Donnerstag, 4. Juni 2009
Ratlos
Gestern abend: Schwerer Treffer Nummer drei von Grimbald (nur in den letzten vier Wochen gezählt). Ich war friedlich auf der Außenbahn unterwegs und Grimbald schob seine Tanzpartnerin von der Mitte der Tanzfläche kommend in uns rein. Ihr Absatz landete direkt auf meinem rechten Mittelfuß (es war glücklicherweise kein Stöckel sondern "nur" ein harmloser geschätzter 3cm Absatz eines braven Tanguera Schuhs). Er muß uns eigentlich gesehen haben, vermutlich war er nur hilflos, der Situation auszuweichen. Keine Entschuldigung - nichts. Bei der Varabschiedung habe ich den Vorfall auch nicht erwähnt. Ich überlege gerade, ob ich demnächst ein Wort verlieren werde. Eigentlich bin ich dafür zu höflich. Also stelle ich die Frage einmal hier im Blog: Reden oder Schweigen?
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6 Anmerkung(en):
Das Problem verstehe ich nicht. Wenn Ihr einen echten "Treffer" hattet, dann habt Ihr doch umgehend auf der Tanzfläche Augenkontakt gehabt, oder? Da entschuldigt sich doch jeder (!) sofort (!), oder?
Es kann doch allerhöchstens passieren, dass ein Herr nicht wirklich mitbekommen hat, dass ich gerade Fremdberührung hatte. Dann entschuldige aber ich mich beim betroffenen Paar - und sei es nur durch Blickkontakt, weil alles andere gerade nicht funktioniert.
Meines Erachtens verbietet es die Höflichkeit, hier zu schweigen. Und zwar verbietet sie es Grimbald und Tanzpartnerin.
Leider gibt es immer noch zu viele Grimbalds. Ich habe es mir angewöhnt nach mehrmaligen Rempeln ohne Entschuldigung bei Gelegenheit freundlich, aber bestimmt auf diese "Unverschämtheit" hinzuweisen.
Schwierige Frage, die ich mir manchmal auch stelle. Ich kann deine Unsicherheit verstehen. Bis jetzt habe ich auch nie etwas gesagt.
Wie geht es denn eigentlich Dieter und Edgar?
Darf man fragen?
Ich schreie immer laut "Au!"
die Leute, die mich kennen, wissen, dass ich von Grund auf ein sehr geduldiger Mensch bin (ist mir auch schon mehrfach von meinem sehr geschätzten argentinischem Lehrer "bescheinigt" worden).
Inzwischen jedoch habe ich diese Zurückhaltung etwas aufgegeben und zeige bei vergleichbaren Vorfällen mein Unverständnis sehr deutlich, ohne auch nur ein Wort auszusprechen. Teilweise kommen dann auch schon mal Entschuldigungen. Ich sehe es als grundsätzliches Problem an. Beobachten wir doch einmal wie es an schönen Tagen auf Fußgängerzonen zugeht: chacun pour soi! Jeder für sich, in Gedanken, ohne Rücksicht auf die Mitmenschen!
Da bracuht man sich dann nicht wirklich zu wundern, dass diese Entwicklung auch bei uns "Tangotänzern" nicht Halt macht. In den letzten Wochen und Monaten habe ich den Eindruck, dass es - zumindest auf den Milongas, auf denen ich mich bewege - deutlich rauher und rücksichtsloser geworden ist.
Die bisherige (sehr, sehr traurige!) "Krönung" war die, dass sich eine am Rande sitzende Tanguera schadenfroh "eins bis über die Ohren gegrinst hat", als meine Partnerin richtig deftig einen Absatzhieb abbekommen hat.
Ich möchte eigentlich behaupten, doch eine gewisse Milonga-Erfahrung mitzubringen und schaffe es normalerweise solche Situationen zu antizipieren, aber in diesem Fall hatte ich keine Möglichkeit, weil der Boleo zu unverschämt überraschend kam!
Ich fürchte, durch Schweigen oder Zurückhaltung werden wir diese Verhaltensweisen leider nicht mehr los. Es wäre schön, wenn auch Impulse von den Tanzschulen kommen würden.
Bei mir gibt es momentan Überlegungen, einen Workshop mit dem Thema "Musikalität und Tanzen auf einer Milonga" spezielle für Männer zu konzipieren.
Denn wenn diese Entwicklung so weitergeht brauchen wir auf den Milongas bald eine "Tangopolizei", die bei bestimmten Leuten nach dem Waffenschein verlangt...
@ All
Ich bedanke mich für die Kommentare und Anmerkungen. Ich bin immer noch unsicher. Momentan tendiere ich dazu, nichts zu sagen. Vielleicht muß ich es einfach so nehmen, wie es kommt. Gestern habe ich auf der Milonga einfach meine Tanda (im Einverständnis mit der Tanguera) abgebrochen als es zu wild wurde und einfach eine gute Viertelstunde gewartet.
Hmmm... bin da wirklich noch unentschlossen...
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