Zum Thema cabeceo hatte ich mich hier ja schon in epischer Breite ausgelassen. Angeregt durch den wunderbaren Beitrag SAS - Sitting & Smiling von Kollegin Pantina und durch einige Kommentare zu den letzten Einträgen hier möchte ich noch etwas zum Verhalten der Tangueras in der Aufforderungssituation schreiben.
Patrick schrieb in einem Kommentar über eine Tanguera, die niemals einen Mann auffordert, da ihrer Meinung nach dies mit einem offensiven Angebot gleichzusetzen ist. Das sehe ich nicht so streng und ich denke auch nicht, daß jede Tanguera, die mich auffordert, ein Interesse an mir hat, das über einige schöne Tandas hinausgeht.
Eine andere Kommentatorin outete sich als ehemalige Aufforderungs-Erpresserin (© elbnymphe 2009), sie hat also aktiv verbal die Tangueros zum Tanz gebeten. Jetzt wird es hier wahrscheinlich Proteste hageln, aber ich finde das verbale Auffordern durch Tangueras ist ein Verstoß gegen die Gleichberechtigung. Müssen sich doch die Tangueros im zunächst ungewohnten Ritual des cabeceos einfinden. Und die Tangueras dürfen weiterhin einfach verbal ihren Tanzwunsch äußern? Das ist für mein Empfinden nicht gerecht. Ich habe noch keiner Tanguera einen Korb gegeben, aber manchmal würde ich auch ganz gerne aktiv auffordern. Letzten Freitag war es beispielsweise so, daß ich nicht dazu gekommen bin, eine Tanguera aufzufordern, da ich die ganze Zeit aufgefordert wurde. Das ist jetzt nicht schlimm, ich kann warten (in einem Fall habe ich über ein halbes Jahr gewartet, bis sich die Gelegenheit zu einer schönen Tanda bot) - trotzdem fände ich es gut, wenn sich auch die Tangueras in der passiven Form des cabeceos üben würden.
Dafür möchte ich den Begriff des cabeceo-förderlichen Verhaltens einführen. Sitzt eine Tanguera auf einer Milonga mit einer freundlichen Grundstimmung und schaut offen in den Raum, dann kann ich mir nicht vorstellen, daß sie unaufgefordert bleibt. Es ist wie immer im Miteinander von Mann und Frau. Die Frau wählt und lässt den Mann in dem Glauben, er habe entschieden. Kollegin Pantina hat dies mit der wunderbaren Abkürzung SAS umschrieben. Umgekehrt habe ich auch (zugegeben eher selten) erlebt, daß eine Tanguera am Rande der Tanzfläche saß und auf einen Tanz mit ihrem Partner gewartet hat. Mein lieber Schwan! Da hab' ich mich dann noch nicht einmal hinschauen getraut.
Soweit meine Überlegungen. Gerne lese ich Ergänzungen, Kritiken und andere Ansichten in Kommentaren...
47 Anmerkung(en):
Ich verbitte mir, daß hier weiterhin so interessante Beiträge veröffentlicht werden, solange auf meiner Seite diese Diplomarbeit noch nicht im Druck ist. Das ist einfach nicht fair! ;-)
Pantinas Beitrag hatte mir auch gefallen.
Hier ist auch S&S - Sitting and Schufting … Seiten-Schrubbing … angesagt.
Oh! Ich bitte untertänigst um Verzeihung... ;-)
Alles Gute für den Endspurt!
Lieber Cassiel,
wie kommst Du nur immer auf die Themen? Und darf ich noch eine Frage stellen? Wenn ich als Tanguera einem Mann beim Tango vermitteln möchte, dass ich es gerade besonders schön mit ihm finde, wie stell' ich das an?
Liebe Grüße
Sophia
@Cassiel: es zieht sich wie eine Milonga, auf der noch nicht La Cumparsita erklang …
Sophia: Laß' das ja nicht durchblicken, sonst heißt es gleich wieder, Du hättest eindeutige Absichten. Immer schön bluffen!
