Donnerstag, 28. Mai 2009

Nur so eben zwischendurch angemerkt...

Gestern abend war ich schnell zum Tango (mal wieder ein Versuch, meiner Tangokrise zu entrinnen)...

Was mir spontan auffiel? Manche Führenden suchen sich die engsten Stellen auf der Tanzfläche aus um großräumige Drehungen zu probieren. Das ist ja schon fast zwanghaft. Ich habe mich sehr mühsam beherrschen müssen, da nicht unruhig zu werden. Grimbald hat dann auch zwei solide Treffer bei mir gelandet. ;-)

Und... was mich fast noch mehr gestört hat... Ganchos bei lyrischen und traurigen Tangos. Geht es noch? Man stelle sich das vor Liebeskummer triefende Para qué te quiero tanto von De Angelis vor und dazu turnt ein Paar wilde Kombinationen von Ganchos... da klemmt es bei mir gewaltig...

Aber vielleicht ist das nur mein Problem...

13 Anmerkung(en):

Anonym hat gesagt…

the tango crisis
is not the
issue you need

to deal with. it
I recommend
one step

2sind1 hat gesagt…

Hallo cassiel,

gleich zu Anfang: ich war noch nie auf einer Milonga. Ich bin absoluter Anfänger im Tango, ich lerne. Das ist auch der Grund, warum ich, wenn ich dann auf meine erste Milonga gehe, nicht gleich mit Ganchos um mich werfen werde. Wenn ich etwas nicht tanzen kann ohne jemand anderen damit zu gefährden bzw. auch nur zu belästigen dann lasse ich's.

Aber:

Bei Deinem Problem mit den Ganchos bei traurigen Tangos bitte ich zu bedenken, daß nicht jeder Spanisch versteht, und wenn man mit Schritten, Technik und Partnerin beschäftigt ist kann ich durchaus nachvollziehen, daß man auf sowas nicht unbedingt achtet. Sicherlich kann und soll man sich auch, ohne die Sprache zu verstehen, entsprechend in einen Tango einfühlen - das von einem Anfänger (wie mir) zu erwarten, ist aber, glaube ich, etwas zu viel verlangt ;-)

Liebe Grüße an die schwarz-rote Gemeinde,

2sind1

cassiel hat gesagt…

Hallo 2sind1,

schön, daß Du so ausführlich geschrieben hast. Danke! Hmmm... was soll ich Dir jetzt schreiben? Ich denke, man kann auch den Inhalt eines Titels erahnen, wenn man nur die Musik hört. (Und jeder versteht corazón dafür brauche ich kein Spanisch; ich spreche diese Sprache ja auch nicht, mein Verstehen ist allein in meiner altmodische Schulbildung - so mit großem Latinum und so - begründet).

Warum gehst Du nicht auf Milongas? Das wird aber höchste Zeit. Ich denke, nur dort wirst Du den Tango wirklich lernen. Die Scheu von Anfängerinnen und Anfängern kann ich verstehen, aber es hilft nichts.

Vielleicht schreibe ich in nächster Zeit zu dem Thema...

Liebe Grüße
cassiel

Raxie hat gesagt…

Moin 2sind1:

Hin zur Milonga!!!

Und ansonsten find ich, dass Du Recht hast. Als Dame kann ich ja nicht wirklcih mitreden, weil ich einen Gancho, wenn er geführt wird, natürlich auch annehme. Mich betrifft der Einwand von Cassiel also nur bedingt, weil ich es mir nicht wirklich aussuchen kann, wie ich auf die Musik im einzelnen tanze.

Und ich kann ebenfalls kein Spanisch, ist mir also total egal, ob der Liedinhalt zu einem Gancho passt, oder nicht. Mal abgesehen davon, dass man einen Gancho ja auch durchaus langsam tanzen kann, das muss ja kein Wirbelwind oder Kraftakt sein...

Und dass man andere Paare nicht "trifft", versteht sich eh von alleine. Enger Tanzraum ist also immer ein guter Grund, Ganchos etc zu lassen, die Musik nicht, wie ich finde. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Überhaupt sollte man bei sich selbst bleiben beim Tanzen und die anderen machen lassen, was sie meinen - sofern sie natürlich die Regeln einer Milonga einhalten. Aber das setze ich einfach voraus.

So, und nun ab zur nächsten Milonga. Unschlagbar gut! :-)

Wie Cassiel schon sagt: Da musst Du durch. Und das kannst nur Du selbst machen, das nimmt Dir keiner ab. Ich bin ja auch noch nicht lange dabei, aber es wird mit jeder Milonga besser. Richtig gut, könnte man auch sagen. Ich liiiiiiebe es, wäre noch treffender... :-)

cassiel hat gesagt…

Vielleicht habe ich mich ja nicht deutlich genug ausgedrückt. Das war ein beliebiges Beispiel. Worum es mir im Kern geht?
Um die (Be-)Achtung für die Musik! Die Musik ist eben nicht Geräuschkulisse für ein paarweises Bewegen! Sie ist essentiell.

Das wollte ich eigentlich ausdrücken...

