Sonntag, 30. August 2009

Leserbrief zum Thema: Tango und Bedürfnisse bzw. Bedürftigkeiten

Heute erreichte mich der Beitrag der Leserin JKD als Reaktion zum Thema Der Tango und die Bedürftigkeit. Ich stelle den Text wiederum ohne jegliche Änderung online. Ich finde ihn großartig und bedanke mich ganz herzlich!

Lieber Casiel,

Ja, die Frage nach den Bedürfnissen und Bedürftigkeiten, nach dem ‚Warum?‘ im Tango taucht, wie im Leben, immer wieder auf. Genau wie die Frage nach der Liebe oder dem Sinn des Seins. Geht man in dem auf, was man tut, ist zufrieden, vielleicht sogar selbstzufrieden, leichtherzig und voll der Freude, verliert sie oft ihre Bedeutung, aber nur kurz, denn kaum hat man eine ruhige Minute, ein einziges negatives Erlebnis, schon schleicht sie sich wieder aus dem Dunkeln heran und ruft laut: „Buh!“

Ich persönlich habe gelernt, meine Bedürfnisse nicht ausserhalb von mir zu definieren, sie sind Teil meiner selbst, und nur ich kann sie erfüllen, niemand und nichts sonst.

Und so kann ich auf eine Milonga gehen, allein, und still hinten sitzen, nur für mich. Ich kann das Treiben beobachten, ohne Teil von ihm zu sein.

Oh, lieber Casiel, verstehe mich bitte nicht falsch: Ich liebe den Tanz! Und ich liebe das Tanzen! Ich liebe den Zirkus, die Vorfreude, das Spiel, die Nähe, die Distanz. Das Unausgesprochene. Ich bin ehrgeizig und eitel. Ich liebe die geschundenen Füsse und zerrissenen Strümpfe. Den Rotwein, die Gemeinsamkeit und den Schweiss, manchmal die Tränen. Das Begehrtwerden, das Finden, sogar die Verletzungen. Den Höhenflug, wenn die Kommunikation nahezu perfekt ist und man zu schweben scheint. Ich gucke hin, ich gucke ab, ich gucke sogar manchmal abfällig. Es ist Teil meiner selbst geworden, der Tango schwingt immer mit, im täglichen Leben, auf Reisen und bei Begegnungen.

Aber die Freunde und Frustrationen, die er mir bereitet sind nur ein Splitter der Wahrheit, nur Teil des Ganzen, nur eine Schraube im Konstrukt.

Denn was mir wichtiger ist als das Tanzen selbst, die Antwort auf die Frage nach dem ‚Warum‘, das was mich nachts im Regen, wenn ich müde bin und die Füsse eigentlich schon von einem langen Tag schmerzen dann doch noch zu ihm treibt, ist etwas, dass ich nur bei ihm finde. Sicher entsteht das, was ich suche auch ganz woanders, aber ich habe es noch nirgends so deutlich gesehen.

Wenn ich spät im Halbdunkel sitze und zusehe, wenn ich dabei bin wenn eine ansonsten unscheinbare Frau zur schwebenden Göttin wird, wenn ein mit Halbglatze und in hässlich-buntes Hemd gehülltem Bierbauch versehener Mann ganz plötzlich den Raum regiert, ohne sich dessen bewusst zu sein, weil er selbst ganz bei sich und seiner Partnerin ist, dann habe ich eine Idee davon, was es ist, das ich suche.

Wenn die Nacht schon fast wieder zum Tag wird, wenn nur noch die Enthusiasten da sind, die nicht immer die mit den ausgefeiltesten Figuren sind, wenn die Beine und die Lider langsam schwer werden von der Kraft, die es kostet, die so gewollte Nähe zu ertragen, die Zurückweisung nicht persönlich zu nehmen und vom Rotwein, wenn das Make-up längst verschmiert und das sauber gebügelte Hemd verknittert und durchgeschwitzt ist, wenn der Platz auf der Tanzfläche immer größer wird und wenn niemand mehr auf seine Aussenwirkung bedacht ist, dann kann man es manchmal erleben.