@sophia
Wie ich zu den Themen komme? Ganz einfach: Ich schreibe ab. ;-)
Zu Deinen weiteren Fragen kann ich als Mann kaum etwas schreiben. So wie ich Dich einschätze, wirst Du mit weiblicher Raffinesse es schon kommunizieren können. ;-)
Vielleicht kann ich doch etwas schreiben: Wenn eine Tanguera unterm Tanzen ganz bewußt ihren Arm sanft um meine Schultern legt und ihre linke Hand sich ganz vorsichtig auf meine linke Schulter legt, dann gehe ich einmal davon aus, daß es ihr gerade nicht direkt unangenehm ist mit mir zu tanzen. Die Steigerung ist dann die Haltung der Köpfe und die Berührung mit der Stirn. Weiter geht es mit einer zufälligen sanften Berührung meines Nackens bei einer sich öffnenden Umarmung... aber das kennst Du sicherlich alles. Ich muß jetzt nicht wirklich mehr schreiben - oder?
Wow, Cassiel, langsam wird mir heiß. Schreib weiter! ;-) ;-) ;-)
PS Wir sollten hier im Forum die erste, interaktive Tango-novela de a peseta schreiben.
@elbnymphe
He he he
Und was ist mit der Diplomarbeit???
Nix gibt's! ;-)
Cassiel & Elbnymphe:
Seid ihr ein Paar?
Sag mal, meinst du das wirklich? Bist du ehrlich der Meinung, dass die Frauen beim Tango wählen?
Zunächst habe ich mich ein wenig über Deinen Text geärgert. Ich saß neulich zwei Stunden. wenn länger ich über die Idee nachdenke, muss ich zugeben: Es gibt einen wahren Kern.
Ich bin gerade ein wenig sprachlos.
Toller Blog! (!!!)
Bei uns in Wien kommt leider immer mehr in Mode, dass die Frauen sich die Männer "holen", die sagen wiederum nicht "nein" (wie du auch??), und die Frauen, die sich an die "Regeln" halten, schauen durch die Finger und sitzen vor sich hin. Viele Männer wechseln auch nicht nach einer Tanda die Tanzpartnerin, sondern tanzen schier endlos mit einer Dame weiter.... - ärgert mich auch. Und bringt mich in den Zwiespalt - soll ich, wenn ich endlich mal einen guten Tänzer ergattere, diesen nach einer Tanda verabschieden oder genauso egoistisch sein wie viele andere und ihn einfach für mehrere Tandas "kassieren"?
Gruß aus Wien!
Komisch! Immer wenn ich Deine Texte lese, dann frage ich mich: "Wer hat Dich so verletzt!"
Habe gerade die Arbeit zur Seite gelegt. Hui... so viele Anmerkungen. Danke. Jetzt gibt es nur noch Antworten im Telegrammstil. OK?
@elbnymphe
Ich könnte jetzt in meiner Tanguero-Ehre gekränkt sein: Groschenroman (hab ich das richtig übersetzt?) - mir war die Frage durchaus wichtig.
[Nein, ich bin nicht gekränkt - war nur ein Spaß. ;-) ]
@anonym 1
Eh klar! Wir sind ein heimliches Paar. Der Zirkus hier ist nur eine gigantische PR-Maßnahme für unsere Blogs. Diese Woche bin ich dran, nächste Woche pushen wir Elbnymphes Endnoten. (Aber bitte nicht weitersagen! Versprochen?)
[Um Mißverständnisse zu vermeiden! Das war jetzt ein (schlechter) Scherz! Elbnymphe und ich kennen uns nicht einmal persönlich.]
@Michel
Na ja, nicht für die kleinen Tandas, aber für längerfristige Tango-Partnerschaften gilt das schon... OK! Einen kleinen Rest Mitbestimmung gibt es für die Tangueros schon...
@anonym 2
Danke für Deine Zeilen und Deine Ehrlichkeit.
