Montag, 7. September 2009

Der Annett-Louisan-Aufleger - Eine Polemik

Jetzt habe ich einige Wochen überlegt, soll ich eine Polemmik schreiben? Oder soll ich eine ausgewogene Abhandlung über die verschiedenen Arten der musikalischen Gestaltung einer Milonga verfassen? Ich habe mich für die Polemik entschieden und veröffentliche sie unter meinem Pseudonym in der Rubrik Glosse. Es geht also bestimmt nicht gegen eine einzelne Person.
Merkwürdigerweise gibt es in der Tango-Blogosphäre seltsame Themencluster, die dann häufig gleichzeitig an die Oberfläche kommen. So berichtet Patrick beispielsweise auf seine unnachahmliche Art von einer Milongaerfahrung, bei der der DJ den Crossfader des Mischpultes intensiv bemühte und auch einige Stücke arg einkürzte. Pantina schreibt über das Milonga-Experiment und vergleicht Veranstaltungen mit sehr konservativer Musikauswahl mit äußerst hippen Alternativ-Milongas.


Es ist ist unfassbar! Man geht nichtsahnend am Abend auf eine Milonga und der Annett-Louisan-Aufleger steht am Mischpult! Na das kann ja heiter werden. Um es frei von Mißverständnissen zu formulieren: Annett Louisan macht bestimmt gute Musik! Diese Musik trifft nur nicht meinen Musikgeschmack und... mit Verlaub... im argentinischen Tango haben diese Nummern nichts verloren; na ja äußerst sparsam dosiert geht es vielleicht schon noch. Wir könnten diesen DJ-Typus auch den Katie-Melua-Aufleger nennen, es wäre nur ein anderes Etikett für das gleiche Phänomen.

Der Begriff Tanda-Struktur ist für Vertreter dieser DJ-Gattung ein Fremdwort. Da werden die (Pseudo-)Tangos vollkommen schmerzfrei in bliebiger Reihenfolge gemäß den persönlichen Präferenzen des DJs aneinander gereiht. Einer schlimmer als der Andere. Um einen kurzen Eindruck zu geben nenne ich jetzt einmal vollkommen willkürlich und spontan typische Stücke:
  • Die Katze (Annett Louisan)
  • Nine Million Bicycles (Katie Melua)
  • To tango the nephelis (Haris Alexiou)
  • Sur (Kevin Johanson)
  • Milonga sentimental (Otros Aires)
  • Goldfinger (Tina Turner)
  • Tango del mar (Quadro Nuevo)
  • ...
Die Liste ließe sich vermutlich beliebig verlängern. All diesen Stücken ist ein sehr klarer Rhythmus gemeinsam. Da kommt niemals Unsicherheit auf. Vielleicht ist das der wahre Grund? Bei vielen Tangostücken aus der goldenen Ära gibt es Phasen in denen sich das Tempo deutlich verlangsamt. Das Bandoneon weint melancholisch eine Note zu Ende. Der Takt scheint aufgehoben. Wie reagiert man beim Tanzen auf solche Musik. Man nimmt die Geschwindigkeit aus den Schritten und man darf auch einfach einmal stehen bleiben. Das ist eine Herausforderung. Komme ich mit einer Tanguera wirklich in den Moment der Regungslosigkeit, so bleibt von mir nichts außer meinen Gefühlen. Das muß sie aushalten und... das muß ich aushalten.

Will ich das nicht aushalten, dann lege ich rhythmisch klare Musik auf. Da kann ich bedenkenlos mit jeder Tanguera meine Runden drehen. Figuren, die mehrere Taktschläge benötigen kann ich jederzeit einbauen. Es geht um das Sportliche. Mich ödet diese Musik spätestens nach zwei Stunden an. Ich werde dann übel-launig und bevor es ganz schlimm wird, gehe ich nach Hause. In besonders hartnäckigen Fällen gehe ich erst gar nicht zur Milonga. Ich habe auch einige Versuche zur Missionierung unternommen. So habe ich einem exponierten Vertreter der Gattung Annett-Louisan-Aufleger einfach einmal eine CD gebrannt und mitgbracht. Das war ein netter Versuch, ihm andere Musik nahe zu bringen - allerdings blieb es im Versuchsstadium stecken. Einige Milongas später sagte er mir, er habe die CD gehört und die Musik sei ihm zu "traditionell". Da fehlen mir die Worte!

Umgekehrt versuche ich mich in derartige Menschen hineinzuversetzen und überlege mir, wie sie die traditionelle Musik auf einer Milonga empfinden. Das ist denen wahrscheinlich viel zu eng, zu rigide und außerdem spaßbefreit. Im Vergleich zu einer Milonga mit streng klassischer musikalischer Gestaltung ist vermutlich jede Beerdigung eine Vergnügungssteuer-pflichtige Veranstaltung. Sie können mit der traditionellen Musik genauso wenig anfangen, wie ich mit diesen Fahrstuhlmusiktangos, die vor lauter Weichspüler mir den Gehörgang verkleben.

Es geht so ein wenig in die Richtung, die ich in einem Kommentar bei Me Likey Tango gelesen habe:
"If it didn't move us, it wouldn't be tango."

An den Satz halte ich mich zukünftig noch strikter und werde um die Veranstaltungen der Annett-Louisan-Aufleger ein riesigen Bogen machen.

Gerne lese ich Anmerkungen, Ergänzungen und andere Ansichten in Kommentaren.

62 Anmerkung(en):

Anonym hat gesagt…

Endlich schreibt mal jemand zu dem Thema. Die Erklärung, sich nicht emotional berühren zu lassen, klingt für mich neu. Sie erscheint aber bestechend plausibel.

Danke. (:

Anonym hat gesagt…

Gut, daß Du uns mit Katie gleich noch eine Alternative zu Annett geliefert hast, beide gleichermaßen treffend.

Dein Erklärungsansatz, daß die Stücke ein eindeutiges und daher sicheres, rhythmisches Korsett bieten, war mir bislang nicht bewußt, erscheint mir aber schlüssig.

Ab und zu eingestreut, wirken diese Non-Tangos vielleicht ein wenig wie die Prise Chili in der Bitterschokolade oder das Zweigchen Rosmarin in der Panna Cotta – ein Geschmackserlebnis intensiviert sich, wenn es durch etwas Gegensätzliches unterstrichen wird.

Im Gegenzug muß ich sagen, daß mir nach fünf Stunden knarzenden, krächzenden Originalaufnahmen aus der Goldenen Ära des Tangos gleichermaßen die Ohren klingeln.

Wie so oft im Leben gilt: die Dosis macht das Gift.

cassiel hat gesagt…

Danke für die Kommentare!

Ich denke, es gibt auch klassische Tangos in zufriedenstellender Qualität. So sind z.B. viele Pugliese-Stücke ohne knisternde Lagerfeueratmosphäre. ;-)

Es geht vermutlich im Kern doch um die rhythmische Grundeigenschaft der Stücke. Vielleicht ist der Tango Fumando espero von heute früh ein naheliegendes Beispiel.

Anonym hat gesagt…

Einfach mal in den Raum gestellt! Ist ein Tango schön weil er spaß macht oder ist er schön weil man mit dem Partner gut tanzt oder ist er schön weil man für Augenblicke eins ist mit dem Partner oder gar weil einem die Musik, der Gesang, das Instrument gefällt. Oder ist einfach nur das was man im Augenblick, zu diesem Zeitpunkt gerade mag das schöne.
Mein ganz subjektiver Eindruck ist der, dass für noch nicht so lange Tangotanzende es leichter ist erst mal rhythmuslastigen Tango (evtl. auch Nontango) zu tanzen. Es ist ein langer und langsamer Prozess bis man einigermassen einen guten Tango tanzen kann. Also denke ich
das auch die DJ ein wenig dem Rechnung tragen. Und wie bereits vorher bemerkt die Mischung machts.

cassiel hat gesagt…

Hmmm... ich denke, wenn ein Tangolehrer einige hundert Euro monatlich mit Unterricht verdient und keinen einzigen Di Sarli hat um ihn mal aufzulegen, wenn er den DJ gibt, dann ist das für meine Begriffe höchst bedenklich...

Wenn man dann noch Werbung für die Kurse macht: "Wir lehren Tango Argentino wie er in den Salons auf der ganzen Welt getanzt wird...", dann wird es richtig eng...

Aurora hat gesagt…

danke für deinen Beitrag cassiel!

Die rythmische Einfachheit gibt diesen Stücken siche eine Berechtigung auf Milongas mehr oder weniger gespielt zu werden.
Viele Anfänger sind dankbar für eine einfache Struktur.
Wobei mir gerade einfällt, in Buenos Aires werden ausschließlich klassische Tangos (oder Electrotangos) gespielt. Ein blutiger Anfänger in Buenos Aires ist also auch den taktisch anspruchsvolleren Tangos der goldenen Ära ausgesetzt. Und bei den klassischen Tango gibt es auch viele Tangos mit einen sehr klaren Takt. Man muss ja nicht mit einem Pulglese anfangen.

