Tangobälle - ein echtes "Erlebnis"!?
Eigentlich sollte der Tangoball in Wien ein Highlight im persönlichen Tangoleben werden. Die Vorfreude war jedenfalls groß, zumal ein ganzes Wochenende in Wien um den Ball am 28. November im wunderschönen Strauß-Saal des Casino Zögernitz geplant war.
Die Ernüchterung und Enttäuschung veranlasst mich jetzt, mal nachzufragen, wie denn Tangobälle bundesweit eigentlich organisiert sind. Für Wien kann ich nur als außenstehende Besucherin wiedergeben, was uns widerfahren ist. Der Eintrittspreis mit 35 Euro im Vorverkauf und 40 Euro an der Abendkasse ließ eigentlich auf einen extraordinären Ball schließen mit Startänzern und Buffett. Dachte ich zumindest. Im Netz war dazu zu lesen:
"Das Showprogramm wird eine gelungene Mischung aus traditionellen Gesangsdarbietungen und moderner Choreographie bieten. Der 'weit über die Tangogrenzen Österreichs bekannte' DJ X betreut die musikalische Gestaltung des Abends."
Mehr war im Vorfeld nicht zu erfahren. Vermutlich ist es einfach naiv, davon auszugehen, dass ein Tangoball in Wien per se ein Highlight sein muss. Ohne Wenn und Aber. Und der Besuch der Freitags-Milonga in Wien schien diese unsere Annahme zu stützen. Der herausragend nette Betreiber der Freitags-Milonga ließ es sich nicht nehmen, uns als Gäste der Milonga extra zu begrüßen und uns herzlich willkommen zu heißen. Auch den österreichischen Brauch, Trinkwasser bei einer Milonga umsonst zu reichen, erklärte er uns gerne, als ich mit meinem Portemonaie an der Bar stand und ein Wasser erstehen wollte. Tatsächlich standen neben der Bar auf einem Extratisch mehrere Karaffen mit Wasser und endlos viele Gläser - frei für jeden. Was für ein netter Brauch!
Als wir nach der gelungenen Milonga gegen 1 Uhr gehen wollten, kam der aufmerksame Betreiber erneut, um uns persönlich zu verabschieden. Und bei dem kurzen Gespräch habe ich dann mal vorsichtig nachgefragt, warum genau der Ball am kommenden Tag denn so teuer sei? Ob da ein Buffett dabei sei? Er selbst hatte mit dem Ball offiziell nichts zu tun und war nicht verantwortlich. Aber er kannte die Namen des Showpaares (zwei Damen, die eine gymnastische Vorführung boten, die eigentlich nichts mit Tango zu tun hatte - die Namen kann ich leider nicht mehr ausfindig machen) und hat sie uns sehr angepriesen. Außerdem war ein Sänger verpflichtet, der drei Lieder von Gardel live gesungen hat, mit entsprechender musikalischer Begleitung durch drei Musiker. "Ein Ball in Wien und so herausragenden Räumlichkeiten hätte nun mal seinen Preis und der Veranstalter würde mit Sicherheit mit einem Minus aus der ganzen Geschichte gehen." Mehr war nicht in Erfahrung zu bringen. Aber es hörte sich immer noch sehr gut an.
Ab 20 Uhr war dann am Samstag im Casino Einlass. Wir gehörten zu den ersten Gästen, zahlten versehentlich nur 35 Euro (obwohl wir die Karten an der Abendkasse erstanden) und konnten uns zwei wunderbare Plätze an der Tanzfläche reservieren, so dass wir einen sehr guten Blick auf die Darbietungen hatten. Der Saal war wirklich sehr schön und der Boden ausgezeichnet. Außerdem kam wiederum der nette Freitags-Milonga-Betreiber auf uns zu und lud uns spontan zu einem Wein ein. Es versprach ein wirklich schöner Abend zu werden. Die Herrn waren übrigens ausnahmslos im Anzug und ließen ihre Sakkos auch ausnahmslos an. Einige Damen kamen im langen Ballkleid, was mich überraschte, weil die Beinfreiheit der Dame beim Tango ja doch hilfreich bis notwendig für schöne Tänze ist... dachte ich.
