Montag, 24. August 2009

Leserbrief: Die Tango-Szene in Berlin

Mich erreichte bereits vor einigen Tagen eine überaus freundliche Zuschrift eines Lesers aus Berlin. Leider hat mein SPAM-Filter diese eMail aussortiert (vielleicht lag das an dem angehängten Word-Dokument). Aus diesem Grund blieb die eMail Tage unbearbeitet und unbeantwortet liegen. Ich veröffentliche den eingesandten Text unverändert.

Hallo Cassiel,

danke für deinen Tangoblog.

ich weiß nicht ob meine Anlage (ein paar Gedanken von mir und evtl. auch tips für Milongas in Berlin) für dich oder die Bloggemeinde von Interesse ist, ich denke wenn du es interessant findest wirst du es nutzen.

liebe grüße

tangofriend



Und dann war dieses Word-Dokument angehängt:



Hallo und liebe Grüße aus Berlin.

Erst mal ein Kompliment für deinen Tangoblog. Ich lese ihn seit einiger Zeit. Zum Anfang war es eine Hilfe die mich zum Teil davon abhielt mit dem Tango aufzuhören. (ja, du liest richtig). Vieles was mir in der Berliner Tangoszene passierte fand ich in ähnlicher Form bei dir auch beschrieben wieder und da waren halt sehr viele Negativerlebnisse, angefangen von nicht zum Tanzen kommen, weil ich mir als Anfänger nur Körbe einfing bis zu Kampfmilonga pur (Ich war manchmal froh ohne Verletzung nach Haus zu kommen). Aber deine Berichte gaben mir Mut, das es nicht nur mir so ging und das eine oder andere Mal gab es auch schon mal schöne Tangoerlebnisse.

Ich tanze nun seit knapp zwei Jahren Tango (als führender Mann). Wenn ich mich heute betrachte bin ich wohl etwas verrückt. In Berlin kann man jeden Tag zu mindestens zwei bis drei Milongas gehen und das koste ich leidlich aus. Ich gehe im schnitt 5-6 Tage in der Woche Tangotanzen.

Ich möchte einfach mal die Milongas, die ich so besuche kurz beschreiben, (Sicht eines Berliners für evtl. Besucher?). Meistens ist die Musik in Tandas, ohne Cortina, aufgeteilt. Es ist sicher eine subjektive Betrachtung die ich hier wiedergebe, aber vielleicht ein Anhalt für andere.

Montags und Mittwochs –Milonga im Freien am Monbijouplatz (Strandbar)Mittwoch meist Kampfmilonga, man sucht oft vergeblich die Tanzrichtung, die Könner machen schöne, ausladende Schrittkombinationen incl. Boleos die den Nachbarn treffen (der wird schon Platz machen). Und ab und zu hat man auch die Rechtsüberholer oder die Bewegungslosen. Und nicht zu vergessen die Spurwechsler. Zuguter letzt sind noch ein paar Konversationskünstler, die auf der Tanzfläche ein wichtiges Gespräch führen müssen. Die Musik ist aus der Konserve, klassischer Tango, in Tandas aufgeteilt, in guter Mischung.

Montag ist, wenn kein Monbijou, dann Turnhalle angesagt. Wenig Kampf auf der Tanzfläche aber mehr Kampf nach einer Tanzpartnerin. (Körbe verteilen ist in!) Zum Teil nur tanzen mit denen die man kennt, aber nicht mit dem Fremden (schade, Frau weiß gar nicht was sie versäumt). (wohl gemerkt, mir persönlich ergeht es nicht mehr so krass, da mich inzwischen ein bis zwei Damen kennen und auch mal mit mir tanzen.) Musik ist aus der Konserve, in Tandas und Cortinas aufgeteilt und deckt das gesamte Repertoir mit Hauptschwerpunkt aber klassisch ab (von ganz Klassisch bis Neotango).