Nun gut, wir sind in Europa. Unser musikalisches Überohr ist von der Popmusik geprägt, Bach, Beethoven, Schubert, Schumann, Rachmaninhoff....sind seit längerem tot.
Also gibt es die von cassiel angefürten Tangos und noch viele mehr.
Desweiteren gibt es noch Non-Tangos auf westlichen Milongas. Dabei habe ich witzige Erfahrugnen mit Polkas gemacht, und habe mit meinem aktuellen Tanzpartner auch schon mal ein Stück am Rande überdauert, weil wir beide nichts damit anfangen konnten...
Ich selbst muss gestehen, dass meine Liebe zu der goldenen Ära mit meinen Können im Tango gewachsen ist und ich zu Beginn meiner Tangokarriere viel lieber zu den taktisch einfachen Stücken getanzt habe.
Schon aus Gründen der Fairness, möchte ich den aktuellen Anfängern auch die Möglichkeit zu gestehten über die Popmusik einen taktisch einfachen Zugang zum Tango finden.
Somit hab ich grundsätzlich kein Problem mit diesen Stücken auf Milongas. Wobei die Dosis sicherlich eine entscheidende Rolle spielt.

Schwierig wird es für mich bei Non-Tangos. Weis der Führenden etwas damit anzufangen...Glück gehabt.

Richtig schwierig wird es für mich, wenn sich keine Struktur, etwa in Form von Tandas, erkennen läßt. In den meisten Fälle werde ich ja nicht nur wegen meiner Person aufgefordert, sondern die aktuelle gespielte Musik ist sicher mit ein Grund für einen Tanguero aufzufordern.
Man tanzt ein Stück, harmoniert mit dem Partner und der Musik, unterhält sich angeregt in der Pause und dann, tönt etwas ganz anderes, eventuell sogar in meinen Ohren nicht tanzbares. Was tun??? Seh ich es meinen Tanzpartner an, dass er/sie nichts mit der Musik anfangen kann, biete ich ihn/ihr an auszusetzen. Aber Spass macht so was keinen. Insbesondere dann nicht, wenn man endlch wieder weitertanzt, und kommt wieder etwas völlig anderes.....

Also bitte, Tandas!

Schln finde ich es, wenn es auf hompages einen Hinweis gibt, welcher Musikstil bevorzugt aufgelegt wird.

Anonym hat gesagt…

Kinderkram! Kannst du nicht ordentlich schreiben?

cassiel hat gesagt…

Wie geht denn bitte ordentlich?

Claudita hat gesagt…

Great post! ;-)
Ok, I'm an extreme case (apparently). I hardly ever enjoy dancing to non - Tangos and only rarely to electronic ones.
The dance and the music go together - the music gives the dance its structure and its feeling. Golden age (and before) Tangos don't restrict the dancers, they set them free.
And what's that about clear rhythm and structure? I don't think there is a lot of stuff that's clearer than most of D'Arienzo, Canaro and Biagi (to name just a few).
Ok, I admit it - I don't get the 'alternative' music merchants. :-( I have also observed that playing a lot of 'alternative' music can lead to chaos on the dancefloor - partly because a lot of people actually don't know what to do with it (even though they think they do)and it often invites big, swoopy movements ...
On Tandas I think Aurora has made the point really well, totally agree.
But in the end - each to their own - if people want to organise Milongas with alternative music, good on them - I don't have to go.

Anonym hat gesagt…

Claudita, your last sentence reminded me of something I witnessed some months back. A friend of mine regularly deejays at a Milonga. She is known for and advertises the fact that she will play mainly non- and neotangos, interspersed with only a few traditional tunes. However, that night I am talking about her clique had come along, among them an Argentine who teaches Tango locally. Even though they had been friends for quite some time, he wouldn't stop sulking, making sniding remarks to the other people and even to her face. It really bothered me on so many levels, in terms of friendship, in terms of respect towards the others who had come here precisely for the music etc. So, in short, I agree with you - if you don't like it, don't go! I really wish people would stop spoiling other people's fun. Why is it so hard to accept taht different people have different tastes?

Anonym hat gesagt…

M.E. dient ihnen das „Label Tango argentino“ rein als Etikett. Wenn dann unter diesem Etikett, was man ja an den verschiedenen Reaktionen zu Cassiels sehr gelungener Polemik sehen kann, wohl immer häufiger solche „Fun-Milongas“ mit dem Hang zu einer Art „Woodstock-Feeling“ (We`v fun, we`v seasons….pardon,lassen wir das, aber in diese Richtung geht das für mich teilweise…) „präsentiert“ werden, dann ist das nichts anderes als Etikettenschwindel und vielleicht werde ich bei der nächsten derartigen „Milonga“ beim DJ mein Eintrittsgeld zurückverlangen (das gekaufte Produkt – Milonga – stimmt nicht mit der angebotenen Leistung überein – „Standardtanzabend“!!!)
Insofern begrüße ich es, wenn bei einer „Milonga“ angekündigt wird, mit welcher Musik ich rechnen kann. Übrigens: gerade erst am letzten Freitag war ich bei einem derartigen „Etikettenschwindel“ und das allerschlimmste war, die Veranstaltung wurde von einem Tango argentino Club ausgerichtet, einer Gemeinschaft, von der ich hoffte erwarten zu können, dass sie sich wenigstens „ein bisschen“ der Tradition des argentinischen Tangos verpflichtet fühlt – weit gefehlt! Ich hatte mich richtig geärgert, so dass ich nach der „Milonga“ einige Zeit gebraucht hatte, um mich wieder zu beruhigen. Im Übrigen war ich nicht der einzige, der mit diesem Musikangebot nicht einverstanden war!
Toleranz ja, völlig in Ordnung und die brauchen wir auch! Aber ich habe ein Problem damit, wenn an die Toleranz solcher Leute wie mir (und offenbar auch einiger mehr!) appelliert wird, wenn ich auf einer „Milonga“ mit dem Anspruch…(s.o.) „gnadenhalber (um die Etikette zu wahren) drei vier Tandas Tango – sofern es überhaupt welche gibt - zu offerieren und dann oft noch lausige!)
Argentinier würden sich durch solch eine „Milonga“ beleidigt fühlen und ich meine das hat dann nichts mit übertriebenem Chauvinismus zu tun!

Anonym hat gesagt…

der letzte Kommentar ist von Di Sarli

Anonym hat gesagt…

von di Sarli

@ Cassiel und seine wehrte Leserschaft: Pardon!!!
Hatte technische Probleme, daher gehört der folende Kommentar eigentlich v o r der Fortsetzung "m.E."!

Heute ist nicht mein Tag;-(((!

@ elbnymphe
…ja, ich stimme Dir ja bei den meisten Anmerkungen zu, nur – nach meinen Milonga-Erfahrungen in den letzten Wochen merke ich immer mehr, dass ich insbesondere damit ein Problem habe, dass derartige „Milongas“ dann noch den Anspruch erheben, angeblich „argentinischen Tango“ anzubieten.
Es ist ja in vielen Beiträgen angesprochen worden: es scheint ein europäisches Phänomen zu sein, dass man versucht, besonders „hip“ zu sein, indem man auf „Milongas“ möglichst viel Non-Tangos spielt und - Pro-Forma - dann (mit viel Glück!) noch ein paar Stücke „waschechte“ Tangos auflegt ( in meiner Szene dann auch noch gerne sehr „Vals-lastig“)
Ich wage mal die These, dass sich die DJ`s solcher „Milongas“ nicht zu viele Gedanken um die Tradition und Kultur des argentinischen Tangos machen.

di Sarli hat gesagt…

di sarli

@ cassiel

"ich denke, wenn ein Tangolehrer einige hundert Euro monatlich mit Unterricht verdient und keinen einzigen Di Sarli hat um ihn mal aufzulegen, wenn er den DJ gibt, dann ist das für meine Begriffe höchst bedenklich...

Wenn man dann noch Werbung für die Kurse macht: "Wir lehren Tango Argentino wie er in den Salons auf der ganzen Welt getanzt wird...", dann wird es richtig eng..."


