Montag, 10. Oktober 2011

Für die neue Woche 122: Ricardo Tanturi, Alberto Castillo - Pocas palabras

Für diese Woche habe ich einen Tango von Ricardo Tanturi mit dem Sänger Alberto Castillo ausgesucht. Pocas palabras ist eine Komposition von Ricardo Tanturi selbst (Text: Enrique Cadícamo).

Alberto Castillo mit dem Orq. Ricardo Tanturi
(Bild: Todotango)
Vielleicht wäre es heute einmal eine gute Gelegenheit, ein wenig über den Sänger dieser Aufnahme, Alberto Castillo (1914 - 2002) zu erzählen. Castillo (das Doppel-L wird übrigens wie ein extrem weiches "Sch" gesprochen) war, wie viele Tango-Musiker, Sohn italienischer Einwanderer. Allerdings hatte er eine akademische Ausbildung und hatte bereits als Gynäkologe gearbeitet, bevor er als Sänger Karriere gemacht hat. Vielleicht kann man Alberto Castillo als ersten Pop-Künstler des Tangos bezeichnen. Er kleidete sich, im Gegensatz zu vielen Musikern seiner Zeit, auffällig (glänzende Stoffe, breite Krawattenknoten, weite Hosen usw.) und verwendete des Mikrofon als Accessoire seiner Show (vergleichbar vielleicht mit Freddie Mercury).

Alberto Castillo
(Bild: todayintango)
Castillo war ein absoluter Superstar seiner Zeit in Buenos Aires. Er hatte in mehreren Filmen mitgewirkt (daher vielleicht auch seine übertrieben deutliche Aussprache) und umgab sich gerne mit einer Aura des einfachen Mannes aus dem Volk. Für ihn war der Tango eine nationale Errungenschaft, die dem einfachen Volk gehörte (In Asi se baila el tango singt er beispielsweise: "Was wissen die feinen Pinkel, Geleckten und Gecken, was wissen die was Tango ist, was wissen die vom Takt [...]"). Möglicherweise ist es kein Zufall, daß Castillo das gelang, was sonst kaum einem Sänger im Tango der Épocha de Oro gelungen ist: Er konnte später (nach seiner Zeit bei Tanturi) als Sänger eine Karriere mit eigenem Orchester starten (seine Milongas und Candombes, aber auch seine Valses haben einen ganz eigenen Charme).


Ricardo Tanturi (Sänger: Alberto Castillo) eine Aufnahme vom 16. Juni 1941

Direkter Link zum Titel bei goear.com.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich einen guten Start in die neue Woche.

P.S: Falls es einige immer noch nicht mitbekommen haben sollten: Am kommenden Samstag 21:30h ist ein Pflichttermin für die Liebhaber des klassischen Tangos. Die Milonga vom Tangokombinat in der Johanneskirche in Saarbrücken ab 21:30h mit DJane Bärbel Rücker (Kopenhagen). Weiter Informationen gibt es auf der Website.

3 Anmerkung(en):

Aurora hat gesagt…

Lieber cassiel,

ich liebe Tanturi! Leider habe ich zur Zeit sehr wenig Zeit zum Schreiben...

Dir ein wunderbares Festivalito con Amigos!

Monika hat gesagt…

Ich habe heute Abend - zum ersten Mal ever, glaube ich, einen - diesen - Song nur über die eingebauten Lautsprecher meines MacBooks Pro gehört, weil ich zu faul war den Laptop an die kleinen Fostex anzuschliessen - ein Kabel einstöpseln... Himmel, klingt das schlecht. Nix mehr da vom Schmelz in Castillos Stimme, kein einziges Sternlein zu hören (er setzt jeder (!) einzelnen (!) Note (!) eins auf!) - Kinder, schliesst den Laptop zumindest an Eure Stereo-Anlage an, so "Geiz-ist-geil" sie auch sein mag. Alles ist besser als der Sound aus Eurem Computer.

Und denkt dann daran dass "Geiz-ist-geil" immernoch verdammt mies ist (sauteure sogenante Hifi-Anlagen übrigens durchaus auch - leider).

cassiel hat gesagt…

Ich möchte hier noch schnell einen Link ergänzen. Es ist eine Vorführung vom 6. Detember 2011 aus der Tango-Woche Seoul/Süd-Korea.

Ich finde dieses Video bezaubernd!

Poca palabras