Wenn dann, ganz ohne jede Vorwarnung, die Musik aufbraust und ein Ruck über die Tanzfläche fegt, wenn nicht mehr der Geist die Glieder treibt sondern der Rhythmus und das Herz, wenn die Paare nur noch eine Achse zu haben scheinen und wie von unsichtbarer Hand geführt einander genau den Raum geben, den sie brauchen, wenn man die Kraft, ja das Brutale, aber auch das Zärtliche und Fragile sieht, dass mit dem Führen und Folgen, mit dem Zusammenspiel einhergehen kann, wenn alles einer Choreographie zu folgen scheint, die die Individualität des einzelnen betont, wenn Piazzolla Perfektion sanft herbeizwingt, dann sieht man es, und dann weiß ich, was mein Bedürfnis ist und was ich in meinem Leben bedarf.

Schönheit.

21 Anmerkung(en):

Sophia hat gesagt…

Liebe JKD,

so schön könnte ich es nicht schreiben. Vielen Dank!

Sophia

affig hat gesagt…

Warum sollte irgendjemand für deinen Blog schreiben? Gibs zu! Du hast den Beitrag erfunden...

Inhaltlich kann ich den sowieso nicht teilen...

cassiel hat gesagt…

... ach affig... was soll ich sagen? Ich bin ein schizo-Blogger... ich bin nicht nur Cassiel, sondern auch JKD, elbnymphe, raxie, aurora, tango1001, la perla, sophia, anonym1 bis 1000...

Ich bin soviele... ;-)

Wahrscheinlich bin ich auch affig...

Anonym hat gesagt…

Na ich muss ja schon bitten...

Also! Ich bin jedenfalls ich!

(-:

anonym1001 hat gesagt…

Also ich bin vielleicht cassiel... kann aber nich so gut formulieren.

JKD hat gesagt…

Liebe Sophia, vielen Dank!


Lieber affig,
immerhin hast Du nichts an der Form auszusetzen, das seh ich mal als Kompliment, dass Du mir aber die Existenz absprichst, das nehm ich dann doch persönlich! Ich hab schließlich schon genug Selbstfindungsprobleme...

cassiel hat gesagt…

Ach so! Bevor ich es vergesse, anonym und anonym1001: Ich fand Eure Beiträge saulustig! Aber ich finde die Ausführungen von JKD sehr wichtig. Vielleicht gibt es ja noch inhaltliche Anmerkungen?

affig hat gesagt…

Und warum schickst Du cassiel deine Gedanken? Du hast wohl noch nie richtig getanzt oder? Da schreibt irgend ein Verklemmter einen Blog und du schickst ihm deinen Beitrag. Spinnst du? Der ist bestimmt total verklemmt, deswegen muss er auch dauernd schreiben.

Aurora hat gesagt…

Herzlichen Dank JKD für diesen schönen Beitrag!

Ja, seine Bedürfnisse innerhalb sich selbst zu definieren ist wohl der Schlüssel zu mehr Zufriedenheit.
Nicht nur im Tangozirkus.
Sobald es mir gelingt, meine Bedürfnisse nicht mehr ausserhalb meinerselbst zu definieren, bin ich für meine Zufriedenheit selbst verantortlich, mache ich mein Glück nicht von Dritten abhängig. Und ich bin nicht in meinen Inneren beeinflussbar von Dritten, beispielsweise vom "Edgars", "affig". Im Idealfall.

Suche ich persönlich "Schönheit" auf einer Milonga? Auf den ersten Blick wohl nicht, sicher, abhängig davon wieweit ich den Begriff "Schönheit" fasse, kann ich die Frage auch bejahen.
Ich suche nicht eine Form der klassischen Ästhetik.
Mir ist auch die Antwort auf das "Warum" nicht wichtiger als der Tanz selbst. Sicher ein einzelner, von mir selbst getanzter, Tanz kann sich in mein Errinnerungsvermögen einbrennen und mir sehr viel Kraft für folgende Frustrationen zu geben. Aber solche Tänze suche ich nicht, schon gar nicht im Tangoalltag, die sind was besonderes. Aktuell bin ich fasziniert von den leuchtenden Augen die mich - immer öfter - anstahlen. Solch strahlende Augen können für mich einen eher als durchschnittlich empfundenen Tango soviel positives verleihen.
Sehe ich auf der Tanzfläche ein so glückliches Paar, gibt das auch mir viel Positives. Ich kann auch eine übweigend passiv erlebte Milonga positiv erleben.
Ich suche wohl dieses soziale, positve Miteinander. Da berühren mich leider diese "Edgars" negativ.
Und ich liebe diese späte Stunden. Wenn alle Bedürfnisse erfüllt sind, völlig in den Hintergrund gerückt sind. Und ich völlig offen für alles bin, keine Erwartungen mehr habe, den Schmerz meiner Füsse nicht mehr wahrnehme...