;-)

Raxie hat gesagt…

Lieber Cassiel,

ich meine, Dich verstanden zu haben, gleich beim ersten Eintrag. Aber vielleicht empfinden andere Paare die Musik anders als Du? Vielleicht möchte ein Tanguero anders auf traurige Musik reagieren als Du? Vielleicht ist es einem Tanguero ein Bedürfnis, auch bei melancholischer Musik Figuren zu tanzen?

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Betrachter da kein Mitspracherecht haben. Wenn es ausschließlich um die Musik geht, müsste man eigentlich zu Hause bleiben und die Musik dort für sich empfinden. Sobald man auf einer Milonga ist, wird das eigene Empfinden beeinträchtigt und kann nicht Maß aller Dinge sein.

Figuren sind nicht immer Turnerei. Find ich. Aber wie schon gesagt, ich taste mich auch erst ran an Milongas und an den eigenen Tango und das Miteinander und und und...

Anonym hat gesagt…

Das Problem, Cassiel, scheint mir, daß das Gespür den Tango (d.h. die Musik) kein gegenstand der Tanzstunden ist. Die Dozenten sind eben Tanz- und keine Musikpädagogen und verstehen sich in der Regel auch nciht als solche. Mit Fremdsprachenkenntnissen hat das meiner Meinung nichts zu tun. Es verstehen ja auch nicht alle, die bei „Nessun' dorma“ gerührt sind, Italienisch!

Raxie, mir ist es mitunter peinlich, wenn ich an einen Mann gerate, der mir bei den traurigsten Melodien Sport-Akrobatik abverlangt (es fehlen eigentlich nur noch ein paar Keulen und ein Medizinball). Aber so ist das eben: "Der Mensch denkt, Gott lenkt" und auf den Tango bezogen: "Die Frau fühlt, der Mann führt"! ;-)

Unknown hat gesagt…

Das Problem mit den Ganchos: 1. Jeder, aber wirklich jeder, kann Ganchos tanzen. 2. Woher soll man wissen, dass eine trauriger Tango läuft… von lauter Geturne hört man ja die Musik nicht :) 3. Was man kann sollte man ja auch zeigen dürfen, oder… und die Musik – die stört ja nur, genauso wie auch die andere auf der Tanzfläche. Ja, das ist wirklich nur dein Problem :)
Lg aus DD
Sweti

cassiel hat gesagt…

Fein!

Jetzt hat sich doch eine lebhafte Diskussion entwickelt!

Danke für die Anmerkungen!

Ich bleibe dabei: Gerade ein Gancho hat für mich etwas gewalttätiges (ich finde gerade kein passenderes Wort). Das gehört bestimmt auch zum Tango. Aber... sicherlich nicht in die lyrische oder schwermütige Abteilung!

Ich denke, den Zugang zur Musik muß sich vielleicht jeder selbst erarbeiten. Und es stimmt: Mich geht es kaum etwas an, wie andere tanzen... vielleicht nur insoweit, als ich diesen Ganchos ausweichen muß...

;-)

2sind1 hat gesagt…

@ cassiel
@ Raxie

... vielen Dank für Eure aufmunternden Worte zum Besuch einer Milonga !

Na klar geh' ich da hin, aber ein bisschen sicherer möchte ich da schon noch werden.

Und bis dahin lese ich einfach Tango-Blogs ;-)

2sind1

Anonym hat gesagt…

Hey Sweti, Deine kleine Spitze („Ja, das ist wirklich nur dein Problem“), ging die an mich oder an Cassiel (ich frage, weil Dein Kommentar unter meinem steht)? Wir haben doch schon neulich mal ausgemacht (als ich wegen Deinen schönen Bildern anfragte), uns bei einer Milonga zu begegnen! Wollen wir das Problem nicht da ausdiskutieren, und zwar mit den Füßen, auf der Tanzfläche? ;-)

Raxie hat gesagt…

Also: Blöde Frage, ich weiß, aber hilft nichts: Kann man einen Gancho auch anders, als gewalttätig tanzen? Ich meine das schon öfter beobachtet zu haben, fast schon liebevoll geführte Ganchos. Sie mit geschlossenen Augen, total versunken, und ganz vorsichtig in ihren Aktionen. Die Zwei waren ein echtes Paar und erkennbar auf einander eingetanzt. Das sah auch zu ganz langsamer und melancholischer Musik einfach wunderbar aus.

Ich zieh meinen Gancho auch nicht immer durch, halte mich da zum Teil zurück (unterschiedliche Gründe), aber das hat schon auch was mit der Musik zu tun. Liege ich da so total falsch? Hmmm. Muss ich direkt noch mal drauf achten.

Claudita hat gesagt…

Mmmmm, ja, wenn man das kann, kann man einen Gancho schon ganz langsam und lyrisch tanzen...aber im grossen un ganzen wuerde ich dir, Cassiel, zustimmen...
Ich glaube die Kommentare von sweti, sollte man mit 'ner Prise Salz nehmen...Ironie, Sarkasmus und so...aber es kann sein dass ich mich da irre...