In jüngster Zeit gab es hier einen Themen-Cluster zu den Taxitänzern. Da war zum einen der wunderbare Gastbeitrag zu den Taxitänzern in Berlin und etwas später hatte ich mich an dem Thema in der Form eines Blog-Frühstücks an dem Themenkomplex "Von Taxitänzern und dem Mitleid" versucht. Die lebhafte Diskussion zu den beiden Artikeln hat mich veranlasst, den Filmbeitrag im SWR, der mittlerweile auch bei YouTube zu finden ist, hier nun noch einmal einzubetten. Mich hat es besonders gefreut, daß auch ein Taxitänzer sich jüngst in einer Anmerkung an der Diskussion beteiligt hat.
Ich hatte es ja bereits geschrieben: Vielleicht gibt es einen Unterschied zwischen den Taxitänzern in Buenos Aires und den europäischen Taxitänzern. Um das Thema hier im Blog abzurunden, bette ich die Auslandsreportage hier ein und hoffe auf eine lebhafte Diskussion.
Teil 1 von 3
Teil 2 von 3
Teil 3 von 3
Ich denke, es ist im Selbstverständnis eines Argentiniers noch einmal ein ganz anderer Prozess, eine klare Vorstellung von diesem "Beruf" zu finden und damit umzugehen. Ich finde, das ist in dem Beitrag wunderbar herausgearbeitet worden.
Vielleicht wird ein solches Berufsbild auch erst in jüngster Zeit möglich. Die Fälle, in denen sich ein Mensch nur mit seinem erlernten Beruf über Wasser halten kann werden immer seltener. Möglicherweise ist diese Entwicklung in Argentinien schon viel weiter fortgeschritten als bei uns.
2 Anmerkung(en):
Mir hat in dem Film gefallen, wie der Taxiprotagonist seine ambivalente Haltung zu dieser Rolle zeigt. Bezahlt werden ja - aber keinesfalls für sich öffentlich bezahlen lassen.
Auch machte der Film deutlich, dass Taxitänzer nur für manche Argentinier vorstellbar ist, für andere ist es ein Unding. Der Film hat also keine Antwort auf unsere Diskussionen sondern stellt Positionen dar.
Schön Idee!
Die Entwicklung, dass Menschen sich mit mehreren Jobs über Wasser halten müssen, hat übrigens in diesem Land schon längst Einzug gehalten, wenn auch nicht so plakativ sichtbar, wie die Hundespaziergeher in B.A.
ja, schöne Darstellung an verschiedenen Postitionen.
Der vehemente Gegener im Film ist übrigens Osvaldo Cartery, im Bild neben ihm ist seine Frau Coca zu sehen. Urgesteine des arg. Tangos.
Taxidancer ist eine Dienstleistung. Wenn das Preis-Leistungsverhältnis stimmt, wird sie sicher auf dem europäischen Markt bestehen können. Mit Leistung meine ich das Niveau der Taxitänzer und die Professionalität.
Für mich persönlich gehört die Unsicherheit, wie ein Abend verlaufen wird, mit zum Spiel. Sicher, ein Milongaabend kann auch sehr unspetakulär verlaufen. Insbesondere auf einschlägigen Milongas in Buenos Aires.
Es ist ein Abend, nicht ein Leben. Selbst wenn es mehrere Abende sind:
Locker bleiben, sich zurücklehnen, die Musik genießen, das Umfeld beobachten... ist nach meinem Empfinden mindestens so gut wie das durchschnittliche Fernsehprogramm. (Die Doku mal ausgenommen).
Wobei mir die Darstellerin schon leid tut, ausgerechnet von einem ungehaltenen Ausländer aufgefordert zu werden. Meine Erfahrung mit Ausländern in Buenos Aires: Dankbar, dass überhaupt eine mit ihnen tanzt.
Sehr gut habe ich in Buenos Aires stets die Möglichkeit empfunden, einfach alleine zu einem Kurs gehen zu können und teilzunehmen. Bei Bedarf haben die Lehrer einfach Tangut@s kurz per Telefon orgranisiert und durch gewechselt wird sowieso.
Dieses System fehlt mir in Deutschland. Meist Anmeldung nur paarweise, Einzelanmeldung unter Vorbehalt.
Größte Unterschiede zwieschen Deutschland und Argentinier:
Der Deutsche plant gerne bis ins letzte Detail bis zum Ende, der Argentinier lebt im hier und jetzt und durch stete Unsicherheiten ist er es gewohnt zu improvisieren.
Tango ist ein Improvisionstanz, lebt im hier und jetzt zwischen Musik, Mann und Frau.
Taxitänzer, die in diesem hier und jetzt aufgehen und nicht an ihre Bezahlung denken, tun diesem Bild keinen Abruch.
Vorplanung bis ins letzte Detail hingegen schon
Allen Lesern an dieser Stelle meinerseits einen guten Start in die Woche!
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