p.s.Sollte ich nicht unter massiven Wahrnehmungstörrungen leiden, hat diesen Beitrag nicht cassiel geschrieben

cassiel hat gesagt…

@aurora

Doch! Ich hab ihn geschrieben... wie Deinen übrigens auch... Hab ja nichts anderes zu tun! ;-)

Spaß beiseite!

Vielen Dank für die Kommentare!

lgc

Raxie hat gesagt…

@Aurora

ich stimme Dir zu - ein glückliches Paar auf der Tanzfläche reicht schon, um selbst etwas von diesem Glück zu spüren. Das hab ich mir heute auch wieder gedacht, als ich in Norddeutschland auf einer völlig fremden Milonga war und dort fast nur Päarchen waren. Ganz anders als auf den Milongas, die ich bisher kannte und wo eher singles zu dominieren scheinen (weiß man ja nie so genau...). Ich hatte Glück und konnte dennoch viel tanzen, aber gegen 23.30 waren nur noch 3 Paare da (und 3 Damen). Eigentlich wollte ich dann gehen, aber eines der Päarchen hat mich in seinen Bann gezogen. Die zwei waren so glücklich miteinander, dass ich meine Blicke gar nicht mehr abwenden konnte. Sie haben nicht nur harmoniert, sondern haben es so sehr genossen, miteinander zu kommunizieren (nur mit dem Körper, ich glaube, sie haben nicht miteinander gesprochen, zumindest hab ich es nicht gesehen) und waren so entspannt miteinander. Wunderbar. Wenn etwas nicht geklappt hat, haben beide gelacht u sich liebevoll angeschaut. Wunderschön anzusehen. Schön. Womit ich eigentlich bei JKD bin.

@JKD
Danke für Deinen wunderbaren Beitrag!

Anonym hat gesagt…

So ein schöner Beitrag!
Mir fällt dazu etwas ein, ich habe es in einem Buch gelesen:
"Das Herz sucht Lust - zuerst
Und dann - Erlass von Leid."

Anonym hat gesagt…

Hallo JKD!

Vielen Dank für den wunderschönen Beitrag und meinen ehrlichen Glückwunsch zu deinem Mut, den an Casiel zu schicken. Ich würde auch so gerne solche Texte schreiben. Ich traue mich aber noch nicht.

Aurora hat gesagt…

@ Raxie

Ja, "Glück" ist wohl das Wort, welches mir während des Kommentierens nicht einfallen wollte....

Schöner Zirkelschluss zur "Schönheit" von JKD

Raxie hat gesagt…

Noch ein Nachtrag zu gestern abend, also fremde Milonga im Norden (hat nichts mit dem Beitrag von JKD zu tun, aber es beschäftigt mich noch und dazu gab es noch keinen Beitrag, glaube ich):

Gestern hat mich erstmals eine Dame aufgefordert. Ich war zunächst recht sprachlos, weil es mich wirklich komplett unvorbereitet "erwischt" hatte. Dass Damen zusammen tanzen, habe ich schon öfter gesehen. Aber irgendwie war ich immer davon ausgegangen, dass es Frauen sind, die sich untereinander gut kennen und vielleicht in Kursen schon gemeinsam die Rollen getauscht haben. Dass eine völlig fremde Dame auf mich zugehen könnte und mich auffordern könnte, hätte ich im Traum nicht gedacht.
Nach der ersten Verblüffung war ich natürlich sofort dabei. Und es war richtig klasse. Wir haben uns dann später noch kurz unterhalten u ich wollte natürlich wissen, warum sie die Männerrolle erlernt hat u wie sie das genau gemacht hat. In Einzelunterricht (ganz schön aufwändig!) und sie macht es, weil in ihrer Szene immer zu viele Damen da sind und sie einfach nicht sitzen mag. Zweiter Grund: Sie führt lieber selbst, als von einem Herrn gegen den Takt geführt zu werden.