Dienstag dann in Clärchens Ballhaus oder BeBop. Clärchen: es gibt eine Vorzugstanzrichtung die nicht immer eingehalten wird, das eine oder andere Mal gibt es schon mal einen Schubser. Sehr spät kommen dann die Profis und versuchen platzgreifend zu tanzen (meist Tanzlehrer, ich frage mich wo da die Vorbildfunktion bleibt). Wer Essensgeruch (ist halt auch eine Gaststätte) und helles Licht mag ist hier aber nicht schlecht aufgehoben. Die Musik ist eine Mischung klassisch bis Neotango (aber im wirklich guten Verhältnis)
Bebop: ist für klassische Tangotänzer richtig. Es gibt Tanzrichtung, man hält sich oft an die Etiquette (Auffordern mit Blickkontakt usw.) Es ist aber etwas Altbacken. Ab und zu gibt es Livemusik.

Mittwoch: Malajunta
Klassische Tangomusik (oft gute Mischung). Meist diszipliniertes Tanzen zum Teil mit hoher Tanzqualität. (bei denen die es können!) Es kommt vor, das Damen nicht aufgefordert werden.
Einige Tangotänzer(innen) fühlen sich hier nicht wohl (ich kann nicht beschreiben warum das so ist)

Donnerstag ist Osthafen (Spreebar) oder Villa Kreuzberg angesagt:
Osthafen (im Sommer auf der Terrasse im Freien). Die Musik ist eine Mischung klassisch bis Neotango. Die Gesprächs-/Geräuschkulisse ist manchmal etwas zu laut. Obwohl nie wirklich so voll kommt es doch zu Rempelein oder mal einen Boleoabsatz im Schenkel. Die Tanzrichtung existiert aussen noch ganz gut aber im Innenraum mischt sich alles. Die Herren sind hier etwas aufforderungsfaul (warum ist mir ein Rätsel).
Villa Kreuzberg: Gute klassische Tangomusik (fast ideale klassische Mischung, abhängig von Stimmung und eigenem Empfinden). Meist diszipliniertes Tanzen zum Teil mit hoher Tanzqualität. (bei denen die es können!)

Freitag dann Yeite, Walzer links gestrickt, Haus der Sinne

Wer sich für „in“ hält geht ins Yeite oder Haus der Sinne. Yeite: ab und zu mit Livemusik, sonst Konservenmusik mit wechselnden DJ. Es wirkt irgendwie immer etwas steril. Jedes Mal ist es ein wenig anders was die Tangodisziplin angeht. Das Spektrum reicht von keinen Tanzpartner finden (beide Geschlechter vergeben Körbe oder Aufforderungsfaulheit) über Rempelein bis zu vertreiben von der Tanzfläche weil Profis sich verwirklichen wollen.

Wer mal Tango anders haben will geht ins Haus der Sinne. Hier kann einem alles passieren. Ist der DJ schräg drauf kommen Nontango die teilweise grenzwertig sind. Man tanzt um einen Pfeiler in der Mitte des Raums. Es sind oft Pärchen oder Gruppen die nicht mit anderen tanzen dort. (man kennt sich…..)

Walzer Links Gestrickt ist das was man sich unter einer klassischen Millonga vorstellt. Eher etwas älteres Publikum, klassische Konserventango, altbacken. Es wird tanzbare Musik gespielt. Tandas sind aber ncht immer klar abgegrenzt.

Freitag gibt es nun auch noch „Millonga Tanzen macht schön“ in Kreuzberg. Helles Licht, klassischer Tango gemischt mit allen anderen Tangoarten. (war dort noch nicht so oft, daher noch etwas schwer einschätzbar.) Erster Eindruck: Die Tanzrichtung existiert aussen noch ganz gut aber im Innenraum mischt sich alles. Ein wenig entsteht der Eindruck das man sich in einer Tanzschule befindet. Ein wenig kühle Athmosphäre.

Samstag sind Rixdorf, Art13, Tangoloft die angesagten Orte
Rixdorf ist klassisch schön aber ein wenig von der Stimmung des DJ abhängig (schlechter Tag = schlechte Musik) ab und zu Livemusik. Jedes Mal ist es ein wenig anders was die Tangodisziplin angeht. Das Spektrum reicht von keinen Tanzpartner finden (Aufforderungsfaulheit, Damen verteilen ab und an Körbe) bis Rempelein . Spät kommen die Profis und toben sich aus (der eine oder andere kommt auch mal früher und zeigt was er so draufhat, dann ist man wiedermal deprimiert.
Art13: Eine Milonga mit relativ viel Platz, weniger stark besucht, Aufforderungsfaulheit der Männer (Viele Damen bleiben sitzen oder gehen ohne getanzt zu haben), Musik alle Tangovarianten bis hin zu Nontango. Eigentlich könnte diese Milonga wirklich schön sein, aber irgendwie läufts nicht rund.
Tangoloft muß man einfach gesehen haben, man muß hier einfach getanzt haben! Außer Samstag ist das der angesagte Ort am Sonntag.