Genau Cassiel, das ist wieder so ein, aus meiner Sicht, grundlegender Punkt:
Die Musik in den Tanzschulen. Auch mir ist es am Anfang nicht anders gegangen:
Die Hauptprobleme bestanden darin, sich selbst die Schritte zu merken und dann noch – welche Aufgabe!!! – der Frau zu vermitteln, was man gerne machen würde;-)!
Dennoch bin ich im Nachhinein immer noch dankbar, dass ich bei einer Tanzschule angefangen habe, die in den ersten beiden Kursen hauptsächlich „klassischen“, rhythmisch klaren Tango hat laufen lassen (insbesondere Di Sarli, D`Arienzo – die Tanzstunde geht i.d.R. nur eine Stunde oder wenig mehr – das ist gut aushaltbar!). Um so überzeugter behaupte ich heute, dass man von Anfang an „eine Ader“ für den Rhythmus des Tango legen kann. Das menschliche Unterbewusstsein sollte nicht unterschätzt werden! Und wenn die Lehrer dann im Unterricht hin und wieder auch wieder mal „aktive“ Rhythmushinweise geben, dann können die Schülerinnen und Schüler in der Zukunft nur davon profitiern!

Also, Aufruf an alle Tangueros: Versucht wieder mehr mit der Musik zu tanzen! Und zur Musik können eben auch Pausen gehören;-)!

di Sarli hat gesagt…

@ aurora

"[...]Schon aus Gründen der Fairness, möchte ich den aktuellen Anfängern auch die Möglichkeit zu gestehten über die Popmusik einen taktisch einfachen Zugang zum Tango finden.[...]"

Da bin ich nicht ganz einverstanden, denn: die Anfänger wollten Tango argentino haben, also sollten sie ihn zumindest in den Tanzschulen auch bekommen! Es wäre dann auch an die DJ`s, Milongas auch für Anfänger besuchbar zu gestalten, indem man doch immer mal wieder klar strukturierte Tangos auflegt – und Di Sarli, D`Arienzo u.a. haben nicht nur drei oder vier Stücke geschrieben;-)!
Aber, und in dieser Hinsicht sind wir uns völlig einig, nicht zu Beginn schon Pugliese oder Piazolla!

Aurora hat gesagt…

@di Sarli

Vorweg, ich halte deine Anmerkung im Großem und Ganzen für berechtig und möchte dir meinerseits für deinen Beitrag danken.

Zu Meiner Aussage "Aus Gründen der Fairness..." stehe ich dennoch, da ich selbst in meiner Anfängerzeit zu dieser Art von Tangos gerne getanzt habe. Und ich stelle auch immer noch fest, dass sich einige auf Milongas freuen, über solche Musik. Deshalb habe ich persönlich mit ein, zwei Tandas dieser Gattung kein Problem. Gibt es eine klare Tandastruktur kann ich die Zeit auch gut überbrücken, Zb. indem ich vor die Tür geh, meinem Lippenstift nachziehe, eine Kleinigkeit esse. Und vor allem, wenn sich im Raum ein junges, nicht tangotanzendes Publikum befindet, kann es durchaus Begeisterung auslösen, wenn zu einem aktuellen Stück aus der Popmusik Tango getanzt wird. In wieweit in Deutschland argentinische Tangomusik gewollt ist, muss ich -leider - bezweifeln. Ob das Ganze als original argentinischer Tango noch zu verkaufen ist mag ich bezweifeln und finde sowas, insbesondere wie von cassiel geschildert - traurig.

Im Rahmen des Unterrichts bin ich eindeutig für klassischen Tango. Etwas Gehörbildung ist sicherlich angebracht.

Sofern ich weiss, was mich an einem Abend erwartet, habe ich persönlich kein Problem damit, welche Musik auf einer "Milonga" gespielt wird. Werden Elektrotangos und Non-Tangos angekündigt, kann ich selbst entscheiden, ob ich hingehe und ob ich es noch als "Milonga" im klassischen Sinne durch gehenlassen würde, dh. ob ich die Veranstaltung einen meiner argentinischen Freunde auch als Milonga verkaufen würde. Und das würde ich nicht mit jeder "Milonga" machen die ich besuche und auch einen Tangogenuß erlebe. Unabhängig von der Frage, welche Bezeichnung für solche Veranstaltungen angebracht wäre - mit der Bezeichnung "Standardtanzabend" bin ich leider gar nicht einverstanden, weil ich keinen Standard tanze und tanzen will - ist eine andere Frage. Ich persönlich halte einen Hinweis in der Ankündigung für ausreichend und unabdingbar.
De Facto sind wir hier in Deutschland keine besseren Argentinier, deshalb muss ich nicht eine eins zu eins Kopie von traditionellen argentinischen Milongas haben, auch wenn ich diese sehr zu schätzen gelernt habe in Buenos Aires.

Ich habe auch auf YouTube, die Beobachtung g gemacht, dass sehr klassisch Tanzende Paare in Europa zu poppiger Musik – klassisch- tanzen, in Buenos jedoch nur zu traditioneller Musik.

Austin hat gesagt…

Endlich wird dieses Thema aufgegriffen! Ich habe dazu ein paar kleine Anmerkungen und eine große Frage.

1. Ich stimme all jenen zu, die sich für eine gesunde Mischung auf Milongas aussprechen. 120 Minuten Grammophon-Sound werfen den stärksten Tanguero aus den Schuhen.

2. Immer noch zu wenig gespielt werden meiner Ansicht nach klassische Tangos in neuen Aufnahmen (wie z. B. Color Tango). Solche Aufnahmen erleichtern den Zugang zum klassischen Tango ganz erheblich. Denn handgespielte Musik ist meiner Ansicht nach meist tanzbarer als ein elektronischer Beat.

3. Nun zu meiner Frage. Es geht um die Non-Tangos. Cassiel hat ein paar Stücke aufgezählt, die seiner Ansicht nach auf einer Milonga nichts verloren haben, und ich wäre auch erstaunt, sie dort zu hören. Meine Frage ist: wodurch unterscheidet sich der Non-Tango von anderer Musik, die kein Tango ist?

Es ist doch so: ein Tango hat grundsätzlich einen gerade durchgeschlagenen Viervierteltakt (sehen wir von den Tempoänderungen in klassischen Tangos mal ab). Einen geraden Viervierteltakt hat "Billie Jean" aber auch. Man käme vielleicht nicht auf die Idee, aber man würde auf "Billie Jean" schon einen Tango hinbekommen, wenn es sein müsste. Was also macht die "Nine million bicycles" und "Golden Eye" zu Non-Tangos, auf die Cassiel bei der Milonga trifft, wohingegen "Billie Jean" es nicht zum Non-Tango bringt? Ich will das einfach nur verstehen.

Kann mir das irgendjemand erklären? Gibt es da ein Merkmal, oder ist ein Non-Tango einfach ein Stück, das auf einer Milonga gespielt wird, ohne ein Tango zu sein?

In der Hoffnung auf Erkenntnis bedanke ich mich schon mal.

cassiel hat gesagt…

Eigentlich wäre es mein Anspruch, Kommentare zeitnah zu beantworten. Leider geht es mir gerade überhaupt nicht aus. Ich bin beeindruckt von den sehr fundierten Beiträgen zum Thema und bitte um etwas Geduld. Schließlich möchte ich mir für eine Antwort ähnliche Mühe geben, wie sich die/der Kommentierende Mühe gemacht hat.

Ich bedanke mich deshalb zunächst nur für die wundervollen Beiträge und schreibe später ausführlicher.

di Sarli hat gesagt…

@aurora

vielen Dank für Deine weiteren Anmerkungen und Ergänzungen!

Ganz kurz:

„[…]mit der Bezeichnung "Standardtanzabend" bin ich leider gar nicht einverstanden, weil ich keinen Standard tanze und tanzen will[…]“
Den Begriff „Standardtanzabend“ habe ich bewusst zur Übertreibung verwendet, um überspitzt zu formulieren, wie diese „Milonga“ aus meiner Sicht „ausgeartet war! Keine Frage, ein paar dosierte Tandas Non-Tangos kann ich auch ab, aber bitte in Massen, denn ich will eigentlich argentinischen Tango tanzen – und nicht Standard (auch keinen StandardTango!) - darum gehe ich auf eine Milonga.

Und wenn jemand meint, auf einer Milonga sagen zu müssen, „nach 15 Minuten `Schrammelmusik` sein bei ihm die Toleranzschwelle für diese Musik überschritten,“ (diese Aussage habe ich mit eigenen Ohren am Rande einer Milonga gehört, auf der ein Musiker eines nicht ganz unbekannten Tango-Orchesters als DJ aufgelegt hatte!), dann nehme ich für mich in Anspruch, dass bei mir die Schwelle nach zwei Non-Tango-Tandas überschritten ist!