Nachdem es keine offizielle Eröffnung zu geben schien, machte ein Tanguero den Anfang und eröffnete den Ball durch Tanz. Wir schlossen uns umgehend an und konnten einige richtig schöne Tänze genießen. Der DJ legte traditionell auf in Tandas mit Cortinas. Die Musikauswahl war gut, wenn auch die Cortinas für meine Begriffe zu lang waren und ich mag es nicht, wenn sie abgemischt werden und fast nahtlos in den ersten Titel der Tanda fließen. Aber das tat dem Ganzen keinen Abbruch.
Nach zwei Tandas war die Tanzfläche leider so voll, dass an Tanzen nicht mehr zu denken war. Alle, die bereits einen Kurs "Tangotanzen auf einem Gästehandtuch" absolviert hatten, waren nun klar im Vorteil. Die Damen in langer Abendrobe erwiesen sich nun auch nicht mehr gehandycapt, weil an Verziehrungen oder Ganchos rein Platztechnisch nicht mehr zu denken war. Der Tanzfluss kam mehr oder weniger zum Erliegen. Als nächstes Erschwernis kam hinzu, dass die Konservenmusik viel zu leise war. Ein Abtauchen in die Musik oder Umfangenwerden durch die wunderbare Musik war leider nicht möglich. Es dominierte der Schallpegel von viel zu vielen Ballbesuchern in dem dafür zu kleinen Ballsaal. Mein Partner und ich fanden einfach nicht in den Tanz. Auch das Sitzen an der Tanzfläche gestaltete sich dann als schwierig, weil der Saal nicht geheizt zu werden schien. Trotz meiner Strickjacke fror ich schon nach ganz kurzer Sitzphase erbärmlich. Wie wir nachher an der Garderobe erfuhren, ging es mehreren Damen so. Die nächste unangenehme Überraschung traf uns dann an der Bar. Eine 0,7l Flasche Wasser kostete 8.20 Euro. Was für ein Unterschied zum vorangegangenen Abend!
Die Darbietungen durch den Sänger und die zwei weiblichen Tänzerinnen waren nett, mehr aber auch nicht. Nach den beiden Tänzerinnen führte ein Lokalmatador mit einer der beiden Tänzerinnen (den Namen kenne ich leider auch wieder nicht, irgendwas mit N. und B. oder so... - ein heimischer Tänzer betitelte ihn als Lokalmatador) drei spontane und nicht choreographierte Tänze auf. Auch das war nett - zu viel mehr konnten wir uns in der Beurteilung nicht durchringen.
Tja - den restlichen Abend gab es dann leise Konservenmusik von DJ X. Bis 0.30 Uhr war die Tanzfläche so brechend voll, dass an TangoTanzen nicht zu denken war. Die Krönung des Ganzen ereignete sich dann gegen 2.55 (als wir schon lange gegangen waren, ich zitiere einen Tanguero, der zu dem Zeitpunkt noch anwesend war): Der DJ stellte einfach die Musik ab. Einfach so. Ohne vorherige Ankündigung der letzten fünf oder drei Tänze. Ohne La Cumparsita. Ohne jegliche Vorwarnung. Im Netz war angekündigt worden, dass bis 4 Uhr Musik sein würde. Eh nur aus der Dose. Keinerlei Live-Musik, außer der musikalischen Begleitung des Sängers. Diese rücksichtslose und komplett unsensible und unübliche Vorgehensweise hat wohl für massive Verärgerung gesorgt. Ein Tanguero machte den DJ lautstark darauf aufmerksam, dass die Veranstaltungsdauer im Netz bis 4 Uhr morgens angekündigt war. Der Kommentar des DJ: "Na, da könnt Ihr mal sehen, wieviel Mist im Internet zu finden ist!" Sprachs und verschwand. Ende des Balls.
Fazit: 70 Euro für zwei Ballkarten. Exorbitante Getränkepreise. Unspektakuläre Darbietungen. Keine Live-Musik. Ein miserabler DJ. Viel zu kalte Räumlichkeiten. Viel zu kleine Tanzfläche. Gott sei Dank war ich mit meinem Partner dort, so dass der Abend gar nicht ruiniert sein konnte. Aber enttäuscht waren wir beide.
Es war erst der dritte Tangoball überhaupt für mich. Der letzte in Linz vor wenigen Wochen war genial. Ausgezeichnete Live-Musik, herausragende Tanzdarbietung, ausreichend Raum zum Tanzen, 15 Euro Eintritt, moderate Getränkepreise. Ein wunderbarer Ball!
