Ich mag beide Instrumente und vielleicht ist das der tiefere Grund, warum ich mich nun schwer tue, diese CD zu besprechen. Nein, es ist keine CD zum Tanzen (oder wenn doch, dann nur in Ausnahmefällen). Es ist eine CD, die den perfekten Soundtrack zu meditativen Stunden liefert. Die Tempi-Wechsel, die Variationsbreite von kaum-hörbar zart bis zum kraftvollen und energiereichen Spiel sind die tiefe Ursache für die Untauglichkeit für eine Milonga aber zugleich auch der Garant für die Wertbeständigkeit im heimischen CD Regal.
Wer die Cello-Suiten von Bach (ich habe eine Interpretation von Mstislav Rostropovich in meinem Fundus) oder die späte Einspielung der Goldbergvariationen von Glenn Gould liebt, dem sei diese CD vom Klangeindruck her uneingeschränkt empfohlen. Ich kann mich nicht entscheiden, welchen Titel ich wirklich am meisten mag. Das in der NDR-Besprechung gelobte Stück El Choclo ist sicherlich eine neuartige Interpretation mit akuter Daseinsberechtigung, aber ich denke, ich tendiere doch eher zu den Piazzolla Klassikern Soledad bzw. Oblivion.
Abschließend meine Kurzzusammenfassung:
Keine leichte Kost, aber äußerst empfehlenswert!
3 Anmerkung(en):
Obwohl das Cello nicht zum engsten Kreis der Instrumente des Orquesta Típica gehört, ist es für kleinere kammermusikalische Besetzungen sehr ausdrucksvoll und hervorragend geeignet! Vielleicht hat Yo Yo Ma mit seinen guten Referenzen aus der klassischen Musik mit seinem Bekenntnis zur Tangomusik und zu Astor Piazzolla viele seiner Hörer auch zu Hörern dieser Musik gemacht.
Es gibt - neben Yo Yo Ma - noch ein paar Tipps für diejenigen, die das Cello gern hören:
Beata Söderberg spielt das Cello solistisch mit einer Band aus Argentinien, Justango, die Aufnahmen sind phantasiereich komponiert und arrangiert, oft recht gut tanzbar, und eine schöne Bereicherung für das Genre, weil keine Tangostandards reproduziert werden, sondern neue Kompositionen dargeboten werden. Schon in dem Zusammenspiel mit Cristián Zárate mit dem eher verdächtigen Titel "Tangos románticos" werden keine bekannten Melodien, sondern höchst individuelle Neuschöpfungen vorgestellt.
Einen schönen Ton, der in einer ganz kleinen kammermusikalischen Besetzung nicht untergeht, sondern wie eine kräftige Gesangsstimme dominiert, erreicht auch mühelos der Cellist Germán Prentki aus Uruguay, der in einem Orchester in Südwestfalen spielt. Er hat mit seinem Cello und nur einem Duopartner Aufnahmen gemacht, die sehr zu empfehlen sind, nicht nur für Cello- Adictos!
Etwa mit Raúl Jaurena, dem uruguayischen Bandoneonisten, oder mit Julio Cobelli, einem herausragenden Folkloregitarristen, der noch mit Alfredo Zitarrosa oder Hilario Pérez gespielt hat. Es lohnt sich, die wenigen Konzerte zur Kenntnis zu nehmen, die von Zeit zu Zeit, von Jahr zu Jahr gelegentlich in Deutschland stattfinden.
Und hier noch der letzte und topaktuelle Tipp für Cello- Enthusiasten:
Das Cuarteto SolTango hat gerade seine erste CD- Aufnahme, die schon länger "im Kasten" ist, zum Erwerb veröffentlicht! Der gewählte CD Titel: Tango extreme, aber die Ohren und Hörgewohnheiten werden nicht extrem überfordert, die Musikalität des Quartetts ist allerdings wirklich "extrem" und außergewöhnlich. Extrem tanzbar, schwungvoll und mitreißend ist die Sache auch noch! Ende dieses Monats werden sie in Oldenburg beim Tangofestival spielen, eines der sehr seltenen Konzerte dieser Gruppe, deren Mitglieder vielbeschäftigt sind mit der Verbreitung ihrer jeweiligen Ausnahmetalente, nicht nur im Tangogenre!
Dies CD ist direkt bei SolTango zu bestellen über www.soltango.com
Eine besondere Empfehlung - an dieser Stelle - für Cello- Enthusiasten - sie werden Karel Bredenhorst in ihr Herz schließen, aber auch Martin Klett, Azadeh Maghsoody und Rocco Boness, um auch noch die übrigen Bandmitglieder zu nennen.
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