Mittwoch, 11. November 2009

Leser(innen)brief: Fallstudie - cabeceo-förderliches Verhalten von Tangueras

Manchmal ist das Leben dem Blogger wohlgesonnen und es erreichen ihn einfach wunderschöne Zuschriften, die er sofort veröffentlichen kann. Dieses Glück war mir heute hold und es lässt mich vergessen, daß so ab und zu die Beantwortung von Leserpost anstrengend ist. Ich finde diese Schilderung hinreißend und veröffentliche sie selbstverständlich unverändert (einen Link habe ich eingefügt um das schnellere Auffinden des erwähnten Kommentars zu ermöglichen).

Ich bedanke mich an dieser Stelle herzlichst für den wunderschönen Beitrag bei Anonyma. Ich darf dann jetzt schon heimgehen... später werde ich noch kurz beim Tango vorbeischauen. ;-)


Ein Kommentar auf der Tangoplauderei hat mich an ein Erlebnis vor nicht allzu langer Zeit erinnert: Es ging um die Frage, wie frau es anstellen soll, aufgefordert zu werden. Daniel gab den guten Tipp: „Was auch immer hilfreich ist, ganz abgesehen vom positiven, ehrlichen ‚sit and smile’, ist: Kontakt aufbauen mit den Tänzern, gerne auch beim Zuschauen mal Blickkontakt, Interesse zeigen, nicht nur beim ‚Cortinashuffle“. Mal Hallo sagen :) sei es mit Worten oder einem Lächeln.“

Ich habe kürzlich eine Erfahrung gemacht, der dieser Ratschlag zugrunde liegt, die in meinem Fall aber noch viel tiefer gehender war als nur bis zur nächsten Tanda.

Jenen Tänzer kannte ich schon fast ein Jahrzehnt lang, obwohl ich selbst noch gar nicht so lange tanze. Meine ehemalige Nachbarin war Tanguera und hatte mich seinerzeit einmal auf eine Schnuppermilonga mitgeschleppt, wo ich ihn vom Rand aus beobachten konnte. Er ist einer der Lokalmatadoren, tanzt seinen eigenen, ganz unverwechselbaren Stil und sticht allein schon von seinem Aussehen aus der Menge hervor. Da wir ab und zu die gleichen Milongas besuchen, war ich ihm inzwischen öfter begegnet, ohne dass wir jemals miteinander getanzt hätten – denn zwischen seinen und meinen Kreisen verläuft diese unsichtbare Grenze, die die Könner von den Anfängern trennt.

Nun, der Abend, von dem ich erzählen möchte, begann mit einem fürchterlich dramatischen Sturz, der die Tanzfläche erstarren ließ. Es war undenkbar, dass einer wie er straucheln, geschweige denn sich längelangs auf den Boden legen würde. Wirklich waren alle sehr erschrocken, es war auch keine Häme spürbar. Ich eilte an die Bar, um ihm mit einem Glas Wasser wieder auf die Beine zu helfen – eine dieser hilflosen Übersprungshandlungen, die vielleicht nicht wirklich helfen, aber Empathie ausdrücken sollen.

Nach ein paar Minuten brach er auf, nicht aber, ohne auf mich zuzukommen und sich bei mir zu bedanken. Ich war schon überrascht, dass er sich in dem Tumult überhaupt mein Gesicht gemerkt hatte. Wenig später brach auch ich auf. Wie es der Zufall so wollte, trafen wir uns am Fahrradständer wieder. In der beginnenden Herbstkälte brauchte es seine Zeit, die Fahrräder aufzuschließen. Aus der aufgeladenen wurde langsam eine peinliche Stille, und ich meinte zu spüren, dass jeder von uns nach einer lockeren Bemerkung suchte (die einem ja meist dann nicht einfallen will, wenn man nach ihr sucht). Schließlich fragte ich betont nonchalant, wo er lang müsse (ja, ich weiß, brillant!).