Sicher Aurora, Du hast ganz recht, wir Deutschen (ich habe jetzt zu wenig Erfahrung, ob das diskutierte Phänomen dieser „speziellen Milongas“ ein rein deutsches ist oder ob das auch in anderen europäischen Ländern zu beobachten ist) sind nicht die besseren Argentinier – das zu behaupten wäre mehr als vermessen! –
aber wir fühlen uns ihrem Tanz hingezogen und meine, dass wir diesem Tanz dann auch etwas Respekt entgegen bringen sollten so lange wir unter dem „Label Tango argentino tanzen“. Und das Wort Respekt möchte ich nicht als „leere Worthülse“ verstanden wissen, sondern in seiner ureigenen Bedeutung! Schließlich kann ich beim Besuch einer Matinée unumstößlich davon ausgehen, dass ich nicht DJ Bobo, Falco oder Modern Talking zu hören bekommen werde;-)!...


@austin

zu 1. ich habe bisher zweimal auf einer öffentlichen Milonga aufgelegt, jeweils nach Vorgaben des Veranstalters. Beim zweiten Mal konnte ich mir die Erlaubnis „erkämpfen“, traditionell auflegen zu dürfen. Ich habe viel Zeit in die Vorbereitung dieser Milonga investiert, um den Abend abwechslungsreich gestalten zu können. Es war ein recht kleiner Raum, „picke packe voll“ und ein rundum gelungener Abend mit vielen Komplimenten – und: die Tanzfläche war niemals auch nur annähernd leer!
Auch einige Zeit später bin ich noch positiv auf diese Milonga angesprochen worden….Zweifelsohne ist diese Art von Milonga deutlich anspruchsvoller und man benötigt wirklich richtig Zeit und eine gute CD-Sammlung, die sich nicht nur auf drei, vier Komponisten oder Sampler beschränkt. Einige haben mich daruaf angesprochen, dass sie viele der gespielten Tangos noch nie gehört hätten!

zu 2.
Stimme ich voll und ganz zu, denn in diesem Bereich gibt es doch inzwischen wirklich „schöne Sachen“.

Zu 3.
Hoffe, dass das Cassiel mir zuvorkommt;-)))!

di Sarli hat gesagt…

...nein, kein "freudscher Versprecher": Non-Tango-Tandas bitte in Maßen - auf gar keinen Fall in Massen;-)))!

Aurora hat gesagt…

@ di Sarli
In dem Puncto, dass wir dem "argentinischen Tango" und folglich auch seiner Musik Respekt entgegen zu bringen haben, gebe ich dir vollkommen recht. Ich finde es auch sehr bedauernswert, wenn klassische Tangomusik, zB. Musik der Goldenen Ära als "Retro-Tango" bezeichnet wird.
Anderseits ist es mit persönlich wichtig, sich nicht den aktuellen Entwicklungen zu verschließen. Deshalb höre ich sehr gerne zeitgenössischen Musik. Bedauerlicherweise findet dieser bei den Djs wenig Berücksichtigung. Gerne verfolge ich auch die neuen Veröffentlichungen von Gotan Project beispielsweise.
Generell habe ich ein Problem mit "Weichspülermusik", wie von cassiel zutreffend bezeichnete, welche sich bei mir allzu gern tagelang als Ohrwurm festsetzt.
Die von favorisierten Non-Tangos, sind sehr von meinen persönlichen Präferenzen geprägt, und die muss ich hier nicht in epischer Breite erörtern.
Dennoch kurz, bei "The Pink Panther Therme" von Henry Mancini oder "Jesus Personal" von Depeche Mode kommt bei mir eindeutig mehr Freude auf als bei Modern Talking. Wobei sich letzteres kaum unauffällig in eine klassische Milonga integrieren lässt.

Aus diesem Grunde haben mir auch die Cortinas auf den klassischen Milongas in Buenos Aires so gut gefallen. Sie haben eindeutig etwas Aufheiterung zwischen die oft durchaus schwermütigen Tangos gebracht, ohne einen Tanguero in Verlegenheit zu bringen darauf Tango zu tanzen.
Meine positiven Erfahrungen mit Non-Tangos beruhen darauf, dass sich der Führende auf die Basics beschränkt hat, Gewichtswechsel, vor- zurück, rechts links, mal einen Ocho und hatte längst nichts mit Figurenabspulen zu tun.

@ austin
Meiner Erfahrung nach ist die Bezeichnung "Non-Tango" nicht ganz eindeutig.
Ich würde, wie du "Billie Jean" als Non-Tango einstufen. Non-Tangos sind für meine Begriffe alle Stücke, die nicht als Tangos komponiert worden sind, sondern beispielsweise dem Rock- oder Popgenere enstammen auf Grund ihres klaren vierviertl- oder zweihalbe - Taktes tanzbar sind, wenn´s sein muss indem wie oben geschildert keine Figuren getanzt werden.
Für mich bleibt dies denoch ein argentischer Tango, da ich aktuell keinen anderen Tanz beherrsche und die Grundtechnik vom Argentinischen Tango inzwischen im Blut habe, deshalb entkommt mir kein zB. salsa-artiges Hüftwacken ;-)

Anonym hat gesagt…

"Jetzt habe ich einige Wochen überlegt, soll ich eine Polemmik schreiben?" OH GOTT, NEIN, UND WIR WUSSTEN ES NICHT!!!!!!!!!!!

Anonym hat gesagt…

Ach, Anonym, mußt Du Dich jetzt an jedem harmlosen Stilmittel der Rhetorik abarbeiten, wobei es Dir vor lauter Agitation noch nicht einmal gelingen will, Dein Opfer fehlerfrei zu zitieren?

Bei manchen Leuten frage ich mich wirklich, ob Tango als Therapieform genügt …

Aurora hat gesagt…

Ach... ich hab mich gerfreut, zwei neue Kommentare, endlich begründete Einwände gegen Depeche Mode auf Milongas, tiefgründige Diskussionen über Non-Tangos im Tango, sogar im Argentinischen Tango....

und dann so was :-(

In mir hält sich die Vermutung, dass "affig" ab und zu mal als "anonym" veröffentlicht. Aber wie schreibt cassiel immer so schön: don´t feed the troll....

cassiel hat gesagt…

[Teil 1 - nicht mehr als 4096 Zeichen pro Kommentar ;-) ]

@letzter Anonym

Ich habe tatsächlich über den Gedanken lange nachgedacht bevor ich geschrieben habe. Und ich war auch nicht so richtig glücklich, als der Beitrag schlußendlich veröffentlicht war. Das liegt zum einen sicherlich daran, daß ich ein sehr höflicher Mensch bin - es ist eben nicht persönlich, es geht um die Sache. Andererseits (so denke ich jedenfalls) habe ich auch nicht den Kern des Problems getroffen.

Der Annett-Louisan-Aufleger ist ein griffiges Wort. Es beschreibt aber nicht die Ursache, sondern eine Folgeerscheinung in der Kausalkette. Insofern ist der Artikel gewiss keine Sternstunde in diesem Blog.

Also gut! Versuche ich es einmal von einem anderen Ausgangspunkt: Wie wichtig ist dem DJ die Musik? Ich könnte mir spontan folgende Liste von Kriterien bei der Musikauswahl vorstellen:

• Ist der Tango gut für weniger Geübte tanzbar?
• Bietet der Tiltel erfahrenen Tänzern etwas Interessantes?
• Wann habe ich den Tiltel vor dem Auditorium das letzte Mal gespielt? (Oder wann hat ihn ein anderer DJ das letzte Mal in dem Kontext aufgelegt?)
• Passt der Titel inhaltlich in die (musikalische) Umgebung? (d.h. hat er einen -wie auch immer gearteten- Bezug zum Vorgänger- bzw. Folgetitel?)
• Gehört er zu meinen eigenen Lieblingstiteln?
• Kann ich besonders gut zu diesem Tango tanzen?
• ...

Das habe ich jetzt einmal nur so herunter geschrieben. Vielleicht ließen sich noch andere Kriterien finden. Je nach nach Gewichtung der einzelnen Kriterien wird eine DJane / ein DJ unterschiedlich auflegen. Es ist auch nicht zuletzt eine Frage der Mühe, die man sich im Vorfeld einer Milanga als Musikverantwortlicher macht. Ich werde am übernächsten Wochenende auflegen. Mal sehen, vielleicht schreibe ich parallel zum Zusammenstellen der Tandas einmal meine Überlegungen hier im Blog auf.

cassiel hat gesagt…

[Teil 2 - nicht mehr als 4096 Zeichen pro Kommentar ;-) ]

Aber bleiben wir doch ruhig noch einmal kurz bei den Non-Tangos. Natürlich finde ich einen liebevoll ausgesuchten Non-Tango spannend und ich freue mich jedes Mal, wenn eine DJane oder ein DJ eine neue musikalische Idee bringt. Ich erinnere mich noch gut an einen Abend in Regensburg als plötzlich Locomotive Breath von Jethro Tull ertönte (eine tiptop Milonga!) und ich habe auch schon einmal auf einer Privatmilonga ausgelassen zu Hells Bells von AC/DC getanzt (das waren jetzt zwei außergewöhnliiche Beispiele für Non-Tangos). Keine Frage! Es gibt wunderbare Non-Tangos. Schwierig wird es für mich, wenn diese Non-Tangos zum Standard erklärt und bei jeder Gelegenheit runtergenudelt werden. Das ödet mich an!
Für mich ist eine derartige Musikauswahl ein Zeichen von Respektlosigkeit gegenüber der Musik und gegenüber der Gemeinschaft auf einer Milonga. Nichts Anderes wollte ich in meiner Glosse beschreiben. Ja! Es stimmt, ich bin langsam im Denken! Dieser andere gedankliche Ansatz reifte bei mir mit der Lektüre der vielen qualifizierten Anmerkungen zu meinem Ursprungstext.