Der Wiener Ball hat mich nun verunsichert. Wie kann ich im Vorfeld schon in etwa einschätzen, ob es lohnt, für einen Tangoball weite Wege zurück zu legen? Auf welche Kriterien könnte ich achten? Kann man überhaupt im Vorfeld schon beurteilen, ob es die lange Anfahrt und die Kosten drum rum in einer fremden Stadt überhaupt wert ist? Hier lesen ja viele erfahrene Tangotänzer mit. Es würde mich ehrlich freuen, wenn Ihr ein bisserl von Euren Erfahrungen bezüglich Tangobällen schreiben würdet.
Und ich halte mich auch nicht mit meiner Meinung zurück: Das Verhalten des DJs verstehe ich nicht. Selbst wenn es ein Missverständnis um den Zeitpunkt des Endes gegeben haben sollte. Eine letzte Tanda mit Ankündigung geht immer und ein La Cumparsita ist bei solchen Veranstaltungen ein Muß! Wer hier mitliest weiß, daß ich für ein definiertes Ende einer Milonga bin. Das heißt aber nicht, daß ein DJ (vorsichtig formuliert) robust die berechtigten Beschwerden des Publikums wegfegt. Einen Ball in einer solchen Preisregion mit einer unzureichenden Musikanlage zu betreiben ist schon eine besondere Kunst.
Und ein weiterer Aspekt: Das berichtete Zitat: "Ein Ball in Wien und so herausragenden Räumlichkeiten hätte nun mal seinen Preis und der Veranstalter würde mit Sicherheit mit einem Minus aus der ganzen Geschichte gehen." reizt mich zu einer klaren Position. Ich kann keinerlei Verständnis für einen Betreiber aufbringen, der das Opferlamm spielt. Wenn ich bei den Preisen noch ein Minus mache, dann läuft irgendetwas grundverkehrt.
Zur Klarstellung: Es geht hier nicht um das Herabsetzen eines Veranstalters oder eines DJs; es geht um die Sache!
22 Anmerkung(en):
das bei tangobälle, auch aus eigener erfahrung, immer mit "überschungen" zu rechnen ist. ich war am 28.11.09 jedenfalls in fulda (tangoball zum 10jährigen von tangotours)und kann mich wirklich nicht beschweren. ich hatte sogar einige schöne tandas mit wiener tänzerinnen und ich hoffe das die damen nicht enttäuscht waren.
Peter
Wenn es so war, wie es beschrieben wurde, dann wäre ich aber richtig sauer gewesen. Ein DJ bleibt immer noch Dienstleister und wenn er überfordert ist, dann soll er es bitte lassen.
Unfassbar!
Und der soll über die Landesgrenzen hinaus bekannt sein? Wer ist es denn?
In der Einschätzung dieser Situation sind wir uns ja wohl einig: Entsetzen!
Wenn ich unter solchen Bedingungen auflegen müsste: Tolle Ankündigung mit wenig Inhalt, ich frier mir den A... ab, quäl mich mit ner grausamen Anlage, dilettantische Veranstalter, etc. Meine Nerven wären schon arg strapaziert.
Jetzt stellt euch vor, rein hypothetisch, um 2.50 Uhr kommt der Veranstalter, du tut uns wahnsinnig leid, echt du, die Veranstaltung ist ein Flopp, jetzt kriegst du mal 20 €, wär schön, wenn wir dich mal wieder buchen können - wär würde da noch ruhig bleiben?
Als DJ trägst du den Veranstalter. Aber du kannst ihn auch fallen lassen, und das ist eine Interpretationsmöglichkeit des Geschehnisses.
Herzlichst
Thomas
Also ich war neulich in Innsbruck. 25 Euro im Congress. DJ und Live-Quartett - Showtanz von Vilma und Fernando aus Buenos Aires. Ob der Veranstalter draufgezahlt hat weiss ich nicht.
@Thomas
Müssen es die Gäste büßen, wenn Veranstalter und DJ sich (möglicherweise) nicht einigen können?
Lesen hier auch Veranstalter mit?
Was kostet ein Raum für einen Abend?
Was kostet eine akzeptabele Anlage?
Was kostet ein DJ?
Was kostet das Catering?
Was kosten Showeinlagen?
Welche zusätzlichen Kosten gibt es?
Wieviel Menschen kommen?
Das kann doch nicht so schwer zu rechnen sein...
Werden DJs fest bezahlt oder bekommen sie eine Gewinnbeteiligung?