So gingen wir einträchtig ein Viertelstündchen die Altstadtgassen entlang. Ich erzählte von meinem Tango und er von seinem – beide Welten voneinander entfernt. Schließlich kamen wir an eine Kreuzung: er werde hier abbiegen. Ich sagte, ich müsse eigentlich geradeaus, hätte aber noch keine rechte Lust, nach Hause zu gehen, und spiele mit dem Gedanken, noch ins B. zu gehen. Er lachte – er habe sich gerade überlegt, ins T. zu gehen (die beiden Kneipen liegen direkt nebeneinander). Wir bogen also beide erst einmal ab. Als wir zwischen B. und T. standen und noch immer kein Wort gefallen war, sagte ich: „Sehe ich das richtig, Du gehst jetzt ins T. und ich ins B.?“ Er: „Ja.“

War er nur männertypisch schwer von Kapee oder hatte er noch ein Date? Natürlich landeten wir letzten Endes doch noch im selben Etablissement. Und wo auf der Milonga der Tango ein trennender Faktor war, verband er uns hier auf neutralem Boden und bot exzellenten Gesprächsstoff. Irgendwann nach dem ersten Martini wurde ich keck und fragte ihn, woher er eigentlich seinen idiosynkratischen Tanzstil herhabe – und ob es sich dabei um eine bewusste Stilisierung oder eine natürliche Entwicklung handle. Seine verlegene, stockende Antwort verriet, dass ihn das allem Anschein nach nie jemand gefragt hatte. Er schien ehrlich erstaunt, dass er für diese Eigenart bekannt ist. Als ich ihn dann noch auf die Photos ansprach, die von ihm im Internet kursieren, und er von deren Existenz völlig überrascht war, hatte ich mir wohl zielsicher den Ruf einer Stalkerin erworben. Doch er schien über diese Neuigkeiten außerhalb seines Hofstaates, seines Gesichtskreises amüsiert.

Wer weiß, vor ein paar Jahren, ehe der Tango Teil meines Lebens wurde, hätte die Nacht vielleicht ein anderes Ende genommen – keines, über das ich am nächsten Morgen sonderlich glücklich gewesen wäre. Doch nach zwei Drinks trennten sich unsere Wege, wo wir uns getroffen hatten: an unseren Fahrrädern. Unser Abschied ließ mich wieder einmal darüber sinnieren, ob der Tango nicht doch weniger ein Hobby als ein way-of-life ist: kein unverbindliches „Tschüss!“, schon gar kein künstlicher Luftkuss, sondern ein angenehm fester Handschlag und ein beiderseitiges, aufrichtiges „Danke für den schönen Abend, bis zur nächsten Milonga!“.

Zurück zu Davids [Hieß er nicht Daniel? C.] Ratschlag: Ich sage nicht, dass man immer gleich so weit gehen muß wie ich, um auch an die erfahrenen Tänzer zu kommen, aber letzten Endes kann es nie schaden, auch als relativer Neuling in einer Szene den ersten Schritt zu wagen.

29 Anmerkung(en):

Sophia hat gesagt…

Ich musste den Artikel zunächst auf mich wirken lassen: Lang, lang ists her.

Was mich dann aber in den Bann zog war die Ehrlichkeit in der Beschreibung. Ähnliches habe ich auch erlebt. Die Angst vor den Stars kenne ich nur zu gut. Ich war immer unsicher, ob mein Kontakten nicht zu anbiederisch war, das ist ein Problem von mir um das ich weiß. Ich bin nicht so sozial erfahren, manche sagen auch nur ich wäre schüchtern. Bei mir war es ein gerissenes Schuhband. Ich hatte neue Schuhbänder für meinen Vater gekauft und zufällig in der Handtasche. Dem Star des Szene riss das Schuhband des Tangoschuhs beim Anziehen. Natürlich habe ich ihm die Schuhbänder gegeben. Es war "der Beginn einer wunderbaren Freundschaft". Leider ist er dann irgendwann weggezogen.

Raxie hat gesagt…

Ein wunderbarer Beitrag!

Und er zeigt einmal mehr, dass auch die guten Tänzer "nur Menschen" sind und natürlich ein normaler und netter Kontakt zu ihnen immer und jederzeit möglich ist. Allerdings ist dieser Kontakt außerhalb des Tanzens einfacher - wie ja beide Erzählungen zeigen -, weil da kein Druck oder eine Erwartungshaltung des Miteinandertanzens besteht. Innerhalb der Milonga lässt sich dieser unausgesprochene "Druck" - glaube ich - gar nicht vermeiden.