Ihr Konsequenz hat mich sehr beeindruckt. Und es war eigentlich genauso angenehm mit ihr zu tanzen, wie mit den Herren, mit denen ich gestern getanzt habe. Bisher dachte ich immer, dass das Spiel zw Mann u Frau ein ganz wesentlicher Faktor beim Tanzen ist. Auch wenn das Tanzen für mich ganz sicher keinen Flirtcharakter hat oder ich sonstwie Nähe suchen würde, dachte ich eigentlich, dass einer der wesentlichen Reize beim Tanzen eben auch die Tatsache ist, dass Frau mit Mann geistig u körperlich kommuniziert. Da bin ich mir jetzt gerad nicht mehr so sicher, ob es wirklich Frau u Mann sein müssen oder ob nicht eine exzellent führende Dame, die sich ihrer Ausstrahlung bewußt ist, auch Herren "ersetzen" könnten. (Na ja, mit Ausnahme eines Herrn, den mir niemand ersetzen kann :-)

Aber das ist ein interessantes Thema, wie ich gestern für mich festgestellt habe.

cassiel hat gesagt…

Hmmm... das Thema führende Frauen (bzw. folgende Männer) hat sicher seine Berechtigung. Mir ist das vollkommen fremd und ich werde dazu (auch in naher Zukunft) nichts beitragen können.

Ich habe (nur für mich) beschlossen, daß es mir wichtiger ist, meinen Part als Mann beharrlich zu lernen. Damit habe ich schon genug zu tun. Ob ich jemals so weit komme, daß für mich "die andere Seite" spannend wird? Ich weiß es nicht.

Raxie, mir ist an Deiner Schilderung der Satz: Sie führt lieber selbst, als von einem Herrn gegen den Takt geführt zu werden aufgefallen und er stört mich auch ein wenig. Das ist natürlich ihre Ansicht und damit OK. Manchmal denke ich aber, ein wenig mehr Unterstützung für den Mann im Tango wäre auch angebracht. Nur über den mangelnden Takt der Männer zu lamentieren... das wird den Männermangel im Tango bestimmt nicht beseitigen. ;-)

Nur meine bescheidene Meinung als Mann...

Tangofriend hat gesagt…

kleine anmerkung:Auf den Milongas die ich besuche ist es nicht selten, das Frauen auffordern (sowie Männer wie auch Frauen). Ich tanze eigentlich ausschließlich als Führender. Aber bei diversen Einzelstunden gab es die Situation, das mir bestimmte Dinge weitaus klarer wurden, als mir das Ganze als Folgender plausibel gemacht wurde. Es war eine interessante Erfahrung und zeigte mir auch wie angenehm sich manche Frauen dabei führen lassen können und wie grob man als Führender sein kann. Nichts destotrotz werde ich weiterhin Führend agieren weil es mir mehr Spaß macht.

Anonym hat gesagt…

aus Bs As:
- hier kommt es extrem selten vor, dass Frauen mit Frauen, oder Männer mit Männern tanzen (das 2. eigentlich nie), ausser in einigen Milongas, in denen genau das die Spezialität ist.
- nachem ich die letzte Woche 5 mal in jeweils ganz unterschiedlichen Milongas tanzen war, hat sich für mich nochmal bestätigt, wo ich mich am wohlsten fühle: es sind die Orte, wo das Publikum am homogensten ist. Das bezieht sich auf den Tanzstil, das Niveau und die Familiarität. In einigen sehr berühmten Milongas, in die sowohl gute Einheimische, Tanzlehrer und Tangotouristen gehen, wird es oft unangenehm, weil die Verschiedenartigkeit der Bedürfnisse schlecht harmoniert. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich eine Vielzahl von erfahrenen TanzerInnen in kleinere Milongas, die nicht so zentral gelegen sind zurückzieht. Aber auch diese Orte werden irgendwann von Touristen entdeckt und teilweise erobert. Da komme ich manchmal selber in einen Zwiespalt, weil ich ja selber von aussen komme.

saludos

Raxie hat gesagt…

@Cassiel

Ich würde das nicht als Angriff sehen, wenn die Dame gesagt hat "Ich führe lieber selbst, als gegen den Takt geführt zu werden." Das ist ihre ehrliche Meinung gewesen. Und da sie offensichtlich sehr musikalisch ist und ein ausgeprägtes Bedürfnis hat, sich nach ihrem eigenen Musikempfinden zu bewegen, finde ich es absolut konsequent, selbt die Führende zu sein.