@Wienerin
Auch Dir ein herzliches Dankeschön für Deine Zeilen und Deine Ehrlichkeit. Aus Deinem Beitrag lese ich, daß Du mit der Situation auch nicht zufrieden bist. Vielleicht machst Du mal Werbung für meinen Blog bei den Tangueros?
Gruß nach Wien!
@eine fragende Leserin
Wir wollen jetzt hier aber nicht anfangen und über die Wahrheit reden? Oder?
;-)
@all
Vielen Dank für die Anmerkungen! Gute Nacht.
@Cassiel: Sonst bist Du immer so ein Gentleman, und jetzt verleugnest Du unsere Liebe! ;-)
@anonym: Ehrlich, da mache ich schon drei ;-) ;-) ;-) hinter meine Kommentare, und es tappt immer noch einer in die Ironie-Falle.
Naja, geht bisweilen wohl jedem so …
@Alle: Entwarnung! Cassiel ist frei wie ein Matrose, der in La Boca vom Schiff geht, und liebt Euch alle, glaube ich.
@elbnymphe
Willst mich wohl ganz schnell loswerden wie?
Du preist mich hier an wie einen Folgeschaden der Abwrackprämie...
:-)))
Mal ein Lob von mir:
Folgeschaden der Abwrackprämie
besser hätte ich Dich auch nicht beschreiben können?
Ich bedanke mich für Dein Lob.
Und es gilt weiterhin: Don't feed the trolls!
hallo,
jetzt muss ich mich doch endlich einmal zu wort melden. ich tanze seit 20 Jahren tango und es ist mir ein absolutes rätsel, warum es euch so wichtig ist, den tango und das verhalten der milonga-besucher in solch starre regeln zu pressen. meiner meinung nach ist jede form des aufforderns in ordnung, wenn sie freundlich ist. jeder und jede kann jeden und jede auffordern und auch so lange tanzen, wie es beiden gefällt. viele ältere tangueras oder überhaupt anfängerinnen wären gut beraten, wenn sie nicht nur auf eine aufforderung warten würden, sondern selbst aktiv werden würden. das männer sich beim tango nicht anders verhalten als sonst, sprich sich gerne mit den jungen damen schmücken, lässt sich durch regeln nicht ändern. also, liebe tangueras, lasst euch nicht davon abhalten, einen mann zum tanzen aufzufordern. das ist völlig in ordnung und ich habe in zwanzig jahren noch nie einen mann gesprochen, der das unangemessen fand. in diesem sinne, euch allen viele schöne tänze
Hallo tangosternchen
Schön, daß Du Dich zu Wort meldest. Also ich tanze nicht so lange Tango wie Du, aber ich denke, ich habe genug gesehen. Und ich möchte meinen ursprünglichen Beitrag als Diskussionsanregung verstanden wissen.
Weißt Du, ich sehe es eigentlich so, daß sich sowohl bei den Tangueros, als auch bei den Tangueras ggf. etwas ändern könnte. Die zu beobachtende Unzufriedenheit bilde ich mir ja wohl hoffentlich nicht ein.
Danke für Deinen Beitrag!
1. Ohne s = smile geht nichts ;-)
2. Einen ersten einleitenden Blick zum Cabezeo von fremden Tänzern kann Frau auf dem Weg zum/vom Waschraum, auf der Treppe/Flur und im Aufzug etc. erheischen, danach gilt es immer mal wieder einen Blick zu werfen.
3. Gute Plätze, um aufgefordert zu werden sind an der Bar bzw. an einer Stelle am Rand der Tanzfläche mit viel Fluktuation zu stehen.
4. Schöne Tänze gnadenlos auch über mehrer Tandas genießen ;-))))
5. Schüchternheit überwinden und den Wunschpartner auffordern.
Ich sehe an Punkt 3 eine Expertin / ein Experte ;-)
Schön, das zu lesen...
