- Die Beziehung zu sich selbst
- Die Beziehung zur aktuellen Tanzpartnerin / zum aktuellen Tanzpartner
- Die Beziehung zur Musik
- Die Beziehung zu allen anderen Besuchern einer Milonga
Sie sind sehr unterschiedlich, er ist ein ruhiger, erfahrener Tanguero, der wenig spricht und viel tanzt. Er hat einen sehr schönen und fließenden Tanzstil und navigiert stets sicher mit seiner aktuellen Tanzpartnerin über das Parkett. Sie ist unglaublich präsent und bereichert durch ihre Art jede (Gesprächs-)Runde. Und jetzt greifen wir die Begriffe aus der Überschrift des Artikels noch einmal auf. Beide sind Energiespender einer regelmäßigen Milonga (und das fällt eigentlich erst auf, wenn sie fehlen).
Und auch das genaue Gegenteil solcher Menschen fällt immer wieder auf: Die Energiezieher. Leider gibt es im Tango immer wieder Menschen, die bewußt oder unbewußt ihrer Umgebung Energie entziehen. Dies können chronische Selbstdarsteller sein, die notorischen Quer-Tänzer bzw. Grobmotoriker oder es sind die Hardcore-Lästerer (OK, ich gestehe, auch mir passiert es ab und zu, daß ich ein pointiertes Wort fallen lasse - eigentlich mag ich das an mir überhaupt nicht). Wenn man an solche Menschen im Tango gerät, dann kommt gelegentlich ein Fluchtinstinkt auf und man möchte sofort das Weite suchen.
Schließlich gibt es noch die dritte Gruppe. Die möchte ich als energetisch neutrale Besucher einer Milonga bezeichnen. Sie sind zweifelsohne gute Tänzerinnen und Tänzer aber sie tanzen nur mit sehr ausgewählten Tanzpartnerinnen und Tanzpartnern und bewegen sich somit in einem sehr eng abgesteckten Soziotop und lassen bewußt oder unbewußt einen Kontakt mit neuen Menschen erst gar nicht entstehen. Sie konsumieren (überspitzt formuliert) eine Milonga und fallen nicht weiter auf, weder negativ, noch positiv.
Warum ich mich mit so einem vergleichsweise esoterischen Beitrag überhaupt an die Öffentlichkeit traue? Ich finde das Thema verdient eine Diskussion. Vielleicht darf ich ja später einige Anmerkungen lesen. Und vielleicht überdenken manche Leserinnen und Leser einmal ihre Funktion bzw. Rolle im Tangoumfeld.
31 Anmerkung(en):
Okay, dann beginne ich mal: ich bin eindeutig energieneutral. Und zwar, weil ich nur mit einem kleinen Kreis von Frauen tanze, und mich nur mit wenigen Menschen auf der Milonga unterhalte, und weil ich oft meinen Hintern nicht hochkriege und passiv herumsitze, anstatt eine Frau aufzufordern, die sich schon seit einer halben Stunde langweilt (weil ich besorgt bin, dass sie sich mit mir noch mehr langweilt). _Ich stelle gerade fest, dass energieneutral eigentlich nicht das ist, was ich sein will.
Ich bin aber wenigstens kein Energiesauger, denn ich bemühe mich, rücksichtsvoll und platzsparend zu tanzen; ich verfüge über eine gewisse Grundmusikalität, d.h. wenn die Musik langsamer wird, tanze ich auch langsamer; ich erscheine anständig gekleidet und frisch geduscht und habe weder Knoblauch noch Zwiebeln gegessen, und ich gebe keinen unaufgeforderten Tangounterricht auf der Tanzfläche.
Uff... die Fragestellung ist ungewohnt, aber ich merke gerade, dass ich auch eher energetisch eine Null-Nummer bin. Ich bin zwar fest in einer lokalen Szene verwurzelt, aber ich habe noch nie mit Gästen von auswärts (die erscheinen bei uns häufiger) getanzt.