Wissen Veranstalter und DJ von diesem Bericht? Warum äußern die sich nicht? Cassiel, ich finde es etwas gewagt, so etwas zu veröffentlichen.
@Anonym: Was ich jetzt sage, richtet sich nicht gegen Dich persönlich, sondern gegen eine Schule des (Nicht-)Denkens.
Die Leserbriefschreiberin hat keine wilden Gerüchte wiedergegeben, sondern Erfahrungen aus erster Hand. So sehr ich auch überlege, fällt mir kein Grund ein, warum man das nicht anderen Menschen mitteilen sollte. Ich finde sogar, man schuldet es dem Tango und den Mitmenschen - oder wärest Du gerne derjenige, der sich auf der nächsten Veranstaltung von "DJ Nach-mir-die-Sintflut" ärgert, nur weil Dich niemand gewarnt hat?
Was die Leserbriefschreiberin und Cassiel hier tun, nennt man Öffentlichkeit. Man muß nicht ihrer Meinung sein, und den Veranstaltern steht es frei, sich zu äußern (wobei der Verdacht nahe liegt, daß es sie gar nicht interessiert, so wie sie agieren.) Aber Mundpropaganda ist als marktregulierendes Instrument wichtig - und auch moralisch einwandfrei.
@ B.G.
um nur einige Fragen zu beantworten:
Was kostet ein Raum für einen Abend?
je nach Grösse. Hier für rund 140 m2 (aber nur für regelmässige Veranstaltungen) umgerechnet 300 Euro. Einmaliger Anlass, ohne Menu und dann noch Samstag Abend: schnell mal für den gleichen Raum 1000 Euro.
Ein wirklicher Ballsaal mit 400 m2 oder mehr kostet schnell mal über 2000 pro Anlass.
Was kostet eine akzeptabele Anlage?
die ist meistens im Raum schon drin, ob sie akzeptabel ist ist eine andere Frage. Wohlverstanden: wir sprechen hier von einer PA mit der ein DJ den Raum beschallen kann, all die Technik die ein Life-Orchester benötigt (Miks und dazugehörige Ständer, Monitore, Vorverstäker, allenfalls Mischpult undundund) ist da nicht inbegriffen. Und das Zeugs ist teuer wenn man es mietet, in akzeptabler Qualität gleich doppelt.
Was kostet ein DJ?
das kommt auf den Anlass und das Renommee des DJs an.
Was kostet das Catering?
Das kann man so nicht sagen. Ein Menü koset hier ab rund 40 Euro, ohne Getränke, und sehr abhängig von der Wahl des Caterers und der Location. Nur: ein Caterer will vorher wissen wiviel er vorbereiten muss, allenfalls gibt es Mindestabnahmen, und auf den Ast setzt sich wohl kaum ein Veranstalter. Deswegen gibt es kaum 'Catering' an Tango-Anlässen, allenfalls Snacks (dazu rechne ich auch Bockwurst, Empanadas und Co)
Was kosten Showeinlagen?
offizieller Preis hier ab ca Euro 500. Ist aber natürlich Verhandlungssache und ein Stück weit auch Werbung für die Showpaare.
Orchester: je nach Besetzung (wieviel Mann/Frau) ab ca. Euro 2000. Ohne Reisespesen, Verpflegung, Übernachtung.
Welche zusätzlichen Kosten gibt es?
- Ganz wichtig (und schweineteuer) GEMA (Suisa in der Schweiz), die Urheberrrechts-Verwalter der Musik schlagen da bös zu.
- Personal (Kasse, Garderobe, Bar, Bedienung, Reinigung)
- alles was mir grad nicht einfällt
Wieviel Menschen kommen?
DAS weiss kein Veranstalter vorher. Und das ist die Crux...
Das kann doch nicht so schwer zu rechnen sein...
Doch, ist es. Mischrechnung (wenig Eintritte, dafür trinken die Leute was - sofern der Veranstalter die Bar selbst betreibt) funktionieren nicht immer.
Werden DJs fest bezahlt oder bekommen sie eine Gewinnbeteiligung?
Hab noch nie gehört dass ein DJ Gewinnbeteiligung bekäme.
