Freitag, 30. Oktober 2009

Leserbrief: Beziehungsdilemma et al

Im Moment bin ich auf anderen Baustellen unterwegs. Deshalb gibt es hier ausnahmsweise einen Leserbrief und ein paar Gedanken. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle kurz etwas zum Thema Leserbriefe schreiben. Mich erreichten in der Folge zum Beitrag: Erotik vs. Sex im Tango Argentino sehr viele Leserbriefe. Ich bemühe mich, Leserbriefe zeitnah zu beantworten, das hat bei über 60 Leserbriefen nicht so funktioniert, wie ich es eigentlich als Anspruch an mich selbst leben will. Ich bitte um Verständnis. Prinzipiell möchte ich noch einmal auf die Kommentarmöglichkeit hinweisen. Ich werde dafür Sorge tragen, daß es nicht zu ruppig wird. Und viele Gedanken in den Leserbriefen waren durchaus berechtigt und es wäre schön gewesen, wenn sie in die Diskussion eingeflossen wären. Das ist aber jetzt auch egal. Ich möchte einen Kontakt mit einem Leser exemplarisch herausgreifen und hier veröffentlichen. Vielleicht ergibt sich eine spannende Diskussion.
Lieber Cassiel,

gelegentlich lese ich Deinen Blog und finde viel Kluges und Amüsantes darin.

Zuerst ein paar Worte zu meiner Wenigkeit:
Beim Tango bin ich seit ca. 8 Jahren, meine schlimme Suchtphase habe ich glücklich hinter mir, so gehe ich inzwischen ca. 1x die Woche zum Tango. Das ist auch insofern einfach, als ich hier inzwischen nur an den Sonntagsmilongas Freude habe. Ich vermute fast, wir sind uns mal in [...], der [...] oder dem Schloß [...] über den Weg gelaufen…

In vielen Punkten stimme ich Dir zu, viele Deiner Beobachtungen teile ich, einen "Edgar" gibt es bei uns auch (hier heißt er W. [Name abgekürzt - Cassiel]). In einem wesentlichen Aspekt möchte ich Dir aber entschieden widersprechen: In Deinen Einschätzungen zum Thema Tango&Beziehung, Erotik, Sex sitzt Du m.E. einem weit verbreiteten Denkfehler auf.

Dieser Denkfehler entsteht durch eine ebenso weit verbreitete Überschätzung von Wichtigkeit, Bedeutung und Gewicht des Tango. Man kann durchaus im Tangoumfeld jemanden kennenlernen, und demjenigen sehr ernsthaft begegnen - sei es für ein paar Tangos, für den ganzen Abend mit sehr anregenden Gesprächen, für die ganze Nacht mit oder ohne Sex, für eine kurze Affaire, eine längere Beziehung - oder eine lebenslange Ehe. All dies ist möglich - und für all dies gibt es genug Beispiele.

Nur einen Fehler darf man nicht machen - und dieser Fehler ist extrem verbreitet: Man begegnet sich auf dem Parkett, ist hingerissen von dem, was man beim Tango erlebt - und zieht aus diesem Erleben Rückschlüsse auf das, was im richtigen Leben möglich ist. Dieser Fehlschluß ist unter dem Namen "klassische Tangofalle" sattsam bekannt und vielfach beschrieben.

Tango ist ein Umfeld, das genauso gut oder schlecht geeignet ist, Lebens- oder Liebespartner für kürzere oder längerdauernde Beziehungen kennenzulernen wie der Arbeitsplatz, ein Sportverein, ein Supermarkt, eine Internet-plattform oder ein Eisenbahnabteil. Und das Risiko des Scheiterns einer Beziehung ist beim Tango nicht höher als bei einer der anderen Kennenlern-Formen, wenn man eine sehr simple Verhaltensregel beherzigt: Man muß geduldig und mit aller Gründlichkeit erforschen, was das Gegenüber für ein Mensch ist - und ob man mit ihm kürzere oder längere Zeit verbringen kann und will. Mit einem Wort: Man muß sein Gegenüber kennenlernen.