Wunderbar und liebvoll zurecht gemacht (Überall sind Blumen, Kerzenschein am Abend) eine gefühlvolle Tangoatmosphäre wie ich sie selten erlebt habe ist dort normal. Das bedingt auch das es oft sehr voll ist und nicht unbedingt immer sehr diszipliniert getanzt wird.
Auch hier kommt es vor, das Profis sich darstellen müssen. Am Sonntag beginnt die Milonga schon um 15 Uhr (da ist es noch fast leer, so wie Samstag um 22 Uhr) das ist für unsichere Tangotänzer dann ein wundervoller Ort zu tanzen!!! Die Musik ist stärker modernlastig (gesamtes Spectrum), aus der Konserve, aber gut zusammengestellt. Ab und zu gibt es Livemusik.

Einmal im Monat im Sommer , Sonntag, gibt es das Radialsystem.
Open Air unter dem Dach an der Spree. klassischer Schwerpunkt mit bei hoher Fülle einigen Rempeleien. Aber ich habe hier das erste Mal erlebt, das sich jemand wegen Rempeln bei mir entschuldigt hat. Die Atmosphäre ist irgendwie einfach schön.

Eine kleine Ergänzung sei mir gestattet: Alle regelmäßigen Milongas in Berlin finden sich bei tangokultur.info. So, ich bedanke mich ganz herzlich beim Autor tangofriend für die Mühe, die er sich gemacht hat. Ich kenne nicht alle erwähnten Milongas, deswegen muß ich den Text als subjektive Meinungsäußerung eines Lesers kennzeichnen. Ich bitte Veranstalter von nicht erwähnten Milongas nun sportlich zu reagieren und nicht beleidigt zu sein. Natürlich dürfen Hinweise auf weitere Milongas in Kommentaren gegeben werden.

Und noch eine Anmerkung in eigener Sache: Ich freue mich über Leserbriefe per eMail. Bitte beim Erstkontakt keine Dateien anhängen. Das mag mein SPAM-Filter nicht. Ist eine eMail-Adresse erst einmal bei mir bekannt, dann können auch Dokumente an eMails angehängt werden.

31 Anmerkung(en):

Anonym hat gesagt…

Lieber (anonymer?) Leserbriefschreiber, ich bin Dir für die immense Mühe, die Du Dir mit dieser Charakterisierung und den damit einhergehenden Empfehlungen gemacht hast, sehr dankbar. Für mich ist Berlin (neben Leipzig) das naheliegende Ziel, wenn es mir in Dresden zu eng wird oder ich einfach mal ein paar Tage in Berlin weile. Bisher habe ich es vermieden, in Berlin auf Milongas zu gehen, weil ich einfach angesichts der Vielzahl der Möglichkeiten überfordert war. Nun habe ich richtig Lust bekommen. Vielen Dank!

Anonym hat gesagt…

Ich glaube ich weiss wer du bist!

(-:

Anonym hat gesagt…

Wer, ich? :-)

Anonym hat gesagt…

Nein!

Ich rede von Cassiel.

Ich habe viel zu lange gebraucht.

Aber jetzt weiss ich es... (-:

Anonym hat gesagt…

Was gibt es daran zu enträtseln? Cassiel ist Cassiel. Hier sind wir alle die, die wir vorgeben zu sein. :-)

Anonym hat gesagt…

Aber Engel haben doch gar kein Internet...

Anonym hat gesagt…

Wieso Internet? Ist das hier nicht der Äther?