Ich finde die Kombination aus Cortinas und Cabeceo für alle Seiten am angenehmsten. Das funktioniert aber nur, wenn die Mehrheit diese Codes kennt.
Als Frau verstehe ich das Selbstauffordern. Habe aber große Hemmungen, das zu tun, weil ich spüren will, daß der Mann mich ausgesucht hat.
@sternchen
Ich seh das wie Du - man wird keine Regeln zum Auffordern aufstellen können, an die sich alle Tänzer zu halten haben. Es ist beim Tanzen, wie im Leben - diejenigen, die sich suchen, die finden sich. Und meines Erachtens hat niemand (!) ein Recht darauf, aufgefordert zu werden. Anwesenheit alleine beinhaltet keine Aufforderungsgarantie oder gar Recht auf Aufforderung.
Und wenn ein Paar länger als eine Tanda tanzt, dann hat das immer mit zwei Personen zu tun. Ihm und ihr. Beide haben beschlossen, eine weitere Tanda miteinander zu verbringen. Das ist nicht "Verschulden" der Tanguera, die den Mann nicht mehr loslässt. Es gehört auch der Tanguero dazu, der sich festhalten lässt. Vielleicht sogar ganz gerne? Vielleicht hält sogar er an der Dame fest? Wer weiß das schon so genau... und es geht auch niemanden etwas an außer den Beiden.
Wozu ich persönlich plädieren würde, ist, dass man ehrlicher mit sich selbst ist und eine ungewünschte Tanzgemeinschaft nach den höflichen drei Tänzen auch wieder beenden darf, ohne dabei ein ungutes Gefühl haben zu müssen. Das ist zumindest mein Hauptproblem - wie beende ich den Tanz mit einem Herrn, mit dem ich eigentlich ungerne tanze? In den Kreisen, wo ich tanze, ist es nicht unbedingt üblich, sich nach drei Tänzen wieder voneinander zu trennen. Da schwingt immer der unausgesprochene Gedanke mit "mit Dir tanze ich nicht gerne - bloss weg!". Und das macht es natürlich schwer, unbefangen mit jedem, der einen auffordert, zu tanzen.
Das betrifft die Männer wie die Frauen. Denn selbst wenn sich einige Damen regelrecht aufdrängen (gibt es wirklich, ist bei uns regelmäßig zu beobachten - die Männer haben wirklich keine Chance), dann wäre es ja nur ehrlich und auch völlig in Ordnung, sich nach drei Tänzen von ihr zu trennen. Wenn das allgemein üblicher wäre und nicht mehr so negativ behaftet, wäre auch die Aufforderei einfacher, weil man sich nicht gleich so lange an einen Tanzpartner/in binden "müsste".
Als Frau verstehe ich das Selbstauffordern. Habe aber große Hemmungen, das zu tun, weil ich spüren will, daß der Mann mich ausgesucht hat.
Und was hälst Du von meiner These, daß die Frau (trotzdem) wählt?
;-)
@Raxie
Wenn das allgemein üblicher wäre und nicht mehr so negativ behaftet [mit den drei Tänzen], wäre auch die Aufforderei einfacher, weil man sich nicht gleich so lange an einen Tanzpartner/in binden "müsste".
Das wird es wohl sein, was Europa von BsAs unterscheidet. Dort sind die Tandas eben dieser feste Rahmen für die ca. drei Tänze.
Interessante Diskussion; schön, so viele verschiedene Meinungen zu lesen.
Am besten gefiel mir die Einschätzung, daß es allein eine Sache zwischen zwei Menschen ist, wie viele Runden der Tanz dauert.
Ich achte ziemlich peinlich darauf, keinem meine "Gunst" länger als drei bis vier Tänze zu gewähren, auch wenn mir der Tanzpartner noch so genehm ist. Lieber verabrede ich mich nochmal für später. Aber auf diese Art und Weise, indem ich die Doofen wie die Netten gleichermaßen behandle, schütze ich mich vor unangenehmen Anschuldigungen à la dem, was Raxi schildert - daß einem schnell mal etwas als Düpierung ausgelegt wird.
