Montag, 7. Dezember 2009

Gegendarstellung: Der Tangoball in Wien am 28. November 2009

Mich erreichte folgende Gegendarstellung zum Leserbrief: Der Tangoball in Wien am 28. November 2009, die ich selbstverständlich ungeändert gerne veröffentliche.

Hallo Cassiel!

Zum Blog-Beitrag "Leserpost: Der Tangoball in Wien am 28. November 2009" nehme ich als Betroffener wie folgt Stellung:

Beim Prädikat "weit über die Tangogrenzen Österreichs bekannter DJ" handelt es sich nicht um eine Selbstbeschreibung, sondern um eine Beschreibung durch den Veranstalter. Bei den Tangobällen der vergangenen Jahre, die von anderen Personen veranstaltet wurden, wurde die Musik knapp mit "DJ Christoph" angekündigt und das ist auch die Beschreibung, die wir in den Ankündigungen der eigenen Milongas verwenden ("DJ Christoph, traditionell" um genau zu sein, damit man/frau weiß, was ihn/sie erwartet).

Anstelle des Satzes "Den Namen des weit über die Tangogrenzen Österreichs bekannten DJ's habe ich durch ein X ersetzt." hätte es der Satz "Den Namen des DJ's habe ich durch ein X ersetzt." in der Einleitung wohl auch getan. Zweck einer Anonymisierung ist der Schutz der Betroffenen und nicht, ihn bei dieser Gelegenheit gleich einmal so richtig lächerlich zu machen. Wer einigermaßen aufmerksam liest, kann an dieser Stelle eigentlich schon zu lesen aufhören, denn das abschließend gefällte Urteil steht damit eigentlich schon fest und wird in weiterer Folge nur noch erläutert.


Zu den Cortinas: Um die Signalwirkung zu erhöhen, habe ich eine einzige Cortina ("Come away with me" von Norah Jones) verwendet und zwar in Form von zwei Dateien mit Standardlängen von 30 und 50 Sekunden, die dann, abhängig von der Dynamik auf der Tanzfläche, früher oder später "outgefadet" wurden. Ein echtes "Clearing" der Tanzfläche hat allerdings in den ersten Stunden des Tangoballs nicht stattgefunden (was sich erst mit der üblichen Änderung der Zusammensetzung des Publikums ab etwa Mitternacht geändert hat). Zwischen dem Ende der Cortina und dem Beginn der Tanda lagen jeweils ein, zwei Sekunden, ein "Fade in" gab es nicht. Die (von der Leserpostschreiberin vorsichtshalber als persönlich relativierte) Kritik am "Abmischen" und an der "Nahtlosigkeit" der Übergänge kann ich daher nicht nachvollziehen.

Dass die Musikauswahl von der Leserpostschreiberin lapidar als "gut" bezeichnet wird, während der Cortina-Kritik vergleichsweise breiter Raum gewidmet wird, nun ja. Angesichts der Heftigkeit der in der Leserpost sonst geäußerten Kritik könnte ich mit dieser Zensur für das, wofür ich beim Tangoball 2009 eigentlich und ausschließlich verantwortlich war, nämlich die Musikauswahl, an sich ganz zufrieden sein. Dass eine "gute" Musikauswahl dann doch zu einer Gesamtbeurteilung der DJ-Leistung als "miserabel" führen kann, kam für mich allerdings dann doch einigermaßen überraschend.

Mit ihrer Kritik an der Soundqualität hat die Leserpostschreiberin Recht. Tatsächlich war die "Konservenmusik" nämlich zu leise - auf der Tanzfläche - UND zu laut - nämlich im Publikumsbereich -, sodass ich noch während der Veranstaltung Beschwerden über die ZU HOHE Lautstärke erhalten habe. Vor dieses Dilemma gestellt, habe ich, nachdem ein Tangoball kein Clubbing ist, der Erhaltung der Hör- (und Gesprächs-)Fähigkeit des Publikums Priorität eingeräumt. Aus der Perspektive einer Besucherin verstehe ich natürlich, dass der DJ für die Lautstärke der Musik verantwortlich gemacht wird, aber die Soundqualität hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab (verwendetes Equipment, Positionierung und Ausrichtung der Lautsprecher, korrekter Sound Check etc.) und Soundprobleme lassen sich nicht immer durch ein einfaches Drehen am Volume-Regler beheben. In einer arbeitsteiligen Gesellschaft gibt es nun einmal unterschiedliche Zuständigkeiten und
 Verantwortlichkeiten und die Soundqualität ist primär Sache des Tontechnikers.

