Donnerstag, 9. Juli 2009

Und weil ich gestern gefragt wurde...

... gebe ich heute einmal Auskunft über meine drei absoluten No-Gos bei Tangueras.

Auf Platz Drei erscheinen die Tangueras, die sich hartnäckig weigern, sich per Cabeceo auffordern zu lassen. Früher habe ich darauf Rücksicht genommen und habe diese Damen dann eben herkömmlich aufgefordert. Inzwischen sehe ich das nicht mehr ein und probiere zwar häufiger per Blickkontakt aufzufordern. Wenn sich die betreffende Dame weigert, dieses Spiel mitzuspielen, dann kann ich ihr leider nicht helfen.

Auf Platz Zwei erscheinen die Tangueras, die ihre linke Hand nur mit der Handkante an der Daumenseite auf die Schulter des Mannes legen. OK! Zugegeben. Wenn ein Mann offensichtlich kein sauberes Oberteil für die Milonga finden konnte, dann sehe ich das ja irgendwie noch ein. Wenn es aber nach meinem Empfinden darum geht, mit dieser gespreizten Haltung Eindruck bei der Umgebung zu erzeugen, dann bleibt auch diese Dame vor Tänzen mit mir verschont. (Nebenbei bemerkt: Die linke Hand beim Tango verrät nicht nur sehr viel über die Tanguera, der Tanguero, der die Finger seiner linken Hand affektiert wegspreizt und nicht mit ihnen sanft die Hand der Tanguera umschließt, ist für mein Empfinden auch ein eher anstrengender Zeitgenosse.)

Die unangefochtene Spitzenposition halten die Tangueras, die während des Tanzens immer unruhig den Rest des Saales mit hektischen Blicken scannen. Offensichtlich "reicht" ihnen der aktuelle Tango nicht aus. Entweder sie sind auf der Suche nach einem noch besseren Tanzpartner oder aber, sie wollen die Reaktion der Umgebung auf ihren Tango wahrnehmen. Auch solche Damen sind vor einer Aufforderung durch mich sicher.

Alle anderen Kriterien (Anfängerin, Fortgeschrittene, Haarfarbe, Alter, Kleidung etc.) sind für mich eher sekundär.

13 Anmerkung(en):

Anonym hat gesagt…

*puh* – hörbares Aufatmen, noch ist nicht alle Hoffnung verloren! :-)
Gehe heute nachmittag zu meiner ersten Freiluft-Milonga und werde mich freuen, daß ich mir solche Manierismen erst gar nicht angeeignet hatte.

cassiel hat gesagt…

@elbnymphe

:-)))

BTW: Ich wollte morgen abend eigentlich unter freiem Himmel tanzen. Der Wetterbericht lässt allerdings kaum Hoffnung für ungetrübten Tanzgenuss im Freien aufkommen.

Dir viel Freude und schöne Tangos heute abend!

Jean hat gesagt…

Bo ey - die scannen! Das ist ja das absolute No-go.

Da ist ja kaum zu toppen, ich check das nicht, die kannste ja cänceln!

cassiel hat gesagt…

Hey Du,

ich kann voll echt noch krasser formulieren...

;-)

Raxie hat gesagt…

Hmmm. Also, da regt sich Widerstand bei mir.

Die Nr. 3 der NoGos ist natürlich ganz alleine Deine Entscheidung - aber ich finde sie nicht richtig und halte es der einen oder anderen Dame gegenüber auch für unhöflich. Ja, ich meine tatsächlich unhöflich. Nicht jede Dame weiß, was es mit dem cabeceo auf sich hat und erkennt ihn überhaupt als solchen. Du könntest mit dieser Vorgehensweise für viel Unsicherheit bei einigen Damen sorgen. Und das finde ich nicht fair den betroffenen Damen gegenüber, weil sich (zumindest in den Milongas, wo ich mich bewege) sicher keine Dame absichtlich einen cabeceo ignoriert. Kann ich mir zumindest nicht vorstellen, aber vielleicht "sehe" ich auch einfach zu wenig.

