Gestern habe ich leider keine Zeit für mein Blog gefunden und so gibt es heute einen Tango für die Woche. In dieser Woche habe ich A la gran muñeca, eine Komposition von Jesús Ventura aus dem Jahre 1919 ausgewählt. Sicherlich ist die Interpretation von Carlos Si Sarli die bekannteste (er spielte übrigens den Titel dreimal ein - ich werde hier seine erste Einspielung vorstellen). Doch zunächst möchte ich eine Aufnahme vom Orquesta Tipica Select erwähnen. Natürlich würde ich so etwas nicht auf einer Milonga spielen, das ist dann doch zu ungewöhnlich für die Ohren der Tanguer@s. Ich stelle diese frühe Aufnahe auch hier nur deshalb vor, um an einem Beispiel das sehr frühe Auftreten einer polyphonen Instrumentierung zu belegen. Im Orquesta Típica Select spielte übrigens Osvaldo Fresedo, von dem ich hier schon einige Titel vorgestellt habe. Üblicherweise wird die Innovation im Tango häufig Julio De Caro zugeschrieben. Vielleicht vernachlässigt man mit dieser These aber das Wirken von Fresedo (der übrigens in der frühen Zeit in einem Orquesta mit De Caro spielte). Zur Abrundung habe ich einen typischen Vertreter der Alten Garde (guardia vieja) im Tango dazugenommen: Roberto Firpo. Beim Hören wird der Unterschied sofort deutlich. Miguel Caló (übrigens in einer Vokalversion mit Roberto Arrieta zu hören) ist ein Vertreter der eher ruhigeren, melodiöseren Hochphase der goldenen Ära.
Cassiels vollkommen überflüssiges deutschsprachiges Tango-Blog
Dienstag, 25. Januar 2011
Montag, 17. Januar 2011
Für die neue Woche 97: Osvaldo Pugliese - Patético
Ich bin wieder einmal spät diese Woche. Im Rahmen meines Projektes, verstärkt instrumentale Tangos vorzustellen, gibt es diese Woche Patético (eine Komposition von Jorge Caldera) mit Osvaldo Pugliese.
Freitag, 14. Januar 2011
Ein Besuch bei Monika Diaz und Christian Tobler
[Update 14.01.2010 Ich habe gerade nachträglich das Datum dieses Beitrags manuell geändert. Ich finde diesen Beitrag wichtiger als die sicherlich notwendige Klarstellung zum Mythos vom Tango im Bordell]
Nachdem ich schon länger in meinem Tango herumdümpelte und ein Treffen mit Monika und Christian überfällig war, habe ich die Zeit zwischen Neujahr und Dreikönig genutzt und bin mit der mir liebsten Tanguera von Allen nach Zürich gefahren. Wir hatten bisher nur ein ausgiebiges Mittagessen mit Monika und Christian beim letzten Festivalito con Amigos in Saarbrücken und seit der Zeit suchten wir nach einer Gelegenheit uns einmal intensiver zum Tango auszutauschen.
Das verlockende Angebot von Christian, seine Anlage einmal zu hören, stand noch immer im Raum und das hat mich natürlich sehr neugierig gemacht. Zunächst aber muss ich zu der sehr unaufdringlichen aber stets aufmerksamen Gastfreundschaft der Beiden schreiben. Das ist nämlich umwerfend! Sicherlich sind sie aufgrund des Beherbergens argentinischer Gastlehrer (auch für Wochen) trainiert, Gäste aufzunehmen und die richtige Mischung aus Begegnung und normalen Alltag zu leben. Das macht die Zeit mit ihnen immer äußerst angenehm und bereichernd. Die Gespräche sind tiefgängig ohne problembeladen zu sein. Der Humor der Zwei ist immer erheiternd... zwingt aber dazu, seine eigenen Standpunkt stets zu überdenken. Kurz: Es ist eine Freundschaft, die aus einer offenen Tango-Begegnung entstanden ist und die eine wirkliche Bereicherung zum manchmal anstrengenden Tango-Alltag vor Ort ist.