Abgesehen davon sind Bälle meist wirklich allerbestenfalls ein Nullsummenspiel für den Veranstalter. Die meisten werden aus Spass an der Freude, aus Marketinggründen oder was auch immer organisiert und per Kurse/Workshops querfinanziert. Der Veranstalter muss ja auch für Rücklagen sorgen, falls der Ball dieses Jahr was abwirft heisst das noch lange nicht dass dem auch nächstes Jahr so ist. Raum, Orchester, Showtänzer, Gema und Mitarbeiter wollen aber ja trotzdem bezahlt werden...
Reich werden als Tango-Veranstalter? Schön wär's. Spass machts trotzdem.
Aber 35 Euro ohne Life-Orchester scheint mir trotzdem sehr viel Geld zu sein. Die Getränkepreise scheinen mir eher teuer, aber wenn der Veranstalter die Bar nicht selbst betreibt sondern diese vom Raumvermieter betrieben wird ist es für eine Grosstadt wie Wien wohl eher normal. Tango-Tänzer sind die Selbstkosten-Preise der örtlichen Veranstalter gewöhnt, nicht die normalen Preise in Discos oder anderen Abendveranstaltungen...
Dass Bälle voll sind - und zwar richtig voll, so dass kein Tanzfluss mehr zustande kommt zeitweise, ist nicht schön aber irgendwo normal.
Zur Frage, was ein DJ kostet:
Ich kenne einen DJ, der legt für 650€ die ganze Nacht auf, bringt eine sehr gute PA mit und eine Lichtanlage, und das ganze klingt super. Wenn man einen sehr großen Raum beschallen und beleuchten muss, kommen vielleicht noch 100€ dazu. Das ist zwar kein Tango-DJ, sondern ein Party-DJ, aber mal so als Anhaltspunkt, was so was kostet. Vielleicht verlangt eine lokale Größe einen Celebrity-Aufschlag ;-)
Ich komme erst gerade dazu, die Kommentare zu lesen. Mich freut die Diskussion. Darf ich ohne Anlass mir etwas wünschen? Ich wünsche mir einen gepflegten und respektvollen Gedankenaustausch. Das sollten wir uns gegenseitig und dem Tango gönnen.
Vielen Dank!
Und zu der aufgeworfenen Frage, ob Veranstalter und DJ etwas wissen: Natürlich habe ich eine eMail geschrieben und höflichst auf den Eintrag verwiesen. Ich habe Namen unkenntlich gemacht. Über den Abend wurde mir von zwei Personen berichtet. Das hielt ich für glaubwürdig. Ich habe natürlich darauf hingewiesen, daß ich eine Gegendarstellung begrüße.
Ich kann diesen Eintrag auch gar nicht verbergen. Wenn der Veranstalter und der DJ professionell arbeiten, dann werden sie den Ball nachbereiten (gerade bei dieser Preisregion darf man von Professionalität ausgehen). Ich habe das jetzt nicht überprüft, aber ich gehe davon aus, daß dieser Beitrag - auch auf google.at - unter den ersten 20 Treffern bei der Abfrage nach "Tangoball Wien" erscheint. Insofern würden sie den Artikel auch ohne meine eMail finden.
Ärgerliche Geschichte.Ich habe auch wie die Briefsverfasserin noch nicht sehr viel Erfahrung mit den Bällen, aber was ich gesehen habe, kostet so ein Ball ohe Life-Musik 10-15 Euro. Ich denke es macht Sinn, um keine Überraschungen zu erleben, bei dem Veranstalter nachzufragen, ob es Live-Musik oder Buffet o. ä. gibt.Man könnte sich auch bei den anderen Tangueros informieren, ob sie schon diesen Ball besucht haben. Ich finde es auch positiv, wenn es nur begrenzte Zahl der Ticket verkauft wird, dadurch läßt es sich solche Situationen vermeiden, dass es so voll ist, dass man nicht tanzen kann.
Vielen Dank an die Autorin und an den Blogbetreiber. Ich finde den Bericht wichtig. Das Gesprächsklima ist kultiviert und wenn hier den Veranstalter oder DJ auftauchen sollten, dann würde mit ihnen konstruktiv debattiert. Ich hätte mich übrigens auch geärgert. Vor einem Jahr noch gab es keine Möglichkeit seine Gedanken nach einem solchen Ereignis zu schreiben. Jetzt gibt es diesen Blog.
Der Veranstalter hat auf meine Mail geantwortet. Ich werde das jetzt leicht geändert (anonymisiert) hier veröffentlichen.