Und da wird es dann für jeden Tänzer schwierig, insbesondere die guten Tänzer. Soweit ich das bisher beobachtet habe, hat einfach jeder so seine sozialen Kontakte in der heimischen TangoSzene. Und die "tanzt man dann im Laufe des Abends ab". Da bleibt dann fast kein Raum mehr, für neue Tänzer. Wenn man noch dazu mit einigen seiner Tanzpartner richtig gerne tanzt (und unter diesem Gesichtspunkt finden sich ja viele Tanzpaare...), dann kommt man pro Abend vielleicht auch nur auf 4-5 verschiedene Tanzpartner - ohne zwischendurch nennenswert gesessen zu haben.

Mit Neukontakten ist es da schwierig. Das ist einerseits wunderschön - andererseits aber auch mitunter einengend. Für diejenigen, denen das zu einengend ist, die sagen dann ihren Tanzpartnern nach 3-5 Tänzen Danke. Somit können sie mehrere Tanzpartnerwechsel vornehmen.

Aber - um zurück zu den richtig guten Tänzern zu kommen -, warum sollte ein guter Tänzer, der mit einer ihm bekannten guten Tänzerin, mit der er seit Jahren wunderbar u gerne tanzt, diese Dame nach nur wenigen Tänzen abdanken? Um einen Neukontakt zu einer unerfahreneren Tänzerin zu wagen? Warum sollte er das tun? Ich glaube, dass es aus rein tänzerischer Sicht so schnell nicht passieren wird. Aber aus sozialen Kontakten, die außerhalb der Milonga entstehen, wird das sicher mal passieren. Und dann entscheidet sich - wie bei allen anderen Kontakten auch -, beim Tanzen, ob es für beide ein Gewinn ist. Dazu zählt dann nicht nur die gegenseitige Chemie, sondern auch das jeweilige tänzerische Einlassen auf den anderen. Auch wenn es nett war, für die unerfahrene Dame vielleicht sogar super spannend, aufregend u göttergleich ;-) dann ist damit immer noch nicht gesagt, ob er sie jemals wieder auffordern wird. Denn er möchte ja auch im siebten Himmel beim Tanzen schweben. So wie die Dame.

Und ich persönlich glaube, dass eine erfahrene, ruhige Tanguera einem guten Tänzer einfach mehr zurückgeben kann, als eine unerfahrene Tänzerin, die noch dazu etwas aufgeregt ist, wenn sie erstmals mit diesem Traumtänzer tanzen darf...

Und genau da habe ich für mich noch meine Zweifel. Ich fühle mich noch nicht so weit, dass ich in mir selbst so sehr ruhe, dass ich auch bei einem guten Tänzer entspannt sein könnte u ihm die Ruhe und Selbstverständlichkeit im tänzerischen Kontakt zurückgeben könnte, die er mir vermittelt. Wohlfühlen beim Tanzen hat ja auch sehr viel damit zu tun, dass sich beide Tanzpartner in etwa "gleichberechtigt" vorkommen. Dass sie sich beide wohl miteinander fühlen und nicht auf einer Seite Angst vorm Versagen vorherrscht oder auf der anderen Seite ein gönnerhaftes "na, jetzt tanzen wir dann auch mal 3 Tänze miteinander". Beides natürlich überspitzt ausgedrückt. Aber ich denke, da ist schon was dran.

Um zurück auf den ursprünglichen Beitrag zu kommen: Wenn man außerhalb der Milonga mit einem Spitzentänzer schon gleichberechtigten und netten Kontakt hatte, ist es innerhalb der Milonga viel viel einfacher, diesen Kontakt auch während des gemeinsamen Tanzens gefühlsmäßig weiterzuführen. Da ist eine wesentlich Barriere überwunden, wie ich meine.

cassiel hat gesagt…

[Folgender Kommentar erreichte mich mit der Bitte um Veröffentlichung per eMail. Dem Wunsch komme ich natürlich nach. Gleichzeitig möchte ich noch einmal betonen, daß ich niemals ankündige, wann ich wo zum Tango gehe. Ich möchte die Virtualität dieses Blogs nicht aufgeben. Natürlich fühle ich mich durch wohlwollende Zeilen sehr geschmeichelt. Wir wollen es hier aber nicht übertreiben. OK? ;-) Cassiel]

Irgendwie konnte ich den angehängten Kommentar zu deinem jüngsten Eintrag nicht veröffentlichen - kannst du das machen? Manchmal spinnt mein InternetExplorer.