Anonym hat gesagt…

gerade habe ich diesen Blog entdeckt und ein wenig gestöbert. Ich tanze seit ca. 3 Jahren und bin seit einigen Monaten in Buenos Aires und gehe dort 4 - 5 mal die Woche in die Milongas. Ich staune, über was man sich in Deutschland im Zusammenhang mit Tango so für Gedanken machen kann. Hier würden die Milongueros nur mit Kopfschütteln auf die Spiegelgesetze reagieren. Auch wenn hier auf den traditionellen Milongas viel Wert auf Tandas, Cortinas, Cabeceo etc. gelegt wird, macht das Tangotanzen einen sehr viel lockereren Eindruck, als ich es aus Europa kenne. Auch wenn ich es am Anfang nicht wahrhaben wollte: hier ist es etwas anderes als in Europa. Es scheint doch so zu sein, dass man in der argentinischen Kultur wühlen sollte, um mehr von der Tangowelt zu verstehen.

Anonym hat gesagt…

Das sind die wohl die Unterschiede zwischen Argentinien und Deutschland.

Anonym hat gesagt…

Natürlich gibt es jede Menge Unterschiede zwischen hier und dort, aber wie wichtig sind die? Oder wie wichtig werden die genommen?

Anonym hat gesagt…

Na ja vielleicht muß man auch die Unterschiede im Verhältnis von Männern und Frauen zusätzlich berücksichtigen

Anonym hat gesagt…

Eure Unterhaltung mutet leicht schizophren an! ;-)

Anonym hat gesagt…

Wieso?

(-:

Anonym hat gesagt…

Woher sollen wir Anderen denn wissen, daß es sich bei Euch tatsächlich um Zwei handelt? ;-)

Anonym hat gesagt…

Also ich bin jedenfalls ich.

Anonym hat gesagt…

Is' klar. :-D

anonym 404 hat gesagt…

So eine Frechheit!

Ich bin in Wahrheit ich...

(-:

Jean hat gesagt…

'Hier würden die Milongueros nur mit Kopfschütteln auf die Spiegelgesetze reagieren. '

Das glaube ich gerne. Vielleicht hätten gerade die es aber nötig?

cassiel hat gesagt…

So! Mitttagspause... jetzt fühle ich mich auch stark genug, auf ddie Anmerkungen einzugehen (heute früh war ich leicht verwirrt).

@elbnymphe
Ich finde solche subjektiven Berichte sehr gut. Vielleicht fühlen sich ja auch andere nun stark genug und senden mir ihre Milonga-Berichte.

@anonym[1]
Du weißt also wer ich bin? Meinen Glückwunsch! Da hast Du mir Einiges vorraus. Ich bin mir da nämlich niemals so ganz sicher. ;-)

@anonym[2] (z.Zt. in Buenos Aires)
Tja, da sprichst Du wohl etwas an, was eine Eigenschaft von Minderheiten ist. Die sind in ihren Überzeugungen und in der Pflege ihrer spezifischen kulturellen Identitäten wesentlich strenger. Man denke an die vielen ex-patriots. Das ist mir schon häufiger aufgefallen. Vielleicht gilt das Gleiche für Tangotänzer außerhalb von Buenos Aires.

@anonym[x] ff.
Schön, daß Ihr Euch hier wohlfühlt. Euren witzigen Dialog mit einer humoristischen Troll-Note habe ich gerne gelesen.

@Jean
Wahrscheinlich hast Du Recht. Vielleicht sollten auch Milongueros die Tangoplauderei lesen. (War ein Spaß!)

@all

Danke für die Anmerkungen!




Vorhin habe ich bei GoogleAnalytics die Zugriffsdaten von gestern gesehen. Auf meinen Beitrag Anamnesebogen zur Tangosucht gab es eine solide zweistellige Zugriffszahl mit der Herkunft skIavenzentraIe.de (ich habe jetzt mal die "l"s durch große "i"s ersetzt, sonst gibt es soviel Irrläufer von Google). Ich habe nur die Herkunftsdomain gefunden, nicht die Seite, auf der die Tangoplauderei verlinkt ist. Hmmm... Schräge Vögel hätten wir ja im Tango schon genug. Daß es jetzt noch Verstärkung aus anderen gesellschaftlichen Bereichen gibt, macht mich nachdenklich. ;-)

cassiel hat gesagt…

Ach so...

Meine herzliche Bitte: Es ist ungleich einfacher zu antworten, wenn Kommentare unter einem (frei gewählten) Namen veröffentlicht werden.

affig hat gesagt…

Cassiel, bist du eigentlich verklemmt?