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Lieber Cassiel,
habe das Resümee gelesen; Wäre mir natürlich lieber, die betroffene Dame wäre rundum glücklich;
Persönlich bin ich es, denn -bin ja alles andere als Profiveranstalter oder Tänzer (im "normalen" Leben bin ich [Berufsangabe entfernt])- denn die Atmosphäre im Saal war genauso wie ich sie mir gewünscht habe, als ich selbigen erstmalig betrat. Das war allerdings im Sommer, hatte keine Ahnung daß die Heizung "ein Problem" wird.
Da es einfach eine Privataktion aus persönlicher Begeisterung war, mit den Künstlern die ich persönlich kenne und schätze, und die in anderen Metiers üblicherweise arbeiten, war und ist es für mich einfach ein wertfreies -ist ja reines Hobby- Experiment gewesen. Es war für mich schön die Entwicklung, die Proben, das Entstehen der Aufführungen zu erleben.
Zum Thema Tanzen:
Trotz allem organisatorischen Stresses habe ich mit 9 Damen je eine Tanda=36 Tänze unterbringen können.
Ich war noch nie in BA, aber alle die dort waren erzählen gluabhaft, daß der "Tanz auf dem Handtuch" eine conditio sine qua non" für geübte Tänzer ist....
Auf die Getränkepreise hatte ich keine Einfluß-die Bar wurde von den Vermietern betrieben (darauf bestehen selbige), Wein und Cafe habe "ich" verkauft [...] Gesamtumsatz an dem Abend für Cafe und Wein 997,00 Euro bei ca. 200 Leuten im Saal...
Persönliches Minus (Künstler plus Steuer, streng betriebswirtschaftlich gesehen, ca. 4.000,00 Euro aus eigener Tasche)-Das war mir der Abend aus rein atmosphärischem Genuß wert.
Über Geschmack läßt sich schwer streiten.
Hinsichtlich der Preise: break-even wäre ein reiner Kartenpreis von ca. 70 Euro gewesen; Vergleiche bitte laut Wiener Ballkalender - da bleibt einem wirklich der Mund offen..
Kritik an der Lokation ist sicher berechtigt.
Alles Gute inzwischen
[Name entfernt]
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Ich bedanke mich für den alternativen Einblick und stelle einmal die Frage, wie man solche Situationen vermeiden kann. Es kann doch einfach nicht sein, daß Tangobälle ein Zuschussgeschäft von Einzelnen sind.
Ich empfehle diesen:
http://www.tango-tango.de/fr_start.html
Zu den Kosten einer Veranstaltung füge ich noch Dekoration und bzw. Licht. Licht zu mieten ist erheblich teurer als die Musikanlage, als ich das vor ein paar Jahren mal gemacht habe.
Ich habe noch nie gehört, dass ein Ball sich trägt. Eine Ausnahme mag die Wuppertaler Veranstaltung sein, die professionell und kommerziell zugleich ist. Hier trägt ein Eventmanager einen Veranstaltungskomplex, Produkt, Zielgruppe und Rahmen werden geschickt und erfolgreich zusammengebracht. Hut ab.
Genannte Party-DJ-Gagen sind mir auch bekannt. Wer wirklich Geld verdienen möchte, der muss eben entweder in die Massenunterhaltung gehen (Volksmusik, Schlager, etc.) Da werden Preise akzeptiert und die Kosumentenmassen bringen das auch rein; oder er bewegt sich im subventionierten Bereich.
Für das eine bin ich nicht bereit Herz und Seele herzugeben, das zweite erfordert schon von der Ausbildung eine andere Liga.
Zu der Aussage des Veranstalters: Ich habe das schon öfters miterleben dürfen, dass ein aficionado von einer location begeistert war und sich sagte 'das muss doch gehen, was idealeres gibt es nicht' Es waren jedesmal höchstens Eintagsfliegen. Guter Veranstalter zu sein ist eine Kunst und Lust für sich, das erscheint mir manchmal doch arg überschätzt zu werden.
Grüße
T.
...äh... Korrektur letzte Zeile...
unterschätzt zu werden
natürlich
und dann gibt es noch die user einer milonga/balles die es nicht für nötig halten sich vor ort mit getränken zu versorgen und sich aus ihren "schuhbeuteln" etc. bedienen
... und dann gibt es die Tangueras und Tangueros, die unauffällig die materiell nicht so gut gestellten Tangosüchtigen so ganz unauffällig und beinahe wie selbstverständlich auf ein Getränk einladen.
