Sollte ich eine Gebrauchsanweisung für Tango-DJs schreiben wollen, wie man mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Milonga sprengt, so wäre vermutlich einer der ersten Tipps:
"Reduziere die Pause zwischen zwei Musiktiteln auf unter zwei Sekunden - das wirkt garantiert immer und verwandelt eine Milonga innerhalb kürzester Zeit in einen Wespenschwarm."Ich habe das selbst schön häufiger erlebt. Spielt ein Tango-DJ / eine Tango DJane Titel an Titel mit keiner Pause (oder nur einer sehr kurzen Unterbrechung), so macht sich Unruhe breit und ich meine beobachten zu können, daß die Rempeleien zunehmen.
Wenn man als Tanguero nach einem Tango die aktuelle Tanzpartnerin nicht wie eine heiße Kartoffel fallen lassen möchte, dann braucht es eben seine Zeit, bis man behutsam die Umarmung gelöst hat. Nach meinen Beobachtungen sollte sich so um die fünf Sekunden handeln. Weniger als drei Sekunden produzieren bei den Tänzern ein Gehetztsein, mehr als acht Sekunden können u.U. den Tanzfluss abreißen lassen. Tendenziell ist allerdings eine größere Pause zwischen den Titeln unkritischer als eine zu kurze oder gar keine Pause.
Ein weiterer Aspekt ist hörspychologischer Natur. Zwischen den einzelnen Musikstücken ermöglicht ein Pause - sei sie auch noch so kurz - eine Erholung der Ohren. Gerade bei längeren Milongas ist das durchaus angenehm.
Und nun wird es technisch: Wie kann man denn als DJ diese Pause überhaupt beeinflussen? Für den Fall, daß ein DJ mit CDs auflegt ist es unkritisch. In der Regel wird man auf die Tanzfläche schauen und erst den nächsten Titel starten, wenn man den Eindruck hat, es passt. Viel gravierender wird das Problem, wenn man mit dem Laptop auflegt und die Titel sehr knapp geschnitten sind, d.h. die Pausen nach einem Titel und vor dem nächsten Tiel sind zusammen sehr kurz bzw. nicht vorhanden.
Es gibt nun mehrere Möglichkeiten, diese Pausenlängen zu korrigieren und um es gleich vorweg zu nehmen: Kein Weg ist nun wirklich optimal. Aber einen Tod muss man bekanntlich sterben und so stelle ich einmal die verschiedenen Wege vor und überlasse es den Leserinnen und Lesern (falls es die für dieses vergleichsweise trockene Thema gibt), einen persönlichen Weg auszuwählen.
Ich beschränke meine Darstellung auf das Auflegen mit iTunes unter Mac OS X. Bei allen Schwächen von iTunes halte ich diesen Weg immer noch für die beste Lösung und ich fasse keine Windows-Maschinen an. Insofern wäre ich für Hinweise, wie man das Problem in anderen Umgebungen löst, sehr dankbar.
1. Alternative: Ich ändere meine Audio-Dateien mit Audicity und hänge an jeden Titel eine Pause fester Länge an. Das klingt zunächst sehr gut und simpel. Allerdings ist das ein sehr aufwendiges Unternehmen, wenn die Musiksammlung einige Tausend Titel enthält. Hat man die Audio-Daten in unkoprimierter Form abgespeichert (also AIFF unter OS X bzw. WAV unter Windows) dann sollte man zunächst die 16 Bit Daten von der CD in 24 Bit Daten umrechnen und die Daten dann (aus Qualitätsgründen) in der 24 Bit Version belassen. Das bläst einem die Tangobibliothek rechnerisch noch einmal um die Hälfte auf. Bei mir würden also aus 750 GB Tangothek sofort mehr als ein Terabyte Daten. Erschwerend kommt hinzu, daß der Prozess nicht automatisiert werden kann. Wenn man es nämlich richtig machen will, dann nimmt man (sofern vorhanden) etwas Stille vom Ende der Datei, dupliziert diese Stelle und blendet sie sanft über. Einfach nur "digital Null" anzuhängen klingt nicht gut. Dies Lösung wäre der Königsweg, ist aber aufgrund der Arbeit fast nicht durchführbar.