Ich werde es gleich am Wochenende probieren. Versprochen!
Ich habe zunächst mit dem Kopf geschüttelt als ich den Beitrag las. Inzwischen bin ich froh. Er ist ganz wichtig! Danke!
Ich komme gerade erst von einem langen Arbeitstag nach Hause und ich hatte nicht mit Anmerkungen gerechnet. Ich bin gleichzeitig überrascht und erfreut... aber auch ziemlich müde...
Austin und Anonym, Euch vielen Dank...
Zuerst, vielen Dank für den interessanten Artikel, Cassiel! Wieder mal gut beobachtet und wundervoll dargestellt. Eigentlich. mag ich solche Klassifizierungen bei Tango-tanzen nicht, deine Beobachtungen finde ich sehr interessant. Besonders lustig fand ich deine Darstellung der „Energiezieher“. Ich erlaube mir noch zwei Arten von Energiezieher hinzu zu fügen: der Sportler (brauche ich nicht erklären) und der Schachspieler (Tänzer die mehrere Dutzend Takte überlegen, ob sie eine Fußwechsel tanzen oder in den parallelen System bleiben und dadurch der Tanzfluss verhindern). Ich habe oft bei mir beobachtet, dass ich in den ersten Tanda einen furchtbaren Energiezieher bin. Nicht weil ich die übliche Milonga-Regel missachte (wie meine Vorredner schrieb: geduscht, Zähne geputzt, keine Zwiebel und Knoblauch gegessen, ordentlich angezogen :), sondern weil ich durch den Alltag mit eine negative Energie geladen zu der Milonge komme. Anspannung, Verbissenheit, Verbortheit sind nur einige Attribute, die meinen Zustand beschreiben. Gott sei Dank, dauert dieser Zustand nie länger als 1-2 Tandas, danach ist alles wieder gut und ich kann die restliche Tandas genießen. Damit will ich nicht sagen, dass ich ein Energiespender bin, nein, ich versuche nur meine positive Energie meine Partnerin zu übertragen. Und bei 8-10 Tandas, die ich pro Abend tanze, sind es eine Menge Tanqueras, die von mir positive Energie bekommen. Ich finde das faszinierend!
Ich möchte gar nicht so dogmatisch die Sache betrachten. In mir vereinen sich alle Typen. Komme ich gestresst von der Arbeit bin ich Energiezieher, da ich mich erstmal beim Tanzen entspannen möchte. Bin ich ausgeglichen bin ich ein Energiespender, da ich mich entspannt auf der Tanzfläche und in der Gesellschaft bewege. Und manchmal bewege ich mich neutral auf einer Milonga, um den Abend auf mich zukommen zu lassen. Manchmal verändert sich auch mein Verhalten im Laufe des Abends. Aber ein Paar auf der Tanzfläche zu beobachten, das sich ruhig und entspannt bewegt ist immer schön anzusehen.
Und ich muss hier einmal zu einem anderen Thema schreiben. Eigentlich wollte ich diese Gedanken schon zum 250. Beitrag schicken, es kam etwas dazwischen und schon hattest Du wieder einen neuen Beitrag eingestellt. Cassiel, weißt Du eigentlich, was Du für den Tango tust? Ich kann jetzt nur von mir sprechen, aber ich finde, Du hast meinen Tango durch Dein Blog erst richtig entwickelt. Meine musikalische Sozialisation habe ich praktisch hier im Blog durchlaufen. Ich bin durch das regelmäßige Lesen reflektierter und ernsthafter geworden. Und Deine Themen sind niemals abgeschrieben sondern immer neu (wer hat vor Dir über Didaktik oder aber auch über Energie im Tango geschrieben?). Das ist der Reiz bei der Lektüre. Irgendwie bist Du der kreativste Kopf im Tango, den ich kenne.