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Meine Anmerkung gehört nicht zum Thema. Ich schreibe sie trotzdem einmal hierher. Cassiel, ich hatte dir schon eine Mail geschrieben und du hattest nur sehr kurz und freundlich darauf geantwortet.

Ich kann gar nicht häufig genug betonen, wie segensreich dieser Blog ist. Ich habe ihn durch eine kurze Erwähnung in einem regionalen Tangoportal gefunden und seither komme ich regelmäßig. In meinen SAS (sit and smile) Phasen während einer Milonga rede ich immer mit anderen Tangueras über die Themen, die hier besprochen werden. Wie zielsicher Du das immer triffst. Wann kommst du denn einmal in den Heidelberger Raum? Würde mich schon reizen, mit dir zu tanzen.

Ganz liebe Grüße

A.

Anonym hat gesagt…

@A.: Hast Du Dir schon einmal überlegt, ob das Diskutieren der Tangoplauderei-Themen mit anderen Tangueras in direkter Korrelation zum S&S steht? Cabeceo-förderliches Verhalten ist das nicht gerade! ;-)

tango1001 hat gesagt…

Hallo mal wieder,

was in diesem Thema zum Ausdruck kommt, ist eine Tendenz in der Tangoszene, die mir selber gar nicht gefällt, wofür sie aber sehr anfällig ist: es entstehen sehr schnell Hierarchien, sei es zwischen "guten" oder "nicht guten" TänzerInnen, oder auch zwischen dem "Fußvolk" und denen, die irgendeine Funktion (Veranstalter, DJ, Tangolehrer etc.) ausfüllen. Ich finde das sehr schade, aber bei vielen sind die Eitelkeiten doch stärker als soziale Bedürfnisse.
Außerdem würden wir uns alle die Zähne ausbeissen, wenn es darum geht, zu definieren, was ein guter Tänzer oder eine gute Tänzerin ist. Mit der Dauer der Tanzerfahrung hat es bestimmt sehr wenig zu tun. Deshalb sollte man nie in Demut verfallen, wenn der Partner oder die Partnerin schon 5 Jahre länger als man selber tanzt. Das sagt gar nichts aus.

Grüße

cassiel hat gesagt…

Hallo tango1001,

schön, daß Du wieder einmal vorbeischaust! Ich finde das auch sehr mühsam mit den Hirarchien und ich versuche auch diese zu ignorieren.

Was mir häufiger auffällt? Manche step collectors können nach einem Jahr deutlich mehr Figuren führen, als ich es (sicher) kann. Ihnen fehlt es aber manchmal an Erfahrung und sie beherzigen häufig nicht den Satz: "Weniger ist manchmal mehr". Sicherlich kann man die Tangoerfahrung nicht pauschal in Jahren rechnen. Längere Erfahrungen auf den verschiedensten Milongas sind aber sicherlich kein Hindernis. ;-)

Raxie hat gesagt…

Die Demut hat schon ihren Platz bei Milongas, wie ich finde. Aber tatsächlich nicht in der Form der Ehrfurcht vor besseren Tänzern. Da stimme ich Dir komplett zu tango1001, auch wenn es mitunter verdammt schwer ist, diesen Respekt/Ehrfurcht/Furcht vor richtig guten Tänzern nicht zu haben....

Aber: Die Demut begleitet mich in der Milonga mitunter bei richtig richtig schönen Tanzerfahrungen. Wenn ich in meinem persönlichen Tangohimmel bin, bin ich häufig auch demütig und mir meines unglaublichen Glückes bewußt und nehme es dankbar an. Und ich darf in letzter Zeit häufig dankbar sein...

tango1001 hat gesagt…

@ cassiel

Erfahrung ist für mich nicht einfach, viel getanzt zu haben, sondern das, was man aus diesen Erlebnissen macht. Dazu gehört sehr viel "zuhören", und das, was man erlebt, zu verarbeiten.