2. Alternative: Man deaktiviert die Titel (mit dem Häkchen in der zweiten Spalte der iTunes-Übersicht) und startet jeden Titel manuell. Diese Lösung erscheint ebenso unbefriedigend, da sie dauernd ein manuelles Eingreifen erfordert.
3. Alternative: Man generiert eine 2- oder 3-Sekunden-Pause als Datei und fügt dies zwischen zwei Titeln ein (ggf. nur bei Bedarf). Dieser Weg macht des Verfahren kompliziert und die Playlist wird derartig aufgebläht, daß sie kaum noch lesbar ist.
4. Alternative: Es gibt eine AppleScript-Erweiterung, die zwischen die Titel einer Playlist automatisch eine Pause fester Länge einfügt. Dieses Skript: A Space Between V1.0 ist kostenlos. Hier liegt der Haken in dem Umstand, daß diese Pause immer (!) eingefügt wird. Hat man also verschieden lange Pausen nach den Titeln dann muss man ggf. anschließend die Spieldauer für die einzelen Tracks wieder eingrenzen (des geht über die "Informationen" zum Einzeltitel; Unter "Optionen" kann man einen Start- und Stoppzeitpunkt festlegen).
Wie bereits erwähnt gibt es keinen Königsweg. Jeder DJ / jede DJane muss für sich entscheiden, wie er / sie dem Problem begegnet. Sollte ich einen Aspekt vergessen haben freue ich mich über ergänzende Anmerkungen und Kommentare.
21 Anmerkung(en):
Das wichtigste sind doch oft die Nebensächlichkeiten (vor allem in Summe;-)
Die Pausen sind sicher nicht unwichtig, aber zu lange Pausen fände ich auch zäh.
Was ist aber zu lange? Keine Ahnung! Nicht nur Tänzer(innen) brauchen Musikalität auch ein DJ sollte die haben :-(man würde es einigen wünschen). Also muß er den Laden am Laufen halten, vielleicht auch unter Beeinflussung der Pausen.
Da ich die Pause an sich noch nie so besonders als störend wahrgenommen habe, könnte man das Thema vielleicht auch auf einige Titel eingrenzen!? Diese dann technisch zu verändern dürfte kein Problem im Aufwand darstellen, oder?
Insgesamt erscheint mir das Thema auch akademisch, wenn ich doch das Fehlen der Cortina in so vielen Milongas beklagen muß!
Grüsse aus S.
Einspruch!!
Das Thema ist nicht "akademisch", ebenso wenig wie der Vergleich von zwei oder drei Tangoaufnahmen und die Unmöglichkeit, die Empfindungen dabei präzise zu beschreiben. Stille gehört zu jeder Musik, und welche Mühe geben sich Künstler auf der Bühne, die Spannung nach einem Schlussakkord oder -ton zu halten, bis der Applaus diese unterbricht!
Ich bedauere es jedes Mal, wenn man nach einem Tanz den letzten Moment in der Umarmung möglichst auskosten möchte - im Ausklingen des letzten zusammen getanzten Stücks - und zu schnell wieder zu einem neuen Stück "angetrieben" wird. Es verkürzt diesen Moment, den man in der Umarmung noch genießt! Wie man es technisch macht, mag ja kompliziert sein, aber dies spricht nebenbei sehr für einen guten DJ, der nicht nur die Musikauswahl, sondern auch das Einfühlen in die Tänzer gekonnt - um nicht zu sagen professionell! - schafft.
Wenn zwischen den Stücken nicht mal mehr ein Atemzug "Platz hat", empfinde ich es als störend. Nebenbei: Ich begrüße auch Cortinas! Es sei denn, es sind diese auch für sich genommen "nervig"...
Cassiel, Du legst doch auch auf oder? Verrätst Du uns endlich einmal wann und wo? Zumindest mich interessiert es brennend und ich würde kommen.
Lieber Cassiel,
es ist ein durchaus praktisches und wichtiges Thema. Ich empfinde kurze bzw. unterschiedlich dauernde Pausen zw. den einzelnen Titel störend. Und zwar aus die gleichen Gründe die Du und alle anderen so treffend formuliert haben: man möchte den Tanz beenden, die Umarmung behutsam lösen, die Dame in die Augen schauen, um zu erfahren wie die erste Reaktion auf den Tanz ist (ja, meine Ego hat auch Bedürfnisse :). Dieses Ritual wiederholt sich nach jedem Tanz. Alles das braucht Zeit. Wenn ich diese Zeit von den DJ nicht bekomme, fühle ich mich unter Druck. Obwohl das nächste Stück schon läuft, wechsele ich ein Paar Wörter mit der Dame um diese unschönes Gefühl abzumildern.