Einen ganz wesentlichen Punkt hat Aurora noch einmal deutlich herausgestellt. Die Tandastruktur ist keine Macke der Traditionalisten - sie ist vielmehr ein Akt der Höflichkeit gegenüber den Gästen! So kann sich jeder Tanguero und jede Tanguera auf die nächsten Stücke einstellen. Die Musik wird ein Stück weit berechenbar. Ich habe sehr häufig die Erfahrung gemacht, daß Milongas, bei denen nicht in Tandas aufgelegt wurde, irgendwann aus dem Ruder liefen. Viele Tänzer saßen lange vor dem Ende der Milonga am Rande der Tanzfläche. Vielleicht frustriert, vielleicht ratlos, ...

Weiter oben wurde gefragt, wie den ein Non-Tango zu definieren sei. Ich will das jetzt hier nicht definieren. Es gibt z.B. Leute, die gruppieren die Musik von Otros Aires in die Kategorie Non-Tangos, Andere ordnen diese Musik der Neo-Tango-Eckke zu. Die Grenzen sind m.E. fließend.

Geneigter letzter Anonym!
Du siehst, ich bin langsam im Denken und auch wenn ich einen Beitrag einmal online gestellt habe, dann hört das Denken nicht auf.

Allen Kommentatoren herzlichen Dank für ihre Anmerkungen!

So! Und jetzt ist meine Mittagspause auch schon vorbei!

sophia hat gesagt…

Mit welcher Eleganz und Noblesse du selbst irgendwelchen Affen begegnest, das finde ich hinreißend...

Dein Kommentar trifft es wieder einmal ganz genau. Ich verneige mich. ;-)

Knigge-Knicks-Schnickse hat gesagt…

Sophia, ich glaube, als Frau ist es üblicher, zu knicksen, als sich zu verneigen. ;-) Aber ansonsten schließe ich mich Dir an.

affig hat gesagt…

@elbnymphe
@aurora
@sophia
@knikke-knicks-schickse

Was wollt ihr eigentlich von cassiel? Der hat doch überhaupt keine Ahnung vom Tango. Ihr habt wohl lange nicht mehr richtig getanzt? wahrscheinlich sitzt ihr immer nur frustriert auf den Milongas herum. Dann vergöttert man auch einen hirnlosen und spiessigen Blogger.

Dr. Trollop (Trollologin) hat gesagt…

affig, jetzt bin ich aber echt beleidigt, daß Du mich in Deiner Liste vergessen hast. Aber ungeachtet dessen vermute ich, allen uns hier schreibenden Frauen ist ein tiefer, masochistischer Zug gemeinsam, weswegen wir uns hier mit solchen Frauenverstehern wie Cassiel abgeben, anstatt mit so kantigen Siegertypen wie Dir. Aber ich merke schon, wie mein Widerstand schwindet: affig, irgendwas an Dir macht mich schwach. Ist es Deine Markigkeit? Sind es die steten Beweise Deines eigenen Könnens? Deine klare, männliche Art, die Dinge auszuprechen? Dein jegliches Fehlen von Anzeichen der Verklemmtheit? Ich weiß es nicht, aber bitte, gib uns eine Chance, ja?

Anonym hat gesagt…

Ich kann Non-Tangos in Milongas überhaupt nicht leiden - wenn ich Popmusik und dergleichen hören will, dann gehe ich in die Disco, zum Oldieabend, etc. Ich möchte klassischen Tango hören und tanzen - wenn ein DJ viel Tango Nuevo spielt, interessiert mich diese Milonga auch nicht wirklich, weil ich es als überwiegend nicht gut tanzbar empfinde.

Anonym hat gesagt…

Newsflash, Anonym: Du bist nicht allein auf der Welt! Der einzige Weg, um sicherzugehen, daß auschließlich die Musik gespielt wird, die Dir zusagt, ist: zu Hause zu bleiben.

Eine Milonga ist eine Zusammenkunft verschiedener Menschen mit verschiedenen Geschmäckern. Wollen wir uns wirklich darüber ärgern, wenn Menschen Freude daran haben, zu zwei, drei Liedern Neotango miteinander zu tanzen?

Als Cassiel seine Polemik verfaßte, wurde deutlich, daß daraus kein allgemeiner Dünkel gegen Pop sprach, sondern es ihm um die ausgewogene Mischung ging. Wie die aussieht, kann man diskutieren, aber ohne Kompromisse wird das wohl nicht ablaufen - man kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen und so tun, als habe sich seit den Tagen, als Tangos auf Schellackplatten gepreßt wurden, musikalisch nichts getan.

Wo bleibt unsere Toleranz?

Bisher wurde noch auf jeder Hochzeit in meinem Freundeskries zu fortgeschrittener Stunde Abba aufgelegt. Ich hasse Abba. Und? Verlasse ich deswegen die Feier? Finde ich deswegen meine Freunde doof? Nein, ich setze aus, freue mich daran, wie ausgelassen alle sind, geh' pullern, schlag' mich mit dem süßen Trauzeugen in die Büsche, vernasche die Reste der Hochzeitstorte. Also, Möglichkeiten gibt es viele, sich anderweitig zu beschäftigen - es muß nicht immer alles nach meinem Kopf gehen.

Im übrigen finde ich ja, mit der richtigen Frau/dem richtigen Mann kann die Musik noch so schrottig sein, der Abend wird immer schön sein.

Anonym hat gesagt…

Ich geh mal davon aus, elbnymphe, dass du mit mir, anonym 10. September 2009 23:53, sprichst. Deine Argumentation ist reichlich platt und insofern nicht haltbar, als ich lediglich meine persönlichen Vorlieben zum Ausdruck bringe. Der Vergleich mit der Hochzeit und der dort gespielten Musik bedarf keines weiteren Kommentars. Zu deiner Frage: "Wo bleibt unsere Toleranz? " kann ich nur sagen, meine ist da, deine aber anscheinend nicht??
Ich bin froh, dass der Großteil der Tangobegeisterten in meiner Gegend traditionelle Milongas sehr schätzt, diese bei weitem überwiegen, ich muß also nicht zu Hause bleiben...

Anonym hat gesagt…

@Anonym vom 11. September 2009 15:03

Ganz ehrlich? Schon allein, daß Du extra darunterschrieben mußt, um welchen anonym es sich hier handelt, sollte Dir doch zu denken geben. Offensichtlich macht es Dir Spaß, Dich des öfteren bei Cassiel einzuklinken – gut dem Dinge! Für jene, die Deine Zeilen lesen und darauf reagieren möchten, wäre es angesichts der Vielzahl hier anonym Kommentierender eine wahre Wohltat, wenn Du Dir ein Pseudonym zulegen würdest.

Wenn mich ein Mann zum Tanzen auffordert, stellt er sich für gewöhnlich kurz mit Namen vor. Wenn das Telefon klingelt, nennt die Person am anderen Ende der Leitung kurz ihren Namen, ehe sie mich in ein Gespräch verwickelt. Warum gelten im Internet eigentlich nicht die gleichen Etikette, wie im wahren Leben? Es will mir einfach nicht einleuchten, warum sich jene, die öfter kommentieren, nicht eine virtuelle, nachverfolgbare Identität zulegen. Es bedeutet null Aufwand, null Risiko, und würde die Kommunikation deutlich erleichtern. Ich wäre wirklich an Deinen Gründen interessiert, denn ich verstehe sie nicht.

Nun zu Deiner Antwort auf meine Antwort:

Was Du ursprünglich schriebst, hat mich auf mehreren Ebenen irritiert: inhaltlich wie sprachlich. Die Diskussion um das Musikverhältnis auf Milongas war ja schon eine Weile im Gang, und ich denke, im Lauf der Kommentaren wurde ein Konsens spürbar, daß es die Mischung macht. Und dann kommst Du wie der erste Poster daher und sagst „Ich [meine Hervorhebung] kann Non-Tangos in Milongas überhaupt nicht leiden.“ Wer einen Satz so beginnt, der ist m. E. nicht auf Konsens-Suche. Im selben Stil ging es weiter: „Wenn ich Popmusik und dergleichen hören will, dann gehe ich in die Disco, zum Oldieabend, etc.“ Damit definierst (und diffamierst) Du jene, die Non-Tango auf der Milonga mögen, als eigentlich fehl am Platz – sollen sie sich doch in die Disse scheren, was?