Manche Tangonauten sitzen nun dem Irrtum auf, nach ein paar Tangos in perfekter Harmonie wäre dieser Kennenlern-Prozeß abgeschlossen. Das sind die Fälle, von denen Du schreibst - nach ein paar Wochen sprechen sie dann nicht mehr miteinander…

Das Beherzigen meiner Verhaltensmaßregel schafft natürlich keine Sicherheit - die gibt es in Gefühlsdingen nicht. Aber sie kann sehr wohl das Risiko des Scheiterns auf ein verkehrsübliches Maß senken.

Vielleicht lese ich ja mal in Deinem Blog Deine Gedanken dazu… (-;

Herzliche Grüße

Meine Antwort:
Hallo,

vielen Dank für Deine ausführliche Mail. Womit habe ich das verdient.

Ich bin gerade beruflich im Stress, deshalb kommt auch meine Rückmeldung so spät. Ich fürchte ich muss Deinen Beitrag noch zwei bis drei mal lesen um den Unterschied unserer Ansichten (den Du vermutest) herauszufinden. Ich denke, unsere Ansichten liegen dichter beieinander als Du es beschreibst.

Darf ich aus Deiner eMail (selbstverständlich anonym) zitieren?

Ich werde Dir dann antworten.

Viele Grüße

Cassiel

Und dann kam diese eMail zurück:
Servus, Herr Cassiel,
| vielen Dank für Deine ausführliche Mail. Womit habe ich das verdient.
Ist das eine echte Frage? - Falls ja:

Du schreibst pointiert und beziehst klare Standpunkte, die Widerspruch hervorrufen. Aber Du tust es auf eine Art, bei der man das Gefühl hat, daß die eigene Meinung ernst genommen wird - v.a. auch deswegen, weil Du umfangreich auf die Kommentare eingehst.

So kommt wohl die Lebendigkeit der Diskussion auf Deinem Blog zustande.

| Ich bin gerade beruflich im Stress,

Naja - und der Blog macht ja auch eine Menge Arbeit. Wenn Du so weiter machst, kannst Du bald Deinen Beruf an den Nagel hängen und Dein Auskommen als Tango-Therapeut (2/3 weibl., 1/3 männl. Kundschaft) finden. Vorsicht - da lauern die richtig heftigen Beziehungs-Dilemmata… (((((((-;

| deshalb kommt auch meine
| Rückmeldung so spät. Ich fürchte ich muss Deinen Beitrag noch zwei bis
| drei mal lesen um den Unterschied unserer Ansichten (den Du vermutest)
| herauszufinden. Ich denke, unsere Ansichten liegen dichter beieinander
| als Du es beschreibst.

Bin gespannt…
| Darf ich aus Deiner eMail (selbstverständlich anonym) zitieren?

Naklar - so isses gedacht. Kannst mich ja als "Herrn Oswald" (oder lieber "Herrn Osvald" ?) bezeichnen.

Herzliche Grüße

Oswald


Also, lieber Herr Oswald, Du schneidest noch einmal das Thema Tango und Beziehung an und wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann findest Du meinen Ansatz zu streng. Ich hatte mich ja schon erstmalig vor einem halben Jahr in epischer Breite in meinem Artikel Das TBD bzw. TPD zum Thema geäußerst. Ich sehe es immer noch so. Allein aus der Anzahl der Leserbriefe, die mich zu diesem Thema erreichen bemerke ich, wie wichtig einigen Menschen diese Fragestellung ist (vielleicht verlinke ich hier noch einmal den Leserbrief und meine Entgegnung aus dem Juni). Die klassische Tangofalle sehe ich natürlich auch (wenngleich ich den Begriff so bisher noch nicht verwendet habe).