@ raxie

ich gebe dir recht. Demut (ganz was anderes als Unterwürfigkeit) ist bestimmt angebracht, wenn es um die Musik und den Dialog geht.
Und außerdem glaube ich, daß man so manchen "prominenten" Tänzer vom Sockel stürzen kann, wenn man ihm zuviel Ehrfurcht verweigert. Das Recht dazu hat man.

cassiel hat gesagt…

@tango1001

Erfahrung ist für mich nicht einfach, viel getanzt zu haben, sondern das, was man aus diesen Erlebnissen macht. Dazu gehört sehr viel "zuhören", und das, was man erlebt, zu verarbeiten. 

Wie schön Du das formuliert hast! Vielleicht habe ich mich mißverständlich ausgedrückt. Ich sehe das aber genauso...

;-)

Anonym hat gesagt…

Ich finde es voll banal hier! Und Cassiel, Sie gefallen sich wohl in der Rolle des schleimigen Frauenverstehers. Wahrscheinlich kriegen Sie nie eine Tänzerin ab. Stimmts?

Kindergarten!

Raxie hat gesagt…

Oh wie nett, unser Troll bekommt Gesellschaft!

Seid doch so nett und geht raus zum Spielen! Und wenn Ihr wieder rein kommt, wascht Euch die Hände, putzt die Nasen und rennt nicht so rum und artikuliert Euch ein bisserl besser...

--

Übrigens - Anonymus - in der Tangogemeinde duzt man sich. Wenn Sie dann tatsächlich mal zum Tango finden sollten, begrüßen wir Sie hier gerne als erwachsenen Mitbürger, der die Nettiquette im Netz ebenso einhält, wie alle Tangueros und Tangueras, die sich hier gerne untereinander austauschen!

Anonym hat gesagt…

@ Raxie: Als ich eben Deinen Kommentar las, fiel mir ein, daß ich neulich auf einer Milonga einen älteren Herrn ansprechen wollte und ehrlich nicht wußte, wie. Der Tangos ist ja ein generationenübergreifendes Vergnügen – aber muß man einen älteren Herrn wirklich duzen? Diskriminiert man ihn mit dem "Sie"?

Raxie hat gesagt…

@elbnymphe

ich kann das verstehen, das Problem hatte ich auch schon. Aber ich bleibe konsequent beim Du - und fühlem ich mittlerweile auch immer wohl damit. Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass ich 45 bin, als nah dran an oben und unten.

Und ganz ehrlich: Wenn einer der 20-jährigen Hüpfer auf einer Milonga mich mit Sie ansprechen würde - das fände ich ganz schlimm! Vermutlich würde ich um JAHRE altern... ganz ohne Chronos... ;-)

Anonym hat gesagt…

:)

Anonym hat gesagt…

@ Raxie: Wenn mich einmal ein junger Hüpfer mit "Sie" anreden sollte, nehme ich mir schon jetzt fest vor, mit "Angenehm, Mrs Robinson!" zu antworten! Wird er zwar nicht verstehen, aber wenigstens ich hatte dann meinen Spaß! ;-)

Herr Oswald hat gesagt…

Neulich hat mich eine überaus wohlgeformte, zu junge Russin auf der "Sie-Ebene" aufgefordert. Wir sind dann die ganze Zeit dabei geblieben - das hat durchaus was… - ich finde ohnehin, die Duzerei wird übertrieben.

cassiel hat gesagt…

@Herr Oswald

Also ich finde das Sie dann doch zu gespreizt. Nun gut, ich bin mit dem Du groß geworden und auch in Arbeitsumgebungen hat es sich inzwischen durchgesetzt. Die häufig vorgetragenen Befürchtungen, es wäre damit ein Verlust an Respekt verbunden, kann ich nicht teilen.

Und wenn ich vertraut mit einer Tanguera tanze, dann kann ich mir ein Sie überhaupt nicht vorstellen. Das hat mit mir ein einziges Mal eine Tanguera gemacht, die mich aufgefordert hat. Die hat dann auch sofort einen Platz auf meiner Sperrliste bekommen (zugegeben: Da war auch viel Platz, die Liste ist nämlich sher klein, da gibt es momentan nur drei Einträge).

Austin hat gesagt…

Ich möchte noch mal auf den Ausgangsbeitrag zurückkommen und auf den ungemein interessanten Vorschlag, den im Tango üblichen Umgang mit Nähe und Intimität auch außerhalb des Tango anzuwenden. Sozusagen öfter mal ein Signal auszusenden in dem Sinne "Du gefällst mir, aber dabei belassen wir es erstmal".

