Dienstag, 29. Juni 2010

Gastbeitrag: Anekdote 109 (Pugliese) von Rodrigo

Zusammen mit der letzten Korrektur des Interviews schickte Rodrigo mir die unten stehende Anekdote zur Veröffentlichung mit. Es geht um drei Stücke von Osvaldo Pugliese (1905 - 1995).

Negracha und Malandraca von Osvaldo Pugliese

Diese beiden berühmten Tangos von Pugliese, die in den Vierzigern komponiert wurden, bilden zusammen mit La Yumba den typischen Pugliese - Tangostil. Wenn man einen Vergleich mit der Bildkunst zieht, dann sind Negracha und Malandraca so bahnbrechend für den Tango wie das Picasso Bild Mademoiselles d'Avignon für die europäische Malerei. Astor Piazzolla, der nicht überschwänglich mit Lob umging, lobte beide Tangos öffentlich und sie waren entscheidend für seine eigene kompositorische Weiterentwicklung.

Diese Tangos haben interessante Titel bekommen, in denen -natürlich- eine kleine Geschichte steckt:

a) Negracha bedeutet: „Schwarze Frau" oder „dunkelhäutige Frau" .Dieser Tango wurde einer Gruppe von farbigen Frauen gewidmet, die zusammen mit anderen als Fangruppen die Bälle von Puglieses Orchester begleiteten. Pugliese war sehr angetan von Stärke, Rhythmusgefühl und Feinheit, mit der diese Frauen tanzten. Und deswegen hat er ihnen diesen Tango gewidmet für ihre Milonguera-Tanz-Geschicklichkeit.

Negracha von Osvaldo Pugliese - Aufnahme vom 24. Juni 1948:


b) Der Titel Malandraca entstand in Puglieses Haus, wo seine Tochter (La Beba genannt) im Zimmer bei Pugliese spielte, während dieser komponierte und Korrekturen machte. Beba fuhr mit ihrem Rädchen, ging im Treppenhaus auf und ab usw. Als Pugliese die Geduld verlierend schrie: „Beba, störe mich nicht!" lachte das Mädchen und lärmte weiter, während Pugliese einen Titel suchte. Beba lief noch mal ins Zimmer, Pugliese verlor endgültig die Geduld und schrie:„ Gehe weg, Malandraca!!" (ungefähr „kleines Ungeheuer"). Beba ging aus den Zimmer in den Garten und Pugliese dachte: „Uhm, Malandraca was für ein schöner Titel für diesen Tango"!

Malandraca von Osvaldo Pugliese - Aufnahme vom 31. Mai 1949:


Osvaldo Pugliese hört seiner Tochter La Beba zu:


Pugliese hat diesen beide Tangos sowie La Yumba komponiert, als er in der Straße „Calle Thomas 1477" in Buenos Aires wohnte.

La Yumba von und mit Osvaldo Pugliese - Aufnahme vom 21. August 1946:

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