Gerade aus diesem Grunde wird das Agieren auch immer hektischer. Aber nun ist ein Tango-Soziotop kein schier unendlicher Ozean und irgendwann gibt es eine natürliche Grenze. Dann wird Kasimir hoffentlich den anderen, den stillen Tango kennenlernen. Vielleicht kann er einen Zugang finden.
Montag, 10. Mai 2010
Für die neue Woche 62: Alfredo De Angelis, Oscar Larroca - En tus brazos
Für die neue Woche habe ich En tus brazos, einen Tango in der Interpretation von Alfredo De Angelis (mit Oscar Larroca) aus dem Oktober 1958 ausgesucht. De Angelis erfährt immer wieder einen Wechsel bei mir. Phasenweise empfinde ich seine Musik als eintönig und zu anderen Zeiten entwickele ich einen Zugang zu seinem Werk.
Samstag, 8. Mai 2010
Tacheles mit Tangueros 3: Olaf Herzog, Herausgeber der Tangodanza
Im letzten Jahr ist ganz still und heimlich eine Institution im Tango zehn Jahre alt geworden: Die Tangodanza. Eigentlich wollte ich mit dem Gründer und Herausgeber Olaf Herzog im Dezember ein Interview machen. Wir haben es einfach nicht geschafft, uns zu synchronisieren. Am vorletzten Mittwoch hatten wir abends ein gemeinsames Zeitfenster von zwei Stunden und haben via Skype geklickert. Wie bei meinen übrigen Interviews haben wir dann den Text per eMail in der Schriftform abgestimmt und hier gibt es nun die Plauderei von einem Herausgeber einer Zeitschrift mit einem Internetblogger.
Donnerstag, 6. Mai 2010
... und noch einmal zum Taxitänzer im Tango
In jüngster Zeit gab es hier einen Themen-Cluster zu den Taxitänzern. Da war zum einen der wunderbare Gastbeitrag zu den Taxitänzern in Berlin und etwas später hatte ich mich an dem Thema in der Form eines Blog-Frühstücks an dem Themenkomplex "Von Taxitänzern und dem Mitleid" versucht. Die lebhafte Diskussion zu den beiden Artikeln hat mich veranlasst, den Filmbeitrag im SWR, der mittlerweile auch bei YouTube zu finden ist, hier nun noch einmal einzubetten. Mich hat es besonders gefreut, daß auch ein Taxitänzer sich jüngst in einer Anmerkung an der Diskussion beteiligt hat.
Ich hatte es ja bereits geschrieben: Vielleicht gibt es einen Unterschied zwischen den Taxitänzern in Buenos Aires und den europäischen Taxitänzern. Um das Thema hier im Blog abzurunden, bette ich die Auslandsreportage hier ein und hoffe auf eine lebhafte Diskussion.
Ich hatte es ja bereits geschrieben: Vielleicht gibt es einen Unterschied zwischen den Taxitänzern in Buenos Aires und den europäischen Taxitänzern. Um das Thema hier im Blog abzurunden, bette ich die Auslandsreportage hier ein und hoffe auf eine lebhafte Diskussion.
Montag, 3. Mai 2010
Für die neue Woche 61: Ricardo Tanturi, Alberto Castillo - Mi piba
Für die kommende Woche habe ich einen Tango in zwei Interpretationen aus dem Jahr 1943 ausgesucht. Für mein Empfinden ist die Variationsbreite in der Darbietung deutlich geringer und mir fällt es heute einmal schwer, einen persönlichen Favoriten zu benennen. Der Titel heißt Mi piba und ich habe zwei Einspielungen gefunden. Die erste ist von Ricardo Tanturi und seinem Orquesta; es singt Alberto Castillo (übrigens ein großartiger Interpret von gesungenen Milongas). Die zweite Einspielung ist von Enrique Rodriguez (Gesang: Armando Moreno).
Samstag, 1. Mai 2010
Total peinlich: Meine Namensvergesslichkeit im Tango
Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht: Ich bin einer der größten Namensvergesser im Tango und es ist noch nicht einmal eine böse Absicht. Mir fallen Namen von Tangueras und Tangueros [können wir das eigentlich zukünftig so halten, daß Tanguer@s für beide Formen steht?] einfach nicht mehr ein. Es kann sogar so sein, daß ich mit einer Tanguera wirklich schön getanzt habe und ein paar Wochen später sehen wir uns wieder und meine Kurbelkiste zwischen Ohr und Ohr gibt den Namen nicht mehr preis.
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