Ich ziehe dann einfach meine "Scarlett O'Hara-Show" durch, verweise auf mein enges Korsett (sprich: meine "zarte" Konstitution/Kondition) und darauf, daß ich jetzt dringend mein Fläschchen Riechsalz (sprich: eine Pause) brauche - so droht genau wie beim Cabeceo keinem Mann Gesichtsverlust.
Das spricht doch für das Cabeceo...
Aber was mich interessiert: wie ist das Rollenverständniss in Bezug auf Auffordern und Aufgefordertwerden?
So einfach ist das nicht zu erklären.
Nur schnell freigeschaltet...
@Raxie
Für mich ist es selbstverständlich zunächst einmal jeder Aufforderung nachzukommen, es sei denn, ich habe mit dem betreffenden Mann bereits eine unangenehme Tanzerfahrung gemacht.
Falls mir das Tanzen aus irgendwelchen Gründen keine Spaß mehr macht, nehme ich mir natürlich das Recht heraus, den Tanz zu beenden. Oft mache ich das so, dass ich frage, ob wir noch einen letzten Tanz tanzen wollen, dann ist mein Tanzpartner bereits vorbereitet und kann sich darauf einstellen. Außerdem ist es beim Tango nicht anders als sonst im Leben, es ist nicht mit jeder Person gleich schön und das bedeutet nun wirklich keine persönliche Abwertung. Aber ich quäle mich nicht durch viele Tänze mit einem Partner, der mir nicht liegt.
Ich tanze auch nicht, um es allen Recht zu machen, sondern weil ich den Tango und das Tanzen liebe. Das möchte ich mir erhalten und dazu gehört auf jeden Fall, meine Empfindungen ernst zu nehmen. Ich bin auch nicht verantwortlich dafür, dass alle TänzerInnen gleichermaßen viel tanzen.
Ich habe viele Jahre Tanzunterricht gegeben und vor allen den Frauen immer wieder gesagt, dass sie sich nicht in eine Ecke zurückziehen sollen, wenn sie ohne Begleitung zur Milonga gehen. Besser ist es an der Theke zu stehen oder an einem anderen Platz, an dem viel Bewegung herrscht. Und auch selbst aufzufordern. Von den männlichen Schülern weiß ich natürlich genau so, dass sie nicht immer in der Stimmung sind, offensiv aufzutreten. Da ist das Aufgefordertwerden für einem Mann auch ein Entlastung.
Grundsätzlich bin ich überzeugt, dass es überhaupt keinen Sinn macht, alle argentinischen Gepflogenheiten zu übernehmen. Warum auch? Wir sind in Deutschland und der Tango kann sich überall weiterentwickeln, und solch Aussagen wie eine Aufforderung durch eine Frau käme einer Aufforderung zu einem intensiveren Kontakt gleich, empfinde ich als großen Rückschritt.
Also ich finde nicht, daß das Tangotanzen ausschließlich eine Angelegenheit zwischen zwei Personen ist. Die schönsten Milongas, die ich erlebt habe, waren die, bei denen unausgesprochen und ungeplant alle die Mitverantwortung dafür übernommen haben, daß möglichst viele mit vielen zum tanzen kommen. Aber das hat Seltenheitswert, und meiner Meinung nach wird das durch Cabeceo, Tandas und Cortinas sehr gefördert.
Wenn schon von vornherein klar ist, daß die tänzerischen Begegnungen zeitlich begrenzt sind, fällt es vielen leichter, auch mal mit Unbekannten oder "Nicht-Lieblingstänzern" zu tanzen. Und das tut bestimmt der gesamten Stimmung gut.
Elbnymphe, wenn Du Doofe und Nette gleich behandelst, dann bestärkst Du den Doofen und verscheuchst den Netten. Ein verkrampftes "Huch, jetzt brauch ich aber eine Pause" nach drei Tänzen wird jeder halbwegs einfühlsame Mann als "das war jetzt nicht der Hammer" interpretieren, der Rumzerrer hingegen als Bestätigung seiner Mannesleistung.