Ich lasse einmal meine Phantasie frei und stelle mir einen Abend mit Dir in der Kneipe bei einem Bier vor. Deine ruhige nachdenkliche Art, Dein Humor und Dein umfassendes Wissen müssten eine solche Begegnung zu einem wirklichen Ereignis werden lassen.
Ich möchte mich an dieser Stelle für Deine Gedanken, Deine Mühen und Deine Genialität bedanken und hoffe, Du bleibst uns lange erhalten. Im Gegensatz zu anderen Autoren im Tangoumfeld bist Du frei von Eitelkeiten (die Diskussion um dem größten Tango-Autor aller Zeiten hat es noch einmal gezeigt), ein Überzeugungstäter eben. Manchmal würde ich mir wünschen, es gäbe mehr Anmerkungen von Lesern, aber es ist wohl schwierig immer die eigenen Gedanken so präzise zu formulieren.
Ein lieber Freund hat mal folgendes formuliert: "Tango ist keine Wohltätigkeitsveranstaltung!"
Ich finde es zu eng gefasst, dass Klein-Gruppen-Tänzer nur neutrale Energiebilanzen aufweisen sollen. Das mag vielleicht für den Makrokosmos einer Milonga richtig sein, für den Mikrokosmos - eben jene Kleingruppe - können diese Tänzer aber enorme positive Energie entfalten, wie ich finde!
Da sind wir wieder bei der Verantwortung jedes einzelnen Milongateilnehmers gegenüber der Gesamtheit aller Milongabesucher. Und meines Erachtens hat der oben zitierte Ausspruch einiges für sich.
Vielleicht müsste man auch ganz generell unterscheiden, um was für eine Milonga es sich handelt. Sicher wird man zu anderen Energiebilanzen kommen, wenn man eine sehr kleine heimische Szene mit 10-20 Anwesenden betrachtet und dann wiederum eine große Milonga mit über 100-150 Anwesenden, die aus dem Großraum der Region angereist sind und sich nur zum Teil unter einander kennen.
Und, Cassiel, wie genau geht man mit den Damen um? Da sie traditionell etwas weniger auffordern und ja auch für die Führung nicht hauptverantwortlich sind, sind sie potentiell erstmal keine klaren Energieträger oder -entzieher, oder?
Und, Cassiel, wo baut man den DJ in diese Energiebilanzen ein? Der kann ja alles zunichte machen, oder aber unglaublich gute Vorlagen für maximale Energieentfaltungen legen!
Da ergeben sich viele spannende Fragen...
Ich bin ehrlich erstaunt über die Reaktionen und ich freue mich natürlich. Vielen Dank! Leider ist es beruflich gerade etwas sehr hektisch und ich kann erst später detailiert antworten...
Einstweilen vielen Dank für die Anmerkungen...
Bis dann...
Hallo, ich wundere mich ein bißchen, dass diesen Kategorisierungen, die Cassiel vornimmt, gar nicht in Frage gestellt werden. Gibt auch noch selbstdenkende LeserInnen und den TangotänzerInnen???
Sorry, auch noch Flüchtigkeitsfehler. Natürlich muss es "unter den TangotänzerInnen" heißen.
denken? Ganz alleine???
Nöööö, das verbraucht zu viel Energie, die brauchen wir für die Milongas...
;-)
Liebe Tänzerin, vielleicht fängst Du einmal an. Mir fällt nämlich momentan nichts ein.
Eine Frage hätte ich auch noch an Cassiel. Wie meinst Du das mit den vier Beziehungen, das hast Du so kurz beschrieben und ich bin nicht sicher, ob ich das nun richtig verstanden habe.
Was meinst Du eigentlich mit der Beziehung zu sich selbst und was meinst Du mit der Beziehung zur Musik?
Tänzerin hat das gleiche gedacht wie ich, wie einfach sind die Leute doch zu manipulieren.. Nicht das die Absicht gewesen wäre, aber kaum wird ein Köder hingeworfen, schnappen sie alle danach..