Falls Du mir jetzt immer noch mangelnde Toleranz bescheinigen willst, müssen wir uns wohl darauf einigen, daß wir davon unterschiedliche Vorstellungen haben.

Es war nicht meine Absicht, platt zu argumentieren. Ehe ich mir die Mühe mache, hier etwas zu veröffentlichen, überlege ich mir gemeinhin, wie ich es am besten ausdrücke, daß das, was ich empfinde, auch nachvollziehbar wird. Ich finde, das Analogien hierfür ein geeignetes Mittel sind, und daher brachte ich den Vergleich mit der Hochzeit. Wenn Du auf meine Argumente damit reagierst, daß diese „keines weiteren Kommentars“ bedürften, so ist das Deine Entscheidung, Dich an der Stelle der Diskussion zu entziehen. Mit Widerspruch kann ich jederzeit umgehen; wer aber die Kommunikation einfach terminiert, indem er entscheidet, daß die Sache hiermit beendet sei, den empfinde ich als ungeübt in Sachen Argumentation.

Auch ich schätze traditionelle Milongas und habe das auch durchgängig zum Ausdruck gebracht. Der Großteil der Tangobegeisterten in Deiner Gegend mag gleichgesinnt sein. Dennoch, es wird immer auch Leute geben, die Neo-, Non-Tangos und – horribile dictu – Popmusik hören, kaufen und dazu tanzen. Und ob es Dir paßt oder nicht, auch sie sind ein Teil der Tango-Community, und ihre Bedürfnisse haben genauso viel Berechtigung wie Deine. Ihr Geschmack mag nicht so verfeinert, sie mögen weniger informiert über klassischen Tango sein – aber sie haben Spaß und werden wiederkommen, und irgendwann kann man hoffen, daß sie beginnen, sich auch für die Hintergründe zu interessieren.

Überdies besteht das Problem in den größeren Städten gar nicht. In meiner z.B. gibt es eine Spezialisierung unter den DJs, die ihre Richtung im Vorfeld bekanntgeben, so daß wir vom Schellack-Spezialisten bis zur Neo-Lounge alles geboten bekommen. Angesichts dessen ein Schisma innerhalb der Tango-Community zu provozieren, erscheint mir, mit Verlaub, absurd.

Claudita hat gesagt…

Mmmmm, jetzt versuche ich das doch mal auf Deutsch.
Ich glaube zwar dass hier zu diesem Thema schon fast alles gesagt wurde was gesagt werden kann, aber ich muss mich da doch auf die Seite des 'Anonym' schlagen wo es um die Hochzeit geht...Eine Hochzeit ist eine Hochzeit, da wird vielleicht getanzt oder auch nicht. Wenn ja dann alles moegliche, nicht nur ein bestimmter Tanz - also wird da auch alles moegliche gespielt.

Eine Milonga ist eine Veranstaltung in der Tango getanzt wird. Meistens (wenn auch immer oefter nicht) zu Musik die geschrieben wurde damit....Leute dazu Tango tanzen koennen.

Manche Leute wuerden auch sagen dass fuer eine Milonga eine Milonga zu sein auch noch andere Bedingungen erfuellt sein muessen...
Ein bisschen darueber hier
http://enlamilonga.blogspot.com/2009/05/cronicas-parisinas.html

fuer die die Spanisch verstehen...

Anonym hat gesagt…

Claudita, man kann das Pferd übrigens auch von hinten aufzäumen: Heute läuft bei mir schon den ganzen Tag Horacio Salgàns wunderbare Live-CD Lègendes du Tango. Obwohl er sicher eine der Größen des Tangos ist, dessen Musik weder als Neo- noch Non-Tango bezeichnet werden könnte, möchte ich sehen, wie dazu jemand tanzt. So viele Tempiwechsel! Also, es ist Tango, aber tanzen kann der Durchschnitts-Tanguero dazu wohl nicht! :-) Dennoch eine tolle CD.

Schade, daß Dein Link nur zu einem Artikel auf Spanisch führt! Könntest Du uns die wichtigsten Punkte nicht vielleicht zusammenfassen?

Claudita hat gesagt…

Hallo,
Horacio Salgan - genialer Musiker.

Aber zum Tanzen, nein!

Es gibt halt auch Tangos die nicht zum Tanzen geschrieben oder arrangiert (?) oder gespielt sind.

So haben zum Beispiel viele modernere Orquestas Tanz und Konzert Sets (ich weiss jetzt nicht ob man das auf Deutsch so sagen kann). Arrangements zum tanzen und zuhoeren. Wobei es, wie sich das ja in dieser Diskussion zeigt, grosse Meinungsverschiedenheiten gibt ueber das was 'tanzbar' ist und was nicht.

Werde mich an einer kurzen Zusammenfassung von La Milonguera's text versuchen...mag aber ein bisschen dauern....

cassiel hat gesagt…

Sehr schön! Ihr diskutiert wunderbar ohne mich weiter. Ich habe einen etwas vollen Arbeitstag hinter mir. Gestern habe ich noch einen Anruf bekommen, ich solle doch heute schon auflegen. Gestern habe ich dann abends noch vier Stunden Tandas gebacken, heute mittag noch einmal eine gute Stunde und jetzt gerade brenne ich die CDs (für den Notfall, falls meine Klappschnitte den Geist aufgeben sollte).

Schneller kann ich es nicht (für eine 3,5 Std. Milonga); ich wollte keine alten Tandas recyclen.
Für den, den es interssiert: Die Tandas sind von:
• Los Tubatango [T instr.]
• Orquesta Tipica Victor [T instr.]
• Ricardo Tanturi [M voc]
• Juan D'Arienzo [T voc]
• Pedro Laurenz [V instr./voc]
• Alfredo De Angelis [T voc]
• Rodolfo Biagi [M voc]
• Miguel Caló [T instr.]
• Florindo Sassone [T instr.]
• Carlos Di Sarli [V voc]
• Alfredo Gobbi [T instr.]
• Hector Varela [M voc]
• Anibal Troilo [T instr.]
• Ricardo Tanturi [T voc]
• Francisco Canaro [V voc]
• Gotan Project
• Non-Tango [voc]
• Alberto Di Paulo [T instr.]
La Cumparsita

Ich habe mir dieses Mal sehr bewußt eine Pugliese-Tanda verkniffen. Es wird wohl nicht sehr voll werden und der Anteil der Tanzenden, die am Anfang ihrer Tangokarriere stehen wird vermutlich etwas höher sein. Ggf. ziehe ich die Gotan Project Tanda vor. Das werde ich spontan heute abend entscheiden.

Ich wünsche allen Lesinnen und Lesern ein schönes Tangowochenende.

;-)

Anonym hat gesagt…

Elbnymphe, da ich inzwischen gelesen habe, dass du erst seit ca 1 Jahr beim Tango bist, sei dir dein missionarische Übereifer verziehen. Was mir zu denken geben sollte, kann ich alleine entscheiden, das mußt du mir nicht sagen. Wenn du dir hier einen Konsens in Sachen Musikauswahl wünscht, ist das deine Sache, ich halte es nicht für notwendig. Wenn ich "ich" schreibe, dann meine ich mich und diffamiere damit nicht andere Leute. Verstehe nicht, warum du dich hier so wichtig machst, oder ist das jetzt dein Blog? Gruß und Kuß dein neuer Lieblingsanonymus (reimt sich so schön!)

Anonym hat gesagt…

Vermutlich bin ich wirklich noch nicht lange genug beim Tango, um so ein herablassender, selbstgefälliger alter Hase zu sein wie Du. Ich habe versucht, Dir auf der Sachebene zu begegnen; Du konterst, indem Du versuchst, mich als Anfängerin bloßzustellen. Wie war das vorhin? Das muß man nun wirklich nicht weiter kommentieren, um mich mal Deiner Worte zu bedienen.
Ich hatte bisher noch nicht den Eindruck, daß Cassiel oder die anderen meinetwegen nicht mehr zu Wort kommen, aber Gottseidank gibt's ja jetzt Dich als Mod, der bestimmt, wessen Beiträge pädagogisch besonders wertvoll sind.

Noch eine kleine Lektion in Sachen Latein: Asinus reimt sich übrigens auch auf Anonymus. Küßchen, und jetzt Tschüßchen!

cassiel hat gesagt…

Aus gegebenen Anlass weise ich noch einmal darauf hin, daß die Verwendung von Pseudonymen äußerst erwünscht ist [das gilt auch für Tango-Götter ;-) ].

Außerdem darf hier jeder schreiben, was er will - unabhängig von der Dauer der Tangokarriere.