Auch die Länge der Cortinas ist wichtig. Neulich fiel mir auf eine Milonga auf, dass je vorgeschrittener die Abend war, desto länger die Cortinas wurden. Auf meine Frage, ob das ein Trend aus BaAs ist, lächelte die, mir gut bekannte, Djane nur: sie war von der Anreise extrem übermüdet und hatte Schwierigkeiten die passenden Titel zu finden.
Die technische Realisierung ist durchaus einfach – man soll nur den passenden Player verwenden. Für mich gehört iTunes leider nicht in diese Kategorie :)
tja Cassiel, Du fasst kein Windows Rechner an... Dort ist es so einfach! Man kann Stille automatisch ausblenden und Pausen beliebiger konstanter Länge einfügen. Vorausgesetzt man benutzt nicht itunes oder den Media Player ;-) Es soll auch für Mac richtige Software geben, für Geld. Leider benutzen viel zu viele DJs itunes aus Bequemlichkeit oder Unkenntnis.
(falls es nicht klar ist, itunes ist keine richtige Software, sondern Verkaufsplattform)
Übrigens, das bloße Aufpumpen auf 24 bit ohne weitere Bearbeitung bringt gar nichts außer leere bits. Wenn schon, dann eher das resamplen auf 96 oder 192 kHz, am besten zur Laufzeit. Der Grund liegt in den AD Wandlern, ich kann es nicht erklären, nur hören.
Sehr schön! Da sind ja doch einige Kommentare gekommen. Vielen Dank!
@jue711 und PacoDaCapo
Ich habe sehr bewußt nicht über Cortinas gesprochen. Das ist noch einmal Stoff für einen eigenen Artikel.
@B. G.
T T (!!!) (=toller Trick)
Ich werde mir ja wohl nicht die Mühe machen und über zwei Jahre unter Pseudonym blogen und jetzt hier Einzelheiten preisgeben. Ja, ich lege gelegentlich auf und vielleicht erkennst Du mich eines Tages an der gewählten Musik und der Art des Auflegens... wer weiß... ;-)
@sweti
Schön, daß Du auch noch da bist. Ich schätze Deine Beiträge sehr. Mir sind die Grenzen von iTunes sehr wohl bewußt. Die nehme ich bewußt in Kauf angesichts der Stärken. Ich habe noch kein anderes Programm gesehen, mit dem man besoielsweise so unkompliziert ID-3 Tags verwalten kann (um nur einen Vorzug zu nennen). Wenn das beschriebene Problem mit einer anderen Software endgültig und elegant lösbar wäre, dann bitte ich um einen entsprechenden detailierten Hinweis.
@chamuyo
Auch Deine Beiträge sind mir lieb und teuer. Allein der Hinweis, daß iTunes keine richtige Software ist, reicht mir allerdings nicht aus. Ich habe es einige Dutzend Mal gesehen: Vollkommen grafisch übertriebene DJ-Applikationen mit stilisierten Plattentellern. Das brauche ich im Tango nicht. Wenn ich beispielsweise Di Sarli Rufino {1943 in das Suchfeld eingebe, dann soll mir der Rechner im Sekundenbruchteil entsprechende Titel anzeigen. Ich kenne keine andere Software, die das so elegant erledigt.
Als virtueller Hausmeister verdiene ich mein Geld mit Computern. Ich will mit dem Rechner arbeiten und ihn nicht dauernd verwalten müssen. Das heißt konkret: Ich will mich nicht um Viren und Co kümmern müssen und ich mag den Rechner 30 Sekunden nach dem Einschalten zur Verfügung haben mit Firefox oder mit einem UNIX-Terminal (auch wenn er einige Jahre alt ist). Bis jetzt habe ich so eine Windows Maschine noch nie gesehen. Aber ich lasse mich ja gerne überzeugen.