Tja, denken.. ist unbequem, vor allem, wenn man wagt anders zu denken. Wer wagt es, wenn alle eine Milonga, oder die Show oder den Dj, oder, oder, ganz toll finden zu sagen, "Es war nicht gut" oder besser "es war richtig schlecht" und Spielverderber zu sein?
Bin ich jetzt "Energieentzieher" ?? ;-)
Schöne Kommentare sind da zusammengekommen. Das freut mich. Leider muß ich noch einmal los und arbeiten. Detailierte Antworten gibt es daher vermutlich erst morgen.
@letzter Anonym
Nein, Du bist kein Energiezieher. Aber ich hätte es dann doch gerne konkreter. Vielleicht gibt es ja eine ausformulierte andere Ansicht von Dir.
@Tänzerin
Mich würden Deine Kategorien schon sehr interessieren.
Vielleicht zur Erläuterung: Mir hat das Thema keine Ruhe gelassen und ich habe es dann einfach einmal formuliert und zur Diskussion gestellt. Und natürlich gibt es auch Mischformen - das ist doch klar. Ich gehe auch nicht mimmer mit der emotionalen Elefantenhaut zur Milonga...
Ich muß jetzt aber wirklich los, leider...
Allen vielen Dank für die Beiträge, ein schönes Wochenende und erfüllte Tandas...
Ach so...
Mein Standardbitte: Damit wir die einzelnen Anonymen auseinander halten können, bitte ich darum, sich ein Pseudonym zu wählen.
Das erleichtert die Diskussion. Vielen Dank.
zu 4. # Die Beziehung zu allen anderen Besuchern einer Milonga
a) Männer
erstmal potentielle Rivalen, aber notwendig. Es ist nichts schlimmer als zu wenig Männer. Man muss viel tun und es reicht eh nie, die Damen werden missmutig und es macht kein Spaß. Aber trotzdem Rivalen, weil sie einem die Zieltänzerin wegschnappen können. Ansonsten sobald sie tanzen einfach zu kategorisieren in angenehme, denen man gerne hinterher tanzt, unangenehme aus 100 Gründen, und richtige Feinde, die jede Milonga durch ihre Abwesenheit zu einem besseren Ort machen.
b) Frauen
Hier gibt es die, mit denen man immer gerne tanzt, die die man noch nie gesehen hat aber gerne tanzen würde, die die man nicht sieht (ärgerlich wenn man auf die Frage "bist gerade hierher gezogen?" hört "Nein, ich komme schon seit einem Jahr hierher")und die mit denen man gerne redet aber nicht tanzt. Die stellen die größte menschliche Herausforderung dar. Es endet meist damit, dass man weniger redet um nicht irgendwann doch tanzen zu müssen. Und fast vergessen hätte ich die, die einen im unpassendsten Moment auffordern. Aber das ist ein Kapitel für sich, da kann C. eine eigene Diskussion aufmachen.
Also was für Beziehung kann es in der Milonga überhaupt geben?? Beziehung im engeren Sinn hat man irgendwann mit den Lieblingspartnern irgendwann. Der Psychologe würde sagen, man hat immer eine Beziehung, auch eine Nicht-Beziehung ist eine, wie im Supermarkt. Viel weiter gehen die Beziehung zu den anderen Besuchern meist auch nicht.
Der Beitrag enthält gleich am Anfang mind. 2 Postulate.
Das 1. Es gibt nur 4 Arten relevanter Beziehungen.
Das 2. Die Beziehung zu den anderen Besuchern ist in den Dimensionen des Energiebeitrags zu definieren.
Das fordert zum Widerspruch und erklärt einige Kommentare. Das Wort "Energie" ist irreführend und gerade im Tangokontext mehrfach mißbraucht, z.B. zur Beschreibung von Tanzstil, zur Erklärung von Führungstechniken, zur Beschreibung von Musik etc. Darauf will ich aber nicht eingehen. Ich glaube, die richtige Frage bzw. das Anliegen des Beitrags ist eher "Was trägt der Besucher zum Klima einer Milonga bei?" oder konkreter, "Was tust Du damit es eine gute Stimmung gibt?".