So ein Verhalten (funktioniert natürlich nur, wenn alle Beteiligten das so verstehen, also ist das ganze folgende im Konjunktiv zu verstehen) würde den Raum für mehr freundliche Bemerkeungen eröffnen, für mehr Lächeln im Gesicht, für mehr Komplimente, und wahrscheinlich ergäben sich mehr Gespräche auf einer deutlich interessanteren Ebene.

Klar, es gäbe immer die Gefahr, dass man ungewollt Konsequenzen erzeugt, die das Leben unnötig komplieziert machen, insgesamt aber erscheint es mir ein erstrebenswerter Zustand zu sein. Und mal ehrlich: so ein Handschlag-Finale hat schon Klasse (okay, ein Bussi hätte es auch sein dürfen).

Neuling hat gesagt…

Guten abend!

Schön hier-richtig angenehm. Mag jemand Chips oder Schokolade?

:)

Aurora hat gesagt…

Ein pauschales "Du" finde ich angebrachter als ein teilweises "Sie"?

Nach welchen Kriterien soll ich den unterscheiden? Alter? Können?
Im beiden Fällen würde sich sicher der ein oder andere auf dem Schlips getretten fühlen...so gesehen ist ein gleichberechtigendes "Du" Allen gegenüber respektvoller.


@all
"Sit and Smile" hat bei mir noch immer geholfen. Auch wenn es durch aus etwas dauern kann.
Wobei "Smile" weniger eine Rolle spielt nach meiner Erfahrung. Viel entscheidender ist die "Aufmerksamkeit" die frau den begehrten Tänzern entgegen bringt.
Die meisten Tangueros fordern eine Tanguera im Laufe des Abends auf, die ihnen aufmerksam beim Tanzen zusieht und einen Blick vom Rande der Tanzfläche abringt.

Kontakt außerhalb Milongas mag das Eis brechen. Aber warum baut man erst Eis auf?
Auch Tangogötter sind menschlich, haben einmal angefangen und auch mal einen schlechten Tag. Sicher einen solchen mag man ihnen nicht ansehen - das mag sie auch zu Tangogöttern (und Göttinnen) machen. Ich kenn niemanden der nicht mal übermüdet, total im Stress ist, dem der Schuh drückt... Respekt: Ja. Berührungsängste: Nein.

@ Austin
Ja, ein mehr an einem offenem Eingehen auf andere ohne Erwartungs- und Anspruchshaltungen, tut sicher gut.

Peter hat gesagt…

cabecceo und mehr...

im laufe der letzen 100 jahre haben sich im tango nun mal gewisse regeln entwickelt die dem ablauf einer milonga vereinfachen. ein guter tänzer/tänzerin hält sich an die regeln, da spielt die tänzerische erfahrung die nach jahren gerechnet wird keine rolle...
und cabecceo ist halt eine internationale gültige methode zum tango zu bitte...

Raxie hat gesagt…

@Cassiel

mal ganz was anderes: Wann kommt endlich das "Unauffällige-Büro-Layout"?

Schwarz-rot: Auffälliger geht das Fremdsurfen ja nun wirklich nicht mehr... Kannst Du nicht Mitleid haben und bisserl umprogrammieren? :-)

cassiel hat gesagt…

@Raxie

Ich habe sehr schmunzeln müssen, als ich Deine freundlichen Zeilen gelesen habe. Da ging bei mir sofort das Kopfkino los. ;-)

Und nun die etwas traurige Nachricht: Ich kann mich von dem schwarz-roten Design nicht trennen. Ich finde irgendein Markenzeichen sollte die Tangoplauderei entwickeln.

Und weil Du so überaus freundlich gefragt hast, verrate ich ein Geheimnis. Ich experimentiere mit einem neuen, funktionaleren Design. Das ist gar nicht so einfach. Ich bin kein ausgebildeter Grafiker und muß mich in alle Aspekte (Ästhetik, Funktionalität, Wahrnehmungspsychologie usw.) einlesen. Nebenbei habe ich noch ein Beruf und ein soziales Umfeld.

Die gute Nachricht: Es gibt die Tangoplauderei als RSS-Feed. Den kann man unauffällig lesen. Dazu klickt man einfach die entsprechenden Links in der rechten Spalte unten an. Da gibt es dann trostlose Textwüsten zum Lesen.