Anonym hat gesagt…

Also jetzt wieder anonym aus Bs As:

zum Verhältnis Frauen/Männer: die Zahlen sind nicht viel anders als in Europa, d.h. oft Frauenüberschuss, was aber durch das konsequente Einhalten der tandas und cortinas nicht so ein Rolle spielt. Es kommen meistens alle zum Tanzen.
Das "andere" Verhältnis: obwohl der berühmte Machismos de Männer sehr deutlich zu spüren ist, kommen mir die Frauen oft sehr viel selbstbewusster vor als bei uns. meine Strategie ist, dieses Spiel mitzumachen, aber selbst die Grenzen zu setzen, wenn es zu weit geht. Und damit fahre ich sehr gut, und habe dadurch auch schnell die Schwelle zwischen "Tourist" und "Einheimischer" überwinden können. Diese Schwelle existiert, und immer wieder erlebe ich dabei auch peinliche Szenen, wenn z.B. eine deutsche Tangotouristin sich beharrlich weigert, mit Nichtargentiniern zu tanzen. Deshalb meine gestrige Bemerkung, was wir aus den zweifellos vorhandenen Unterschieden machen. Was hier für mich auch noch sehr viel ausmacht, ist, die Sprache relativ fliessend zu sprechen. Viele Argentinier haben auch Klischeevorstellungen von uns (genauso wie andersherum), und die kann man relativieren.

saludos von anonym aus Bs As

cassiel hat gesagt…

@anonym in BsAs

Ist es nicht viel mehr das Phänomen des Unterschieds vom Tango in der (anonymen) Großstadt im Vergleich zu einer kleinen (familiären) Szene? Natürlich ist die Sprache wichtig (ich muß auch noch büffeln für BsAs). Aber in kleineren Szenen fallen störende Elemente eher auf. Da gilt dann mein vor Jahren formuliertes Gesetz vom Gruppen-IQ, das kann man übrigens mühelos auch für den EQ (E wie emotional) behaupten:

Der Gruppen-IQ ist das Minimum der Einzel-IQs, dividiert durch die Anzahl der Gruppenmitglieder.

Das kann bei hinreichend großen Gesellschaften ziemlich klein werden. Gleiches gilt wahrscheinlich auch für den EQ.

:-)))

Insofern ist auch die Auseinandersetzung mit solchen Störungen in kleinen Szenen viel intensiver. Was Du zu Thema Machismus und selbstbewußte Frauen schreibst klingt nachvollziehbar. Natürlich sind die Frauen selbstbewußter - sonst würden sie ja vermutlich in solchen Umgebungen untergehen.

Raxie hat gesagt…

@Cassiel

Zur selbstbewußten Frau: DAs ist - glaube ich - eine kulturelle Geschichte. Beobachte einfach mal die Frauen unterschiedlicher Nationalitäten auf einem Campingplatz. (Interessantes Terrain :-)

Deutsche Frauen: Birkenstocksandalen, meist unrasierte Beine, oft übergewichtig, bequeme Sackklamotten, ungeschminkt, unfriesiert.

Italienische Frauen: Hochhackig, immer rasiert, figurbetonte Kleidung, gut geschminkt, frisiert - jederzeit attraktiv anzuschauen! Und genau dieses Bewußtsein ist ihnen ins Gesicht geschrieben.

Das hört sich jetzt vielleicht plakativ an und möglicherweise hat es mit dem unterschiedlichen Auftreten von Tangueras in BsAs und Deutschland gar nichts zu tun. Aber es war der erste Gedanke, den ich hatte, als ich Deinen Beitrag las. Und gedacht habe ich das schon öfter... praktisch immer, wenn ich in meine Birkis schlüpfe... ;-)

Anonym hat gesagt…

@Raxie:
Ich teile Deine Beobachtungen, möchte aber hinzufügen, daß sie im auch für Männer gelten!

Deutsche Männer: Adiletten, oft übergewichtig, bequeme Sackklamotten, unfrisiert.

Italienische Männer: Schöne Sandalen, gut rasiert, figurbetonte Kleidung, frisiert - jederzeit attraktiv anzuschauen!