Ich bin sehr vorsichtig, wenn ich die AIFF-Daten aus der CD ausgelesen habe. Ich gehe einmal davon aus, daß diese Daten sehr nah an den Daten der CD sind. Eigentlich mag ich diese Dateien nicht verändern (oder zumindest erst dann, wenn ich genug darüber gelernt habe). Diese technischen Details machen mir eigentlich keinen Spass - deswegen versuche ich mit möglichst einfachen Mitteln beste Resultate zu erzielen. In diesem Zusammenhang ist die iTunes-Verwendung zu sehen. Zu den restlichen Fragen unterhalten wir uns dann in ein paar Jahren. Dann weiß ich hoffentlich mehr darüber und habe neben meinem Leben, neben meiner Beruf, neben meinem Tango und neben meinem Blog genügend Zeit gefunden mich in die Materie einzuarbeiten.
Abschließend Allen noch einmal herzlichen Dank für die ausführlichen Anmerkungen. Gute Nacht ;-)
Als DJ gestaltet man mit Musik und die Pause ist Bestandteil von Musik. Soweit zum Grundsätzlichen.
Man kann über die Länge der Pausen im Vorfeld philosphieren, es hilft nichts, DJing ist Arbeit. Und diese Arbeit bedeutet, ich bin als DJ sensibel für die Tanzfläche. Natürlich bin ich gut vorbereitet mit Wissen, Erfahrung und playlists, produzierten Pausen verschiedener Länge. Aber was ich wirklich mache, das entscheidet sich manchmal sehr kurzfristig: Welche Musik, welche Tanda, und wie lange Pausen. Ich muss mein Auge für die Tänzer, die Tanzfläche haben. Und diese ändert sich manchmal recht schnell.
Damit zum zweiten Punkt, der Erstellung von Pausen: Ich habe manchmal den Verdacht, DJs betrachten Musiksoftware als Ersatz für die dahinterstehende menschliche Leistung. Dies würde aber m.E. zur Degeneration der Qualität führen. Ein Musikverwaltungs- oder auch DJ-Programm ist Werkzeug des Nutzers aber nicht Ersatz. Die Software ist mein Diener, um mir die Arbeit zu erleichtern, aber nicht um sie mir abzunehmen. D.h., ich muss sie bedienen und möglicherweise auch mal eingreifen.
Dies führt zur Alternative 2b: Ich beobachte den Ablauf der Titel und gestalte dann mit Stop/play ggf. die Pause. Der Computerverwöhnte mag schreien, ja oh je, da muss ich ja hinschauen. Aber was hat man denn zu CD-Zeiten gemacht?
Für mich gilt Alternative 5:
Ich kenne meine Musik und meine playlists und weiß, wo, wie die Pausen sind. Wo ich selbst erstellte Pausen einfüge, oder einen Titel abkürze (bei ITunes: Optionen - Stoppen bei).
By the way: Ich habe bis jetzt das Tango-DJing mit ITunes, DJ-1800 und Traktor versucht mit dem banalen Resultat: Jede Software hat Vor- und Nachteile, es ist halt die Frage, mit welchen man umgehen will und sie ggf. kompensieren kann.
Dass es eine Pause von mindestens 4-5 Sekunden zwischen zwei Stücken braucht ist ja unbestritten.
zu Audacity: die gibt es übrigens auch für Windows und Linux!
Um Ruhe ( Pausen ) zu erzeugen benutze ich den Menupunkt Generate / Silence. Das funktioniert gut.
Eine Lösung um tausende von Liedern automatisch mit Pausen zu erzeugen, gibt es wahrscheinlich nicht.
Am besten konvertiert mann die CDs gleich mit Pausen. Das erspart einem diese mühsame Prozedur von
Hand die Pause nach zu generieren.
iTunes wird von sehr vielen DJ's benutzt. Und das nicht in Unkenntnis von vermeintlich besserer Software. Hab auch schon vieles andere ausprobiert. Für Tango-Musik braucht es eigentlich nicht so viele Features. Was ich am meisten vermisse ist die Möglichkeit gleich in der Playlist auf dem Kopfhörer vorzuhören.