Dir und allen anderen Leserinnen und Lesern einen schönen Tag!

cassiel hat gesagt…

... und ausnahmsweise eine Bitte in eigener Sache:

Es gibt eine wunderbare Frau im Tango, die heute Geburtstag hat. Ihr ist das nicht so wichtig und ich weiß, daß sie mit ihrem Partner heute abend zur Milonga geht. Natürlich wird es keinen Geburtstagstango geben, aber vielleicht können ja alle einmal heute untertags an die Unbekannte denken und ihr einfach ganz still für einen Moment Glück wünschen.

[Das war ausnahmsweise einmal ein persönlichen Anliegen.]

Sophia hat gesagt…

Was für eine schöne Idee!

Liest die unbekannte Tanguera hier mit? Von mir gibt es einen herzlichen Glückwunsch und ganz viel gute Energie für heute Abend - auch ohne Geburtstagstango.

B. G. hat gesagt…

Auch von mir unbekannterweise meine herzlichsten Glückwünsche und schöne Tandas heut abend...

(Was hat die Tanguera denn getan, damit sie hier öffentliche Glückwünsche erhält?)

Austin hat gesagt…

Also liebe Leute, ich bin ja wirklich auch ein Freund der Harmonie, aber so langsam brauchen wir hier mal wieder einen kleinen Aufreger.

Cassiel, die angekündigte zünftige Glosse oder Polemik wird sehnlichst erwartet!

Mich persönlich würde ja mal ein Gedankenaustausch zu Modesünden bei den tanzenden Herren der Schöpfung interessieren. Ich weiß, dazu hast du schon mal was kurzes geschrieben, aber ich finde, dass Nike-Funktions-Shirts oder ärmellose Sport-Oberteile auf Tanzflächen dringend mal besprochen gehören und würde auch gerne mal wissen, warum manche Herren glauben, in Marlene-Dietrich-Hosen besonders gut rüberzukommen. Ich weiß, das sind nicht die Themen, an denen sich das Schicksal der Welt entscheiden wird, aber ich finde Geschmacksfragen so ergiebig ;-)

cassiel hat gesagt…

@Austin

Vielen Dank für Deinen Beitrag und ich gelobe Besserung. Versprochen!

In den letzten Tagen ist mir dann mein Blog doch etwas über den Kopf gewachsen. Ich habe ein wachsames Auge auf meinen Blog - auch wenn ich nicht immer schreibe. Ich fühle mich verantwortlich, daß es halbwegs gesittet zugeht. Dann hat sich ein wunderbares neues Projekt aufgetan, welches es vorzubereiten gilt. Ich hoffe, ich kann am Ende der kommenden Woche meiner Leserschaft einen Knaller präsentieren. Zusätzlich organisiere ich einen Event im Tangoumfeld im nächsten Jahr. Ich bin alleinerziehender Hundehalter, ich habe einen zeitraubenden Beruf, ich kümmere mich um meine Herkunftsfamilie, ich will ab und zu auch mal auf eine Milonga, es gibt Menschen in meiner Umgebung, die wollen ohne Druck nur mal mit mir sprechen und manchmal brauche ich auch einfach mal eine Stunde Pugliese für mich.

Mehr geht leider momentan nicht!

Ich sehe die Tangoplauderei nicht zuletzt als mutmachendes Beispiel, ein eigenes Projekt zu starten. Ich warte sehnsüchtig auf weitere Blogs im deutschsprachigen Raum. Aktive Nachwuchsförderung habe ich schon vor einiger Zeit versucht und meinem treuen Blogtroll mal einen Blog eingerichtet. Er hat sich leider geweigert, das großzügige Geschenk anzunehmen.

Aber Austin wie wär's? Magst Du nicht einen Gastbeitrag schreiben? Meine eMail-Adresse findest Du unten auf der Seite.

Anonym hat gesagt…

@Austin: Ich formuliere in meinem Kopf schon seit geraumer Zeit an einer Studie zu Hemdheraushängern und Hemdsarmamputierten – womit meine Lieblingsärgernisse schon mal benannt wären.

Aber vielleicht warten wir mit der Diskussion, bis Cassiel einen Artikel oder einen Extra-Thread hierzu eröffnet? :-)