Nachdem ich schon länger in meinem Tango herumdümpelte und ein Treffen mit Monika und Christian überfällig war, habe ich die Zeit zwischen Neujahr und Dreikönig genutzt und bin mit der mir liebsten Tanguera von Allen nach Zürich gefahren. Wir hatten bisher nur ein ausgiebiges Mittagessen mit Monika und Christian beim letzten Festivalito con Amigos in Saarbrücken und seit der Zeit suchten wir nach einer Gelegenheit uns einmal intensiver zum Tango auszutauschen.
Das verlockende Angebot von Christian, seine Anlage einmal zu hören, stand noch immer im Raum und das hat mich natürlich sehr neugierig gemacht. Zunächst aber muss ich zu der sehr unaufdringlichen aber stets aufmerksamen Gastfreundschaft der Beiden schreiben. Das ist nämlich umwerfend! Sicherlich sind sie aufgrund des Beherbergens argentinischer Gastlehrer (auch für Wochen) trainiert, Gäste aufzunehmen und die richtige Mischung aus Begegnung und normalen Alltag zu leben. Das macht die Zeit mit ihnen immer äußerst angenehm und bereichernd. Die Gespräche sind tiefgängig ohne problembeladen zu sein. Der Humor der Zwei ist immer erheiternd... zwingt aber dazu, seine eigenen Standpunkt stets zu überdenken. Kurz: Es ist eine Freundschaft, die aus einer offenen Tango-Begegnung entstanden ist und die eine wirkliche Bereicherung zum manchmal anstrengenden Tango-Alltag vor Ort ist.
Donnerstag, 13. Januar 2011
Die Tragödie der Raquel Liberman, oder: Das Märchen vom Ursprung des Tangos im Bordell
Nachdem die Diskussion in dem Beitrag Nackter Tango - ein verbalisiertes Unbehagen nach über einem Jahr wieder entflammt ist, ist es vielleicht notwendig einmal über den Tango im Bordell zu schreiben und einige historische Tatsachen zu erwähnen um einer romantischen Verklärung der Geschichte vorzubeugen. Das gehört für mich zur Diskussion dazu. Natürlich habe ich überlegt, ob es überhaupt Sinn macht, zum Thema noch einmal zu schreiben. Schließlich kam ich zu der Überzeugung, daß Schweigen keine Option sein kann - zu grausam war das Schicksal der betroffenen Frauen.
Mit schöner Regelmäßigkeit wird noch immer das moderne Märchen vom Ursprung des Tangos im Rotlicht-Milieu von Buenos Aires kolportiert. Dieses vermeintlich authentische, erotisch aufgeladene Setting wird immer wieder gerne bemüht, um müde Phantasien ordentlich zu beflügeln. Es bleibt aber trotz aller Wiederholungen ein Märchen und hält sich ähnlich hartnäckig wie die Geschichte von der Vogelspinne im Stamm der Yukkapalme.
Vielleicht helfen da ein paar Fakten weiter. Der Ursprung des Tangos liegt weit vor der Hochphase der organisierten Prostitution in Buenos Aires. Dazwischen liegt so ungefähr ein halbes Jahrhundert. Insofern muss man zu diesen historisch nicht haltbaren Mythen eigentlich kaum etwas anmerken. In den kritischen Jahren der Blütezeit der organisierten Prostitution und des brutalen Menschenhandels in Buenos Aires war der Tango schon längst erwachsen. Wer es ganz genau wissen will, dem sei die Lektüre eines Beitrags auf der Website VeryTango empfohlen. Es verwundert nicht, daß in den Bordellen auch Tango getanzt wurde, es war zu der Zeit üblich (wenn die ausgebeuteten Frauen überhaupt Zeit dazu fanden; Quellen berichten von 70 Freiern pro Tag, andere Quellen erzählen von 600 Freiern pro Woche).