Alles klar? ;-)

Apfelmus hat gesagt…

Habe mir gerade ein schönes Pseudonym zugelegt: Apfelmus, es soll sich ja weiterhin reimen ;-) und weil ich einen entzückenden Esel kenne, der soo gerne Äpfel mag.
Also Apfelmus an Elbnymphe: bedaure, dass du dich bloßgestellt fühlst, war nicht meine Absicht. Dein "missionarischen Übereifer" hat mich eigentlich gestört und die Tatsache, dass du versuchst hast, mir zu sagen, was ich denken, fühlen und hier schreiben darf und was nicht. Ich hatte dich nicht direkt oder indirekt angesprochen oder um eine Reaktion gebeten - warum kannst du nicht eine Meinung, die deiner nicht entspricht, einfach stehen lassen, so wie ich es mit deiner Meinung üblicherweise tue? Dass du jetzt anfängst mich zu beschimpfen, zeigt mir genau, wie sachlich du argumentierst. Für mich ist die Diskussion damit beendet.
Sorry, Cassiel, ich weiß, dass du der freien Meinungsäußerung zum Thema - entsprechend meiner ursprünglichen Intention - positiv gegenüberstehst.
Apfelmus

Anonym hat gesagt…

@Apple-Moose: mir scheint, von Dir kann man nicht nur Tango, sondern auch Rudern lernen - vorwärts und rückwärts. Macht auf jeden Fall fit!

Apfelmus hat gesagt…

Elbnymphe, ich liebe es, wenn du mir auf der Sachebene begegnest... das ist genauso schön wie dein ursprüngliches "Newsflash, Anonym: Du bist nicht allein auf der Welt! Der einzige Weg, um sicherzugehen, daß auschließlich die Musik gespielt wird, die Dir zusagt, ist: zu Hause zu bleiben." Du hast ja so recht mit allem, was du von dir gibst.
In tiefer Ergebenheit Apfelmus

Aurora hat gesagt…

@ Apfelmus
@ Elpnymphe

Vielen Dank Apfelmus, das du dir einen Namen gegeben hast.
Mich freut es auch hier einen weiteren männlichen Kommentator (oder irre ich da?) zu entdecken.

Ich finde es gut, dass Apfelmus die Diskusion am Leben gehalten hat.

Mir geht es gar nicht einen Konsenz zu finden. Ich denke in Sachen Musikauswahl hat jeder so seine Präferenzen.
Auf Milongas in erster Linie klassische Tangos aufzulegen verlangt an sich der Name. Richtig angebracht finde Non-Tangos auch als Cortinas.

Ich finde es gut, wenn Electrotango Veranstaltungen als Tangolounge,... bezeichnet sind,
Ich im Vorfeld den hinweis "zu später Stunde Tangodisko" finden kann.

Sein Verlangen auf Oldies oder Rockmusik auf einschlägigen Veranstaltungen zu stillen ist angebracht.

Ich, als Tangosüchtige, stelle fest, dass mir der Besuch, von reinen Alternativveranstaltungen zum Tango, zB.ein Jazzabend gut tun.

Mein Duldung und mein aktuelles Gefallen von Non-Tangos auf Milongas (in Dosen) hat noch einen anderen Hintergrund:
Mir fehlen einfach klasse Milonguero-Tänzer in den meisten Milongas ausserhalb von Buenos Aires. MIt einem phantastischen Milonguero einen hinreißenden klassischen Tango zu tanzen, schön inspierirt ist für mich Tangogenuß pur.
Ich bekomme aktuell aber leider - oder soll ich besser schreiben: wenigstens(?) - öfters guten Nuevo-Tango geboten und Nuevo-Tango tanz ich auch gerne zu Non-Tangos, auch wenn Nuevo nicht mit Non-Tangos gleichzusetzen ist.
Und wie oben schon einaml gestanden habe, mochte ich selbst diese Non-Tangos auf Milongas - vor Jahren-.

Es ist schon was wahres dran: Je länger man beim Tango dabei ist umso gelassener wird man. Liegts nur am Alterungsprozeß? Kann ich nicht beantworten.
Neulich hat der örtliche Edgar wieder zu geschlagen und eine sehr geachtete, reifere Tanguera - auch von ihm, hat er mal in einem Gespräch erwähnt - mitten im Stück verabschiedet. Sie meinte nur als sie von der Tanzfläche kahm, mit einem Achselzucken und einem Lächeln, "das" sei halt seine Spezialtät. Ich hab an den Herren drei Sekunden bevor er diese Tanguera aufgefordert hat, einen Korb verteilt... ich bin gespannt, was ich in 10, 15 Jahren in solchen Situationen machen!

So, jetzt aber Allen ein schönes Tangowochende, mit der richtigen Musik auf den Milongas ;-)

Aurora hat gesagt…

Nachtrag
Zur Frage was mache ich in 10, 15 Jahren:
hoffentlich meine Beiträge vorm Veröffentlichen noch mal durchlesen und meine Tippfehler korrigiern - sorry - aber ich will zur Milonga!

Anonym hat gesagt…

von "claudita": "Horacio Salgan - genialer Musiker. Aber zum Tanzen, nein!"
von Meister selbst: "..Die Tandas sind von: (u.a.) Los Tubatango, Hector Varela, Gotan Project...."
ji ji ji, Dilettanten am Werk

Anonym hat gesagt…

Apfelmus, schön, daß wir eine Eben gefunden haben, auf der's mit uns beiden klappt! Ich konnte schon immer gut mit devoten Männern. Die überkompensieren so schön beim Tango und werden dann zu richtig machohaften Führungskräften! ;-)

Und nun gehe auf die hiesige Milonga – missionieren. ;-D

Allen einen schönen Abend!

Claudita hat gesagt…

Mmmm, noch ein Kuesschen fuer nen' Anonymen.

Dilettanten haben mehr Spass am Leben!!!

Horacio Salgan - fuer mich am meisten durch sein 'Quinteto Real' und seine Musik in den 50 und 60 Jahren bekannt, hat sicher auch Tangos gespielt und geschrieben die nicht 'Zuhoermusik' - weil ich aber ne' frohe Dilettantin bin sind mir die weniger bekannt.

Wenn du gerne zu seiner spaeteren Musik tanzt dann freu dich dran!;-)

Sophia hat gesagt…

Darf ich noch fragen, warum du keinen Pugliese gespielt hast?

Den Leuten hat doch wohl deine Musik gefallen oder? Wie ist es Dir denn mit dem Auflegen gegangen?

zu ji ji ji Anonym:
Schämst du dich eigentlich nicht? Auch Du bist hier nur ein Gast. Hast ähnliches wie cassiel vorzuweisen, dann schreib doch bitte, wo es zu finden ist. Da kannst du ja deine Meinung veröffentlichen. Dein Auftritt hier stört nur.

Anonym hat gesagt…

claudita:
Ein Dilettant (ital. dilettare aus lat. delectare „sich erfreuen“) ist ein Nicht-Fachmann, Amateur oder Laie(wikipedia).
Du kannst Spaß am Leben haben, schreibe aber nicht "unsachgemäß" über etwas, was du nicht kennst!
zum lernen:
salgán: mala junta, la tablada und la clavada, aus 1950, wenn du dazu nicht tanzen kannst !!!???!!!!!!
das ist das problem von web, sogar "claudita" lehrt uns tango!!!!!!!!!

Sophia: das lernt man nicht unter http://tangoplauderei.blogspot.com/, du naive, wenn du ernst meinst fange mit "www.todotango.com" an

Sophia hat gesagt…

ji ji ji Anonym

Du bist also der Autor von todotango.com?

Anonym hat gesagt…

nein Sophia, todotango gehört Ricardo García Blaya, ich schreibe u.a. für todotango.com

Claudita hat gesagt…

@ Anonym - Danke! Warum denn nicht gleich so? Ich bin ja nicht dagegen was zu lernen.
Und...ich 'lehre' hier niemandem was. Ich habe eine uninformierte Meinung in einem Kommentar zu eienm Blog abgegeben - das war alles. Also mal mit der Ruhe.

Sophia hat gesagt…

So so, du schreibst also "u.a. für todotango"? Und du bist nicht in der Lage, hier unter einem Pseudonym zu veröffentlichen? Also ob du schreiben kannst, das kann ich nicht beurteilen. Kannst du lesen? Wiederholt hat cassiel um die Angabe eines Pseudonyms gebeten. Das gilt wohl für einen berühmten Tangoautor nicht oder?