Reduzieren wir doch einmal die Frage auf den Kern: Wie gehe ich mit der Nähe im Tango um. Nähe mit Tangueras, von denen ich niemals etwas will ist überhaupt kein Problem. Nähe mit Tangueras, bei denen ein "ungemütlicher" Vorfall zwischen uns steht ist schwierig - ebenso die Nähe mit Tangueras, die ich unglaublich attraktiv finde. Es ist nichts Sexuelles, vielleicht einfach nur eine kaum zu beschreibende Unruhe. Ich entwickele wahrscheinlich eher ein tiefes Mitgefühl, ein vertieftes Verstehen der persönlichen Schwierigkeiten dieser Tangueras. Das bleibt im Tango wohl nicht aus. Aus Angst, der entsprechenden Dame zu nahe zu kommen, ziehe ich mich dann eher etwas zurück.
Und dann setzt immer wieder diese Liberalität ein. Ich bin immer sehr gut mit dem Grundsatz: "Die Frau bestimmt in der Frage von Distanz und Nähe im Tango" gefahren. Und damit meine ich nicht nur die physische Nähe auf der Tanzfläche.

Lieber Herr Oswald, ich sehe wirklich kaum einen Unterschied in unseren Positionen. Doch, vielleicht einen: ich lebe im Moment eine intensivere Tangophase, so etwa drei Abende die Woche. Da sich meine zwischenmenschlichen Freizeit-Kontakte hauptsächlich im Tango fokussieren, ist die Frage für mich etwas dichter an meinem Leben. Wenn ich nur einmal die Woche zum Tango ginge, dann wäre diese Frage auch nicht so drängend.

Ich habe im Moment etwas viel um die Ohren und deshalb habe ich hier einen Leserbrief aus Denk- und Diskussionsanstoß veröffentlicht. Es kommen auch wieder andere Zeiten, dann gibt es wieder längere Artikel von mir.

Stay tuned ;-)

31 Anmerkung(en):

affig hat gesagt…

Leserbrief? Haha! Gib es doch zu: den hast du erfunden! Niemand will deinen Blog lesen und niemanden interessieren die Artikel die du schreibst.

Anonym hat gesagt…

Hallo affig, könntest Du bitte ein wenig origineller sein? Ich zitiere Deinen Kommentar vom 30. August 2009, 22:21: "Warum sollte irgendjemand für deinen Blog schreiben? Gibs zu! Du hast den Beitrag erfunden". Wenn ein Troll nicht mehr nervt, sondern nur noch langweilt, sollte er's bleiben lassen.

cassiel hat gesagt…

@affig

So! Gibt es Dich also doch noch...

Schon klar, ich schreibe alles selbst und nur für Dich. Ich bin Herr Oswald, elbnymphe, Aurora, Raxie, Tango1001, Austin, Apfelmus... wahrscheinlich bin ich auch Promisc... Ich bin so viele. Und da das immer noch nicht reicht, schreibe ich mir zusätzlich noch selbst eMails.

Und weil Du das so messerscharf erkannt hast, verrate ich Dir noch mein intimstes Geheimnis. Ich nämlich auch affig. Das ist meine gespaltene Persönlichkeit.

Alles klar?

Raxie hat gesagt…

Cassiel - Mitgefühl für Damen, die Du unglaublich attraktiv findest? Haben alle TAngueras, die bei Dir Unruhe auslösen, persönliche Schwierigkeiten? Olala...

ich gehe mal davon aus, dass ich Dich missverstanden habe.

Ansonsten muss ich Oswald natürlich uneingeschränkt Recht geben. Tango alleine trägt niemals eine Beziehung. Aber der Tango kann eine wunderbare Ergänzung innerhalb einer Beziehung sein...

cassiel hat gesagt…

Ja, Du hast mich mißverstanden... demnächst ausführlicher bin im Ober-Stress... Sorry!