Man kann es auch kurz fassen, einfach nett zu sich und den anderen sein. Wer nur mosert ist es nicht, wer die Fläche für sich alleine beansprucht auch nicht. Der lonesome cowboy und die unerreichbare Diva sind es nicht, die Klassenclowns auch nicht.
Einfach normal verhalten, die Bekannten freundlich grüßen ohne eine Begrüßungs- und Abschiedsorgie zu veranstalten, Unbekannten offen und nicht aufdringlich begegnen, und vor allem beim Tanzen die Regeln auf der Fläche beachten, die an diversen Stellen ausdiskutiert sind. Man könnte glauben, das sind in der Terminologie des Beitrags "energieneutrale" Teilnehmer, aber für mich hört sich dieser Begriff eher nach passiven Teilnehmer an.
Wenn jeder sich so natürlich wie möglich verhält, ergibt sich automatisch eine gesunde und interessante Mischung wo jeder soviel "Energie" spendet, wie es in seinen Kräften liegt.
Liebe tänzerin und liebe(r) anonym von 15:44:
Ihr habt Cassiels Kategorien in Frage gestellt und all diejenigen als nicht selbständig denkend bezeichnet, die diese Kategorien so hingenomen und entsprechend geantwortet haben. Das war Euch offenbar zu wenig freigeistig.
Wir warten darauf zu erfahren, wie Ihr denn das Thema angehen würdet.
Vielleicht wiederhole ich noch einmal höflich meine Bitte. Die Verwendung von Pseudonymen durch Kommentierende dient der Erleichterung der Diskussion. Vielen Dank!
@Anonym von 19:36h (bist Du auch der Anonym von 19:02h?)
Da bin ich zunächst einmal sprachlos. Man mag mir Naivität vorwerfen, aber die Milonga auf ein sozial-darwinistisches Beziehungsgeflecht zu reduzieren halte ich für äußerst gewagt. Wie anstrengend muß das sein. Vielleicht erzähle ich einmal aus meiner Tango-Frühphase. Da gab es ein hinreißende Tanguera mit der ich unbedingt tanzen wollte. Ich habe sehr früh angefangen argentinisch aufzufordern und so hat es gedauert... ziemlich genau 9 Monate. Hätte ich in diesem Dreivierteljahr all ihre Tanzpartner als Rivalen sehen sollen? Ich glaube dann wäre ich nicht beim Tango geblieben. Welches Interesse habe ich in einer Milonga? Warum sollte ich andere Tangueros als Rivalen sehen. Mein Interesse an einer Tanguera reicht für ein, zwei (oder mehrere) Tandas. Mehr nicht! Sorry! Aber den Begriff Zieltänzerin verstehe ich überhaupt nicht. Ich gebe aber zu, das ist äußerst subjektiv. Feinde im Tango will ich nicht haben. Es gibt Menschen um die ich einen Bogen mache, aber Feinde sind sie nicht. Schließlich ist Tango meine Freizeit. Und außerdem würde höchstwahrscheinlich mein Tango sofort grottenschlecht, wenn ich mit Aversionen gegen einen anderen Anwesenden tanzen müsste. Das ist keine altruistische Gutmenschen-Nummer es ist purer Egoismus.
Zu Deinen Thesen bezügl. Tangueras nur ganz kurz. Wenn mich ein Frau auffordert, mit der ich eigentlich nicht tanzen mag, dann will ich entweder gerade zur Toilette, oder mir gefällt die Musik nicht oder aber ich tanze mit ihr obwohl es nicht meine Traumpartnerin ist. So einfach ist das.