Würde die Welt untergehen, wenn Du mit Männern, in deren Armen Du Dich wirklich wohl fühlst, zwei Tandas tanzen würdest, mit allen anderen nur eine und den grössten Idioten einfach einen freundlichen Korb geben würdest?
@Cassiel
Expertin würde ich nicht unbedingt sagen... eher eine aufmerksame Leserin Deines Blogs und "Anwenderin bzw. Erproberin", wenn es denn die zu überwindende Schüchternheit zulässt.;-)
Wie ich sehe, kommt Ihr wunderbar ohne mich klar. Sehr schön!
Bin gerade ins Büro gekommen und habe jetzt nur schnell Kommentare freigeschaltet.
Ich schreibe später noch einmal...
Ich bin über google hier gelandet und habe jetzt zwei Stunden gelesen. Ich bin sprachlos. So viele und lebhafte Beiträge und Kommentare, da bin ich wirklich platt. Zum cabeceo-förderlichen Verhalten kann ich noch nichts schreiben. Ich werde hier noch viel lesen.
Ich bin gerade erst daheim eingelaufen, Hund gefüttert, Kühlschrank geplündert und jetzt sitze ich auf meinem Sofa und habe alle Beiträge gelesen. Ich bin beeindruckt. Das klingt vielleicht etwas vermessen, aber genau so wollte ich diese Seiten hier haben. Das war mein Traum, als ich anfing zu bloggen und jetzt hat sich das erste Mal gezeigt, es ist tatsächlich möglich. Meine Gemütslage bewegt sich irgendwo zwischen Ergriffenheit und Stolz (das kann ich offen zugeben).
Und die vielen fundierten und klugen Anmerkungen haben mich tief beeindruckt (demnächst muß ich mir wohl mit meinen Vorlagen mehr Mühe geben).
Vielen lieben Dank & Gute Nacht!
lg
c.
@sternchen
Wow, da spricht jemand mit viel Erfahrung! Ich bin erst seit einem Jahr dabei, intensiver auch erst seit Weihnachten. Meine Erfahrungen halten sich also noch sehr in Grenzen. Und was mir definitiv fehlt, ist diese wunderbare Selbstverständlichkeit im Umgang mit den Tangueros. Ich denke, dass Frauen (und natürlich auch Männer) es durchaus schaffen können, ganz authentisch zu sein, sich völlig normal von einem Tanzpartner nach wenigen Tänzen wieder zu verabschieden und dabei niemandem zu nahe treten. Es gibt einige Herren, die das mit mir schon so gemacht haben. Und die haben so sehr in sich selbst geruht und es war so selbstverständlich, dass man sich eben nach wenigen Tänzen wieder trennt, dass es für mich kein Affront war. Ganz im Gegenteil, ich habe es als sehr angenehm empfunden, weil es eine gewissen Neutralität hatte und mit mir eigentlich nichts zu tun hatte.
Aber das ist eine Grundhaltung, die ich noch nicht für mich habe. Hoffe aber, die mit zunehmender Erfahrung und Selbstbewustsein beim Tango für mich langsam zu entwickeln.
Bei Dir hört sich das jedenfalls sehr gut an. Mitunter ist die Theorie aber auch einfacher, als die Praxis... zumindest, wenn Frau doch auch ein Stück weit unsicher ist.