Gegen halb drei habe ich vom Veranstalter die Anweisung erhalten, die Musikdarbietung um drei Uhr zu beenden (mit dem Beisatz, dass die Veranstaltung eigentlich bereits um zwei Uhr hätte enden sollen).

Wer Milongas besucht hat, bei denen ich DJe, weiß, dass der bestehende Zeitrahmen von mir immer bis zur letzten Sekunde ausgeschöpft wird und nicht selten darüber hinaus (was mir bereits wiederholt Probleme mit dem Staff der Veranstaltungsräumlichkeiten eingetragen hat, der bereits nach Hause gehen wollte). Wenn eine Milonga ein paar Minuten früher endet, dann nur, weil es nicht immer möglich ist, die Tandas minutengenau zu timen. Selbst wenn eine Tanzfläche nur noch von wenigen Tanzpaaren bevölkert wird, finde ich, dass sie ein Recht darauf haben, ihr Vergnügen bis zuletzt auszukosten.

Von mir aus und obwohl meine Freundin in der Zwischenzeit dem Erfrierungstod nahe war, hätte ich gerne noch weiter und zumindest bis vier Uhr Musik gemacht, zumal der Ball nach Mitternacht erst so richtig in Schwung gekommen ist und die Tanzfläche nahezu voll war. In der gegebenen Situation habe ich das getan, was jeder professionelle DJ an meiner Stelle getan hätte, nämlich die Veranstaltung zum entsprechenden Zeitpunkt beendet und zwar mit drei – in Worten: drei - Cumparsitas (Di Sarli, die Vals-Cumparsita des Trío Yumba und Rodríguez). Das Ende einer Milonga wird von mir in der Regel nicht eigens angekündigt, weil es sich durch die Cumparsitas sozusagen selbst ankündigt.

Die anschließenden Proteste und – angesichts meiner miserablen Leistung nicht wirklich ins Bild passenden – "Zugabe"-Rufe habe ich mit dem beantwortet, was mir vom Veranstalter als Begründung für das Veranstaltungsende mitgeteilt worden ist. Wie der Eindruck entstehen konnte, ich hätte die Entscheidung, die Musik abzudrehen, autonom getroffen, ist für mich daher nicht nachvollziehbar. Es ist allerdings ziemlich naiv anzunehmen, bei einer derartigen Veranstaltung werde die Entscheidung über die Beendigung von einer anderen Person als dem Veranstalter selbst getroffen (das macht aber offenbar nichts, solange man den Überbringer der schlechten Nachricht bestrafen kann). Der internetkundige Rufer ist übrigens ein guter Bekannter und Dauergast auf unseren Milongas; gegenüber einer unbekannten Person hätte ich mich keinesfalls zu einer solch flapsigen Bemerkung hinreißen lassen (obwohl ich das Wort "Mist" meiner Erinnerung nach nicht verwendet
 habe).