@Chamuyo
Es sind keine Postulate sondern meine Eindrücke und jeder Leserin, jedem Leser steht es frei, über diese Dinge nachzudenken und ggf. kostruktiv einen Gegenvorschlag zu unterbreiten, oder aber er nimmt diese Gedankenmodelle an. Natürlich können wir lange über den Begriff Energie debattieren.
Jetzt versuche ich es einmal mit einer konstruierten Argumentation. Die in meiner Terminologie energetisch neutralen Besucher einer Milonga tragen für mein Empfinden wenig dazu bei, einen Abend für Alle gelungen werden zu lassen. Es ist OK. Meine persönliche Zielvorstellung ist es, daß ich persönlich zu einem Energiespender werde und ggf. einen Durchhänger bei einem anderen Besucher abfedern kann. Aber auch das ist meine höchst subjektive Sicht der Dinge. Ich warte gespannt auf weitere Argumente.
Den Rest der versprochenen Antworten gibt es morgen...
Hallo tänzerin,
hallo Anonym von irgendwann,
seid Ihr noch da? Wie war das noch gleich mit dem selbständigen Denken? Ihr habt von Cassiel weitere Erläuterungen seiner Sichtweise bekommen und nun erwarte ich von Euch genau das, was Ihr gefordert habt: Denken.
Oder ging es Euch hier nur darum ein wenig zu stänkern? Das wird spätestens dann sichtbar, wenn Ihr Euch bemüht, an der Diskussion teilzunehmen oder aber weiter stumm bleibt.
von 19:36 (hört sich gut an ;-)
vielleicht verstehst Du "Rivale" als etwas negatives, ich nicht. Und "sozial-darwinistisch" sehe ich das auch nicht. Es geht nicht darum besser zu sein, oder etwas auf Kosten anderer zu gewinnen, sondern Freude zu haben. Die habe ich, wenn ich schöne Tänze mit 3-4 Frauen am Abend habe. Wenn weniger anwesend sind, ist der Abend eben kürzer. Wenn es mehr in der Milonga geben sollte, bleibt es trotzdem bei 3-4, weil mehr läßt sich in der Zeit nicht koordinieren. Das sind die "Zieltänzerinnen", die mit denen ich an diesem Tag tanzen möchte.
"Feinde" sind die, die man beim besten Willen nicht ignorieren kann, weil sie einen ständig anrempeln, gefährliche Manöver tanzen und meine Aufmerksamkeit so stark beanspruchen, dass für die Musik und die Frau kaum etwas übrig bleibt. Sie können ansonsten nette Menschen sein, aber in diesem Umfeld stören sie einfach immens.
@Anonym19:36h
Jetzt habe ich doch glatt die Bedeutung von Rivale nachgeschlagen, mir ist der Begriff zu martialisch, so ähnlich auch wie der Feind. Natürlich stören manche Tänzer durch ihr Verhalten, aber es ist vermutlich wie mit den Glas Wasser, für die Einen ist es halb voll, für die Anderen halb leer. Und so kann ich im Tango meinen Fokus auf die unangenehmen Zeitgenossen richten oder aber ich freue mich mit den angenehmen Tänzern.
Dir und allen anderen hier einen schönen Tag...
das es eine gute lösung für alle ist den anonym-beiträgen im stile von z.b.
@1936
zu antworten. dann ist der ersteller des eintrages wenigstens gezwungen sich seine eintragszeit zu merken
peter fangmeier
Melde ich mich also wieder zurück. Mich stört es gewaltig, wenn Menschen in Kategorien gesteckt werden. Das wird auch dadurch nicht besser, dass es durch Tangotänzer geschieht. Ich finde es wichtig, dass ich mich auf einer Milonga so benehme, wie es für mich passend ist. Ich bin ein zurückhaltender Mensch und das bleibt auch auf einer Milonga so, also sehe ich mich auch nicht gezungen auf fremde Milongabesucher zuzugehen. Ich verhalte mich wie es mir entspricht. Dass ich höflich bin, auch freundlich auf andere reagiere, die mir so begegnen, ist wohl selbstverständlich. Aber ich bin nur für meinen Spaß auf einer Milonga verantwortlich, solange er andere nicht unbotmäßig beeinträchtigt. Ich suche mir auch die Menschen nicht aus, die wie ich auf eine Milonga gehen. Manche mag ich, andere kenne ich gar nicht gut genug, um so etwas beurteilen zu können. Manche kann ich nicht leiden, mit denen muss ich mich auch nicht abgeben. Aber Schubladen brauche ich dafür gar nicht, ich finde es im Gegenteil ziemlich abwertend und es ist eigentlich nicht das, wofür Cassiel bis dahin für mich stand. Ich hoffe, das hat jetzt zur Erläuterung beigetragen.