Aber ehute abend darf ich ja wieder zum Tango...

cassiel hat gesagt…

So, gestern ging gar nichts mehr. Etwas viel Stress, hunderte Kilometer Bundesautobahn, Hund lüften und füttern, duschen und ab zur Milonga (ich habe mal wieder aufgelegt).

Raxie, ich habe mich vielleicht mißverständlich ausgedrückt. Ich denke jeder Mensch hat seine Schwierigkeiten... oder nennen wir es Fallen meine eigene Falle ist es beispielsweise, daß ich zu gegebener Zeit unglaublich kompliziert und nervös sein kann.

Ich denke im Tango offenbart sich der schwache Punkt von jedem Menschen. Ich denke auch jeder empfindsame Mensch nimmt diesen Punkt beim aktuellen Tanzpartner wahr. Ich kann ihn dann leugnen, ich kann ihn ablehnen oder ich umarme meinen Tanzpartner mit seiner Falle. Ich bin da gerade etwas mutig im Formulieren. Momentan habe ich keine Lust, drumherum zu reden.

Nichts anderes habe ich gemeint. Ich hoffe, das ist jetzt verständlich geworden.

Aurora hat gesagt…

"ihm umarmen mit seiner Falle..." schöne Formulierung cassiel!

Am dieser Stelle:

Allen ein schönes Wochende!

Hoffentlich mit Tango heute, trotz stillen Feiertag morgen!

cassiel hat gesagt…

Hallo Aurora,

vielen Dank! Auch ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.

;-)

lg

c.

affig hat gesagt…

Wie es ein Psychopath wie du es bist so weit bringen kann ist erstaunlich. Jetzt hast du zugegeben, dass du nicht ganz dicht bist.

Anonym hat gesagt…

Na, affig, als was gehst Du denn an Halloween, um die Leute zu erschrecken? Einfach als Du selbst?

cassiel hat gesagt…

@affig

Was willst Du eigentlich? Soll ich Deine Beiträge zensieren oder löschen? Nein, so wichtig bist Du auch nicht.

Eigentlich ist es schade, daß die Diskussion verebbt, sobald Du auftauchst. Aber damit werden wir wohl leben müssen.

Mein Angebot mit Deinem eigenen Blog steht noch. Vielleicht denkst Du darüber noch einmal nach.

Raxie hat gesagt…

Cassiel ich habe gestern an Dich denken müssen, als ich in einer mir unbekannten Tangoszene (in Österreich) den Abend verbracht habe. Ein Herr hat mich aufgefordert, der eine unvergleichliche Umarmung hatte, die mich sofort an Deine Worte hat denken lassen (in Deinem Beitrag "was Du an Tangueras so schätzt"). Der Herr war ein exzellenter Tänzer (Star der dortigen Szene, wie mir eine Tanguera später anvertraute) und er hat die Dame mit der er getanzt hat umfangen, als wäre sie das Wertvollste, was es gibt. Unvorstellbar. Keinesfalls übergriffig, ganz weit davon entfernt. Und doch so präsent, so vorsichtig, so beschützend, so vorsichtig und doch klar führend, so sicher haltend... alles in einem. Ich habe ihm später dann noch lange zugeschaut beim Tanzen - jede, aber auch wirklich jede Dame in seinen Armen hat ausgestrahlt, wie (!) besonders seine Umarmung ist. Wunderschön, was der Tango in Menschen freisetzen kann!

Ich werden in Zukunft mehr auf meine Umarmung achten - zumindest versuchen. Tangotanzen ist so vielschichtig, dass es einfach viel Zeit u Lebenserfahrung zu brauchen scheint, um all diese Aspekte zu erfahren und auch während des Tanzens zu erspüren bzw sich dessen bewußt zu werden. Danke für Deine Anmerkungen dazu Cassiel.