Lieber @cassiel,
gerne gebe ich konkrete Hinweise für Software an diese Stelle. Ich befürchte nur, sie werden dir persönlich wenig bringen. Anderseits lesen hier auch andere TJ’s und vielleicht bringt einen Hinweis auf foobar ein oder anderen „Kollege“ weiter. Ich habe selten so eine offen Software wie diese Freeware gesehen. Was mir noch wichtiger ist, die Gemeinde um foobar (hydrogenaudio.org) ist sehr lebendig und besteht m.E.n. aus sehr kompetente und professionelle Leute. Vor einige Jahre müsste ich mehre Werkzeuge zur Pflege meinen Archiv verwenden: MediaMonkey als Player und Datenbank, EAC zum rippen, MP3tag zum vertagen. All diese Werkzeuge sind wunderbar und erfühlten meine Anforderungen. Irgendwann entdeckte ich foobar und nach einer relativ kurzen Anlernphase hat so eine Begeisterung eingesetzt, die noch bis heute dauert. Diese Player spielt nicht nur alle Formate (eigentlich eine witzlose Feature – ich verwende nur zwei MP3 und FLAC), die Suchfunktionen sind mächtiger als alle andere mir bekannte Datenbanken und tägliche Aufgaben, wie hier diskutierte anpassen von Pausen, erledigt man mit 2-3 Klicks.
Eine ausführliche Beschreibung findet man wie immer im Netzt. Nach kurze sSuche entdeckt man auch die unzählige Plugins. Der Kunst besteht darin, die richtige und qualitativ hochwertige auszuwählen.
@sweti: das foobar sieht schon gut aus, hab aber einen Hacken: Es läuft nur unter Windows.. Schade.
@ Bluetango – habe ich diese Tatsache nicht erwähnt, sorry... Ich muss leider die Anhänger des Systemhauses aus Cupertino enttäuschen - alle von mir erwähnte Produkte laufen ausschließlich unter Windows.
kleiner Exkurs zu Software; diejenigen, die es nicht interessiert, bitte weiter blättern.
Als ich von CD auf Laptop umgestiegen bin, habe ich mehrere Monate das Inet durchforstet und etliche Programme ausprobiert. Seitdem verfolge ich auch weiterhin die Entwicklung und steige möglicherweise um, wenn sich etwas besseres bietet. Mein Problem mit i-tunes, ist nicht dass jemand das bewusst wählt, denn diese Menschen wissen i.d.R. was sie tun, sondern dass jemand sich i-tunes geholt hat um seinen ipod zu füttern und irgendwann auf die Idee kommt auch Milongas damit zu malträtieren. Keine Spur von Vergleichen oder technischem Wissen.
Meine Prioritäten bei der Auswahl sind:
1) Technische Qualität der Soundausgabe. Darunter fallen auch die abspielbaren Formate, das direkte ansteuern *wählbarer* Soundkarten (mind. 2), die Einbindung von VST-Plugins.
2) Datenbankverwaltung und Tags. Hierunter fällt alles was einem das Leben leicht macht und einem erlaubt in kürzester Zeit zu handeln.
3) Stabilität. Selbstverständlich soll nichts abstürzen oder anfällig für Fehlbedienungen sein.
Nicht wichtig sind Möglichkeiten zum Einlesen und bearbeiten, dafür gibt es andere Software.
Das erwähnte Foobar kann das alles, ist nur etwas sperrig für ungeübte. Manche nutzen zwei Programme etwa Winamp und Foobar, ich verwende JR Media, obwohl es auf dem ersten Blick einem aufgemotzten i-tunes ähnelt, hat aber perfekte Technik.
Traktor und andere "DJ-Programme" sind zwar brauchbar, aber für Tango völlig überzüchtet.
Zu den Virengefahr kann ich nur sagen, dass ich mich nicht erinnern kann wann ich das letzte Mal so was hatte, obwohl ich mich beim Surfen keinesfalls einschränke. Eine aktueller Virenscanner und Firewall reichen absolut. Man soll sein Tango-Laptop aber auch nicht mit unnötig viel Software zumüllen, dann wird es irgendwann schwach.
@chamuyo: ich versteh aus deinem Kommentar nicht, was aus deiner Sicht gegen iTunes spricht. Die, die es benutzen, haben vielleicht gar keinen iPod (wie ich) und haben sich sehr wohl gut überlegt, wieso iTunes und kein anderes.