Bei uns gibt es auch einen Herrn, der ausschließlich per cabeceo auffordert. Da ich das weiß, kann ich mich drauf einstellen. Könnte es zumindest, wenn es mir dennn gelingen würde. Aber ich habe seinen Blick auch schon mal missdeutet und gedacht, dass er mich aufgefordert hat. Hat er aber nicht. Er hatte nur jmd in meinem Umfeld zugelacht. Er hat gar nicht mitbekommen, wie sehr er mich damit verunsichert hatte, denn ich hatte ihm natürlich zurück zugelächelt und signalisiert, dass ich den cabeceo verstanden habe und ihn annehme - da war ich kurzfristig sogar richtig stolz, dass ich es jetzt auch endlich begriffen hatte. Ha, ha, ha.

Nach dieser Erfahrung hat er keine Chance mehr, mich per cabeceo aufzufordern. Das verweigere ich ihm von Haus aus, weil ich es auch ein Stück weit egoistisch finde. Wir sind nun mal in Dtchl und nicht in BA. Und da muss eine Dame das nicht beherrschen oder sich dessen Unwägbarkeiten aussetzen. Aber vielleicht sehe ich das - als doch immer wieder unsichere Anfängerin - auch zu eng. Denkbar. Du tanzt ja schon länger - vielleicht sind die Damen mit vergleichbarer Tanz-Erfahrung diesbezüglich sensibler.

Zu NoGo2: Es gibt Tanzschulen (Standard u Latein), die unterrichten beim Tango genau dieser Handhaltung bei der Dame. Wer das einmal intus hat, wird es schwer wieder los. Das hat, meines Erachtens, wenig mit Affektiertheit zu tun. Frau hat das einfach mal so gelernt - und beim Wechsel zum Tango Argentino relativ unbeabsichtigt so beibehalten. Jede sensible Frau wird das mit der Zeit schon wieder ablegen - schließlich sind wir ja alle nicht blind. Aber eine grundsätzliche Vorverurteilung find ich auch da nicht richtig/fair.

Zu NoGo1: Cassiel - ich kann Dir endlich mal wieder uneingeschränkt folgen! So eine Dame hat Dich tatsächlich nicht verdient! Aber an die wirst Du ja eh nicht geraten, weil die viel zu hektisch sind, um Deinen cabeceo wahrzunehmen... ;-)

cassiel hat gesagt…

Danke für Deinen Kommentar ;-)

Na ja, vielleicht hätte ich dazu schreiben sollen, daß diese Auflistung natürlich höchst subjektiv ist. Und wenn sich eine Tanguera hartnäckig meinen Cabeceo-Versuchen widersetzt, dann kann sie mich ja immer noch selbst auffordern, da vergebe ich nämlich keine Körbe. ;-)

Die Handhaltung finde ich so albern, daß ich einmal sogar etwas zu der Dame gesagt habe, die mich aufgefordert hatte (das ist z.B. m.E. ein absolutes Tabu für Tangueros: An einer Tanguera etwas zu kritisieren). Aber ich habe mich wirklich nicht wohl gefühlt.

Vielleicht abschließend noch einen versöhnlichen Satz: Ebenso wie mich nicht alle Tangueras mögen muß ich im Gegenzug auch nicht unbedingt alle Tangueras gleich mögen. Vorlieben und Antipathien zu haben finde ich vollkommen in Ordnung.

Raxie hat gesagt…

So langsam kristalisiert sich für mich heraus, warum ich Dein NoGo2 so ungern gelesen habe. Ich komme zwar auch aus dem Standard-Latein-Tanz, aber die Handhaltung habe ich nicht mitgenommen (obwohl wir sie auch gelernt haben). Aber: Ich habe manchmal auch keinen vollen Kontakt mit der linken Hand zum Herrn. Manchmal berühre ich den Herrn nur ganz sanft mit meinem Handballen oder Daumen, gerade soviel, um noch Kontakt zu ihm zu haben. Für mich sind das immer die Momente, wo ich mich am wohlsten mit einem Herrn fühle. Er führt mich fast unsichtbar, wir sind eine komplette Einheit und ich brauche die linke Hand gar nicht, um seine Präsenz zu spüren. In den Momenten könnte ich immer dahinschmelzen und mache mich noch federleichter und noch viel leichter führbar, indem ich sogar meine linke Hand fast freigebe und ihm wirklich jegliche Freiheit gebe, mich in alle Richtungen mitzunehmen. Ein Traum von Gefühl (zumindest für mich :-)