Anonym hat gesagt…

@Raxie
Das hört sich nach einem lohnenswerten Ausflug an - wo warst du denn da genau? Für schöne Umarmungen fahre ich meilenweit...:-))

Raxie hat gesagt…

Ganz ehrlich: Für genau diese Umarmung werde ich vermutlich - bei passender Gelegenheit und in weiterer Zukunft - erneut in diese Tangoszene fahren. Erlaube bitte, dass ich die Stadt dennoch nicht nenne.

Ich bin mir nicht sicher, ob man solche Tangueros überall findet (wie es ja immer so schön plakativ heißt - jede Tangoszene hat ihren "Edgar" oder was/wen auch immer). Dieser Herr ist herausgestochen. Oder vielleicht kam es auch nur mir so vor, weil ich noch nicht so viel gesehen/erlebt habe. Aber es schien mir, als wenn es allen Damen so ging wie mir. Sowohl während sie mit ihm getanzt haben, als auch beim bloßen Zuschauen. Die ortsansäßige Tanguera, die mir dann sagte, dass er der Star der örtlichen Szene sei (wohlgemerkt ein ganz ganz stiller Star!) hat mir das auch völlig unaufgefordert gesagt. Sie saß neben mir und hat meine Blicke gesehen, als ich ihm zugeschaut habe. Da hat sie sich zu mir gebeugt und mir in sehr sehr nettem Ton bestätigt, was sie in meinen Augen gesehen hat. Ich fand das ausgesprochen nett von ihr. Eine Wertschätzung ihrerseits für diesen herausragenden Tanguero.

Eine sehr symphatische Szene - auch wenn ich viel gesessen habe, weil ich nicht annähernd das Niveau hatte, was dort praktisch alle hatten. Unglaublich! Ich bin immer noch ganz beeindruckt.

Anonym hat gesagt…

Sehr schade, Raxie, dass du diesen Geheimtipp offenbar für dich selbst behalten und nicht (mit)teilen willst... finde ich nicht fein, uns erst lange Zähne machen und uns dann dumm sterben lassen.... :-(((

peter hat gesagt…

hallo raxie, gute Tänzer gibts wirklich überall ... leider sind sie schwer zu finden ... ein tip von mir:
setz dich in die ecke irgend einer milonga und schau nach männern die mit ganz enspanntem gesicht tanzen, danach schau der frau ins gesicht (geht in einer ecke halt am besten), und jetzt kannst du mittels cabecceo bei der nächsten runde schon mal vorab interesse zeigen ...
peter

Raxie hat gesagt…

Hallo Peter,

vielen Dank für den netten Hinweis/Rat. Mein Problem dabei ist aber, dass ich mich nicht traue, fremde Männer aufzufordern. Wenn ich dann noch sehe, dass es ein richtig guter Tänzer ist, dann hab ich sooooo viel Ehrfurcht, dass ich mich schon drei mal nicht traue. Und über cabeceo schon gar nicht, weil ich da nie weiß, ob er mich anschaut oder die Dame neben mir. Da bin ich einfach noch zu unerfahren. Ich tanze erst seit einem Jahr.
Und ich mag mich einfach nicht richtig guten Tänzern "aufdrängen". Und ich empfinde es noch als aufdrängen, weil ich den Herren so gar nichts bieten kann, damit es ihnen so gut mit mir geht, wie mir mit ihnen...

Aber das kommt. Da bin ich mir sicher!

Das mit der Ecke teste ich vielleicht wirklich mal. Entspanntes Zuschauen hat ja auch seinen Reiz. Obwohl ich es vorziehe, zu tanzen...

lg
R.

cassiel hat gesagt…

Hallo Raxie,

erinnerst Du Dich noch an den Artikel cabeceo-förderliches Verhalten von Tangueras aus dem Juli? Ich denke, diese Gedanken sind doch einschlägig. vielleicht liest Du ihn noch einmal.

Peter, Dein Hinweis auf die Ecken der Tanzfläche war ganz wichtig. Danke!