Ausser dem Punkt, dass es keine zweite Soundkarte ansteuern kann, erfüllt es meines Erachtens all deine Punkte.
Des weiteren, ist JR Media auch nur auf Windows laufhähig.
@Cassiel: Entschuldige bitte, falls es dich stört, dass wir uns langsam aber sicher vom Thema fortbewegen..
@Bluetango
Es ist vollkommen OK. Ich bin da mittlerweile sehr offen geworden und wenn ein Thema einmal durchdiskutiert werden muss, dann sollen sich Kommentare auch für ursprünglichen Beitrag entfernen.
Ich finde sachliche Beiträge immer bereichernd.
Also mach Dir keine Gedanken...
;-)
@bluetango:
gegen itunes spricht:
1. wie bereits erwähnt, keine Möglichkeit irgendeine Soundkarte anzusprechen, außer dem eingestellten Systemstandard.
2. äußerst beschränkte Möglichkeiten das Tun des Programms hinsichtlich Datenablage zu kontrollieren.
3. keine Möglichkeit die Soundqualität zu steuern außer über den eingebauten Equalizer, den man besser nicht nutzen sollte.
4. keine Möglichkeit den ReplayGain Tag zu nutzen, sprich die Lautstärke der einzelnen Stücke anzugleichen.
5. Die Sache mit den Pausen, die zusammen mit Nr. 4 das ist, was mich als Tänzer am meisten stört.
Insgesamt ist mein rein empirischer, durch ausreichende, aber nicht bundesweit repräsentative Stichproben gewonnener Eindruck, der selbstverständlich keinem einzelnen Individuum gerecht wird und insgesamt als Vorurteil angesehen werden kann, dass der Mensch, der itunes nutzt, i. d. R. technikavers ist und von Musikanlagen nichts versteht außer das Miniklinken Kabel und den Schieberegler für die Lautstärke zu finden. Er interessiert sich wenig bis gar nicht für Soundqualität, erkennt bestenfalls eine Brummschleife ohne eine Ahnung davon zu haben wie man sie unterbindet, geschweige denn problematische Anlagen in den Griff zu kriegen. Die schlimmsten Hörerfahrungen auf Milongas hatte ich mit Menschen die itunes nutzten, egal ob auf Mac oder Windows. Alle, ohne Ausnahme, bei denen ich angenehm vom Sound überrascht war, benutzten foobar, winamp, traktor, JRMedia auf Windows Rechnern mit hochwertigen externen Soundkarten. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass ich auch passable Qualität (d.h. nicht störend) auf guten bis sehr guten Anlagen mit itunes oder WMP gehört habe, vorausgesetzt der DJ sitzt davor und dreht ständig an den Knöpfen. Aber wehe, er wagt eine Tanda zu tanzen, dann geht es wieder los, zu leise oder zu laut, zu dumpf oder zu schrill usw. Selbstverständlich ist alleine die Nutzung eines der genannten Programme auch keine Garantie für Erfolg, macht die Sache nur leichter.
Dass für Mac nicht die ganze Bandbreite der Software verfügbar ist, ist eine andere Sache. Dafür hat man einen hübschen Rechner ;-)
Noch einen Punkt möchte ich hinzufügen:
6. Ich nenne es „definierte Signalweg“. Das bedeutet, dass ich die Komponenten, die die Daten von der Festplatte bis der Soundkarte passieren, kontrollieren möchte. Dazu gehören auch vernünftig programmierte Treiber. Bis Windows XP war ein Kunststück der, in den Betriebssysteme integrierten, Mixer zu umgehen. Er hatte das Funktion alle Vorhandene Quelle zu mischen. Da Quellen mit verschiedenen Sample-Ratten vorhanden sind, hat der Mixer alle Signale auf 96Khz umgesampelt. Die Funktionsweise führte zu erhebliche Qualitätsverluste. Seit Windows Vista sind elegante Möglichkeiten die o.g. Komponenten des Betriebssystems zu steuern. Wie man sowas bei Apple macht, entzieht sich leider meine Kenntnisse.
Vom Nimbus des stabileren Betriebssystems ist jedenfalls nicht viel übrig: ln diesem Bereich ist Windows den Apfelsystemen seit XP durchaus gewachsen. Für den Mac sprechen vor allem die reduzierte Komplexitätund die einheitlichere Benutzerführung, was allerdings auch seinen Preis hat.