@tango1001
Hmm. Ein Stück weit muss ich Dir auch Recht geben. In London war so eine Stimmung, wie Du das beschreibst. Ich glaube (bin mir aber nicht sicher), dass dort niemand endlos miteinander getanzt hat. Mir schien, als wenn alle regelmäßig durchgewechselt hätten. Alle Herren haben mich nach ca 3-4 Tänzen zurück zum Platz gebracht. Und der nächste Herr war denn fast schon wieder da. Das hatte eine ganz andere Atmosphäre, als auf vielen heimischen Milongas, wo ich oft mit einzelnen Herren sehr lange tanze. Mitunter tanze ich über den ganzen Abend verteilt nur mit 3-5 Herren (ohne zwischendurch nennenswert zu sitzen). Und die Freude darüber beruht auf jeweils beiden Seiten. Genau dieses Gefühl, das ich an solchen Abenden habe, treibt mich zum Tango. Einfach wunderschön! Und ich würde das nicht missen wollen. Daher fällt es mir sehr schwer, mich mit der festen STruktur einer Milonga in BA anzufreunden. Mich stört es, wenn mein Tanzpartner und ich nicht selbst entscheiden können, wie lange wir miteinander tanzen.
Dementsprechend neide ich es auch keiner anderen DAme, wenn sie lange mit einem Herrn tanzt und ihn dadurch "besetzt hält". Nein, ganz im Gegenteil, das freut mich für die Zwei. Allerdings ziehe ich für mich dann auch die Konsequenz und gehe, wenn sich abzeichnet, dass ich an dem Abend nicht zum Tanzen kommen werde.
Das von Cassiel angesprochene und verlinkte "SAS" (sitting and smiling) ist für mich undenkbar. Das mach ich nur ganz begrenzt. Da bin ich mir selbst zu wertvoll, als dass ich mich am Rande der Tanzfläche über einen längeren Zeitraum hinweg richtig unwohl und abgewiesen fühlen wollte. Und wer lange sitzt, ist ja irgendwie abgewiesen. Zumindest gefühlsmäßig. Und das tue ich mir grundsätzlich nicht an. Und damit kann ich ganz gut leben, weil es ja noch so viele andere schöne Dinge im Leben auch gibt. Muss ja nicht Tango sein. Wenn es sich ergibt, dass es ein wunderschöner Abend beim Tanzen ist - traumhaft. Wenn nicht - dann kann der Abend dennoch sehr schön sein, auch ohne Milonga. Zugegebenermaßen verlasse ich aber mittlerweile sehr selten eine Milonga, was es in den wenigen Fällen dann noch einfacher macht.
Nach wie vor fasziniert mich die Unberechenbarkeit des Tangos. Von himmelhoch jauchzend schön bis völlig frustrierend kann einen ja ganz unvorbereitet alles treffen. Keine Milonga ist wie die andere. Jedes mal wieder volles Risiko, wie mir manchmal scheint...
Stürzen wir uns also hinein!
:-)
Um nicht mißverstanden zu werden: ich habe schon viele wunderbare Milongas erlebt, in denen cabeceo und cortina keine Rolle gespielt haben.
Das Entscheidende für mich ist die Qualität der Musik - nicht Neo oder Traditionell - sondern TANZBAR und in Tandas, und die sozialen Qualitäten der Beteiligten, auf die man natülicherweise keinen Einfluß hat.
(Außer man spricht das gelegentlich mal an :-))
und nochmal zur Musik:
da glaube ich, daß du, Cassiel, die besten Voraussetzungen dafür bietest.
Das einzige Problem, das ich habe, sind die "Non-Tangos". Warum braucht man Non-Tangos zum Tangotanzen?
@tango1001
Also nach gut vier Stunden Bandoneon kann ich auch mal eine Abwechselung vertragen... ;-)
Aber grundsätzlich bin ich musikalisch sehr konservativ.
Wie so oft, geht's natürlich einmal um die Dosis und zum zweiten auch darum, was man sich als Non-Tango ausgesucht hat. Was mich schon zur Flucht gebracht hat, ist, wenn man über eine Stunde auf einen "originalen" Tango warten muss.
Und genau wie beim Tanzen gibt's auch unter den DJs gelegentlich welche, die die Selbstdarstellung in den Vordergrund stellen.
@tango1001
Für eine dreistündige Milonga darf es m.E. eine (maximal(!!!) zwei) Non-Tango-Tanda geben.