Als anstrengende Zeitgenössin würde ich mich in dem Moment nicht eingeordnet wissen wollen.

cassiel hat gesagt…

Verehrte Raxie,

bei meinem Punkt 2 ging es mir nicht um die gelegentliche sanfte Berührung, die in der Ergriffenheit des Tanzes begründet liegt. Es ging mir vielmehr um das Tanzen mit Außenwirkung. Vielleicht habe ich es nicht deutlich genug geschrieben. Das (so denke ich jedenfalls) kann man sehen.

Es geht so ein wenig in die Richtung von diesem Spruch.

Raxie hat gesagt…

Aber verehrter Cassiel - wie willst Du das immer auseinander halten? Die expressiven Damen nutzen doch ganz andere Möglichkeiten, als die lächerliche, lüdde linke Hand...

Das so ausschließlich an der Hand festzumachen, find ich einfach problematisch. Aber - verehrter Cassiel - ich glaube, ich weiß dennoch, was Du meinst. Und da wiederum muss ich Dir Recht geben. Auch wenn Graffiti mitunter durchaus auch seinen Reiz haben kann... ;-)

Lieben Gruß und viel Erfolg für heute abend (Du wolltest Open-Air-Tanzen, oder?)

Dominio hat gesagt…

@Raxie: was mir an dem cabeceo so sehr gefaellt, ist eben die Moeglichkeit der Frau, sich ihren Tanzpartner sehr konkret selbst auszusuchen. Diese gegenseitige Einladung zum Tanz empfinde ich als den wundervollsten Einstieg in eine Tanda.
Leider ist der cabeceo nicht so weit verbreitet (wie ich es gern haette), doch ich versuche es mit der Umsetzung, wo ich nur kann.
Man kann ausserdem ganz einfach durch Wegschauen auch einen Tanz ablehnen und dabei hoeflich bleiben.
Viele Maenner kommen auch und fordern verbal zum Tanzen auf oder setzen sich zu einem und smalltalken zunaechst einmal, um dann aufzufordern.
Doch ich praeferiere den cabeceo: man "besetzt" dann auch niemanden durch ein Gespraech und jeder kann waehlen.
Fuer mich als Frau ist das einfach schoen und der Mann hat dann auch das Gefuehl "gemeint" oder "gewollt" zu sein.

Anonym hat gesagt…

Zu Platz Drei: kommt das immernoch vor? Ich habe das Gefuehl, bei diesem Europa-Besuch, dass die allermeisten guten Taenzer ausschliesslich den Cabeceo benuetzen. Bin auf keinen getreten, der das nicht gekannt haette, auch unter denen, die ihn nicht ausschliesslich benuetzen. (Vielleicht sind aber die Sitten in Deutschland anders?) Allerdings, da ich immer um mich herum schaue, um Cabeceos von den Maennern aufzufangen, hoere ich ab und zu "Was guckst Du nur da?"

Zu Platz Drei: In der geschlossenen Umarmung (also 80% der Zeit) haben die allermeisten Frauen die Augen zu. Aber ab und zu, wenn frau offentanzt, hat sie die Augen auf. Da koennen, zB Rempler oder Blitzleuchte von Kameras, schon verursachen, dass frau fuer kurze Augenblicke vom Partner wegschaut. Aber erfahrene Taenzerinnen -- auch welche, die sehr eitel sind und zugeschaut werden wollen -- wissen, wie viel schoener es nicht nur sich anfuehlt, sondern auch von aussen ausschaut, wenn man immer den Mann anguckt.

Wie immer, entschuldigt meine Deutschfehler.

Unknown hat gesagt…

Tango Addiction kommt sofort ganz oben auf meine Liste der Blogs, die ich täglich lese :)

Anonym hat gesagt…

Danke Dir, Sweti!