Was genau kann Frau denn tun, wenn der Herr, mit dem sie tanzt, aus dem Takt ist? Permanent? Wenn er es einfach nicht hört? Was ja mitunter auch richtig (!) schwierig ist. Soll sie leise für ihn mitzählen? Wohl kaum. Im Grunde genommen ist es doch gnädig von ihr, selbt die Führungsrolle zu erlernen und eben nicht an den Männern rumzunörgeln. Damit hat sie auch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Sie selbst sitzt nicht rum, eine weitere Dame ist gut beschäftigt und die nicht so taktsicheren Männer sind "sicher" vor ihr. (3 Fliegen :-)

Die Dame, auf die ich mich hier beziehe, war übrigens ganz entspannt. Keine Emanze. Auch sehr weiblich angezogen. Ich weiß nicht, ob sie letztlich lieber mit einem Mann getanzt hätte (im Takt natürlich) oder insgesamt lieber selbst führt. Keine Ahnung, ob sie nur in Notsituationen selbst auffordert oder per se.

Jedenfalls glaub ich nicht, dass Damen es schaffen, angehende Tangueros vom Tanzen fern zu halten, nur weil sie an den Herren rumnörgeln. Die Nörglerinnen fordert Mann doch gar nicht ein zweites mal auf. Das Argument von Dir, Cassiel, dass Damen selbst Schuld am MÄnnermangel sind, ist also nicht stichhaltig, wie ich meine.

Ach ja - bitte bleib immer auf der führenden Seite. Wenn Ihr Männer untereinander auch noch anfangt, Euch aufzufordern, bleiben für uns ja bald gar keine Männer mehr... ;-)

cassiel hat gesagt…

@Raxie

Nein, ich sehe das nicht als Angriff, ich habe nur meine leisen Zweifel an dieser Haltung. Mir tut das aber überhaupt nicht weh und ich kann wunderbar damit leben, daß es Tangueras gibt, die eine solche Einstellung haben.

Ich versuche jetzt einmal, das zu erläutern. Mir ist es als Tanguero möglich (so behaupte ich es jetzt einfach einmal), nur durch meine innere Einstellung meine Tanzpartnerin zu beeinflussen. Wenn ich fest davon überzeugt bin, dann wird sie schlecht tanzen; wenn ich entspannt bin und erst einmal vom Besten ausgehe, dann biete ich ihr den Rahmen, in dem sie sich angstfrei und sicher bewegen kann. Meine innere Einstellung (dafür benötige ich keinerlei verbale Kommunikation) entscheidet mit über unseren Tango.

Ähnlich wird es bei einer Tanguera sein, die auf eine Milonga geht und vielleicht im Kopf hat, wenn die Tangueros den Takt nicht halten können, dann fordere ich eben selbst Damen auf. Vielleicht nehmen sich diese Tangueras mit diesem impliziten Vorbehalt das Einlassen auf einen etwas unsicheren Tanguero.

Besser kann ich es gerade nicht formulieren, aber ich bin überzeugt, daß da ein Körnchen Wahrheit in diesem Gedanken steckt (auch wenn er grenzwertig esoterisch klingt).

Anonym hat gesagt…

Hallo Cassiel,

für mich klingt das sehr nachvollziehbar. So hatte ich es noch nicht gesehen. Das geht in die Richtung der von JKD beschriebenen unscheinbaren Frau, die zur Göttin wird und dem Mann im bunten Hemd, der den Raum dominiert. Die innere Einstellung der Menschen beim Tango beeinflusst auch die Umgebung. Das ist evtl. auch der Grund, warum unangenehme Menschen (der Bericht über den Oberlehrer neulich) uns bei den Milongas nerven.

Toller Blog übrigens...