Und ein guter DJ sollte -so wie ein guter Photograph- fast unsichtbar sein.
Nur meine Meinung...
Na ja, sichtbar darf er schon sein. Aber eine Art wie "schau, was für tolle Musik ich habe, die noch keiner kennt.." geht an den Bedürfnissen einer Milonga vorbei.
Aber was ich bisher von dir erfahren habe, besteht bei dir bestimmt nicht diese Gefahr.
Och Leute, diese Reglementierungswut liest sich furchtbar, zumindest zum Sonntag Vormittag.
Warum ist es so schwer zu akzeptieren, daß der Tanz unser gemeinsamer Nenner ist, nicht unbedingt die Musik? Könnt Ihr Euch nicht daran erfreuen, wenn andere Menschen Freude empfinden, selbst wenn sie dies mal ein paar Runden lang zu Neo-Tango tun?
Übrigens: als Piazzolla die Bildfläche betrat, schlug ihm eben solche Häme entgegen. Ich sage ja gar nicht, daß jede Tango-Chill-Out-Lounge-After-Work-Beach-Party-Best-of-Compilation der große Wurf sein muß. Aber unbestritten ist, daß Tangomusik immer ein Hybrid war und sich auch weiterhin von anderen Genres befruchten lassen wird.
Ich stand neulich fünf Stunden hinter einer Bar und war währenddessen nonstop Discofox (Sandra, Modern Talking und deutsche Schlager) ausgesetzt. Die Musik war in meinen Ohren gräßlich, doch als mir ein Paar, das richtig beseelt tanzte, erzählte, daß die Schlager ihnen direkt ins Herz und von dort in die Beine gingen, konnte ich nicht anders, als mich an ihrem Anblick zu erfreuen.
Ein Diskurs über das, was an Neotangos gut oder schlecht ist, wird nur dann in Gang kommen, wenn man nicht a priori die Nase rümpft.
PS Mir geht z. B. bei "Fairly Right" von Elvis Costello, zu finden - haltet die Luft an - bei Bajofondo - das Herz über. Und jeder Tanguero, mit dem ich dazu tanze, kann sich sicher sein, daß ich mich ihm dank der Musik glückselig überlasse.
Allen einen wunderschönen Sonntag!
Hmmm... Na ja, ich konfrontiere beim Auflegen die Anwesenden schon mit neuer Musik. Die Opern-Tanda neulich war aus dieser Kategorie. Hätte ich aber nur den leisesten Zweifel gehabt, also daß die Musik überhaupt nicht funktioniert, dann hätte ich sie nicht gespielt. Umgekehrt spiele ich auch Musik, die ich nicht so mag, weil sie vom überwiegenden Teil der Tänzerinnen und Tänzer geschätzt wird. Otros Aires sind die wesentlicher Vertreter dieses Genres.
Hm, und weshalb könnte man hier nicht auch die Gleichberechtigung einführen und die Männer und Frauen fordern gleichermassen auf? Einfach um zu tanzen, einen schönen Abend zu haben und ohne sich dabei etwas zu denken. Ich glaube, dann gäbe es auf den Milongas viel weniger frustrierte Frauen und auch Männer und es würde bestimmt auch mehr getanzt. So wie ich hier lese, scheinen die deutschen Frauen da fortschrittlicher zu sein als in der Schweiz. Mal schauen, wie es in einigen Jahren ausschaut...schliesslich sind wir nicht in Argentinien und man darf sich ja auch im Tango weiter entwickeln ;-)
Grüessli us dä Schwiiz
Yvonne
@elbnymphe
wo siehst du da jetzt eine Regelungswut?
Es kann doch sehr kreativ sein, sich - vor allem von so verschiedenen Seiten gesehen - zu äußern, was eine gute Milonga ausmachen könnte. Um verwertbare Ergebnisse geht's nicht, aber es ist interessant zu wissen, welche Bedürfnisse bestehen.
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