Auf Ihre wiederholt geäußerten Hinweise, dass es Ihnen nicht um eine Herabsetzung eines Veranstalters oder eines DJs, sondern um die Sache geht, würde ich frei nach Hegel entgegen: "Die Kraft muß sich äußern." Etwa
  • indem man den Betroffenen Gelegenheit zur Stellungnahme gibt, BEVOR man die Leserpost veröffentlicht,
  • indem man seine eigene Meinung und die Entscheidung über eine Veröffentlichung erst auf Grund einer vollständigen Kenntnis aller Tatsachen bildet,
  • indem man einer Gegendarstellung der Betroffenen im Blog schon aus Gründen der Fairness auch in der optischen Darstellung denselben Stellenwert einräumt wie der Aussage, auf die entgegnet wird (sodass sie nicht, wie die Gegendarstellung des Veranstalters, zwischen mehr als einem Dutzend Kommentaren untergeht) und
  • indem man es den Blog-Leserinnen und -Lesern überlässt, sich auf Grund des Inhalts der Leserpost und allfälliger Gegendarstellungen ihre eigene Meinung über die Veranstaltung zu bilden, anstatt ihnen zu erklären, wie die Rechtfertigungen des Veranstalters richtigerweise zu bewerten sind (Stichwort "Opferlamm").
Was für Sie vielleicht eine harmlose "Plauderei" ist, ist geeignet, meinen professionellen Ruf als Tango-DJ nachhaltig zu schädigen. Machen wir uns doch nichts vor: Jeder, der daran interessiert ist, zu erfahren, wer denn dieser rüpelhafte Stümper ist, der sich zwar berühmt, ein "weit über die Tangogrenzen Österreichs bekannter DJ" zu sein, aber offenbar nicht einmal weiß, dass man eine Milonga mit der Cumparsita zu beenden hat, kann dies durch eine Internetrecherche von maximal fünf Minuten in Erfahrung bringen (und in den Kommentaren wurde ja auch schon ausdrücklich danach gefragt).

Der Chefredakteur des englischen "Guardian" hat im Jahr 1921 in einem berühmt gewordenen Essay den legendären Satz geprägt: "Comment is free, but facts are sacred." Ich kann nicht finden, dass Sie diesen Grundsatz in Ihrem Blog-Beitrag "Leserpost: Der Tangoball in Wien am 28. November 2009" auch nur andeutungsweise beherzigt hätten.

Freundliche Grüße
Christoph L.

Ich verzichte sehr bewußt auf kommentierende Anmerkungen. Natürlich mache ich mir meine Gedanken und spontan fallen mir viele Randnotizen ein. Das ist jetzt nicht entscheidend. Ich begrüße ausdrücklich die Gegendarstellung und bedanke mich herzlich bei dem DJ. Ich wünsche mir wiederum eine angemessene Kommentierung.

[Update 15. Juni 2013] Der Autor dieses Leserbriefs hat mich gestern per eMail kontaktiert und darum gebeten, seinen vollen Namen aus diesem Beitrag zu streichen, da dieser Artikel sofort bei den Google-Suchergebnissen zu seinem Namen erscheint. Ich halte diese zulässige Bitte für begründet und habe den Familiennamen des Autors anonymisiert. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß ich in der Zwischenzeit mehrmals den Autor als sehr guten und einfühlsamen DJ erlebt habe und es insofern ungerecht fände, wenn er duch diese alte Geschichte nachhaltig beeinträchtigt wäre.

19 Anmerkung(en):

Anonym hat gesagt…

Wieso fällt der DJ in das tango-unübliche "Sie" zurück? Das spricht (für mich jedenfalls) für sich. Wäre er souverän, könnte er im tangoüblichen "Du" bleiben. Ich finde es nur noch schade.

Thomas hat gesagt…

@anonym: Ich würd mir mal kein Kopf machen. Aus Sicht des DJs hat ein Blogbetreiber eine Nachricht einer fremden Person gepostet, die sich nur zum Teil auf eigenen Erlebnissen gründet, die man erstmal richtig lesen muss.

Der Eindruck der Schreiberin vom 2.12. sowie die Stellungnahme des Veranstalters bestätigen sich, dass selbiger höchst dilettantisch vorgegangen ist und zu wenig über seine Verantwortungspflicht gegenüber dem Publikum wusste. Der DJ muss es nun ausbaden.

Die in diesem Blog schon seit einigen Tagen diskutierte Tendenz zeigt sich leider auch hier: Veranstalter und (Teile des) Publikums sind nicht bereit die Leistung des DJ in irgendeiner, geschweige angemessener Form anzuerkennen. Arbeiten wir gemeinsam an einer Anerkennungskultur.