Also, auch mich befremdet dieser Beitrag ein wenig. Der Begriff "Beziehung"(in welchem Verständnis eigentlich?) in vier Punkte strukturiert, das passt eher zur populärpsychologischen Zeitschrift "Psychologie heute".
Ich meine, dass jeder, der dauerhaft im Tango unterwegs ist, sich über sehr viele Beziehungen klar werden muss. Zum Beispiel:
- Die Beziehung zu nichttanzenden Lebenspartnern;
- Die Beziehung zwischen Sollte-Schlafzeit und Ist-Schlafzeit;
- Die Beziehung zum Raum;
- Die Beziehung zum vorderen und hinteren Paar, wenn sauber in "Spur" getanzt wird;
- Die Beziehung zum Veranstalter, Barkeeper und DJ;
- Die Beziehung zur Zuverlässigkeit der Ankündigungen des jeweiligen Tangoortes;
Dann diese Energiesachen, also, ich dachte zuerst es geht bei dem Wort um Schokoriegel. Aber es geht um Menschen? Und die sind einfach kategorisch so? Da möchte ich doch Einspruch erheben. Jeder kann so eines von den dreien "Energie-dingsbumsen" sein. Das kann sich von Jahr zu Jahr auch mal ändern, oder, da wir ja beim Tango sind, von Schritt zu Schritt. Aus dem Spender wird ein Zieher, eine falsche Bewegung reicht aus dafür. Und dann hängt die Sichtweise natürlich von den Beziehungen ab (davon war ja schon die Rede): Also, der Sporttanguero ist für den einen ein E-zieher, für den anderen ein E-spender. Die Alphatanguera ist für die einen ein E-spender, für die anderen eine E-zieherin. Ich selbst bin davon überzeugt, dass ich mal Spender, Zieher, Neutrino bin bzw. so gesehen werden kann. Je nach Beziehung. Und so weiter.
Was mir an dem Beitrag gefällt ist die Liebenswürdigkeit, mit der du die beiden "fehlenden" Tänzer beschreibst. Du scheinst sie zu mögen, und dies "öffentlich" kund zu tun ist schon eine feine Sache. Aber eben nicht das Thema.
LG
Tanguero
Da sind ja nun doch einige ausführliche Anmerkungen gekommen und leider kann ich nicht mit der notwendigen Ausführlichkeit antworten; es gibt (auch bei mir) ein Leben neben dem Blog. ;-)
Worauf es mir ankam?
Eine wesentliche Fragestellung lautet ungefähr so: Habe ich mit dem Bezahlen des Milonga-Eintritts meinen Teil zu einer gelungen Veranstaltung beigetragen oder ist da mehr, was ich tun kann?
Hätte ich es so formuliert, dann weiß ich nicht, ob so viele Anmerkungen geschrieben worden wären.
Es liegt mir fern, mit Schubladen zu operieren. Manchmal muss man eben etwas pointiert einen Sachverhalt formulieren um Reaktionen zu ermöglichen.
So! Jetzt ruft die Arbeit. Später gibt es den Tango für die neue Woche.
Allen bisherigen Kommentierenden vielen Dank!
Hallo miteinander.