Einen schönen Tag wünscht...

c.

Anonym hat gesagt…

Hallo Raxie,
was auch immer hilfreich ist, ganz abgesehen vom positiven, ehrlichen "sit and smile" ist: Kontakt aufbauen mit den Tänzern, gerne auch beim Zuschauen mal Blickkontakt, Interesse zeigen; nicht nur beim "Cortinashuffle". Mal Hallo sagen :) sei es mit Worten oder einem Lächeln.
Viele schöne Tangos!
D

Raxie hat gesagt…

ja Cassiel, natürlich erinnere ich mich an Deinen Beitrag (ich gehöre doch zu Deinem Fanblock hier u ernähre mich mehr oder weniger von Deinen Beiträgen... ;-)

Aber das hilft mir nix, wenn ich mich an einen Herrn einfach nicht ran traue. Ich schaue die Männer nach wie vor eher selten direkt an, weil ich das fast schon als Nötigung empfinde. Was soll der arme Mann denn machen, wenn ich ihn erwartungsvoll anlächle? Er muss mich ja fast auffordern, wenn er nicht komplett unhöflich sein will. Und das empfinde ich als "Nötigung".

Aber macht Euch keine Sorgen um mich. Ich sitze ausgesprochen selten (vorletzten Samstag hab ich es zwischen den einzelnen Tänzern nicht mal bis zu meinem Wasserglas geschafft - ein Traum :-) und die Erfahrung in Österreich (nicht verallgemeinernd gemeint) war einfach interessant. Und es waren auch einfach zu viele Damen anwesend. Irgendjemanden trifft es dann halt. Das find ich legitim, dass es dann die fremden Damen sind, die sitzen, während die heimischen mit ihren "eigenen" Männern tanzen.

Meine Konsequenz: Zum nächsten TangoBall in Österreich (28.11.) habe ich hoffentlich meinen Partner dabei. Das kann dann nur noch ganz ganz ganz exzellent und fantastisch werden!

Herr Oswald hat gesagt…

@Raxie

Bei allem schuldigen Respekt, aber das heißt nun wirklich, die Sache gründlich auf den Kopf zu stellen:

Nötigung ist, wenn Du den Herren keine Chance gibst, sie diskret und dezent aufzufordern, sondern sie dazu zwingst, die traditionelle "Erpressungs-Aufforderung" (aus der es für die Dame ja wirklich kein Entrinnen gibt) anzuwenden, wenn sie mit Dir tanzen wollen.

Und es ist eine arge Zumutung für beide, sich gegenüberzustehen, die Frau will vielleicht nicht, bringt es aus Höflichkeit aber nicht zum Ausdruck. Und dann womöglich noch drei höfliche Anstands-Horror-Tangos überstehen… Brrr!!!

"cabeceo" ist demgegenüber dezent und läßt beiden Kontrahenden alle Freiheiten. Auch die Gefahr des Mißverstehens ist eigentlich klein - denn wenn sich die Gegenseite nach dem Blickkontakt nicht erhebt, dann hat sie sich wohl nicht angesprochen gefühlt. Auch das ist kein Beinbruch, sondern man kann mal Nase pudern gehen oder sonst was.

Aber leider kann ich Cassiels Beobachtungen zu einem Süd-Nord-Gefälle in dieser Sache nicht bestätigen - meine Erfahrung ist die, daß "cabeceo" weder in Süd-, noch in Norddeutschland wirklich praktikabel ist. Neulich in einem renommierten süddeutschen Millionendorf… - ohne 90% "Erpressungs-Aufforderungen" wäre ich den ganzen Abend gesessen. Von wegen "Weltstadt"… (-;

Anonym hat gesagt…

Voranstallen möchte ich, daß ich es immer wieder wohltuend finde, den Meinungsaustausch auf diesem Forum (das ja eigentlich ein Blog ist) zu verfolgen. Mir gefällt der Tonfall, eine Mischung aus Höflichkeit und Offenheit, und ich denke, darin sind wir alle vom Tango geprägt!