LG
Thomas

Anonym hat gesagt…

Aus dem Dj jetzt ein Opfer zu machen, das finde ich übertrieben. Wäre er professionell gewesen, dann hätte er sich vorher informiert und gesprochen. So ganz hilflos (wie er sich hier darstellt) kann er nicht gewesen sein und wenn doch, dann war es unprofessionell. Er hat sein Publikum als Geisel genommen, nur weil er vorher nicht ordentlich mit dem Veranstalter verhandelt und sich nicht informiert hat. So sehe ich das jedenfalls.

cassiel hat gesagt…

@anonym 1 und 2

Ich finde Eure Beiträge schwierig. Ich lasse sie jetzt stehen, da sie Meinungsäußerungen sind. Schön wäre es gewesen, wenn ihr Euch zumindest die Mühe gemacht hättet, einen Namen einzugeben. Das hätte die Diskussion erleichtert.

Irgendetwas ist bei dem Ball leider schief gelaufen. Das ist jetzt wohl kaum zu ändern. Vielleicht entwickelt sich hier in der Diskussion eine Idee, wie solche Vorkommnisse zukünftig zu vermeiden sind.

Sophia hat gesagt…

Also ich verstehe das nicht so ganz. Christoph, Du hast bei einem Tangoball aufgelegt, der im Internet bis 4:00h angekündigt war, der Ball sollte bis 2:00h dauern und um 3:00h wurde der Ball beendet. Ich dachte bis jetzt immer, ein DJ legt auch im Bezug auf die Dauer der Veranstaltung auf und daher wäre das Ende einer Veranstaltung nicht unbedingt beliebig. Habe ich da etwas missverstanden?

Lieber Cassiel, ich danke Dir trotz der Kritik von Christoph für den Beitrag und auch dafür, dass Christophs Beitrag hier abgedruckt ist. Ich finde es sehr spannend, hinter die Kulisssen zu schauen.

Thomas hat gesagt…

Ein kleiner Blick hinter Kulissen,wie ich sie kenne: Der Veranstalter, nicht der DJ entscheidet über Verlauf einer Veranstaltung. Manchmal kann es natürlich Meinungsverschiedenheiten geben, das letzte Wort hat trotzdem der Veranstalter. Und in diesem Fall ist die Situation eindeutig: Der Veranstalter hat das Ende im Internet offensichtlich auf 4 Uhr gesetzt, hat sich dabei offensichtlich 2 Uhr gedacht und die Veranstaltung um 3 Uhr beendet. Die verbliebenen Gäste wurden nicht informiert (sie wurden scheinbar ja auch nicht begrüßt) und hatten so nur die Internetinfo als Grundlage. Ein klassischer Fall von Kommunikationsmissmangement seitens des Veranstalters.

Ich bleibe dabei: Lasst uns für eine Kultur der Anerkennung arbeiten.
LG
Thomas

B. G. hat gesagt…

Also ich finde die Veröffentlichung des Ursprungsbeitrages durchaus gerechtfertigt. Die von Christoph geäußerte Kritik kann ich nicht teilen. Da hat eine Tanguera viel Geld für einen Ball ohne Livemusik ausgegeben und der Ball endete früher als vorher angekündigt. Zusätzlich schien es wohl noch ein Kühltruhen-Ball zu sein.
Für den Sound der Anlage ist der DJ meines Erachtens zum Teil mitverantwortlich. Das kann man jetzt nicht nur auf einen Techniker schieben.

Na ja, jetzt ist der Ball sowieso gelaufen. Vielleicht lässt sich was lernen für die Zukunft.

@Christoph
Dein "Sie" finde ich kleinlich. Ich habe es einmal probiert und versucht, Deine eMail-Adresse zu finden. Es geht nicht. Gerade deshalb kann ich Cassiel schon verstehen, wenn er den "über die Grenzen Österreichs bekannten" DJ erwähnt.

Apfelmus hat gesagt…

Schön langsam beginne ich mir zu überlegen, ob ich in diesem Blog hier weiter mitlesen will. Diese Stänker-Beiträge von anonymen Postern, die nur zum Ziel haben, irgendeinen Schuldigen zu identifizieren, haben für mich mit "Meinungsfreiheit" nichts mehr zu tun. Ich erwarte mir schon etwas mehr Gesprächskultur.