Auch mich hat dieses neue Thema etwas befremdet. Weniger wegen der Einteilung in vier Beziehungsgeflechte, die meineserachtens gar nicht abschließend ist, als wegen der im Zwischenmenschlichen angeblich fließenden Energien, die ich nicht kenne.
Aber es gibt immer eine Beziehung zwischen mir und den anderen Besuchern, und jede ist so unterschiedlich wie der einzelne Mensch. Und zudem veränderlich, manchmal von einem Moment auf den anderen, unvorhersehbar.
Ob ein Abend gelungen ist, hängt für mich nur von zwei Umständen ab, die ich nicht allgemein gewichten kann und möchte.
Zum einen: habe ich meine TanzpartnerInnen glücklich gemacht. Zum anderen: konnte ich tanzen, wie ich gerne tanzen würde.
Wahr ist aber auch: Es gibt Menschen, die mir schlechte Laune machen, und solche, die meine Laune heben, wenn ich ihrer ansichtig werde.
Aber die Frage, wie beeinflussen die Anwesenden eine Milonga, je nach Sichtweise, ist schon interessant.
... seht das mal ganz locker - wie Cassiel es geschrieben hat - genau so ist es nämlich. Jeder kennt v.a. die zurückgezogenen Herren auf den Aussichtsposten - die ruhig da sitzen, im Unterschied zu denen, die liebenswert hier und da ein paar Worte plauschen und/oder tanzen. Oder die Damen, denen man am verkrampften Gesicht schon den Frust über zu wenig Tänze ansieht oder diejenigen, die den Abend trotzdem genießen oder selbst aktiv werden.
Und alle fließenden Übergänge dazwischen ;-)
ich würde tango tanzen. welche energien dann für mich von bedeutung sind, erfährt in diesem augenblick nur mein tanzpartner und ich. andere energien, welche sich im raum befinden, interessieren mich dann also nicht. ce bon.
Hi,
ist ja schon etwas älter dieses Thema aber ich finde es gut.
Man mag es sehen wie man will, ob in Kategorien oder eher fließend …
Ich für mich habe festgestellt, dass ich bis jetzt diverse Stationen im Tango durchgegangen bin, wie in anderen Lebensbereichen auch.
Den Tango Argentino habe ich eher durch Zufall kennengelernt, nach einer Sitzung, um dort noch etwas zu Trinken und den Abend ausklingen zu lassen. Vom Hörensagen kannte ich ihn schon aber dann habe ich die Musik gehört und vor allem die Menschen tanzen sehen und wusste sofort, das, ja das möchte ich auch.
Dann habe ich einen Kurs gemacht und getanzt, für mich und für sonst nix und niemanden. Erst mit der Zeit habe ich, über das Tanzen, gespürt, hoppla, das ist nichts einsames ( auch wenn ich das so für mich erst einmal gedacht hatte), das ist etwas zweisames, erst dann entsteht wirklich Tango.
Und mit der Zeit erweiterte sich auch dieses Spektrum, denn alleine zu zweit … das ist auch nicht wirklich Tango Argentino, oder ?
Zu einer Milonga gehören mehrere Paare, Viele.
Und sehe ich heute, zumindest bei den Menschen die ich kenne, da ist ein Tanguero gerade geknickt, traurig, wirkt ein wenig mutlos, gehe ich auf ihn zu und bitte ihn um einen Tanz. Normalerweise tue ich das nicht, liebe das Zublinzeln, aber wenn ich so etwas spüre/sehe gehe ich auf diesen Menschen zu und bis zum heutigen Tag gab es nur erleichterte und auch erfreute Reaktionen.
Das ist sicher kein „Muss“ aber ein schönes „Kann“.
Und genau in diesem Sinne gehe auch ich mal zur Milonga und „nehme nur mit“, weil vielleicht selber gerade nicht so gut drauf oder fit.
Und ich bin gespannt, was mir der Tango in Zukunft noch bescheren wird.
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