@ Raxie: Mir geht es wie Dir, Cabeceo-förderliches Verhalten ist eh schon schwer – wenn dann aber die örtliche Tangogemeinde denkt, es handele sich dabei um eine Mixgetränk aus Zuckerrohrschnaps und Limetten …

@ Herr Oswald: Insofern stimme ich Dir zu, das Nord-Südgefälle ist vielleicht ein gesamtdeutsches?

Herr Oswald hat gesagt…

Vielleicht sollte man mal ein geschlossenes Forum der Herr-Cassiel-Jünger einrichten…? (-;

@Elbnymphe
Ähm - ich hatte Herrn Cassiel so verstanden, daß er ein Nord-Süd-Gefälle in puncto "cabeceo"-Möglichkeiten registriert hat - schlechter in Norddeutschland, besser in Süddeutschland.

Meine Erfahrung ist die, daß es nirgends ordentlich funktioniert. Überall darf man maximal 2m Abstand haben von der Dame, sonst rafft sie es nicht. Und 2m finde ich schon ziemlich nah am Tatbestand der Erpressung, wenn ich jemanden gar nicht kenne.

So quer durch den ganzen Saal - wie es in den guten alten Zeiten in BsAs gewesen sein soll - das kriege ich nur mit Frauen hin, die mich kennen.

Aber kein Wunder - wir haben ja auch nicht die entsprechende Kultur. Die Argies hatten das ja mal strikt auf das Ende einer Tanda beschränkt, d.h. alle knappe Viertelstunde lohnte es sich, einen Blick in die Runde zu werfen. Bei uns wird ja nicht nur mitten in Tandas aufgefordert (das mag ja noch angehen), nein, viele Herren schämen sich ja auch nicht, mitten in ein Stück reinzuplatzen - arghhhh!! - Dabei wäre es einfach zu organisieren: Immer wenn ein Stück zu Ende geht (also ca. die letzten 20-30s) schaut man sich um. Sonst nicht - und kann sich in Ruhe unterhalten, ohne Gefahr zu laufen, etwas zu verpassen.

Aber die Damen und Herren Tangolehrer müssen ihrer Kundschaft ja ständig alberne Kunststückchen beibringen, statt ihnen ein paar einfache und nützliche Verhaltensregeln mit auf den Weg zu geben - und diese womöglich sogar mal im Unterricht einzuüben.

cassiel hat gesagt…

Oho! Neue Kommentare! Auch ich muß mich erst daran gewöhnen, daß auch ältere Beiträge noch kommentiert werden. Vielen Dank für die Anmerkungen.

@Herr Oswald
Zu Deinem ersten Kommentar möchte ich anmerken, daß ich es ähnlich sehe wie Du. Ich verweigere das direkte Auffordern und ich mag auch nicht zum cabeceo-Stalker mutieren. Insofern setzte ich eine gewisse Aufmerksamkeit bei den Tangueras voraus. Manchmal werde ich da mißverstanden. ... Das süddeutsche Millionendorf? ... Da ziehe ich mich immer ganz strikt auf das Formelle zurück. Mir gelingt das ganz gut - auch über 10 oder 15 Meter. Allerdings ist es mir letztens wieder passiert, daß ich eine Tanguera, die offensichtlich ihre guten Umgangsformen im Schuhbeutel geparkt hatte, erwischt habe. Nach einer non-verbalen Aufforderung tanzten wir und das war wohl nicht das, was sie sich erhofft hatte. Leider fehlte es an den Grundlagen der Höflichkeit. Es war etwas anstrengend.