Die Vorgehensweise, Xiras Leserbrief VOR Einholung der Stellungnahmen von Veranstalter und DJ zu veröffentlichen, halte ich nicht für besonders gelungen, weil es eine ziemlich ungute und völlig unnötige Dynamik ausgelöst hat.
Die Folge: irgendwie stehen jetzt aus meiner Sicht alle blöd da: Cassiel, der Veranstalter, der DJ, und selbstverständlich auch Xira.
Die eigentlich wichtige Diskussion und Ideenfindung bezügl."Wie kann man einen Ball organisieren, ohne dass der Veranstalter draufzahlt", "Welche Kriterien findet ihr bei Tangobällen wichtig - Livemusik, Show, etc.?" geht komplett unter.
Und ich merke, dass ich auch vor lauter Verstimmung überhaupt keine Lust verspüre, zu diesem Thema was zu schreiben.

cassiel hat gesagt…

Und an dieser Stelle schreite ich höflich ein. Ich stehe zu der ursprünglichen Veröffentlichung eines Leserbriefs. Angesichts einer zweiten Quelle hielt ich das für vertretbar. Ich habe sowohl einen Beitrag des Veranstalters, als auch des DJs veröffentlicht. Jeder kam hier zu Wort. Zu den Details möchte ich mich nicht mehr äußern. Es ist wohl auch nicht restlos aufzuklären. Mich interessiert die Vergangenheit nicht besonders; ich finde es viel spannender, wie solche Vorkommnisse zukünftig zu vermeiden sind.

Ich sehe das ähnlich wie Apfelmus: jetzt sollte man nach vorne schauen und fragen, welche Kriterien sind wichtig und wie erkennt man für sich, zu welchen Ereignis man gehen will bzw. nicht gehen will.

Vielleicht finden wir zur Sachdiskussion zurück.

Christoph hat gesagt…

Ich finde, dass Sophia den wunden Punkt getroffen hat. Der Veranstalter hat auf seiner eigenen Homepage als offizielles Ende vier Uhr angegeben und die Veranstaltung trotzdem bereits um drei Uhr beendet. Es mag komisch klingen, aber ich wusste das nicht, weil ich dem Veranstaltungsende bisher keine Bedeutung beigemessen habe (und das mache ich mir auch zum Vorwurf): Ein Tangoball ist bzw. war für mich eine "Open End"-Veranstaltung: Musik wird so lange gespielt, bis entweder der (anwesende) Veranstalter die Veranstaltung abbricht (beim Tangoball 2008 war das, als der Saal für das morgendliche Frühstück gedeckt werden musste) oder die Tanzfläche praktisch leer ist. Wäre mir das zum fraglichen Zeitpunkt bekannt gewesen, hätte ich darauf bestanden, dass der Veranstalter das Ende der Veranstaltung selbst bekannt gibt. Auf keinen Fall hätte ich jedoch einen Scherz gemacht, der unter den gegebenen Umständen von jedem Anwesenden, dem der Inhalt der Homepage bekannt war, zwangsläufig als Provokation aufgefasst werden musste. Dafür entschuldige ich mich bei allen, die diesen Eindruck gewonnen haben.

Was Xiras Ursprungsbeitrag und das Blog-Thema als solches betrifft, bin ich schon aus prinzipiellen Gründen für freie Meinungsäußerung und offene Diskussion. Dass man dabei manchmal über das Ziel hinausschießt oder einiges vielleicht lieber anders gesagt hätte, liegt in der Natur der Sache.

Christoph

Thomas hat gesagt…

Vielen Dank Christoph, v.a. für den letzten Absatz. Ab und zu übers Ziel hinausschießen ist das eine, sich dort festzusetzen das andere.

@cassiel: "welche Kriterien sind wichtig und wie erkennt man für sich, zu welchen Ereignis man gehen will bzw. nicht gehen will."