Ich komme zum selben Schluß wie Du: mal betone ich meine innere Italienerin - und mal freue ich mich, eine Woche meine Füße in Tewas zu verwöhnen … Mein Selbstbewußtsein hängt nicht von der Schminke ab, aber deswegen verzichte ich noch lange nicht konsequent auf sie.

Raxie hat gesagt…

@elbnymphe

aber hast Du nicht auch das Empfinden, anders aufzutreten, wenn Du Dich für eine Milonga richtig fein machst? Bei mir stelle ich das regelmäßig fest. Wenn ich in Hosen gehe (mittlerweile eher selten), fühle ich mich dem Alltag verbundener, als wenn ich beispielsweise im Rock gehe. Und wenn es dann gar ein tief ausgeschnittenes Kleid ist (die Entscheidung ist jedesmal mit einem tiefen Lufholen verbunden), dann fühle ich mich auch um einiges weiblicher und dem Alltag kurzfristig entronnen. Mein Körperbewußtsein ist ein anderes. Und je nach dem, wie ich mich meiner eigenen Weiblichkeit gerade gewachsen fühle, kann so ein Kleid auch durchaus zu mehr Selbstbewußtsein führen.

Meine vorsichtige Prognose wäre: Tangueras aus BsAs plagen keine Zweifel an ihrer Weiblichkeit, ganz im Gegenteil - und genau das strahlen sie aus!

Anonym hat gesagt…

@Raxie: Natürlich sind Milongas ein ganz anders gelagerter Fall! Milongas ohne Pipapo gehen gar nicht! :-) (Daß und wie ich mich fürs Tanzengehen hübsch mache, kann man ja zur Genüge in meinem Blog nachlesen.) Aber wir sprachen ja hier von einem Campingplatz …

Ich habe vor Jahren für mich das Motto geprägt: "Overdressing ist das letzte Abenteuer der Neuzeit!". Und das lebe ich ziemlich konsequent, auch wenn ich altersmilde geworden bin und inzwischen sogar manchmal JEANS! trage. :-)

Anonym hat gesagt…

aus Bs As:

hier will sich jeder von seiner besten Seite zeigen. Das betrifft Kleidung, Geruch, Gespräche und vieles mehr. Was sich hinter dieser Kulisse verbirgt, ist meistens etwas ganz anderes. Als Frau kleidet man sich auch sehr sexy, wenn man 70 Jahre alt, dick oder mager, mit oder ohne Falten ist. Und die Männer gehen darauf ein.
Wie schon gesagt - es ist ein Spiel, und wenn man die Regeln kennt, kann man sehr gut mitspielen. Am leichtesten funktioniert es, wenn man sich selbst nicht so ernst nimmt.

cassiel hat gesagt…

@aus BsAs

Das ist eine (wie ich finde) sehr gelungene Formulierung: Am leichtesten funktioniert es, wenn man sich selbst nicht so ernst nimmt.

Trotzdem (so meine ich jedenfalls) ist es erlaubt, auch das eigene (und das fremde) Agieren zu hinterfragen. Natürlich muß man es nicht sooo ernst nehmen. Aber ich habe an mir selbst beobachtet, daß mir das Nachdenken und Reflektieren auch beim Tango geholfen hat.

Anonym hat gesagt…

Die subjektiven Beschreibungen der Berliner Szene sind so lala, eben subjektiv.
Einen guten Überblick bietet neben tangokultur.info auch berlin.tango.info, dort tango.info auch ein guter Überblick über Festivals.
Turnhalle ist Montags derzeit zu, Clärchens ist die Top-Milonga für mich, da gute Musik, wie ich finde auch ohne Rempeleien und später gibt es was zu staunen, bewundern, wenn die eigenen Füße ermüdet sind und man den Profis entspannt zusehen kann.

Anonym hat gesagt…

@anonym:
„Die subjektiven Beschreibungen der Berliner Szene sind so lala, eben subjektiv.”

Was soll denn das heißen - das alles subjektive per definitionem so lala ist? Ist es nicht anmaßend, jemanden dafür zu kritisieren, daß er seine persönlichen Eindrücke schildert? Die von Dir genannten Portale werden von vielen Leuten gestaltet, sie sind daher naturgemäß objektiver - aber laden sie auch ein, dieses und jenes auszuprobieren, so, wie dies ein persönlicher Bericht vermag?