Ein geschlossenes Forum? Nein, deswegen schreiben wir ja hier alle unter Pseudonym. Ich denke, das macht auch den Reiz der TP aus. Jede/r kann ihre/seine Gedanken formulieren ohne sich zu outen. Ich bin häufig sehr froh, daß ich diese anonymisierte Form von Beginn an durchgezogen habe.

Anonym hat gesagt…

@ Oswald: Zitat: "@Elbnymphe
Ähm - ich hatte Herrn Cassiel so verstanden, daß er ein Nord-Süd-Gefälle in puncto "cabeceo"-Möglichkeiten registriert hat - schlechter in Norddeutschland, besser in Süddeutschland."

Ähm - das hatte ich schon verstanden, wie Du Cassiel verstanden hast. :-)

Gesamtdeutsches Gefälle" war meine verklausulierte Art zu sagen, daß es wohl nirgends so richtig klappt.

Herr Oswald hat gesagt…

@ Elbnymphe

HERR Oswald bitte, soviel Zeit muß sein. Ich sag' ja auch nicht "ebie" zu Dir… (-;

Ja, ein gesamtdeutsches (-europäisches, globales) Gefälle, das haben wir in der Tat!

@ Herr Cassiel

"cabeceos" über 15m mit Unbekannten sind schon große Kunst in unseren Breiten - da ziehe ich meinen Hut.

Anonym hat gesagt…

Osvaldo? Osvaldiño? ;-)
Ich hatte nicht mehr in Erinnerung, daß Du der Herr Oswald bist.

cassiel hat gesagt…

Just for the records: 

Bei mir reicht cassiel...

:-)))

cassiel hat gesagt…

... und noch inhaltlich:

Wenn man ausschließlich per cabeceo auffordert, dann bekommt es dann auch irgendwann jede Tanguera mit...

Aber ich saß auch schon über eine halbe Stunde tanzwillig am Rande der Tanzfläche. Sit and smile für Tangueros! Im Rahmen der Gleichberechtigung keine schlechte Übung - da weiß man dann, wie es manchen Tangueras ergeht.

Herr Oswald hat gesagt…

@ elbnymphe

"Osvaldiño" - klingt irgendwie nach einem tropischen Wirbelsturm… - kennst Du mich am Ende doch persönlich??? (-

@ Herr Cassiel

Mein Herr, Ihr seid mein ganz persönlicher Held. Eine halbe Stunde warten, bis endlich mal eine der Herrn Damen gnädigst zu schauen geruhen - das nenne ich Haltung. Allen Respekt! - Kriege ich nicht hin - wahrscheinlich wird es bei mir nix mit dem 15m-cabeceos aus Mangel an Geduld …?

cassiel hat gesagt…

@Herr Oswald

Nun mal Spaß beiseite... Ein fundamentales Geheimnis beim cabeceo ist die Exklusivität. Ich kann nicht einmal per Blick auffordern und in der nächsten Runde klassisch verbal zum Tanz bitten. Das muß man dann konsequent durchziehen - so ist es zumindest nach meiner bescheidenen Erfahrung.

Sicher! Wenn ich mich mit einer Tanguera unterhalte dann frage ich schon einmal verbal. Das ist aber eher die Ausnahme.

Inzwischen ist das derartig zur Gewohnheit geworden, daß ich mich nicht einmal mehr erinnern kann, wann ich das letzte Mal mich direkt vor einer Tanguera aufgebaut habe.

Hinweisen möchte ich an dieser Stelle auch noch einmal auf den geschummelten cabeceo (Elbnymphe hatte den wunderbaren Begriff des Aufforderungs-Erpressers eingeführt). Ich unterhielt mich letztens mit einer sehr begehrten Tanguera und ein Bewerber baute sich ganz unauffällig mit etwa 1,5m Abstand vor uns auf und wartete. In solchen Fällen trete ich sofort zurück und lasse dem anderen Tanguero den Vorrang. Ich werde niemals für eine Tanda verhandeln - dafür bin ich einfach zu stolz.