Montag, 15. November 2010

Für die neue Woche 88: Orquesta Típica Victor, Alberto Carol - Mi taza de café

Ende März des Jahres hatte ich schon einmal einen Titel vom Orquesta Típica Victor mit Alberto Carol vorgestellt, es was Bajo el cono azul. Heute gibt es in dieser Kombination einen weiteren Tango, den ich bemerkenswert finde: Mi taza de café. Derartige Einspielungen müssen sich auch Jahrzehnte später angesichts moderner Tangos nicht verstecken. Ich finde das Stück großartig.

Orquesta Típica Victor (Gesang: Alberto Carol) - eine Aufnahme vom 21. März 1944

Direkter Link zum Titel bei goear.com.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich einen guten Start in die neue Woche!

14 Anmerkung(en):

Theresa hat gesagt…

Vielen Dank, Cassiel! Du hast mal wieder einen meiner Lieblings-Tangos getroffen.
Theresa

Monika hat gesagt…

den mag ich auch sehr gerne, weniger zum tanzen (langweilig?) als mehr zum hören. Da aber sehr sehr. - Marite sizt hier und grinst als ich mitsinge "mi taza de cafe" :-)

cassiel hat gesagt…

@Theresa, Monika, Marite

;-)

Melina Sedo hat gesagt…

Der ist überhaupt nicht langweilig zum Tanzen, Frau Monika! Superschön!!!!

Claudita hat gesagt…

Das finde ich auch, Melina. Absolut nicht langweilig!

affig hat gesagt…

*klatsch* Zickenkrieg!

Hey Frauenversteher! Was nun?

cassiel hat gesagt…

@Blogtroll

Üblicherweise ist es schon mühsam auf Kommentare mit Drei-Wort-Sätzen zu reagieren. Kannst Du Dir vorstellen, daß es noch schwieriger ist, zu Zwei-Wort-Sätzen zu schreiben?

Und einen Zickenkrieg sehe ich nicht. Just for the records: Soweit ich weiß, sind Monika und Melina befreundet...

Noch ein fröhliches Trollen wünscht...

c.

Christian hat gesagt…

@Affig,
auweia, da liegst Du aber so was von daneben mit Deinem Zickenkriegalarm. Die beiden verstehen sich blendender als blendend und zelebrieren das natürlich, wenn sie endlich mal in einer Sache unterschiedlicher Ansicht sind.

@ alle:
Wieder Mal ganz unterschiedliche Ansichten - gut so und spannend. Ich bin natürlich rundum Monikas Ansicht. Warum? Nein nein, dahinter stecken sachliche Gründe.

So eine Diskussion wird viel spannender, wenn Teilnehmer nicht nur sagen, was ihnen gefällt sondern erklären, warum dem so ist. Also mache mal den Anfang.

1944, in letzten Jahr ihres Bestehens hatte das OTV längst seine besten Jahre hinter sich, Adolfo Carabelli als OTV-Orchesterleiter war sowieso Geschichte und das Konzept von Orchestern welche sich nur für Studio-Sessions vereinen war unzeitgemäss geworden, weil gute Kreative seit Jahren problemlos eigene Formation gründen konnten, um sich einerseits uneingeschränkt kreativ auszutoben zu können und andererseits damit sehr viel mehr Geld verdienen zu können, als wenn sie sich bei RCA-Victor quasi als Verdingbub hergaben. Denn 1944 hatten nicht nur ehemalige OTV-Musiker wie zB Angel d'Agostino, Pedro Laurenz oder Anibal Troilo seit Jahren eigene, grossartige Orchester. Wenn RCA-Victor mit ihrem Labelorchester 1944 noch Geld gemacht hätte, wäre es nicht aufgelöst worden. OTV war 1944 übrigens die letzte Überlebende unter den Labelformationen RCA-Victors, von denen es in den 30ern mindestens acht gab, was für das Label ein Bombengeschäft aber musikalisch nicht immer berauschend war - Business eben anstelle eines musikalischen Konzepts, dass OTV ein Jahrzehnt früher zumindest zeitweise durchaus hatte.

"Mi Taza de Café" ist aus meiner Sicht zwar eine hübsche Komposition, aber eine schrecklich blutarme Aufnahme. Vergleicht man das zB mit "Que lento corre el Tren" - ein Jahr davor von Rodriguez aufgenommen und beide Stücke haben dasselbe Tempo - dann wird sofort klar, wo das Problem dieser späten OTV-Aufnahmen liegt: kein Saft, kein Pfeffer, kein Esprit, keine Kraft, einfach im Nebel schüchtern am Bordstein entlang geschrammt. Bei diesem OTV verdreht man die Augen und schläft auf dem Stuhl ein. Beim genannten Rodriguez grinst man und drängt aufs Parkett.