Meine sehr subjektiven und nicht immer konsequent eingehaltenen Kriterien: Unbekannte Veranstalter an neuen Orten mit schwammiger Werbung übersehe ich. Geburtstagsmilongas, Jubiläen, Livemusik auf kleiner Milonga kommen ni cht in Frage, ich komme da einfach zu wenig zum Tanzen. Ausnahme ist natürlich ein persönlicher Bezug zu den Veranstaltern.
Richtig gut sind Veranstaltungen, zu denen ich mich mit mehreren vertrauten Tänzer/innen verabredet habe. Da kann passieren was will, da weiß ich, zu viert bis zehnt schmeißen wir zumindest für uns den Abend.
LG
Thomas

St. hat gesagt…

Hallo Christoph, freue mich, dass du dich doch entschlossen hast, deine Sicht hier darzustellen. Ich denke, es hat was gebracht!
Zum Thema Tangobälle: ich war zwar erst 3x bei einem Tangoball, das reicht aber, um für mich festzustellen, dass es nichts für mich ist. Mir geht es in erster Linie ums Tanzen, und bei den Bällen, wo ich war, wurde nur wenig gewechselt, als allein anwesende Frau bin ich dadurch ziemlich durch den Rost gefallen. Sich vorab einen Tanzparter zu organisieren ist sicher zu empfehlen. Ein Orchester ist erfreulich, wenn es Tanzbares spielt, da habe ich allerdings auch schon das Gegenteil erlebt, dann doch lieber gut zusammengestellte "Konserven"musik.
Tolle Tanzvorführungen von gaaanz berühmten Paaren - ja, schön, toll anzusehen, aber das alleine ist auch nicht genug.
Für mich persönlich ist das Preis-Leistungsverhältnis bei einer normalen Milonga im Augenblick besser!

cassiel hat gesagt…

@St

Vielleicht hast Du da gerade einen ganz wichtigen Punkt angeschnitten. Natürlich gibt es Bälle, bei denen spring nicht der Funke vom Orchester auf das Publikum über (und umgekehrt!). Und dann gibt es Bälle, da findet Kommunikation (in beiden Richtungen) statt. Das sind schon außergewöhnliche Tangomomente. Ähnliches gilt übrigens für DJ und Auditorium. Da findet auch eine Kommunikation statt und ein gegenseitiges Beflügeln (im Idealfall zumindest).

St. hat gesagt…

Funke-springt-über-oder-nicht ist aus meiner Sicht etwas anderes als Tanzbare-Musik-Spielen-oder-nicht. Gut tanzbare Musik erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ein Funke überspringt, schlecht tanzbare verringert die Wahrscheinlichkeit. Ein Orchester kann superschön zum Zuhören und grottenschlecht zum Tanzen sein, und auch wenn beim Zuhören ein Funke überspringt, am Ball, wo es mir und vielen anderen vermutlich eher ums Tanzen geht, sind die dann deplaziert.

cassiel hat gesagt…

Hmmm... vielleicht habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt. Ich war bei einem Ball, da hat eine Formation Pugliese-like gespielt. Das war nicht unbedingt einfach tanzbar. Die haben aber das Publikum mitgerissen. Musiker und Tänzer wuchsen jeweils über sich hinaus...

Besser kann ich das gerade nicht formulieren - vielleicht wird trotdem deutlich, was ich meine...

Aurora hat gesagt…

@ ST.
bei schön tanzbarer Musik will ich aber auch aufgefordert werden!
Kaum tanzbare Musik akzeptiere ich gerne als Einlage für die Ohren, und zum Füße ausruhen, aber bitte nicht abendfüllend.

@ cassiel
wenn Musiker und Tänzer über sich hinauswachsen ist es schön eine beeindruckendes Erlebnis!

Ich persönlich bin kein großer Fan von Tangobällen. Meist große Erwartungen von allen Seiten an Alle. Je größer die Erwartung umso größer die mögliche Entäuschung.
Sicher, ein hoher Eintrittspreis födert große Erwartungen.
Aus weiblicher Perspektive stellt sich auch noch die Frage nach dem passenden Outift, verführerisch und dafür spätestens auf dem Heimweg halb erfroren, auffallend geschminkt und dafür kein Milongoureo, damit mein Make-up sich nicht auf dem Hemd meines Tanzpartner wieder findet....