;-)
Um auf Xiras Fragen am Schluss des Beitrags zurückzukommen: Eine einfache Antwort gibt es da wohl nicht. Hilfreich ist sicher, sich vorab so gründlich wie möglich zu informieren. Da hätte mich die dürftige Information auf der Website des Vienna Tangoballs 2009 schon stutzig gemacht. Wenn Namen weder der Bands oder Musiker noch der Showtänzer genannt sind, würde ich mich fragen, warum. Eigentlich sollte der Veranstalter doch gerade damit werben - oder gibt es da gar nichts zu bewerben? Weil die Namen keiner kennt? Wenn Namen genannt sind, kann man im Internet recherchieren oder sich umhören, ob jemand die Künstler schon mal gehört oder gesehen hat ... Im Zweifelsfall den Veranstalter oder den DJ anrufen und sich erkundigen.
Für mich persönlich kann ich nur sagen: Mir sind kleine, intime Milongas um so vieles lieber als diese Riesenveranstaltungen. Nicht nur wegen des Eintrittspreises, ich fühle mich dort oft einfach verloren. Das heißt nicht, dass ich nie zu größeren Tangobällen gehe. Aber es müssen ein paar Voraussetzungen erfüllt sein: Zumindest sollten unter den Gästen ein paar Leute sein, die ich kenne. Und ich sollte den Veranstalter bzw. die Band und/oder den DJ einigermaßen einschätzen können. Große Anfahrtswege würde ich nur in Kauf nehmen, wenn mich der Ort des Balls sowieso interessiert. Dann kann man schön ein ganzes Wochenende dort planen und es hängt nicht mehr so viel am Verlauf dieses einen Abends.
Was auf jeden Fall immer hilft: nicht zu viel erwarten.
@ Lydia
vielen Dank für Deine Antwort! Du hast vermutlich Recht. Einfach nicht zu viel erwarten. Aber das ist einfacher gesagt, als getan. Ich erwarte bzw erhoffe mir immer (!) meinen persönlichen Tangohimmel, wenn ich zum Tango gehe. Das kann ich gar nicht abschalten. Und diesen wunderbaren Tangohimmel habe ich sowohl auf Tangobällen schon erlebt, also auch auf vielen Milongas. Und da ich in Wien ja sogar meinen Partner an meiner Seite hatte, konnte ja eigentlich gar nichts schief gehen...
Die fehlenden Namen der Showtänzer haben mich tatsächlich etwas stutzig gemacht. Allerdings kenne ich so wenig Paare vom Namen her, dass mir die Namen vermutlich auch nichts gesagt hätten. Dazu habe ich einfach noch zu wenig über Tango und die vielen Spitzentänzer gehört/gelesen.
Nun ja, wieder eine Erfahrung mehr im Tangoleben.
Heute geht es wieder zu einer intimen kleinen Milonga. Mal schauen, ob mir hier mein Tangohimmel begegnet... im Grunde gebe ich Dir auch diesbezüglich Recht - man braucht eigentlich keine Bälle, wenn man Milongas haben kann...
der letzte Beitrag war von Xira, aber irgendwie nimmt der Browser den Namen nicht. mal schauen, ob es jetzt geklappt hat.
lg
Xira
@Xira:
Nicht dass ich behaupten wollte, es gelänge mir immer, wenig zu erwarten. Natürlich wünsche auch ich mir jedes Mal, in den Tangohimmel zu entschweben. Da bleiben Enttäuschungen leider nicht aus ... Aber auf der anderen Seite gibt es ja auch oft genug Überraschungen, diese Abende, die total ungut anfangen oder auf einen verkorksten Tag folgen, wo man schon fast wieder heimgehen will - und auf einmal wedet sich das Blatt und es wird ein wunderbarer Abend. Die Freitagsmilonga in Wien, die Du beschrieben hast, war ja wohl auch eine solche Überraschung. Vielleicht sollten wir uns einfach mehr auf diese positiven Erlebnisse konzentrieren.
Ich finde die Diskussion hier hochspannend, vor allem auch, dass wir die Möglichkeit bekamen, das Ganze aus der Perspektive des Veranstalters zu hören. Der ja nun gar nicht als geldgeiler Abzocker rüberkommt, sondern die Sache mit großem Idealismus betrieben hat. Eigentlich fast tragisch ...
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