OTV mit Carol lege ich allenfalls auf, wenn ich Tänzer runterholen muss, weil sich die Stimmung zu sehr aufgeheizt hat und Karambolagen die Ronda ruinieren.

Monika hat gesagt…

Ich sach ja dass der Songs sehr schön ist, Frau Melina, trozdem finde ich ihn zum tanzen langweilig. Aber Gott sei Dank sind Menschen und Meinungen verschieden, so gibt's für mich bei dieser Tanda eine Rauch- und/oder Schwätzpause und Sie tanzen. Blöderweise können dann wir zwei nicht miteinander schwätzen, aber das können wir dann ja beim nächsten Di Sarli *duckundweg*

Melina Sedo hat gesagt…

@ Monika: Beim Di Sarli tanze ich! Und Du inzwischen ja auch manchmal... Aber zum Glück gibt's auch Tandas, bei denen wir BEIDE sitzen, so dass wir gemeinsam gucken und schwätzen können. ;-

@ Christian: also blutleer finde ich den Tango nicht. Er ist sehr zurückhalten und zart. Sehr romantisch. Ich muss fast weinen... schnüff...

Monika hat gesagt…

uiuiui, Frau Melina weint. @C, Du weisst welchen Tango Du auflegen wirst wenn Melina das nächste Mal an einer Deiner Milongas ist - das will ich sehen ;-)

@Melina: gucken, stimmt, das haben wir bisher vernachlässigt. Unbedingt nachzuholen, baldmöglichst...

Theresa hat gesagt…

@die Damen:

Ich wäre auch gern beim Schwätzen mit euch beiden dabei, z.B. wenn de Angelis läuft ;-)


@Christian:

Danke für deinen wie gewohnt fundierten Beitrag!

Obwohl sich Geschmacksunterschiede natürlich nicht in Wohlgefallen auflösen werden, will ich versuchen, zu untermauern, warum ich diesen Tango schön finde.

Die instrumentale Einleitung ist wunderschön instrumentiert - unten spielt eine Bratsche, und es gibt feine Dialoge zwischen den Bandoneons und den Bandoneons mit den Streichern.

Das Stück ist dezent und zart und spielt mit Lautstärke-Wechseln. Das ist für mich ein Vorteil und kein Nachteil, und ich lege sowas nicht nur auf, um aufgeregte Tänzer runterzukühlen, sondern um die Leute dazu anzuregen, die Ohren aufzusperren und und mit niedriger Energie, aber umso sensibler die Musik zu tanzen. Mein Liebling dieser Art aus dem Spätwerk des OT Victor ist übrigens "Una vez" von 1943 mit Ortega del Cerro.

Ich werde irgendwann gereizt, wenn ein DJ ein Hochenergie-Tanda nach der anderen spielt. Für mich müssen auch "schlankere" Stücke dazwischen sein, deren Rafinesse im Detail liegt.

Ich finde die andere Argumentationsschiene von dir ein bisschen gefährlich, nämlich den geschäftlichen Erfolg der Musiker als Qualitätsausweis bzw. dessen Fehlen als Hinweis auf mangelnde Qualität zu nehmen. Da gibt es viele Gegenbeispiele im Tango, wo die allerbesten Musiker und Ensembles zumindest zeitweise erfolglos waren.

Theresa

chamuyo hat gesagt…

dass ich das auch nicht soo blutleer finde, und diese Version wesentlich schöner als die häufiger gespielte von Malerba. Da gehe ich nämlich rauchen!! Die Blutarmut kommt wahrscheinlich von Malerba selbst, der es geschrieben hat.
...wenn man denn überhaupt über Kaffeetassen singen muss ;-)
Und wenn man schon die Stadt besingen muss, dann lieber gleich Adios Buenos Aires, auch OTV mit Vargas.

Monika hat gesagt…

Theresa, bei de Angelis tanze dann ich, da kannst Du höchstens mit Melina schwätzen, die mag den nämlich nicht besonders wenn ich mich recht erinnere. Aber irgendwas finden wir schon das wir drei alle nicht mögen... - ich werfe mal Piazolla in den Raum ;-)

Und sonst gibt es ja auf einer wirklich guten Milonga durchaus die Möglichkeit mal eine Tanda auszulassen, im Wissen dass auch die nächste gut sein wird. - Das geniesse ich selten, aber dafür umso mehr, dieses "oh, Calo mit Beron (oder welches Orchester auch immer das man - mit diesem speziellen Sänger - besonders schätzt)" auslassen zu können weil man halt grad schwätzen muss im Wissen das die nächsten Tandas genauso gut, sorgfältig und gekonnt zusammengestellt sind. Selten genug, solche Milongas :-(