Aber wenn wir schon beim Thema sind, dann könnte ich vielleicht einmal das Schicksal der Raquel Liberman erzählen. Sie war eine Prostituierte in den zwanziger Jahren in Buenos Aires. Arm, ausgebeutet, bestohlen und wiederholt zur Prostitution gezwungen starb sie im Alter von 35 Jahren an Schilddrüsenkrebs.
Mit schöner Regelmäßigkeit wird noch immer das moderne Märchen vom Ursprung des Tangos im Rotlicht-Milieu von Buenos Aires kolportiert. Dieses vermeintlich authentische, erotisch aufgeladene Setting wird immer wieder gerne bemüht, um müde Phantasien ordentlich zu beflügeln. Es bleibt aber trotz aller Wiederholungen ein Märchen und hält sich ähnlich hartnäckig wie die Geschichte von der Vogelspinne im Stamm der Yukkapalme.
Vielleicht helfen da ein paar Fakten weiter. Der Ursprung des Tangos liegt weit vor der Hochphase der organisierten Prostitution in Buenos Aires. Dazwischen liegt so ungefähr ein halbes Jahrhundert. Insofern muss man zu diesen historisch nicht haltbaren Mythen eigentlich kaum etwas anmerken. In den kritischen Jahren der Blütezeit der organisierten Prostitution und des brutalen Menschenhandels in Buenos Aires war der Tango schon längst erwachsen. Wer es ganz genau wissen will, dem sei die Lektüre eines Beitrags auf der Website VeryTango empfohlen. Es verwundert nicht, daß in den Bordellen auch Tango getanzt wurde, es war zu der Zeit üblich (wenn die ausgebeuteten Frauen überhaupt Zeit dazu fanden; Quellen berichten von 70 Freiern pro Tag, andere Quellen erzählen von 600 Freiern pro Woche).
Aber wenn wir schon beim Thema sind, dann könnte ich vielleicht einmal das Schicksal der Raquel Liberman erzählen. Sie war eine Prostituierte in den zwanziger Jahren in Buenos Aires. Arm, ausgebeutet, bestohlen und wiederholt zur Prostitution gezwungen starb sie im Alter von 35 Jahren an Schilddrüsenkrebs.
Montag, 10. Januar 2011
Für die neue Woche 96: Edgardo Donato - Mishiadura
[Update 14:30h: Christian Tobler hat sich die Mühe gemacht und sehr fundiert noch zu Ausgabe 94 (Troilo, Gricel) kommentiert. Das ist sehr lesens- und wissenswert.]
In der letzten Woche habe ich u.a. über die Frage nachgedacht, wie hoch der Anteil der instrumentalen im Vergleich zu den gesungenen Tangos in der Milonga sein sollte. Ich habe mit einem Freund diese Frage am Rande unserer sehr ergiebigen Gespräche gestreift (über diesen Gedankenaustausch werde ich gesondert schreiben). Da ich hier schon lange keinen Instrumentaltitel eingestellt habe, gibt es diese Woche Mishiadura, eine Komposition von Eduardo Arolas in einer Interpretation von Edgardo Donato.
In der letzten Woche habe ich u.a. über die Frage nachgedacht, wie hoch der Anteil der instrumentalen im Vergleich zu den gesungenen Tangos in der Milonga sein sollte. Ich habe mit einem Freund diese Frage am Rande unserer sehr ergiebigen Gespräche gestreift (über diesen Gedankenaustausch werde ich gesondert schreiben). Da ich hier schon lange keinen Instrumentaltitel eingestellt habe, gibt es diese Woche Mishiadura, eine Komposition von Eduardo Arolas in einer Interpretation von Edgardo Donato.
Dienstag, 4. Januar 2011
Für die neue Woche 95: Juan D'Arienzo, Alberto Echagüe - Mandria
Ich bin gerade einmal für ein paar Tage unterwegs und stelle deshalb nur ganz kurz Mandria in der Interpretation von Juan D'Arienzo und Alberto Echagüe ein. Ich melde mich in ein paar Tagen wieder ausführlicher.
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