Obwohl ich im wesentlich dir zustimme, muss ich zugeben, relativ neulich auf einer Veranstaltung gewesen zu sein, wo keine Pausen unter den Tangostuecken hineingelegt wurden. Und ich habe das eigentlich gerade deswegen genossen, weil mein Partner dabei waeren des ganzen Tandas die Umarmung nicht einmal gelockert hat. Wir haben fast so getanzt, als handele es sich um einen einzigen Tango: ein bisschen seltsam, das Gefuehl, aber es hatte auch seinen Reiz, der vor allem daran lag, in der wunderschoenen Umarmung diesen Partners so lang bleiben zu koennen.
Die Erfahrung beschreibe ich hier:
http://tangoaddiction.wordpress.com/2011/06/29/dancers-on-two-continents/
Zu Rempeleien kam es nicht. Allerdings war das Tanzniveau auf dieser Veranstaltung sehr hoch.
Was die Cortinas angeht, habe ich in Buenos Aires doch eigentlich oft beobachtet, dass sie um so laenger sind, je spaeter am Abend es wird. Der Grund dafuer ist mir eigentlich unklar. Gerade frueher am Abend, waehrend noch viel los ist, braucht man Zeit zwischen den Tandas: um die Tanzflaeche zu leeren, wieder Platz zu nehmen, das ganze Cabeceo-Spiel zu machen, fuer die Maenner, die Frauen von ihren Sitzplaetzen abzuholen und die Plaetze in der Runde aufzunehmen. Manchmal muss man Schlange stehen, bevor man ueberhaupt auf die Piste kommt. Spaeter am Abend laeuft der ganze Prozess viel schneller und effizienter ab, weil viel weniger Leute da sind. Aber die Cortinas sind dann auch viel laenger: manchmal zu lange fuer mich persoenlich. Es wuerde mich interessieren, wenn du als DJ mir dieses Phaenomen erklaeren koenntest.
Vielen Dank für den guten Blog!
Der Beitrag ist schon etwas älter, aber das Problem ist für mich geblieben! Viele Titel haben keine Pause...
Ich nutze sehr gern iTunes...andere Programm für meinen Mac nutze ich dann eher zum vorhören und sind bisher zum auflegen in der Tangowelt ungeeignet da sie zur unterbrechungsfreien Wiedergabe ausgelegt sind :(
Also schnipseln sie die schon vorhandene Pause einfach weg... :(
Hast du mittlerweile eine Möglichkeit gefunden das Pausenproblem zu lösen?
Also ich habe mir mit Audacity kurze Stücke generiert. 2, 3 und 5 Sekunden Pause. Die füge ich dann je nach Bedarf in meine Playlist ein.
Hilft Dir das weiter?
P.S.: Audacity ist eine Freeware und für jede Platform verfügbar. Zu finden über Google.
Es gibt eine österrecihische DJ Freeware namens DigiJay (www.digijay.at). Hier kann man beim Übergang zwischen Player a und Player B auch eine Pause erzeugen. Einfach in der graphischen Anzeige des Übergangs mit der Maus ziehen.
@mike_pa
Lieben Dank für Deinen ergänzenden Hinweis. Ich möchte da jetzt nicht übertrieben haarspalterisch werden, ich werbe allerdings dafür, Software vor einer Verwendung genauestens auf die Geeignetheit für die Wiedergabe im Tango zu prüfen. Für mich ist nach dem Besuch der Website nicht so ganz klar, welche Zielsetzung der Autor der Software hatte. Grundsätzlich halte ich DJ-Programme (z.B. auch mit Manipulationsmöglichkeiten der Abspielgeschwindigkeit) für ungeeignet in der Milonga. Da erledigen einfachere Programme diese Aufgabe besser (z.B. foobar oder iTunes).
Bitte nimm mir meinen ergänzenden Hinweis nicht übel. Aber ich weiß, wie viel Mühe in einer Tangothek stecht und ich weiß, welche Arbeit ein Programmwechsel verursacht. Deswegen möchte ich mit diesen Hinweisen mögliche Interessenten auf ggf. lauernde Gefahren hinweisen.
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