Für mich passt der Begriff "Ball" nicht wirklich in die Tangowelt. Sicher, ich kann es verstehen, wenn eine Tangoszene ein Highlight will, der Einzelne die Abwechslung sucht...aber die Eleganz und Feinheit und vorallem die gesellschaftlichen Aspekte eines Balles kann ich mit den Grundelementen des Tangos nicht verbinden.
Guter Tango bedeutet für mich sich für den Moment mit dem Tanzpartner Eins zu fühlen, seine Führung nicht als Diktat zu empfinden, sondern als im Moment Selbstverständliches, eingerahmt in der Musik.
Entscheidend dafür ist der Tanzpartner und die Musik, meine Tagesverfassung.
Alles andere ist Nebendache. Bälle sind meines Empfinden Orte des Gesehenwerdens...allein den DJ und/oder den Veranstalter will ich deshalb nicht die Schuld in die Schuhe schieben, wenn bei einen Tangoball der Funke nicht überspringt.
Sicher die Musikauswahl kann einen grossen Betrag leisten.
Aber wenn jeder nur auf Äußerlichkeiten bedacht ist und darauf mit dem/der Richtigen zu tanzen, retten die Musik alleine auch nicht alles. Sicher guter, günstiger Wein mag die Stimmung auch erheblich heben ;-).
Ab und zu schau ich auf "Bällen" oder anders bezeichneten Großveranstaltungen vorbei, zB "Festival". Manchmal ist auch Gutes dabei, interessante Musik entdeckt, beeindruckende Tänze erlebt.
Das ganze kann ich aber auf der Milonga, kurz nach der Arbeit, mit Tango-Glück genaus so gut haben. Sollte diese Tango-Glück ausbeleiben, ist bei der After-Work-Milonga auch nichts verloren.
Na, gut Live-Musik wird schwierig auf der Wochentagsmilonga, aber kann auch ohne Ball-Glamour angeboten werden.
Deshalb kann ich persönlich auf Tangobälle verzichten!

cassiel hat gesagt…

@Aurora

Wie immer ist es nicht einfach auf Deine ausführlichen und fundierten Zeilen zu entgegnen; ich will es trotzdem versuchen:

Natürlich ist die glamoröse Umgebung eines Balles nicht das genuine Klima, in dem der Tango entsteht. Das ist dann doch die Alltags-Milonga - das sehe ich wohl ähnlich wie Du.

Aber... vielleicht ist ein Ball doch eine willkommenen Abwechslung dem Tango-Trott zu entfliehen - mir geht es jedenfalls häufig so.

Sicherlich ist der Tango Teil meines Alltags; auch (und gerade) unter der Woche... ich komme von der Arbeit nach Hause und habe die Wahl: Erliege ich der Schwerkraft des heimischen Sofas oder stelle ich mich unter die Dusche, schnappe meinen Tango-Rucksack und ziehe noch einmal los.

Ganz anders der Ball (sicherlich mit den -teilweise unberechtigten- Erwartungen), da entsteigt der Tango dem Alltag und eine größere Idee schimmert durch. Die Live-Musik ist sicherlich ein Teil davon. Als Tanguero gehe weder in einem verführerischen Outfit noch mit einem auffallenden MakeUp dorthin. Insofern kann ich kaum mitreden. Aber die Musik aus der Konserve ist manchmal eben nichts Besonderes mehr. Da ist dann ein Orchester (auch ein unbekanntes) eben ein besonderer Reiz.

Das brauche ich so ab und zu für meinen Tango (so einmal im Vierteljahr oder alle zwei Monate).

;-)

Aurora hat gesagt…

lieber cassiel,

live Musik vom Orchester hat seinen Reiz. Auch auf mich. Oder auch -ganz unerwartet- KLavier mit Gesang oder Chello - durfte ich die letzten Monate zweimal erleben - erwärmt mein Herz.
Wenn´s geht, für mich ohne Ball.
Wenn nicht anders geht, komm ich auch live Musik zum Ball.
Eher der Musik wegen, als des Tanzes wegen. Aber nicht nur ;-)

Kleidchen vorführen macht frau doch gerne ;-)))

cassiel hat gesagt…

@Aurora

Na dann... bis zum nächsten Ball.

:-)))