Apfelmus hat gesagt…

@Aurora
Sehr gute Idee bezüglich Tangolounge, Tangodisco - genau so sollte es genannt werden, damit klar ist, welche Musik zu erwarten ist!
@ Anonym: dir wird´s gleich wie mir gehen (cassiel, 11.Sept.19:22)... Habe mir gestern überlegt bezügl. der Musikauswahl, dass mir statt der 3 von dir genannten Fresedo, De Angelis, Pugliese, Rodriguez, etc. besser gefallen würden, ist aber nicht schlimm. Der Schocker liegt für mich persönlich darin, auf Canaro Gotan P.-Non-Tango etc. folgen zu lassen, und dieses am Ende eines Abends ist nicht so meins.
Aber ich schätze Cassiel als flexibel genug ein, auf die Stimmung bei einer Milonga entsprechend zu reagieren und gegebenenfalls seinen Plan zu ändern (sagt er ja auch). Also Cassiel, wie war´s?

Claudita hat gesagt…

@ Anonym
Ich verstehe warum ich eine Dilettantin bin, aber kannst du mal erklaeren warum Cassiel's Playlist ihn auch einen macht?
Aber wieder mal mit der Ruhe!

cassiel hat gesagt…

[Teil 1]

Fein! Eine lebhafte Diskussion und mehr als 50 Kommentare. Das freut mich und es zeigt mir, daß das Thema durchaus Relevanz hat. Natürlich gibt es einige Kommentare hier, die grenzwertig unhöflich wirken. Das mag an der Schriftform liegen. Vielleicht haben auch manche ihre Höflichkeit versehentlich im Tangoschuhbeutel gelassen. ;-)

Aber zur Sache:
Warum ich keinen Pugliese aufgelegt habe? Ich habe sehr bewußt einige CDs bei dieser Musikauswaahl gesperrt. So durfte z.B. kein Instrumental-Tango von Di Sarli in die Playlist. Ich finde die beiden CDs aus der Tango Argentino-Serie 20 Themas hinreißend. Um die Gefaht der Überdosis zu minimieren, habe ich kein Stück von diesen CDs gewählt. Ähnliche Überlegungen gab es bezügl. Osvaldo Pugliese. Ich liebe die CDs Ausencia, Recuerdo, Nostalgico und die sechsteilige Antología ist toll. Pugliese ist aber für Anfänger nicht sehr gut tanzbar (auch mir gelingt ein erfüllender Tanz zu Pugliese eher selten, schließlich bin ich auch noch Anfänger).

Wie es mir ergangen ist? Für mein Empfinden gut. Ich denke, daß man als DJ sich in die Musik einarbeiten sollte und das Auflegen ist auch eine Frage der Arbeit, die man sich macht. Eine Tanda (Gobbi) hat nicht funktioniert. Es haben zwar alle getanzt aber irgendwie ging die Energie auf der Tanzfläche flöten. Ich kann das nicht besser beschreiben. Gotan Project ist nicht meine Musik. Ich habe eine Tanda mit Stücken von Lunatico gebacken. Ich persönlich tanze nicht gerne zu dieser Musik, aber wenn es den anderen gefällt, dann lege ich das gerne auf. Wie es zu der Hector Varela-Tanda kam? Ab und zu stelle ich mein iTunes auf zufällige Wiedergabe. Dabei hat mich eine Siluta Porteño Version von Varela neulich überrascht. Um diese Milonga herum habe ich dann eine Tanda gebastelt.

Ich erlebe im Tango häufig verschiedene Schulen. Wenn verschiedene Vertreter der unterschiedlichen Auffassungen versunken "die letzten Vier" tanzen, dann kann die Musik nicht so verkehrt gewesen sein. Also war ich zufrieden. Wenn der Abend nicht funktioniert hätte, dann wäre es zwar unangenehm gewesen, aber ich hätte mir wenigstens selbst keine Vorwürfe machen müssen. Ich habe mir Mühe gegeben und mehr konnte ich nicht leisten. Wenn es zur Katastrophe gekommen wäre, dann hätte ich eben damit leben müssen, daß ich es nicht besser kann.

cassiel hat gesagt…

[Teil 2]

Die Non-Tango Tanda bestand aus Stücken Tango im Film. Das erste Stück war El Baile Final von Christoph Müller und Eduardo Makaroff aus dem Fim "Man muß mich nicht lieben". Das ist für mein Empfinden gut tanzbar. Und ich habe tatsächlich Gotan Project vorgezogen. Ich persönlich habe zu dieser Musik keinen richtigen Zugang, deswegen bin ich da auch unsicher beim Auflegen.

Zu Apfelmus: Fresedo war auch auf der Sperrliste. Von Enrique Rodriguez habe ich zwei späte CDs da liegen, die sind noch nicht einmal im Laptop. Ich habe da kurz reingehört und da gab es Stücke mit elektronischer Musik (Streicher aus dem Keyboard). Vor lauter Schreck habe ich die CDs erst einmal zur Seite gelegt (eine ähnliche Erfahrung habe ich einmal mit einem Blindkauf einer CD von Mariano Mores machen müssen) - das muß ich mir demnächst einmal in Ruhe anhören.

So... Das waren jetzt (etwas unstrukturiert) meine Anmerkungen. Vielleicht noch eine Bemerkung in eigener Sache. Diese Seite heißt "Eine Plauderei über den Tango Argentino". Ich erhebe keinesfalls den Anspruch, hier etwa Lehrmeinungen über den echten und wahren Tango von mir zu geben. Das ist (wie bereits geschrieben) die virtuelle Couch meiner Eigentherapie. An der Zahl der Kommentare erahne ich, welche Themen die Menschen im Tango bewegen. Ich fühle mich übrigens geehrt, wenn verschiedentlich in Kommentaren von einem Forum geschrieben wird, aber es ist immer noch ein Blog. Ich lasse jede Meinung gerne hier stehen und wenn jemand mich kritisiert, dann kann ich damit sehr gut leben. Ich interveniere nur, wenn Dritte hier persönlich angegangen werden. Ansonsten ist meine Auffassung von Meinungsfreiheit sehr liberal.

Ich wünsche mir einen höflichen Umgang meiner Leserinnen und Leser untereinander und (wenn möglich) die Wahl eines Pseudonyms. Das erleichtert die Diskussion ungemein. So jetzt muß ich nach einmal arbeiten. Heute abend gibt es vielleicht einen Tangoausflug (so 200km) muß mal wieder andere Milongaluft schnuppern...

Ein schönes Wochenende allerseits!

Apfelmus hat gesagt…

Danke für den ausführlichen Bericht, Cassiel! Bezüglich Rodriguez: die Damen genießen meines Wissens nach sehr die Kombination Rodriguez/Moreno um den Dreh 1941/42 herum, aber man kann Frauenherzen auch anders zum Schmelzen bringen, ich weiß!
Schöne Milonga allen heute Abend

tango1001 hat gesagt…

nach mehreren Wochen Urlaub (auch vom Internet und Tango) schaue ich hier rein und staune, was da alles passiert ist. Ich muss mir noch einige Zeit nehmen, um wieder aktualisiert zu sein in diesem Blog.
Zum Thema Musik gebe ich aber jetzt schon etwas von meinem Senf dazu:
Vieles ist natürlich Geschmackssache. Trotzdem verstehe ich den Kult, der zu den Non-Tangos gemacht wird, nicht. Deshalb frage ich immer wieder, warum man Tango Argentino tanzen will und dann einen Bogen um die Musik macht, die eigentlich untrennbar mit dem Tanz verbunden ist und sich auch gemeinsam mit dem Tanz entwickelt hat. Natürlich gibt es Kostbarkeiten, die aus anderen musikalischen Ecken kommen, und mit denen man eine Milonga aufpeppen kann. Aber wenn ich - wie schon passiert - eine Stunde lang auf etwas halbwegs Originales warte, dann wirkt das auf mich wie eine total versalzene Suppe, und dann verlasse ich so eine Milonga auch.
Und weil der Begriff "Kompromiß" in diesem Zusammenhang immer wieder auftaucht: ab und zu sind Kompromisse nötig. Aber wenn man dadurch ständig allen alles recht machen will, dann verliert man leicht das eigene Profil. Und ich will gern einen DJ an seiner Musik erkennen.
Ähnlich sehe ich das Wort "Toleranz". Übersetzt heisst es nicht mehr als "Duldung". Und ich finde es lohnender, einen deutlichen Schritt weiterzugehen und sich um tieferes Verständnis um das bemühen, was einem fremd oder ungewohnt ist. "Verstehen" muss dabei noch lange nicht "akzeptieren" bedeuten.

bird hat gesagt…

Hi cassiel,
dass ist zwar ein Uraltblog deinerseits aber der Versuch dir eine Antwort auf deine Frage zu geben lag mir einfach in den Fingern, grins:

"Umgekehrt versuche ich mich in derartige Menschen hineinzuversetzen und überlege mir, wie sie die traditionelle Musik auf einer Milonga empfinden."

als ... Feuerwehrtango ...Kirmesmucke ...verstehst du was ich meine ?